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Die Wirtschaft des Senegals. Aktuelle Situation und zukünftige Perspektive

AutorJean Jacques Badji
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl63 Seiten
ISBN9783668040984
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich BWL - Wirtschaftspolitik, Note: 2, Technische Hochschule Köln, ehem. Fachhochschule Köln (Institut für Translation und Mehrsprachige Kommunikation), Veranstaltung: Mehrsprachige Kommunikation mit dem Schwerpunkt Wirtschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Zur Jahrtausendwende galt Afrika als der 'verlorene Kontinent.' In der karikaturalen Vorstellung war es das ewige Opfer, das fünfte Rad am Wagen der Globalisierung und lediglich ein Objekt von Fremdbestimmung und Ausbeutung. Auch heute wird Afrika häufig noch als 'Kontinent der Krisen' wahrgenommen. Doch längst ist auch ein anderes Afrika in den Blickpunkt geraten: Ein Wirtschaftswunder mit Wachstumszahlen von durchschnittlich 6%, wovon Industrienationen nur träumen können. Es scheint als wandle sich damit langsam aber sicher das Bild Afrikas 'vom Kontinent der Krisen zum Kontinent der Chancen.' Der Kontinent steht jedoch stellvertretend für 55 Länder, was in der öffentlichen Darstellung und Wahrnehmung nach wie vor vernachlässigt wird. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das westafrikanische Land Senegal aus dem Bild Afrikas herauszulösen. Dabei wird der Frage nachgegangen, welche wirtschaftlichen Perspektiven das Land bietet. Zur Klärung dieser Frage wird die wirtschaftliche Situation des Landes näher betrachtet.

Jean Jacques Badji (B.A.) wurde im Senegal geboren und ist dort aufgewachsen. Seit 2008 lebt er in Deutschland, wo er zunächst die deutsche Sprache erlernte. Im Jahr 2015 schloss er sein Studium der Mehrsprachigen Kommunikation mit Schwerpunkt Wirtschaft an der Fachhochschule Köln mit dem Bachelor of Arts ab. Während des Studiums war er zunächst als Lehrbeauftragter für Französisch am privaten Lernkolleg Cologne Academy und anschließend als studentischer Mitarbeiter bei der Wirtschaftsförderungsagentur der schottischen Regierung, Scottish Development International in Düsseldorf tätig.

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Leseprobe

2. Darstellung der wirtschaftlichen Situation des Landes


 

Bevor auf die wirtschaftliche Situation der heutigen Zeit näher eingegangen wird, wird zunächst auf die wirtschaftliche Situation im historischen Kontext der vorkolonialen, der kolonialen und der nachkolonialen Zeit Bezug genommen. Es werden dabei die wichtigsten Daten und Ereignisse der vorkolonialen, der kolonialen und nachkolonialen Zeit des Senegals näher dargestellt. Der Blick wird primär auf die Raumordnung und die wirtschaftlichen Verhältnisse gerichtet.

 

2.1. Situation in der vorkolonialen Zeit


 

Das Gebiet war schon in der Zeit vor der europäischen Kolonialisierung Zielpunkt von Händlern und muslimischen Predigern aus dem Maghreb und aus arabischen Ländern. Bereits im 9. Jhd. waren die Bewohner am Senegalfluss islamisiert.[58]

 

Teile der Gebiete des heutigen Senegals waren in mehrere mittelalterliche Großreiche eingebunden. Um 800 nach Christus entsteht am Unterlauf des Senegal-Flusses das Tekrur-Königreich.[59] Zeitgleich entstand das Goldreich Gana, das nicht mit dem Staat Ghana zu verwechseln ist. Es erstreckte sich über Teile der heutigen Staaten Mauretanien, Senegal und Mali.[60]

 

Der Sklavenhandel in der Geschichte Westafrikas begann nicht erst mit dem Eintreffen der Europäer. Der Reichtum der Großreiche in die das Land eingebunden war, war auf der Arbeit von Sklaven begründet, die in den Minen und auf den Feldern eingesetzt wurden. Gleichzeitig stellten Sklaven - neben Gold - das einzige Handelsgut dar, dessen Wert groß genug war, um aufwändige Karawanen nach Nordafrika zu rechtfertigen.[61]

