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E-Book

DOG Management. Überraschend einfach führen

Für Chefs, Mitarbeiter ... und Hundehalter

AutorUlv Philipper
VerlagMurmann Publishers
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783867744799
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Dieses Buch ist das ungewöhnlichste Managementbuch des Jahres. Sein Credo: 'Im Zentrum effizienter Führung steht seit jeher das Miteinander-der Weg über Befehl und Gehorsam führt nie zum Erfolg.' Auch in der Beziehung zwischen Mensch und Hund geht es stets um die Wahrnehmung des Gegenübers. Das gilt auch in Unternehmen und im Wirtschaftsleben. DOG Management steht für eine Führungskultur in der Wirtschaft, aus der aufrichtige und wechselseitig geprägte Beziehungen hervorgehen-so wie im Idealfall bei Mensch und Hund jetzt auch zwischen Chef und Mitarbeiter. Mit den drei wichtigsten Eckpfeilern von Führung: uneingeschränktes Vertrauen, tiefe Bindung und grenzenlose Freiheit.

Ulv Philipper ist der Hundeflüsterer, der längst zahlreiche Kunden und Fans aus ganz Europa in seiner besonderen Hundeschule coacht. Er lebt und arbeitet im westfälischen Lippetal.

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Leseprobe

Noch heute erinnere ich mich immer wieder gerne an die erste Begegnung mit Shakira. Kein Scherz, das war wirklich ihr Name! In der Begleitung dieser blonden, langbeinigen Schönheit betrat er meinen Schulungsraum. Mit jedem ihrer grazilen Schritte drückte sie aus, dass sie sich über ihre optische Wirkung in vollem Maße im Klaren war. Ihre selbstbewusste Ausstrahlung erfüllte den gesamten Raum. Auf meine Frage hin, was die beiden denn zu mir geführt habe, antwortete er, dass man mich empfohlen habe und er hoffe, dass ich ihm bei seinem Problem helfen könne. Um welches Problem es sich denn handele, wollte ich wissen.

„Sie ist dumm, sie befolgt meine Kommandos einfach nicht.“ (O-Ton)

Er habe ihr schon tausendmal gesagt, was sie zu tun habe, aber sie würde es einfach nicht kapieren. Komisch wäre nur: Wenn sie selbst etwas wolle, dann hätte sie kein Problem mit dem Verstehen. Er vermutete einen genetischen Hintergrund. Shakira schaute nur gelangweilt und schwieg zu diesem geschilderten Sachverhalt. Das überraschte mich allerdings nicht wirklich. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung wusste ich, dass Afghanische Windhunde keine Freunde großer Worte sind. Und eben das war Shakira. Eine stolze Windhündin vom Stamme der Afghanen.

Betrachtet man den Menschen im Umgang mit seinem Hund, fällt bei genauem Hinsehen etwas sehr Merkwürdiges auf: Die Dinge, die er bei seinem Hund voraussetzt und von ihm erwartet, sind oft genau das Gegenteil von denjenigen, die er von sich selbst oder von einem anderen, ihm „gleichwertigen“ Menschen erwarten würde. Zu einem großen Teil bewertet der Mensch das Handeln seines tierischen Freundes komplett gegensätzlich zu seinem eigenen. Er erwartet ein Verhalten, das demjenigen, welches er selbst gerne zeigt, vollkommen entgegengesetzt ist.

Gerät der Mensch in eine Konfliktsituation, versucht er – bevor er sich dem Konflikt stellt – erst einmal, mit vertrauten Strategien von dem Ereignis abzulenken und der schwierigen Situation auszuweichen. Erst wenn ihm das nicht gelingt, beginnt er, sich mit dem Unvermeidlichen auseinanderzusetzen. Je nach individueller Erfahrung nutzt er nun sein erlerntes Konfliktmanagement, um das Problem zu lösen. Jede Form von unerwarteter Veränderung wird hierbei bereits als Konflikt empfunden.

