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E-Book

Die zweite Chance

Hunde mit Vergangenheit

AutorInga Böhm-Reithmeier, Katharina von der Leyen
VerlagFranckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl232 Seiten
ISBN9783440158784
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Jeder Tierheimhund bringt eine Geschichte mit, die ihn geprägt hat. Dieser umfassende Erziehungs- und Verhaltensratgeber vermittelt das besondere Know-how, das Besitzer von Hunden aus zweiter Hand brauchen, von der Eingewöhnung über Bindungsaufbau bis zu Verhaltensauffälligkeiten. Viele Fallbeispiele aus der Praxis der Autorinnen zeigen, wie man bei Problemen angemessen reagiert. Wertvoll auch für Mitarbeiter in Tierheimen und im Tierschutz.

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Leseprobe

Wichtige Vorüberlegungen


Viele Leute entscheiden sich für einen Hund aus zweiter Hand und wollten eigentlich hauptsächlich einem Hund ein gutes Zuhause geben und sich keinen „Sozialfall“ anlachen – und bekommen trotzdem einen. Andere öffnen ihr Herz und ihr Zuhause einem Hund, von dem sie wissen, dass er beschädigt ist und hoffen, ihm auf diese Weise eine zweite Chance auf ein schönes Hundeleben geben zu können. Manche Leute finden in den Ferien einen Hund und nehmen ihn mit nach Hause – und zu Hause stellt sich heraus, dass das Leben mit einem Straßenhund am Strand irgendwie einfacher war. Viele Hunde aus zweiter Hand sind schlecht sozialisiert, reaktiv, ängstlich, destruktiv, können nicht alleine bleiben, bellen viel, lassen sich nicht gerne anfassen oder haben irgendwelche anderen Verhaltensauffälligkeiten. Was immer der Grund dafür ist: Sie alle haben ein neues Zuhause verdient, eine zweite Chance und jemanden, der sie liebt und mit ihnen arbeitet. Und der sie nicht wieder abgibt, weil der Hund nicht das war, was sie sich vorgestellt hatten.

Damit Ihre Geschichte mit einem Hund aus zweiter Hand eine Erfolgsgeschichte wird, ist es wichtig, sich rechtzeitig Gedanken zu machen und einen Plan – und nicht einfach nur aus dem Bauch heraus zu entscheiden.

  • Aus welcher Grundmotivation heraus entscheide ich mich für einen Hund? Sind es meine eigenen Bedürfnisse, die ich damit befriedigen möchte, oder die des Hundes?

  • Passt ein Hund zurzeit überhaupt ins eigene Leben?

  • Habe ich überhaupt die Möglichkeit, sowohl Zeit, Geld und Mühen womöglich unvorhersehbaren Ausmaßes zu investieren, um einem Hund zu helfen sich in das neue Leben einzugewöhnen?

  • Entscheide ich mich für einen Hund aus Mitleid oder aus einer anderen Stimmung heraus? Häufig wird die Anschaffung über mitleidauslösende Bilder und Texte eines Hundes im Internet manipuliert – und die Entscheidung ist eher über Emotionen gesteuert als über die Vernunft bzw. einen überlegten Wunsch nach einem Hund

  • Gibt es einen geeigneten Trainer in der Umgebung? Trainer ohne Erfahrung mit Tierschutzhunden sind häufig überfordert mit den Deprivationen und sehr speziellen Verhaltensauffälligkeiten, die sich aus den jeweiligen Vorgeschichten bedingen.

WAS FÜR EINEN HUND SUCHE ICH?


Auch einen Hund aus dem Tierschutz darf man sich aussuchen. Auch bei einem Hund aus zweiter Hand spielen gewisse vermeintliche „Oberflächlichkeiten“ eine Rolle – je weniger Energie Sie für kleine Ärgernisse verbrauchen, desto besser können Sie sich den größeren widmen. Auch ein Hund aus dem Tierschutz muss bestmöglich in unser Leben und unsere Umstände passen, sonst können Sie ihm nicht dauerhaft ein entspanntes, glückliches Zuhause bieten, sondern „verwahren“ ihn nur, so gut es geht.