 

Das Großreich Mali (12. Jhd. – 15. Jhd.) und das sich anschließende Songhai-Reich (bis 1591) waren nicht nur wegen ihrer Goldschätze bekannt, sondern wurden auch aufgrund ihrer effizienten administrativen Staatstruktur geschätzt. Ihr gut organisiertes Bildungssystem führte dazu, dass die Region in dieser Zeit eine wirtschaftliche und kulturelle Blüte erreichte, die weit über die Grenzen Afrikas berühmt wurde. Im gesamten Malireich wurden islamische Schulen eingerichtet. In Timbuktu erlangte die Universität Sankoré weltweiten Bekanntheitsgrad. Hier unterrichteten Gelehrte aus der islamischen Welt. Die Studenten kamen aus Afrika, aber auch aus dem Maghreb und aus Arabien. Reisende und Forscher aus Europa und dem Maghreb kamen dorthin um seltene Schriften einzusehen.[62]

 

Während dieser Zeit begann die europäische Durchdringung des Kontinents von der Westküste aus. Im Jahr 1445 erreichen portugiesische Händler mit ihren Schiffen den Senegal Fluss. In der Folge entstanden erste portugiesische Handelsstützpunkte, womit der europäische Sklavenhandel[63] nach Portugal, Sao Tomé und Amerika begann. Die Küste des Senegals wurde daraufhin zur beliebtesten Zone der europäischen Sklavenhändler: Portugiesen, Holländer, Franzosen und Engländer bekämpften sich hier Jahrhunderte lang.[64] Ab 1848 baut Frankreich seine Niederlassung an der Senegal-Küste zur Kolonie aus, um die Inbesitznahme des westafrikanischen Hinterlandes voranzutreiben.[65]

 

Ein großer Teil der Sklaven aus ganz Westafrika wurde von europäischen und afrikanischen Sklavenfängern auf die vorgelagerte Insel Gorée der Stadt Dakar verbracht.[66] Dieser war Teil eines Dreieckshandels, bei dem Branntwein, Glasperlen oder sonstiger billiger Tand aus Europa gegen afrikanische Sklaven getauscht wurden, die wiederum an Plantagenbesitzer in der neuen Welt verkauft wurden, deren Produkte – Zucker, Rum, Tabak oder Gewürze – schließlich in Europa auf den Markt kamen.[67]

 

Im Jahr 1889 wurde das Gebiet des heutigen Senegals zunächst französisches Protektorat und im Jahr 1895 dann offiziell französische Kolonie. [68]

 

2.2. Situation während der kolonialen Zeit


 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird der Sklavenhandel lediglich völkerrechtlich geächtet.[69] Im Jahr 1807 wird dieser in England und in Frankreich ab 1848 verboten.[70]

 

Der Übergang vom Sklavenhandel zum sog. „legitimen Handel“ hatte im Senegal gesellschaftliche Folgen, die weder vorhersehbar noch beabsichtigt waren. Es bildeten sich neue Wirtschaftsstrukturen heraus.[71] Die Entwicklung führte zum einen dazu, dass sich die Bevölkerung im Senegal auf die Erdnussproduktion und den –export umstelle.[72] Zum anderen begann in dieser Zeit der Einfluss der muslimischen Bruderschaften und ihrer religiösen Führer, den sog. Marabouts.[73] Die wichtigste Bruderschaft der Muriden wurde in dieser Zeit von ihrem Gründer Amadou Bamba Mbacke (1853-1923) angeführt. Die Marabouts widmeten sich in großem Maßstab dem Anbau der Erdnuss, was eine Kolonisierung ihrer Anhänger (der Talibés) in Bewegung setzte. Große Gemeinschaftsfelder der Bruderschaft wurden von den Talibés bei rhythmischer Begleitung von Liedern bearbeitet. Die Arbeitsorganisation in der Gemeinschaft verhalf der Bruderschaft und ihrem Scheich zu Einfluss und Macht. Kritiker sprachen von sozialer Ausbeutung. Gegenstimmen sahen darin eine treibende Kraft für die landwirtschaftliche Entwicklung, die nicht ideal aber dennoch praktisch war.[74] Durch die einflussreichen islamischen Marabouts formiert sich auch erster Widerstand gegen die Kolonialherrschaft.[75]

