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Dreimal Hölle und retour

ausgebrannt, depressiv, abhängig Ursachen, Symptome und Wege aus der Krise - Erfahrungen und Erkenntnisse eines Betroffenen

AutorKarl Nessmann
VerlagMorawa Lesezirkel
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl360 Seiten
ISBN9783990571873
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Dreimal Hölle - und retour! Vom BURNOUT in die DEPRESSION und ABHÄNGIGKEIT - zurück ins LEBEN. Zehn Jahre dauerte die existenzielle Krise eines Mannes, der 'objektiv' alles hatte: Ansehen, Top-Job, Einkommen, Familie, Liebe, Freunde, Frohsinn. - 2006 begann seine Höllenfahrt: völlig ausgebrannt und erschöpft, durchlebte er mehrere depressive Episoden, er war im Klammer-Griff des Alkohols, wiederholt in der Psychiatrie und auf Entzug. 'Das kann und wird es nicht mehr geben', versicherte er sich, seiner Familie und seinen Freunden. Mit diesem Buch tritt er - entschlossen - den Weg aus der Krise zurück ins Leben an und schafft für alle Betroffenen, Angehörigen wie auch - fachlich - Interessierten ein tief berührendes, impulsreiches, 'persönliches Fachbuch' - als Beitrag zu Forschung, Therapie und Prävention. Er schildert seine Leidensgeschichte und gibt - sich selbst sowie den vielen ebenso Leidenden - Tipps, mit Sucht und Sehnsucht umzugehen. Die LeserInnen erhalten einen authentischen Einblick in die Gefühlswelt des Betroffenen. Gerade weil er durch die seelischen Tiefen gehen musste, die Hölle und das Grauen mindestens drei Mal kennenlernte, kann er heute Glücksmomente mit Demut und Dankbarkeit wahrnehmen und seine Erfahrungen weitergeben.

Dr. Karl Nessmann war Medien- und Kommunikationswissenschaftler, erfahren in der Bewertung von wissenschaftlichen Studien. Der Kärntner analysiert die Ergebnisse der Forschung und bringt diese in Bezug zur persönlichen Krankengeschichte. Er erklärt die Ursachen, Symptome und Folgen des komplexen Erschöpfungssyndroms unserer Zeit. Als ausgebildeter Coach und Berater liefert er zudem konkrete Hinweise über ganzheitliche Behandlungsmethoden für Körper, Geist und Seele. Burnout und die damit zusammenhängenden Themen Depression und Sucht werden wissenschaftlich fundiert und verständlich dargestellt, die Wirkungsweisen spiritueller, medizinischer und psychotherapeutischer Methoden konkret beschrieben. Ein Erste-Hilfe-ABC zu Burnout, Depression und Sucht fasst die Ausführungen zusammen. Es beinhaltet auch hilfreiche Fragen, die sich der Leser, die Leserin im Sinne der Selbstreflexion stellen kann.

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Leseprobe

2.) Was ist Burnout? Zur Theorie der Erschöpfung


„Burnout ist eine Modekrankheit, ein Modebegriff, nichts anderes als ein beschönigendes Wort für Depression, Arbeitsunzufriedenheit, Stress oder Midlife Crisis. Burnout wird doch nur von Arbeitsfaulen als Ausrede genutzt, um weniger arbeiten zu müssen“.

Derartige Aussagen bekommt man häufig zu hören, wenn über das Thema diskutiert wird. Und es wird viel darüber geredet und in den Medien berichtet. Man kann regelrecht von einem „Hype“ sprechen. Zeitungen, Zeitschriften, Magazine, Boulevard und Qualitätsmedien, TV und Rundfunk, sie alle berichten immer häufiger über das Erschöpfungssyndrom unserer Zeit und prägen das Bild wesentlich mit. Die großen Leitmedien machten die „Volkskrankheit Burnout“ zum Aufmacher und widmeten gleich ganze Sonderhefte dazu. Der Spiegel-Wissen (1/2011) diagnostizierte in seiner Sonderausgabe „Das überforderte Ich“ die Deutschen als „Volk der Erschöpften“, Focus betitelte seine Extraausgabe mit „Eine Generation brennt aus“ und die ZEIT fragte sich ironisch, „ob noch jemand ohne Burnout ist“. Sie alle berichten sehr ausführlich über die Volkskrankheit Burnout, lassen Experten (Wissenschaftler, Ärzte, Therapeuten) und Betroffene (insbesondere Prominente aus Sport, Showbusiness und Politik) zu Wort kommen. Allerhand Tipps zur Vorbeugung und Fragebögen, mit denen man sich selbst testen kann, runden die Geschichten ab. Die Frage, welches Bild die Medien hier vermitteln und welches Bild eine Gesellschaft von sich entwirft, die im Burnout ihr Signum erkennt, kann an dieser Stelle nicht diskutiert werden. So viel sei aber gesagt: Burnout, auch Depression und Sucht, werden in den Medien als geheimnisvolle Krankheiten dargestellt, als die größten Gefahren des 21. Jahrhunderts.

Aber worum geht es? Was ist Burnout? Nur eine momentane Erscheinung unserer Zeit, eine Mode- bzw. Phantomkrankheit, die nur als Deckmantel benutzt wird oder eine ernstzunehmende Krankheit?