Denn tatsächlich spielt es eine Rolle, ob Sie persönlich mit dem Fell fertig werden können, ob Sie mit den kleinen, pieksigen Haaren von kurzhaarigen Hunden froh werden oder einem Hundebart, der bei jedem Wassertrinken die halbe Küche unter Wasser setzt. Wie bellfreudig darf er sein (passt ein Hütehund oder Hütehund-Mischling zu Ihren Nachbarn?)? Denn auch, wenn wir einem Hund ein schönes Zuhause geben oder ihn womöglich retten wollen, muss er trotzdem auch in unser Umfeld passen, ins Mietshaus beispielsweise – sonst haben Sie zwar einen Hund aus der Not gerettet, aber die ganze Nachbarschaft in Not gebracht.

Für Ihren Hund ist es vor allem wichtig, dass es Ihnen gut geht. Wenn es uns Menschen gut geht, dann geht es auch unseren Hunden gut: Dann behalten wir die Übersicht, unseren Gerechtigkeitssinn und Spaß an der Sache. Wenn wir dagegen überfordert sind – mit dem neuen Hund, mit seiner Angst, mit seiner Frisur, mit seiner Unruhe –, dann werden wir gereizt, unglücklich, frustriert, und genervt (manche Menschen sogar handgreiflich).

Deshalb ist es so unglaublich wichtig, dass wir uns einen Hund aussuchen, der wirklich zu uns passt und nicht den Hund, der am dringendsten ein Zuhause braucht, oder für den wir uns jetzt sofort entscheiden sollen, weil er sonst in der Tötungsstation umgebracht wird.

DIE WUNSCHLISTE


Stellen Sie sich eine Wunschliste zusammen. Was für ein Hund mit welchen Eigenschaften würde am besten/reibungslosesten/unkompliziertesten in Ihr Leben passen?

Listen Sie alle Eigenschaften auf, die Sie sich von einem zukünftigen Hund wünschen, wie etwa die Größe des Hundes, sein Alter, Haarkleid, Verhalten gegenüber anderen Hunden, Kindern, anderen Menschen etc. Soll er möglichst viel frei laufen können?

Glauben Sie uns bitte: Dieser eine, in den Sie sich gerade hoffnungslos verliebt haben, obwohl er – wenn Sie mal ganz ehrlich sind – nicht so wirklich passt (weil Sie z. B. mitten in einer Rehwild-Hochburg leben und ein erwachsener Galgo, der vom Jäger kommt, nicht wirklich geeignet ist für diese Umgebung; oder mitten in einer Großstadt, während ein rumänischer Dorfhund diesem Getöse vielleicht nicht gewachsen ist), ist nicht der einzige Hund, der dringend ein Zuhause braucht. Er wird auch nicht der einzige und der letzte bleiben, in den wir uns Hals über Kopf verlieben können (und Sie wissen doch, wie das ist: Nur, weil man sich verknallt hat, heißt das nicht, dass man mit dem „Objekt der Begierde“ auch zu einem guten Paar werden kann). Es gibt noch unendlich viele, andere Hunde, die genauso bedürftig sind und möglicherweise viel besser passen. Unter tausend Hunden wird einer passen. In Anbetracht der schier unglaublichen Zahl von Hunden, die jeden Monat ihr Zuhause verlieren oder aus ungünstigen Umständen gerettet werden, sind das viele hunderte passende jeden Monat.

Wenn es im neuen Zuhause bereits einen Hund gibt: Überlegen Sie sich genau, welcher Hund am besten zu ihm passen würde. Mit was für einer Art Hund können Sie Ihrem vorhandenen Hund eine Freude machen? Mag er oder sie lieber einen Rüden oder eine Hündin, einen lebhaften Jungspund oder ist er glücklicher mit einem ruhigen, höflichen, zurückhaltenden Hund? Es ist wichtig, dass sich Hunde in einem Haushalt gut ergänzen und sich nicht gegenseitig das Leben schwer machen.