Der Hund zeigt in solchen Situationen ein identisches Verhalten. Allerdings wird bei ihm nicht vorausgesetzt, dass sein Lösungsansatz dem unsrigen gleichen könnte. Auch er versucht zu Beginn, dem Unbekannten auszuweichen und von dem Vorgang abzulenken. Um abzulenken, beschäftigt er sich mit vermeintlich extrem wichtigen Nebensächlichkeiten und hofft, dass der „bittere Kelch“ an ihm vorübergeht. Dies geschieht frei nach dem Motto: „Einfach mal die eigenen Augen zuhalten in der Hoffnung, dass einen niemand sieht.“

Der Mensch kennt so ein Verhalten eigentlich von sich selbst:

Wir verschließen gerne die Augen vor potenziellen Konfliktsituationen, um ihnen auf diese Weise auszuweichen.

Der Halter, der dieses eigentlich vollkommen mit ihm selbst vergleichbare Vorgehen bei seinem Hund beobachtet, sieht darin jedoch nicht den Hinweis auf ein identisches Verhalten, sondern unterstellt dem Hund genau aufgrund dieses „Lösungsansatzes“ – dem Ausweichen und Augenverschließen –, dass er nicht in der Lage wäre, Konflikte selbstständig zu lösen. Die Begründung ist oft, dass dem Hund sowohl der Intellekt als auch die Fähigkeit fehle, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren.

Der Mensch geht also davon aus, dass der Hund aufgrund seines Anders-Seins Opfer der äußeren Reize sei, denen er nicht widerstehen könne. Das wiederum begründet man mit seiner tierischen Instinkthaftigkeit und schließt damit aus, dass es sich bei der Ausweichhandlung des Hundes wie bei dem Menschen um eine Konfliktbewältigungsstrategie handeln könne. Man geht davon aus, dass in dem Verhalten des Hundes keine bewusste Absicht zu erkennen sein könne. Dies führt zu einer weiteren Schlussfolgerung: Unterliegt dem Vorgehen unseres Gegenübers keine Absicht, können wir es selbstverständlich nicht für sein Handeln verantwortlich machen. Nun nimmt das Schicksal seinen Lauf.

Ist jemand in unseren Augen nicht verantwortlich für sein Handeln, empfinden wir die Verpflichtung, ihn vor sich selbst zu schützen. Faktisch sehen wir uns gezwungen, ihn zu kontrollieren.

Selbstverständlich nur zu seinem Wohl und zu seiner Sicherheit. Das eigentliche Problem besteht darin, dass der Hund dieses Verständnis unserer ach so gut gemeinten Fürsorge nicht teilt.

Noch einmal zur Erinnerung: Sowohl der Mensch als auch der Hund benutzen deutlich sichtbar für den Betrachter einen identischen Lösungsansatz. In potenziellen Konflikt­situationen versuchen sie zunächst, diesen durch Verleugnen des Problems auszuweichen. Es bestünde somit keinerlei Grund, unser Gegenüber einzuschränken und es aufgrund des eigentlich deckungsgleichen Verhaltens als uns unter­legen anzusehen.

Der Wahrnehmungsmangel, der die Kette von weiteren Missverständnissen auslöst, geht eindeutig auf das Konto des fehlerhaften Blickwinkels des Menschen.

Aber keine Angst – Gott sei Dank ist der Hund tolerant. „Menschen sind halt nicht so intelligent, aber eigentlich ganz nett.“

Vielleicht ist Ihnen bereits aufgefallen, dass auch in dieser Schilderung der Austausch der Akteure möglich wäre. Oder Sie haben bereits beim Lesen innerlich die Rollen von Halter und Hund mit Ihnen vertrauten oder bekannten Charakteren besetzt. Das wäre keinesfalls überraschend, da die Beurteilungsfehler, die in unserem Beispiel zu grundlegenden Kommunikationsproblemen geführt haben, absolut deckungsgleich mit denen sind, die sich täglich und unbemerkt in der Bewertung unseres humanen Umfeldes in unsere Wahrnehmung schleichen.

