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Doppeldiagnose Psychose und Sucht. Perspektiven der Teilhabe und Integration in der deutschen Versorgungslandschaft und der Gesellschaft

AutorSophie Whitfield
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl92 Seiten
ISBN9783961461097
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Für Personen mit der Doppeldiagnose Psychose und Sucht stellt die allgemeine Versorgungssituation eine große Herausforderung dar. Nicht nur systemimmanente Schwierigkeiten, finanzielle Hürden und rechtliche wie strukturelle Windungen sind vorhanden, sondern auch gesellschaftliche und soziale Barrieren, die zur Einschränkung der Teilhabe der Betroffenen führt. Die daraus resultierenden Folgen sind gravierend. Das vorliegende Buch analysiert den Aufbau der aktuellen Versorgungsstrukturen unter besonderer Berücksichtigung des psychiatrischen Versorgungssystems und die damit verbundenen Anforderungen jener speziellen Klientel. Es werden mögliche Perspektiven anhand rechtlicher Neuerungen wie dem Bundesteilhabegesetz, erfolgreiche internationale Konzepte und deutsche Modelle vorgestellt, die kombiniert die Chance einer umfassenden Versorgung bieten könnten.

Sophie Whitfield, 1991 in Krefeld am Niederrhein geboren, befasste sich bereits als Jugendliche intensiv mit sozialen Themen. Nach mehreren Praktika im sozialen Bereich und einem freiwilligen sozialen Jahr an einer Förderschule studierte sie Soziale Arbeit an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach. Während ihres Studiums arbeitete sie zuerst im ambulant betreuten Wohnen und anschließend in einer Wohneinrichtung mit psychisch- und/oder abhängigkeitserkrankten Menschen. Nach erfolgreichem Abschluss ihres Studiums arbeitet die Autorin nun als Fachkraft in der klinischen Sozialarbeit.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel: Verlauf In diesem Abschnitt wird der Krankheitsverlauf der Doppeldiagnose Psychose und Sucht dargelegt. Dabei wird der Fokus auf den schizophrenen Psychosen in Kombination mit einer substanzgebundenen Störung liegen. Es sollen sowohl die Herausforderungen als auch die Besonderheiten dieser Erkrankung herausgearbeitet werden. Nach Moggi/Donati (2004, S. 11) ist bei unzureichender Behandlung von DD-Patient*innen häufig ein ungünstiger Verlauf zu beobachten, welcher sich durch wechselnde Phasen des Allgemeinzustandes und durch Hospitalisierung bemerkbar machen kann. Die Autoren merkten des Weiteren an, dass die Schwere der einzelnen Störungen einen nennenswerten Einfluss auf den Verlauf und die Prognose der Doppeldiagnose hätte. Außerdem fanden sie heraus, dass DD-Patient*innen die unterschiedlichen stationären und ambulanten Angebote des Versorgungssystems wesentlich öfter und länger nutzen als Patient*innen mit nur einer Diagnose. Es wird jedoch häufiger zwischen der Behandlung der Substanz- und der psychischen Störung hin und her gesprungen, was von Moggi/Donati (2004 S. 11) als 'Ping-Pong-Therapie' bezeichnet wird. Die Folge hieraus ist eine ausbleibende dauerhafte Verbesserung des biopsychosozialen Zustandes. Obwohl die Datenlage über den Verlauf der Sucht bei Schizophrenie-Patient*innen eher unzureichend ist, konnten mehrere Studienergebnisse belegen, 'dass die komorbide Suchtstörung den Verlauf der Psychose deutlich beeinflusst', jedoch konnten 'keine eindeutigen Zusammenhänge zwischen dem Substanzkonsum und bestimmten Symptomen der Schizophrenie erhärtet werden' (Miller et al. 1994, Duke et al. 2001, zit. n. Gouzoulis-Mayfrank 2004, S. 17). Viele Studien mit teilweise großen Fallzahlen offenbaren den meist ungünstigen Verlauf der Doppeldiagnose. DD-Patient*innen weisen eine höhere psychotische Rückfallquote auf und werden öfter als Notfall sowie auch stationär vorstellig. Gouzoulis-Mayfrank (2004, S. 