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E-Book

Drei Freunde, ein Taxi, kein Plan

... aber einmal um die Welt

AutorJohno Ellison, Paul Archer
VerlagDumont Reiseverlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783770199952
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR

Nach einem Abend im Pub kommen die Freunde Paul, Johno und Leigh auf eine verrückte Idee: Sie kaufen ein altes schwarzes Taxi namens Hannah und gehen damit auf Weltreise - von London nach Sydney, mit dem
größtmöglichen Umweg. Denn so würde es jeder Taxifahrer machen, der etwas auf sich hält. Ihr 70.000 Kilometer langer Weg führt sie in die abgelegensten und gefährlichsten Regionen: In Moskau landen sie hinter Gittern, im Iran werden sie als Spione dingfest gemacht und in Pakistan sind sie nie ohne bewaffnete Eskorte unterwegs, um nicht von den Taliban gekidnappt zu werden. Und auch das Taxi Hannah entpuppt sich als Diva, die immer wieder gepflegt und repariert werden muss. Doch die drei Freunde schaffe es mit viel Humor, allen Hindernissen zu trotzen; sie brechen zwei Weltrekorde und umrunden die ganze Erde mit ihrem alten Taxi.
Dieses E-Book basiert auf:
1. Printauflage 2016



Paul Archer arbeitet in Bristol als Softwareentwickler und ist darauf spezialisiert, Menschen per App zusammenzubringen. Johno Ellison ist Helikopterpilot, freiberuflicher Produktdesigner und Ingenieur.

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Leseprobe

KAPITEL 1

PLANE NIEMALS EINE EXPEDITION IM PUB

Paul war der Erste, den ich an der Uni kennengelernt hatte, und in den drei Jahren, die wir gemeinsam studierten, kam er immer wieder mit den verrücktesten Ideen an, die er aber nie durchzog. Ich hatte schnell gelernt, dass es einfacher war, Ja und Amen zu allem zu sagen und dann abzuwarten, bis er die Sache vergaß, als mich mit ihm darüber zu streiten, warum es vielleicht keine so gute Idee war, die Nordsee per Wasserski zu überqueren oder zur Vorlesung in einem schnieken Fünfzigerjahre-Anzug kostümiert zu erscheinen.

Als ich Paul am nächsten Morgen an sein unverständliches Gefasel über eine Taxifahrt nach Australien erinnerte, bereute ich meinen Fehler sofort – wie ein kleiner Schuljunge war ich in die Falle getappt. Mein Herz sank mir in die Kniekehlen, als ich sah, wie sich seine Augen bei der Erinnerung an seinen Plan weiteten und wie sie dann aufleuchteten, ob all der Möglichkeiten, die sich vor ihm auftaten. Ich wappnete mich für eine nachmittägliche Diskussion.

Es war ohnehin schon ein wirklich schwerer Tag für mich gewesen: Ich hatte ein paar Hundert Mal Facebook gecheckt, mir meine tägliche Dosis »Neighbours« im Fernsehen geholt, hatte ein paar Scheiben Brot getoastet, aus dem Fenster geschaut und auf der PlayStation gespielt. Jetzt ging mir langsam der Stoff aus, was ich als Nächstes tun könnte.

Ich warf einen Blick auf das verstaubte Maschinenbau-Lehrbuch auf meinem Schreibtisch. Aber so verzweifelt war ich doch wohl nicht, dass ich jetzt auch noch etwas für die Uni getan hätte? Ich suchte nach einer adäquaten Alternative, aber mir fiel nichts ein.

Ich griff im Zeitlupentempo nach dem Buch, aber gerade, als mein Schicksal besiegelt zu sein schien, stürmte Paul in mein Zimmer. Er trug seinen abgewetzten, schmutzigen Bademantel und hatte eine Schüssel Müsli in der Hand.

»Also, diese Idee mit dem Taxi …«, begann er und ließ sich auf mein Bett fallen, »bist du dabei?«

Obwohl ich nicht die geringste Absicht hatte, bei einem derart blöden Unternehmen mitzumachen, beschloss ich, Paul bei Laune zu halten und ihm jeden einzelnen Grund aufzuzählen, warum er diese Reise nicht durchziehen könnte. Sein blanker Enthusiasmus brachte es jedoch fertig, allen meinen Argumenten etwas entgegenzusetzen.

