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E-Book

Die Zukunft der Kinematographie

AutorPhilippe Stalla
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl129 Seiten
ISBN9783638568647
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Film und Fernsehen, Note: 1, Hochschule Mittweida (FH), 279 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Filmbranche ist in Aufbruchstimmung. Am Anfang des 21. Jahrhunderts hat die Digitalisierungswelle auch die professionelle Filmherstellung erreicht. Schon heute können Filme digital gedreht, geschnitten und ausgewertet werden. Die Realität zeigt jedoch, dass trotz zahlreicher Verlockungen der neuen Technik längst nicht überall digital gearbeitet wird. Befürworter und Skeptiker der digitalen Revolution liefern sich mit großer Ausdauer eine Auseinandersetzung zwischen Korn und Pixel. Wohin geht also die Reise? Und vor allem wann und warum? Auf der Suche nach Antworten nimmt der Autor Philippe Stalla Sie mit auf eine Reise durch alle Facetten der Filmherstellung. Bildaufnahme, Postproduktion und Auswertung auf der Leinwand werden nicht nur ausführlich aus technischer, sondern ebenso aus ökonomischer und ästhetischer Perspektive betrachtet. Lernen Sie mit dem vorliegenden Buch die Situation von heute verstehen, erkennen Sie die Herausforderungen von morgen und stellen Sie am Ende fest: mit genügend Weitblick ist eine Prognose für die Zukunft der Kinematographie gar nicht so schwer zu treffen. Eine Pflichtlektüre für all diejenigen, die in der aktuellen und allgegenwärtigen Entwicklung den Überblick behalten wollen.

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Leseprobe

2. Grundlagen


 

2.1 Geschichte der 35 mm Filmtechnik


 

„In der Entwicklungsgeschichte der Medien ist der Film eine Weiterentwicklung der Photografie.“ (Hoberg 1999: 12)

 

Das technische Grundprinzip des Films ist die „Aneinanderreihung fotografischer Bilder“

(Schmidt 2005: 1), also ein Verfahren, das auf der im 19. Jahrhundert entwickelten Fotografie beruht. Im folgenden Abschnitt soll diese rund 100 jährige Entwicklungsgeschichte der Kinematographie kurz dargestellt werden.

 

1826  Joseph Nicéphore Nièpce gelingt es erstmals, ein Bild auf einer Zinnplatte festzuhalten. Die mit Silbersalzen lichtempfindlich gemachte Platte wird über einen Zeitraum von 8 Stunden belichtet und liefert so die erste fotografische Abbildung der Geschichte.

 

1835 Louis Jacques Mandé Daguerre entwickelte das von Nièpce entwickelte Verfahren weiter und kann die Belichtungszeit erheblich verkürzen. Noch sind seine sog. Daguerreotypien direkte Positive und deshalb nicht reproduzierbar.

 

1838  Der Engländer William Henry Fox Talbot entwickelt das Negativ-Positiv Verfahren. Durch Chlorsilber sensibilisiertes Papier dient als Aufnahmemedium des Bildnegativs. Das Negativ wird nach der Belichtung durch Wachs transparent gemacht und so durchleuchtet, dass auf einem zweiten Chlorsilberpapier das Positivbild erscheint. Die Belichtungszeit kann Talbot auf

2 Stunden reduzieren.

 

1860 Die drei Männer Gray, Bingham und Archer entwickeln den Fixierprozess, bei dem ein feuchtes Bindemittel auf Glasplatten aufgetragen und mit Silbersalzen überzogen wird. Die belichtete Glasplatte wird in einem chemischen Entwicklungsprozess so behandelt, dass das latente Bild sichtbar wird. Durch das Auswaschen der nicht gewandelten Substanzen im sog. Fixierprozess wird das Verfahren beendet.

 

1870 Nachdem die Belichtungszeit weiterhin stetig verringert wird, kann Eadweard Muybridge mit anfangs 12, später mit 24 in Reihe geschalteten Kameras fotografische Bewegungsstudien herstellen.