18) beschreibt mehrere Gründe, die dazu beitragen könnten. Zum einen könnten Substanzen mit psychoseähnlichen Wirkungen eine Auswirkung haben, zum anderen könnte auch die geminderte Compliance von DD-Patient*innen dazu beitragen. DD-Patient*innen tendieren oft dazu, die Behandlung abzubrechen und ihre Neuroleptika nicht ordnungsgemäß oder gar nicht einzunehmen (Owen et al. 1996; Dixon et al. 1999, Häfner et al. 2002, zit. n. Gouzoulis-Mayfrank 2004, S. 18). Eine weitere Vermutung ist, dass eine Verkettung zwischen den meist schlechteren soziorehabilitativen Ergebnissen, der schlechteren Compliance und dem zwischenzeitlichen Absetzen der Neuroleptika entsteht. Dies begründet Gouzoulis-Mayfrank (2004, S. 18) anhand weiterer Studien (Drake et al. 1989; Osher et al. 1994; Dixon et al. 1995; Shaner et al. 1995; Kozaric-Kovacic 1995), welche die gesteigerten alltagspraktischen Defizite sowie weitere Schwierigkeiten finanzieller und familiärer Art darstellen. Auch die schlechteren Wohnverhältnisse und die Bedrohung durch Wohnungslosigkeit werden betont. Durch das Zusammenkommen einer Substanzstörung und einer psychotischen Störung wie der Schizophrenie wird ein erfolgreicher und kontinuierlicher Verlauf und die Therapie sehr erschwert. Durch das Zusammenkommen zweier Störungen, die jeweils in unterschiedlichen Versorgungssystemen, Suchthilfe und psychiatrische Versorgung, behandelt werden, werden diese Patient*innen häufig als Fälle der 'Drehtürpsychiatrie' bezeichnet und laufen Gefahr, eine Chronifizierung zu entwickeln. Auf der anderen Seite ist zu erwähnen, dass der Durchschnitt der Schizophrenie-Patient*innen mit Unterstützung durch Medikamente eine bessere Symptomreduktion aufwiesen (Dixon et al.1991; Sevy et al. 2001, zit. N. Gouzoulis-Mayfrank 2004, S. 19). Zusätzlich konnten in weiterer Literatur Anhaltspunkte gefunden werden, dass DD-Patient*innen in vielen Bereichen weitaus geringere Beeinträchtigungen haben könnten als reine Schizophrenie-Patient*innen (vgl. Gouzoulis Mayfrank 2004, S. 19). Breakey et al. (1974) fanden in ihrer Studie heraus, dass DD-Patient*innen vor dem Ausbruch der Psychose ein 'besseres prämorbides soziales Anpassungsniveau hatten als schizophrene Patient*innen ohne nennenswertes Konsumverhalten' (Gouzoulis-Mayfrank 2004, S. 19). Eine Studie, die acht Jahre später von Tsuang et al. (1982) durchgeführt wurde, bestätigte die Annahme einer geringeren Beeinträchtigung dahingehend, dass chronische DD-Patient*innen über bessere prämorbide Persönlichkeitseigenschaften verfügten. Des Weiteren fanden Dixon et al. (1991) heraus, dass die Patient*innen vor dem Erstausbruch der Psychose eine unauffälligere psychosexuelle Entwicklung durchlebten, jedoch waren ihre schulischen Leistungen schlechter. Diese geringen Beeinträchtigungen könnten mit dazu beitragen, dass sie sich in eine Richtung sozialisieren, in der sie überhaupt mit Drogen in Berührung kommen, ihre Neugier geweckt wird und sie imstande sind, die Drogen zu beschaffen. Der Konsum trägt wesentlich dazu bei, dass der Verlauf der Psychose kritischer ist und auf Dauer eine Chronifizierung entstehen kann, hingegen würde ein adäquates Behandlungssetting, laut Dixon et al. (1991; Penk et al. 2000) die Prognose verbessern (vgl. Gouzoulis-Mayfrank 2004, S. 20). Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Doppeldiagnose eine komplexe Erkrankung ist und die von ihr betroffenen Patient*innen eine große Herausforderung für das ganze Versorgungssystem darstellen. Es zeigt sich, dass die Behandlung von DD-Patient*innen verbessert werden muss, damit sowohl die Substanzstörung als auch die psychotische Störung integrativ behandelt werden können, sodass kein 'Drehtüreffekt' aufkommt und weniger Chronifizierungen entstehen.
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