»Wie willst du das bezahlen?«

»Keine Ahnung, vielleicht mit Sponsoren oder so.«

»Aha. Und wann wirst du Zeit dafür haben?«

»Wir könnten es nach unserem Abschluss machen, dann hätten wir noch zwei Jahre, um alles zu planen.«

»Und wo zum Teufel nimmst du ein schwarzes Taxi her?«

»Gebrauchtwagenhändler, Kleinanzeigen, eBay, wir fragen einen der Taxifahrer, die uns nachts nach Hause chauffieren … Es gibt jede Menge Möglichkeiten!«

»Warte mal«, sagte ich triumphierend, denn ich war überzeugt, ich hätte endlich ein unschlagbares Gegenargument gefunden: »Du hast nicht die geringste Ahnung von Autos!«

Er wurde zum ersten Mal etwas unsicher, zögerte kurz, hatte dann aber die Sache sofort wieder im Griff: »Leigh!«, rief er freudestrahlend aus. »Leigh sagt, er kann Autos reparieren, und er wollte schon immer so etwas unternehmen! Komm, Mensch, das wird ein irrer Spaß!«

Ich wusste, dass sowieso nie etwas daraus werden würde. Aber um ihn aus meinem Zimmer zu bekommen, damit ich mir weiter »Greatest Fails of the Year« auf YouTube ansehen konnte, musste ich irgendetwas sagen.

»Okay«, seufzte ich, »ich mache mit. Aber jetzt lass mich in Ruhe, ich muss eine Abhandlung schreiben.«

Es hatte mich ein wenig irritiert, dass Johno nicht sofort völlig aus dem Häuschen war, dem Projekt seine ganze Hingabe schwor und danach die Genialität meiner Idee mit einer schönen Tasse Tee feiern wollte, also rief ich Leigh an. Er war zwar nicht der kühnste Reisende aller Zeiten (seine abenteuerlichste Reise hatte ihn bisher nur ins Camp America geführt, wo er pummeligen amerikanischen Kindern beibrachte, wie man Wände hinaufklettert), aber er war ein klasse Kumpel und er konnte Autos reparieren.

Er meldete sich in vornehmster Midlands-Manier:

»Was geht ab, Alter?«

»Alles klar, war geil gestern, oder?«

»Ja, super, denke ich zumindest … Wer hatte denn die Schnapsidee mit den Schnäpsen?«

»Keine Ahnung. Also, du, ähm … erinnerst du dich daran, dass du gesagt hattest, du wolltest auf einen Trip gehen? Wie wäre es mit einem Trip nach Australien in einem Black Cab, sobald wir den Abschluss in der Tasche haben?«

»Okay, gebongt!«

»Super!«

»Alles klar, dann bis bald.«

»Bis bald … Ach, ja, noch was: Du hast gestern gesagt, du könntest Autos reparieren, richtig?«

»Ja, genau, kein Problem.«

Er legte auf. Ich hatte einen Teamkollegen – und sogar einen, der Autos reparieren konnte.

Oder zumindest einen, der sagte, er könne Autos reparieren.

Leigh hatte auch einmal behauptet, er könne Snowboarden, aber nach einem etwas schmerzhaften Tag, der mit einem gebrochenen Daumen endete, kam heraus, dass er zuvor eigentlich noch nie auf einem Snowboard gestanden hatte.

Ich legte meine Zweifel an seinen automechanischen Fähigkeiten erst einmal beiseite – wichtig war nur, dass er ohne zu überlegen zugesagt hatte, als ob es eine ganz normale Sache sei, dass dich ein Kumpel nach einer durchzechten Nacht anruft und vorschlägt, in einem Londoner Kult-Taxi ans andere Ende der Welt zu fahren.

Jetzt konnten die Vorbereitungen beginnen.

Der Planungsprozess für ein Unternehmen dieser Größenordnung ist höchst komplex. Also machten wir uns ein paar Tage später mit einer Landkarte und einem Laptop bewaffnet auf den Weg in den Pub. Johno, Ex-RAF-Pilotenanwärter und heutiger Student, der sich kein Bier und kein Abenteuer durch die Lappen gehen ließ, stand uns als »Berater« zur Seite.