 

1888 Mit dem Einsatz von Gelatine als Bindemittel und Nitrozellulose als Schichtträger wird der Träger der fotografischen Information flexibel. Der Film kann aufgerollt werden und findet als Rollfilm in der Kodak-Box Kamera von George Eastman große Verbreitung.

 

1891 Thomas Alva Edison nutz die gegebenen Grundlagen der Fotografie zur Entwicklung des Kinetographen. Der Apparat ermöglicht es Filmmaterial schrittweise durch die Kamera zu führen und so in Reihe zu belichten. Der Transport erfolgt mit 16 Bildern pro Sekunde, indem Greifer in die doppelseitige Perforation des Filmmaterials greifen und es am Bildfenster vorbei bewegen. Die Materialbreite beträgt 35 mm mit einer 4 Loch Perforation pro Bild. Das entwickelte Material kann im Kinetoskop durch betätigen einer Handkurbel betrachtet werden.

 

1895 Die Brüder Lumieère lassen den ‚Cinématographe’ patentieren. Im Unterschied zu Edisons Erfindung kann man mit diesem Gerät Bilder aufnehmen und auch projizieren. Konnte vorher immer nur eine einzelne Person den Film betrachten, so wird mit der ersten öffentlichen Filmvorführung am 28.12.1895 die Gruppenrezeption möglich. Das Gerät der Lumieères nutzt ebenfalls den 35 mm breiten Filmstreifen.

 

1909 Am 2. Februar 1909 einigt sich der internationale Kongress von Filmproduzenten und Verleihern unter dem Vorsitz von Georges Méliès darauf, den 35 mm Film mit doppelseitiger Edison-Perforation zu normieren. Seither ist das 35 mm Format ein international anerkannter Standard, der die Aufnahme, Bearbeitung und Projektion von bewegten Bildern ermöglicht. (vgl. Simon et al. 2005: 28; Schmidt 2005: 1-7; Slansky, 2005: 15-17; Smid / Müller 2006; Friedberg 2006)

 

Fast 100 Jahre nach der Standardisierung von 35 mm fasst Professor Peter C. Slansky in einer Publikation zusammen: „Das 35 mm Filmformat stellt (…) einen Rahmenstandard für die kinotechnologische Entwicklung dar, der von Anfang an erstens richtig dimensioniert und zweitens so elastisch dimensioniert war, dass in ihm und mit ihm die ganze, über hundertjährige Geschichte des Kinos stattfinden konnte.“ (Slansky 2004: 17)

 

In seiner Äußerung spiegelt sich die Tatsache wieder, dass sich seit der Einführung des

35 mm Filmformats im Jahr 1909 bis zum Jahr 2006 wenig geändert hat. Alle Veränderungen, wie das Aufkommen des Farbfilms und des Tonfilms in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, vollzogen sich im oder in der Erweiterung des Standards 35 mm. Auf diese Weise entwickelte sich auch die inhaltliche und ästhetische Dialektik des Films parallel zur technischen Evolution seines physischen Trägers.

 

 

Abb. 1: Aufsicht auf einen 35 mm Filmstreifen

 

35 mm bezeichnet heute immer noch einen 3,5 cm breiten, physischen, lichtempfindlichen Träger zur Speicherung photochemisch erzeugter Einzelbilder. Die nutzbare Bildhöhe beträgt dabei maximal 18,67 mm bei einer Breite von 24,89 mm, was einem Seitenverhältnis von 1,33:1 entspricht (siehe Abb. 1). Mit einer beidseitigen 4 Loch-Perforation pro Bild und einer Geschwindigkeit von 24 Bildern pro Sekunde (fps oder b/s abgekürzt), durchläuft das Material intermittierend die Aufnahme-, Bearbeitungs- und Projektionsgeräte.

