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Die zehn Botschaften der Sterbenden

Was wir von Randy Pausch, Sam Berns, Steve Jobs und anderen lernen können

AutorDagmar Larini
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783864157080
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Oft sind es gerade todkranke Menschen, die uns mit ihren Gedanken und ihrer Weisheit bewegen, beeindrucken und inspirieren. Denn im Angesicht des Todes ändern sich Prioritäten, man sieht vieles klarer und konzentriert sich auf das Wesentliche. Dagmar Larini hat sich auf die Spuren derjenigen begeben, die mit ihren Gedanken schon viele Menschen inspiriert haben, wie beispielsweise Randy Pausch, Steve Jobs oder Sam Berns, der kurz vor seinem Tod ein YouTube-Video veröffentlicht hat, das binnen kurzer Zeit mehr als 5 Millionen Mal angeklickt wurde. Dagmar Larini hat zusammengetragen, was sie alle verbindet und was wir von ihnen lernen können, um ein glückliches Leben zu führen und nicht erst im Angesicht des Todes zu bemerken, was wir alles verpasst haben und was wir alles bedauern.

Dagmar Larini ist Journalistin und hat sich intensiv mit den Themen Hospizarbeit und Sterbebegleitung befasst. Sie lebt in Hamburg.

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Leseprobe

1. Sam Berns: Lebe die Möglichkeiten

Sampson Gordon »Sam« Berns war nicht einmal zwei Jahre alt, als klar wurde, dass er diese Welt bald schon wieder verlassen sollte. Seine Lebenserwartung wurde auf bestenfalls vierzehn Jahre geschätzt, am Ende sollten es allen Voraussagen zum Trotz immerhin siebzehn Jahre sein, die Sam auf dieser Erde verbrachte. Eine sehr kurze Zeit, aber doch lang genug, um aus Sam Berns einen Menschen zu machen, der Millionen berührte – und dessen Weisheit und Lebensmut wir niemals vergessen dürfen.

Man kann es fast schon als eine Ironie des Schicksals betrachten, dass Sam als Sohn zweier Kinderärzte geboren wurde und an einer der seltensten Kinderkrankheiten überhaupt litt. Zunächst schien Sam Berns ein vollkommen gesundes Baby zu sein, doch bald schon stellten sich Symptome ein, die beunruhigten. Die Diagnose war nichts anderes als ein Todesurteil: Progerie. Die wenigsten werden davon je gehört haben oder wissen, was sich hinter diesem Namen verbirgt. Fast jeder wird aber schon mal irgendwo ein Bild eines jungen Menschen gesehen haben, der unter Progerie leidet. Denn die Auswirkungen der Krankheit sind deutlich sichtbar.

Hergeleitet ist der Begriff aus dem Altgriechischen und er steht für früh- oder vorzeitiges Altern. Was allerdings immer noch eine sehr zurückhaltende Beschreibung dessen ist, was in dem Körper eines der weltweit kaum mehr als einhundert Betroffenen vor sich geht. Denn Progerie führt dazu, dass ein Mensch vier- bis zehnmal schneller altert, als es normalerweise der Fall ist. Die ersten Anzeichen treten meist schon im ersten Lebensjahr auf. Sie reichen von Haarausfall über Arterienverkalkung und Knochenschwund bis hin zu Kleinwuchs, der ebenfalls für diese Patienten typisch ist.

Im Klartext: Sam Berns lebte bereits als Teenager im Körper eines sehr alten Mannes, eines Greises. Er war winzig klein und mager, sein kahler Kopf wirkte unverhältnismäßig groß.

Kein gesunder Mensch vermag sich annähernd vorzustellen, was diese Krankheit für ein Kind bedeutet. Unbeschwertes Herumtollen war für Sam unmöglich, und immer war da auch dieses Wissen, dass er nur ein kurzes Gastspiel im Reich der Lebenden geben würde. Doch Sam wäre nicht der gewesen, der er war, hätte er sich davon unterkriegen lassen. Stattdessen ließ er die Menschen an seinem Leben teilhaben und bereicherte damit wiederum deren Leben.