 

Die Franzosen sahen dadurch ihren Einfluss schwinden. Aus diesem Grund strebten sie eine Assimilationspolitik der Senegalesen an, mit dem sie das Ziel verfolgten, frankophone und Frankreich treue Eliten zu schaffen. Sie sollten als Mittelsmänner zwischen der Bevölkerung und der Kolonialverwaltung gelten.[76] Vier Gemeinden am Senegal-Fluss (Dakar, Gorée, Rufisque und Saint-Louis) erhielten daher in den Jahren 1848 bis 1851 die französische Staatsbürgerschaft. Betroffen waren vor allem dort ansässigen französischen Händler sowie eine aufstrebende „Mischlings“-Bevölkerung, die aus französischer Sicht kulturell assimiliert werden konnte.[77]

 

Die Franzosen forcierten eine weitere Expansion ins Landesinnere, wodurch die Verbäuerlichung der Bevölkerung vorangetrieben und der Anbau von Exportfrüchten gefördert wurde.[78]

 

In Folge der Berliner Kongo-Konferenz 1884/85 wird im Jahr 1895 die Koloniale Föderation AOF (Afrique Occidental Française) gegründet. Dakar wurde ihre Hauptstadt und Zentrum. Dort war der Sitz des Generalgouverneurs mit seiner beratenden Versammlung, alle Teile der Kolonie wurden von Dakar aus verwaltet und Menschen des gesamten Kolonialreiches ließen sich in der Hauptstadt nieder: Verwaltungsbeamte, Arbeiter, Schüler. Darüber hinaus setzten die französischen Kolonialherren Libanesen für den Groß- und Mittelhandel im Senegal ein. Diese sind auch heute noch in Handels- und medizinischen Berufen im Einsatz. Ihre Anzahl dürfte 70.000 überschreiten.[79]

 

Im Jahr 1956 erhielt der Senegal weitgehende Autonomie und im Jahr 1960 die Unabhängigkeit.[80]

 

2.3. Situation seit der Unabhängigkeit


 

Das wirtschaftlich koloniale Erbe des Senegals zeigte sich zwiespältig, was nun kurz beschrieben wird.

 

Nach der Unabhängigkeit besaß das Land zwar eine relativ fortgeschrittene Infrastruktur, die jedoch andererseits hauptsächlich auf die kolonialen Handels- und Wirtschaftsbeziehungen ausgerichtet war. Darüber hinaus erbte das Land eine starke Exportabhängigkeit von Erdnüssen als einzigem devisenbringendem Exportgut.[81]

 

Die wirtschaftliche Geschichte nach der Unabhängigkeit bis zum Jahr 1978 erfolgte in drei Etappen.

 

In der ersten Etappe von 1960 bis 1968 expandierte die senegalesische Erdnusswirtschaft aufgrund der günstigen klimatischen und ökonomischen Bedingungen sowie der umfangreichen ausländischen Finanzhilfe. [82]

 

Die zweite Etappe von 1968 bis 1973 war von einer wirtschaftlichen Verschlechterung und den darauf folgenden Sparmaßnahmen geprägt. Nach Dürreperioden kam es zu Ernterückgängen, die sich auf eine Senkung der Exporteinnahmen auswirkten. Zusätzlich beendete Frankreich seine Subventionen, indem es die Abnahme der senegalesischen Erdnüsse und Erdnussprodukte zu garantierten Festpreisen abschaffte. [83]

 

Von 1974 bis 1978 folgte eine Phase von guten Exportgeschäften aus Erdnussöl.[84]

 

Die gesamte Erdnussproduktion erreichte in dieser Periode im Jahr 1976 ihr bisheriges ungebrochenes Rekordniveau mit 1.434.147 t. [85]

 

Ende der siebziger Jahre verschlechterte sich die...

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