Ist Ihr vorhandener Hund so sicher und souverän, dass er mit allem klar käme, was Sie ihm vor die Nase setzen, und wäre sogar ein gutes Vorbild? Oder ist der vorhandene Hund vielleicht selbst unsicher? Dann ist es keine gute Idee, ihm einen weiteren unsicheren Hund an die Seite zu stellen, denn die beiden Hunde werden sich keineswegs „gegenseitig Halt geben“, sondern sich gegenseitig darin bestärken, dass die Welt ein Ort zum Fürchten ist. Wenn Sie eine „Jagdsau“ zu Hause haben, ist es für Sie wahrscheinlich deutlich entspannter, wenn Sie einen Hund dazu nehmen, der dieses Hobby nicht teilt – usw. Das Blöde ist ja, dass Hunde dazu neigen, sich gegenseitig eher Kokolores beizubringen als die Dinge, die wir uns wünschen würden.

© Meike Böhm (www.meikeboehm-photoart.com)

Große und kleine Hunde können sehr gut zusammenpassen, wenn der kleine nicht zu zart und der große nicht zu grob ist.

Hunde mit Verhaltensauffälligkeiten oder Handicaps: Es gibt da draußen eine große Anzahl von Hunden, die nicht happy-go-lucky sind, mit physischen oder psychischen Schwierigkeiten, und trotzdem ein Zuhause verdient haben. Es gibt dagegen auch nichts einzuwenden, wenn Sie sich ein solches „Projekt“ sehenden Auges zulegen und ganz realistisch bleiben, was auf Sie zukommt. Seinen Projekten muss man gewachsen sein, sonst scheitern sie. Nicht jeder ist in der Lage, einen Angsthund stark und sicher zu machen (nicht jeder besitzt die notwendige Gelassenheit oder das notwendige Umfeld), nicht jeder kann einem angstaggressiven Hund ausreichend Sicherheit und Vertrauen vermitteln, sodass er lernt, dass aggressives Verhalten in diesem neuen Leben einfach keine Option mehr ist.

© Meike Böhm (www.meikeboehm-photoart.com)

Ein Bild von einem Hund – auch mit einem fehlenden Bein

Auch wer sich für einen Hund mit „Handicap“ entscheidet, sollte bestenfalls mit der jeweiligen Einschränkung oder Behinderung bereits Erfahrung haben (wer z. B. einmal einen tauben Hund hatte weiß, dass das eigentlich kein besonderes Problem ist und sogar Vorteile haben kann. Wer einen Arthrose-Hund hatte, kennt schon alle Tricks und Medikationen, um das Leben des betroffenen Hundes leichter zu machen, und kann sich einfach auf den neuen Hund im Haus konzentrieren, anstatt alle medizinischen Möglichkeiten zu recherchieren) oder sich genau überlegen, ob er dem gerecht werden kann. So ist es z. B. in einem ebenerdigen Haushalt kein Problem, einen dreibeinigen Hund aufzunehmen oder einen mit schwerer Arthrose und/oder HD. Wenn man aber in einem Haus mit steilen Treppen lebt, ist es praktisch unmöglich für einen Hund, dem ausgerechnet ein Vorderlauf fehlt (ein fehlendes Hinterbein wäre in diesem Fall weniger problematisch) oder dem die Arthrose das Hinabsteigen zur Qual macht. Natürlich braucht ein Hund mit „Handicap“ genauso sehr ein Zuhause wie ein gesunder Hund. Allerdings sollte man bedenken, dass gewisse Handicaps ein Leben lang betreut werden müssen, ein Leben lang Medikationen benötigen, tierärztlich überwacht werden müssen, bei Bedarf Physiotherapie oder möglicherweise eine Nach-OP brauchen. Können Sie das leisten? Wenn nicht, ist das eine...

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