Und genau das war unser erster – und wahrscheinlich gravierendster – Fehler: Man sollte weder Expeditionen noch sonst irgendetwas in einem Pub planen.

Wir waren uns sofort einig, dass ein schwarzes Taxi auf jeden Fall das geeignete Vehikel sei. Es gab keine andere Möglichkeit, außer vielleicht einem New Yorker Yellow Cab, was aber definitiv zu unbritisch war. Dann machten wir uns daran, die Route festzulegen: Eine Reise von London nach Sydney war so gut wie jede andere, denn keiner von uns war jemals in Australien gewesen und wir hatten alle Lust, Kängurus anzugucken. Als wir uns die Landkarte ansahen und eine quasi direkte Strecke nach Sydney anlegten, erwähnte ein besonders heller Kopf, dass ein Taxifahrer, der etwas auf sich hielt, auf gar keinen Fall den direkten, sondern eher den längstmöglichen Weg nehmen würde, um das Taxameter so richtig in die Höhe zu treiben.

Es dauerte nicht lange, und schon hatten wir auf der Landkarte mit einem Filzstift eine Route durch Europa, Russland, Afrika, den Mittleren Osten, Indien, China, Südostasien und Australien gezogen, die irgendwo in Kambodscha wegen eines Bierflecks ein wenig verwischt war.

Die Idee war einwandfrei, absolut perfekt und vor allem umwerfend witzig – wenigstens zum damaligen Zeitpunkt.

Und je länger wir darüber nachdachten (was in direktem Verhältnis zu der von uns konsumierten Menge Bier stand), desto witziger fanden wir sie, und wir konnten sogar Johno als offiziellen Expeditionsfotograf an Bord lotsen, denn schließlich besaß er eine gute Kamera (grundlegende Voraussetzung für den Job). Leigh war der Mechaniker und ich, da ich weder spezielle Expeditionskenntnisse noch eine gute Kamera aufweisen konnte, würde mich um die Grenzübergänge kümmern. Was konnte dabei noch schiefgehen?

Paul und Leigh hatten die Reise nun schon mehrfach erwähnt und mir wurde langsam – mit Entsetzen und mit Begeisterung – klar, dass sie tatsächlich stattfinden könnte. Meine Euphorie wurde immer größer, und bevor ich mich versah, hatte ich allen möglichen Leuten davon erzählt. Amüsierte Freunde und Familienmitglieder und ungläubige Kollegen reagierten darauf meist mit Augenrollen und Geschmunzel, und es wurde uns klar, dass wir bald etwas vorweisen mussten, um unseren Worten Nachdruck zu verleihen: Wir mussten uns so bald wie möglich ein Taxi zulegen.

Nach langem Suchen im Internet und den Kleinanzeigen der lokalen Presse fanden wir das perfekte Modell: den LTI FX4, das klassische London Black Cab, bekannt in aller Welt. Leigh hatte tatsächlich, nachdem er auf eBay Angebote von iPod-Imitaten, alten CDs und Toastern, die das Antlitz Jesu in den Morgentoast brannten, durchforstet hatte, ein solches Taxi gefunden, zum unglaublichen Preis von 1 350 Pfund. Leigh meinte, dass das 1990er Arbeitstier ein wirklich guter Deal sei, konnte aber leider nicht nach London fahren, um es sich anzusehen. Also machten Paul und ich uns auf den Weg – mit eindeutigen Instruktionen und jeweils 450 Pfund, die wir von unseren Studiendarlehen abgezweigt hatten, in der Tasche.

Da waren wir also, liefen in einem Londoner Vorort mit einer Tasse Tee in der Hand um einen Wagen herum, in dem wir zwar schon unzählige Male gesessen, ihn uns aber ansonsten nie genauer angesehen hatten. Hier und da kickten wir ein wenig gegen die Reifen, um den Anschein zu erwecken, wir wüssten, wovon wir sprachen.

»Hmm, der Tacho zeigt 999.999 Meilen an«, sagten wir mit Kennerblick auf das steinalte Armaturenbrett. »Ist das nicht ein bisschen viel?«

»Ach, darum müsst ihr euch gar nicht kümmern«, erwiderte der Verkäufer mit Cockney-Akzent. »Der Tachometer funktioniert nicht.«

»Und wie viele Meilen hat er dann auf dem Buckel?«

Er zog die Augenbrauen zusammen...

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