Bekannt beziehungsweise berühmt wurde Sam in seinem letzten Lebensjahr. Vier Jahre hatte der amerikanische Fernsehsender HBO sein Leben begleitet und eine Dokumentation mit dem Titel Life According to Sam über ihn gedreht, die 2013 veröffentlicht wurde. Gegen Ende jenes Jahres absolvierte Sam Berns noch einen öffentlichen Auftritt im Rahmen einer Tagung, was ihn endgültig zu einer weltweiten Berühmtheit machen sollte – wenige Monate bevor er starb.

Im Rahmen der sogenannten TEDx Midatlantic saß Sam Berns auf einer riesigen Bühne allein auf einem Stuhl vor dem Publikum. Wer ihn nicht kannte, mochte ihn für ein bedauernswertes Wesen halten. Sein zu großes blaues Hemd konnte nicht verbergen, wie zerbrechlich sein Körper wirkte. Sein Kopf war haarlos und er blickte durch dicke Brillengläser auf die Zuschauer. Als wollte er die Diskrepanz zwischen seinem Erscheinungsbild und seiner Jugend noch verdeutlichen, begann er seine Rede mit den Worten: »Ich bin Sam und ich bin gerade 17 Jahre alt geworden.«

Wer nun erwartete, dass der greise Teenager die Welt über sein Leid aufklären wollte, erfuhr allerdings schnell, dass es genau darum nicht ging. Denn der Auftritt stand unter einem unerwarteten Motto: Sam Berns sprach über seine Philosophie für ein glückliches Leben. Und er tat es mit einer Klarheit und Weisheit, wie sie selbst für einen doppelt so alten Menschen ungewöhnlich wäre.

Seine Erzählung begann mit einem zunächst sehr überraschenden oder fast schon abwegig wirkenden Beispiel. Vor einigen Jahren, so erzählte Sam, hatte er den dringenden Wunsch, Trommel in einer Marching Band zu spielen. Also in einem der vor allem in den USA verbreiteten Orchester, die nicht nur musizieren, sondern dabei auch marschieren. Der Haken an der Sache: Während des Marschierens werden die Trommeln mit einer Art Gurtgeschirr am Körper getragen. Eine Kombination, die in Sams Fall ein Gewicht von rund 20 Kilogramm ausmachte. Er selbst jedoch war durch die Progerie inzwischen auf ein Gewicht von 25 Kilogramm abgemagert. Niemand dürfte daran zweifeln, dass es ihm eigentlich vollkommen unmöglich war, ein derartiges Gewicht am Körper zu tragen, dabei noch die Trommel zu schlagen und im Takt zu marschieren. Ganz zu schweigen von der typischen Uniform, die zusätzliches Gewicht bedeutete.

Die naheliegende Schussfolgerung lautete daher: Dieser Traum ist unmöglich, manche Dinge sind nicht zu realisieren und damit muss man sich abfinden. Doch genau das war nicht die Haltung von Sam Berns. Er wollte sich auch nicht damit abfinden, dass man ihm anbot, doch zum Beispiel Bongos zu spielen – die musste er nicht tragen und er musste mit ihnen auch nicht marschieren. Sam aber wollte marschieren und er wollte trommeln.

Zunächst noch niedergeschlagen von der Aussichtslosigkeit seines Wunsches, rappelte sich Sam Berns schnell wieder auf: Er setzte sich mit seiner Familie zusammen, man holte einen Techniker hinzu und nach einiger Entwicklungsarbeit fand man tatsächlich eine Lösung. Am Ende entstand eine neu konstruierte Kombination aus Tragegeschwirr und Trommel, die zusammen auf nicht mehr als drei Kilogramm Gewicht kam und zudem auch noch angenehmer zu tragen war.