 

Erst diese Geschwindigkeit von 24 Bildern in Folge ermöglichen es dem Gehirn, durch den sog. Stroboskopischen Effekt[3] und die Nachbild-wirkung[4], statt einzelner Fotos einen bewegten Film wahrzunehmen. (vgl. Schmidt 2005: 256-58)

 

Mittels verschiedener Masken im Lichtweg lassen sich während der Aufnahme oder der Projektion auch andere Seitenverhältnisse erzielen. Allerdings haben sich auch diese „Breiten und Bildfeldgrößen (…) historisch früh etabliert und sind anschließend nicht wesentlich verändert worden, so dass Film heute den Vorteil hat, ein international austauschbares Medium zu sein, eine Eigenschaft, die in Zeiten von Multimedia und ständig wechselnden Daten- und Fileformaten eine wichtige Besonderheit darstellt.“ (Schmidt 2002: 27)

 

2.2 Digitalisierung – von der Chemie zur Informatik


 

“The cinema – storytelling in a flow of consecutive images which meet in secret, poetic understanding – is an ancient artform, the celluloid film strip is just its latest technical phase. Latest, not last. We will soon be filming without film and without tapes.” (Idestam-Almquist 1959)

 

In den achtziger Jahren bekommt der klassische Filmträger 35 mm eine Konkurrenz, die ihre Wurzeln in der Fernsehtechnik hat. Das Fernsehen entwickelte sich in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts und war das zweite Massenmedium, welches die Möglichkeit bot, bewegte Bilder zu konsumieren. Anders aber als das Kino, welchem seit jeher eine optisch-mechanische Aufnahme und Wiedergabe zu Grunde lag, basierte das Fernsehen auf elektronischen Verfahren der Bild- und Tonwiedergabe.

 

Den in diesem Zusammenhang wichtigen technologischen Sprung machte die Fernsehtechnik in den 70er Jahren mit der schrittweisen Einführung der Digitaltechnik. Während zunächst nur einzelne gestalterische Bildmanipulationen digital vorgenommen wurden, „setzte bald, beflügelt durch die stürmische Entwicklung der binären Signalverarbeitung durch Computer, ein technologischer Megatrend zur Digitalisierung der gesamten Fernsehproduktionskette ein“ (Slansky 2004:  20).

 

„Digitaldaten können mit Rechnern auf vielfältige Weise manipuliert werden, dabei werden extreme Bilddatenveränderungen möglich, die analog nicht realisierbar sind.“ (Schmidt 2005: 96)

 

Die Vorteile, die die digitale Technik in der Fernsehwelt ausspielen konnte, erregten schnell das Interesse der Filmeschaffenden. 1973 wurden in dem Spielfilm ‚Westworld’ erstmals zweidimensionale, computergenerierte Bilder eingesetzt. Die Verbreitung der digitalen Bilder setzte sich in den folgenden Jahren mit Produktionen wie ‚Tron’ und ‚Star Wars’ weiter fort. Dennoch gestaltete sich der Übergang zu Nullen und Einsen für die Filmtechnik weitaus komplexer, als einst für die Fernsehwelt, und nie wurden mehr als einzelne kurze Szenen in aufwändigen Verfahren im Computer generiert. Während die Zahl der Filme stetig anstieg, in denen solche Effekte eingesetzt wurden, fand die Aufnahme und Auswertung durch die 70er und 80er Jahren hinweg bis weit in die 90er Jahre ausschließlich auf 35 mm statt.

 

Insbesondere die grundlegenden Unterschiede chemischer und digitaler Technologie, die im Vergleich zum Fernsehen extrem hohe Bildqualität filmischer Emulsionen, der ernorme Kostenaufwand und nicht zuletzt bildästhetische Unterschiede ließen den digitalen Vormarsch im Bereich der professionellen Filmproduktion und Vorführung lange auf sich warten. Erst Anfang des 21. Jahrhunderts scheint die Migration von analoger zu digitaler Technik nennenswert vorangeschritten zu sein.

 

2.3 Filmtechnik heute


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