Wenn wir uns einmal selbst beobachten, wie wir im Umgang mit anderen Menschen kategorisieren, zuordnen und beurteilen, werden wir feststellen, wie häufig es uns passiert, dass wir jemanden geringer als uns selbst einschätzen. Spätestens wenn wir bemerken, dass wir uns nur ungern in den Vergleich mit dieser anderen Person setzen, ist es schon wieder passiert.

Erst kürzlich konnte man in einem Wirtschaftsmagazin ein Interview mit einem renommierten Psychologen lesen, in dem er über die Installierung von Kontrollstrukturen in Unternehmen berichtete. Er stellte dar, dass die besondere Problematik darin bestünde, dass es in großen Unternehmen viele Mitarbeiter mit unterschiedlichen Bildungshintergründen gebe. Was der eine als vollkommen normale Kontrolle empfinde, wirke auf den anderen krass bevormundend. Das hört sich erst einmal vernünftig an.

Aber Moment einmal, unterschiedliche Bildungshintergründe sollen für die unterschiedliche Empfindung von Kontrolle verantwortlich sein? Interessant. Ein Mensch welchen Bildungshintergrundes hat sich das wohl ausgedacht? Für sehr viel wahrscheinlicher halte ich die Möglichkeit, dass die verschiedenen Bildungsstände Kontrolle im gleichen Maße ablehnen, sich somit gar nicht in ihrer Empfindung unterscheiden. Sie verbalisieren diesen Umstand nur unterschiedlich. Für diese Interpretation müssten wir allerdings bereit sein, unser Gegenüber als gleichwertig zu sehen. Dafür müssten wir den Vergleich zulassen. Denn nur allzu schnell passiert es uns, jemanden anders einzuordnen (hier über die Bildungshintergründe) und für ihn auf dieser Grundlage Einschränkungen zu legitimieren, die wir für uns selbst nie akzeptieren würden.

Wir sollten bedenken, dass wir nicht nur zuordnen, sondern auch permanent zugeordnet werden: Die „Anderen“ sind wir!

Wenn wir richtig wahrgenommen werden wollen, dürfen wir nicht aufhören, den Vergleich zu suchen und einzufordern.

Möglicherweise beginnen Sie bereits, sich in manch einer der Beschreibungen wiederzuerkennen, aber seien Sie gewiss, es besteht dennoch kein Grund zur Sorge.

Das Bedürfnis, alles um uns herum in unterschiedliche Kategorien einzuordnen und gegebenenfalls auch zu reduzieren, ist vollkommen normal. Es dient der eigenen Sicherheit und ist unter den meisten Umständen hocheffizient.

Der Organismus des Säugetieres – und somit auch der unsrige – ist so ausgerichtet, dass er selbst unter extremsten Bedingungen überleben kann. Damit ihm das gelingt, hat sich die Natur etwas Geniales ausgedacht: Unser Organismus versucht, wo immer es möglich ist, Energie zu sparen. Mitunter die größten Energieverbraucher im alltäglichen Leben sind das Bewerten und das Analysieren der permanent auf uns einströmenden Informationen unserer Umwelt. Es müssen Entscheidungen getroffen werden. Bei jeder dieser Entscheidungen begleitet uns auch immer die Angst vor einer Fehlentscheidung. Das Wissen, dass eine solche Entscheidung wirtschaftliche, persönliche oder gesundheitliche Nachteile verursachen oder unter schlechtesten Bedingungen sogar den Tod nach sich ziehen könnte, macht die Sache für uns nicht leichter. Somit ist unsere Fähigkeit der großen Vorausschau in dieser Situation eher unser größter Fluch.

Eigentlich möchten wir Entscheidungen so häufig wie möglich vermeiden. Dieses Bestreben könnte man als die Ursache unseres großen Bedürfnisses, Dingen einen Namen zu geben und sie in Gruppen einzuteilen, sehen. Diese Form von Einteilung erspart uns bei wiederholtem Kontakt mit bereits erlebten Erfahrungen den Aufwand einer erneuten Analyse. Somit reduzieren wir die Anzahl zukünftiger Entscheidungen und natürlich auch die Gefahr der Fehlentscheidungen.

Etwas benennen zu können gibt uns das Gefühl von Sicherheit.

Festlegungen werden in Vorurteile...

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