Was Sam Berns damit sagen wollte, war eindeutig: Nur weil etwas unmöglich erscheint, muss es noch lange nicht unmöglich sein. Wir alle stehen in unserem Leben immer wieder vor Problemen, deren Lösungswege wir nicht kennen. Manchmal kämpfen wir uns an solchen Problemen ab, doch sie bestehen weiter, weil wir mit üblichen Methoden an sie herangehen. Manchmal versuchen wir uns des Problems zu entledigen, indem wir uns von ihm abwenden, es zu vergessen versuchen und an anderer Stelle so weitermachen, als wäre nichts gewesen – was natürlich das Problem auch nicht aus der Welt schafft. Sam Berns’ Rat für derartige Lebenssituationen lautet hingegen: Wenn es ein unüberwindbares Problem gibt, nicht aufgeben oder in Panik verfallen. Stattdessen sollten wir das Ganze aus allen erdenklichen Blickwinkeln betrachten, ruhig bleiben und die Sache genau analysieren. Vermutlich findet sich dann ein neuer Weg, der das Hindernis doch noch aus der Welt schafft.

Dass wir schwierige Situationen jedoch häufig mit wenig Erfolg versprechenden Methoden angehen, dafür gibt es einen ganz bestimmten Grund: Wir gehen davon aus, dass uns genügend Zeit bleibt. Wenn etwas gerade nicht lösbar erscheint, dann verschieben wir die Arbeit daran auf einen späteren Zeitpunkt. Die Zeit heilt ja bekanntlich alle Wunden, da wird sie doch auch ein Problem aus dem Weg schaffen können.

Sam Berns aber hatte keine Zeit. Was er hatte, das war ein Traum beziehungsweise der ganz große Wunsch, in der Band zu trommeln. Also setzte er alles daran, dies Realität werden zu lassen.

Für einen gesunden Menschen ist es vielleicht schwierig, sich einzubilden, er habe keine Zeit zu verlieren und müsse wie Sam möglichst schnell handeln. Was wir aber von Sam Berns lernen können, das ist die schlichte Wahrheit, dass es sich lohnt, für seine Wünsche und Träume wirklich zu kämpfen. Dass wir uns nicht einfach nur passiv anhören sollten, dass unser Traum ein Ding der Unmöglichkeit sei, sondern dass wir so lange daran arbeiten sollten, bis er wahr wird.

Doch damit war Sam Berns noch lange nicht am Ende seiner Rede. Er berichtete, dass er einmal im Radio interviewt wurde und man ihm dabei die Frage stellte, was denn das Wichtigste sei, das die Menschen über ihn wissen sollten. Sams Antwort darauf war ebenso einfach wie überraschend: nämlich dass er ein sehr glückliches Leben führe.

Was wieder den Bogen zu Sams Philosophie, wie man ein glückliches Leben führt, spannt. Diese Philosophie setzt sich aus drei Aspekten beziehungsweise Facetten zusammen. Die erste stammt dabei gar nicht mal von Sam Berns selbst. Er hat sie vielmehr einer Highschoolkomödie aus dem Jahr 1986 entnommen. Genauer gesagt handelte es sich um ein Zitat von Ferris Bueller, der von Matthew Broderick gespielten Hauptfigur in Ferris macht blau.

Der sagt an einer Stelle des Films: »Das Leben bewegt sich sehr, sehr schnell. Wenn du nicht gelegentlich anhältst und dich umschaust, könntest du es verpassen.« Ein sterbenskranker Junge wählt also ein Zitat aus einem eher zweitklassigen Hollywoodstreifen, um uns klarzumachen, wie auch wir ein glückliches Leben haben können? Macht das Sinn? Auf den ersten Blick nein – auf den zweiten Blick dagegen sehr wohl. Denn was Sam vermitteln will, ist schließlich nichts weniger als der Hinweis auf ein typisches Problem unserer schnelllebigen Zeit. Wir sind es gewohnt, immer nur nach vorne zu schauen. Einfach weil wir denken, dass wir sonst etwas verpassen oder dass die anderen uns überholen. Wenn wir aber ständig nur nach vorne schauen, dann ignorieren wir das Jetzt. Doch dieses Jetzt ist unser Leben, der Augenblick, den wir eigentlich auskosten sollten. Wenn wir die Gegenwart nicht genießen, dann können wir auch in der Zukunft nicht glücklich und zufrieden sein.

Dass wir aber ständig nach vorne blicken, das hängt auch damit zusammen, dass wir etwas erreichen wollen. Dass wir immer mehr wollen, weil es doch so vieles gibt, was uns sonst verwehrt bleibt. Denken wir, befürchten wir. Aber ist das auch wirklich so?

Tatsächlich gibt es auch...

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