Es gibt zahlreiche Definitionen. Eine Übersicht dazu liefern die eingangs schon erwähnten deutschen Wissenschaftler Ina Rösing (2003) sowie Matthias Burisch (2010) in ihren Standardwerken über Burnout. Aber auch sie können sich nicht zu einer Definition durchringen, wie überhaupt die Wissenschaft sich bis heute noch auf keine einheitliche Definition einigen konnte. Es ist tatsächlich nicht einfach, das Syndrom zu erklären. Ich will es dennoch versuchen – und zwar mit der Abgrenzungsmethode und Symptombeschreibung. Beginnen wir bei zwei Begriffen, die immer wieder genannt werden. Syndrom und Symptom. Letzteres ist ein Zeichen (z. B. Müdigkeit, Schlafstörung, Kopfschmerzen), ersteres ist die Gesamtheit der systematisch miteinander zusammenhängenden Symptome.

Burnout ist das Gegenteil von Bore-out (Langeweile, Überdruss). Boreout ist eine paradoxe bzw. widersprüchliche Verhaltensweise, bei der eine gewisse Geschäftigkeit simuliert wird, um ausgelastet zu wirken, auch wenn wenig zu tun ist. Es handelt sich um eine gewisse Unterforderung, die auch in die Krankheit führen kann und ähnliche Symptome aufweist wie das Burnout. Burn-out (Ausbrennen) hingegen ist eine Art Überforderung, ein Zustand, der sich langsam über einen gewissen Zeitraum durch überhöhten Energieverschleiß und Stress entwickelt und ebenfalls in die Krankheit führen kann.1

Burnout ist nicht mit Arbeitsunzufriedenheit gleichzusetzen. „Zentrales Merkmal von Burnout ist die emotionale Ausgelaugtheit. Bei Arbeitsunzufriedenheit muss aber keinesfalls Erschöpfung entstehen; im Gegenteil, sie kann einhergehen mit Aktivität und Wut.“ (Rösing, 2003, S.78) Burnout ist auch nicht mit Arbeitsstress gleichzusetzen bzw. auf diesen zurückzuführen, denn dieser kann bewältigt und überwunden werden. Eine große Überschneidungsfläche existiert mit der Arbeitssucht. Die Arbeitssucht ist mit dem hier behandelten Thema Burnout am ehesten verwandt und aufs Engste verwoben. Ihre Gesichter sind sehr ähnlich.

„Fast alle Arbeitssuchtpatienten weisen auch Symptome des Burnout auf“

(Musalek 2012a, S. 27). Von Arbeitssucht ist dann die Rede, wenn folgende Symptome zu beobachten sind: (1) ein unstillbares Verlangen nach Arbeit, (2) eine Verlängerung der Arbeitszeit bei gleichzeitiger Verkürzung der Erholungszeit, (3) Kontrollverlust über das Arbeitsausmaß, d. h. man nimmt sich eine arbeitsfreie Zeit vor, die dann doch mit Arbeit gefüllt wird, (4) Auftreten körperlicher Entzugssymptome in der arbeitsfreien Zeit, z. B. Unruhe, Zittern, Übelkeit, Schlafstörungen, Infekte aller Art, (5) Fortsetzung der Arbeit, obwohl man eigentlich nicht mehr kann, (6) Vernachlässigung aller anderen Lebensbereiche (Familie, Freunde, Freizeitaktivitäten etc.).

Burnout ist auch nicht bloße Ermüdung oder Erschöpfung. Schwere Arbeit ermüdet jeden von uns. Ein harter und langer Arbeitstag kann müde machen. Man kann sich total erschöpft fühlen und gleichzeitig zufrieden, ja sogar glücklich über die erbrachte Leistung sein. Auch dieses Gefühl kenne ich sehr gut. Die amerikanischen Burnout-Pioniere Elliot, Pines und Kafry (1983) bezeichnen diesen Zustand als „gute Erschöpfung“ und grenzen diese von der Burnout-Erschöpfung ab. Hier fehlen nämlich entscheidende Elemente des Ausbrennens, nämlich das Gefühl der Hilfs- und Hoffnungslosigkeit bzw. das Gefühl, sich in auswegloser Lage zu befinden. Eine inhaltliche Nähe ergibt sich am ehesten zum chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS: Chronic Fatigue Syndrom), das primär durch lähmende geistige und körperliche Erschöpfung gekennzeichnet ist und ähnliche Symptome wie das Burnout aufweist (Schlaf-, Konzentrations-, Gedächtnisstörungen oder Kopf-, Hals-, Gelenk- oder Muskelschmerzen etc.). Besonders schwierig ist die Abgrenzung von Burnout und Depression, womit wir uns später noch eingehend beschäftigen werden. An dieser Stelle sei dazu vermerkt:

Burnout ist auch nicht bloß eine Variante von Depression. Sie ist die letzte Eskalationsstufe des Ausbrennprozesses. Das Bild im fortgeschrittenen Burnout-Stadium (Stufe 11) ähnelt am ehesten der sog. Erschöpfungsdepression. Viele Symptome sind ähnlich, z. B. die emotionale Erschöpfung, die Antriebs- und Lustlosigkeit, die innere Leere. Meta-Analysen, die sich mit der Frage der Abgrenzung zwischen Burnout und Depression beschäftigten und dabei zahlreiche Studien ausgewertet haben, sind zu dem Schluss gekommen, dass die Symptome sich zwar überlappen, „d. h. eine gewisse gemeinsame Varianz haben, die Burnout-Dimensionen der Depersonalisation und der reduzierten arbeitsbezogenen Selbstbewertung jedoch NICHT mit Depression korrelieren.“ (Rösing, 2003, S. 81).

Das Erschöpfungssyndrom unserer Zeit


Burnout wird heute weitgehend (und darin sind sich die meisten Experten einig) als Erschöpfungssyndrom bezeichnet – und ich ergänze: Erschöpfungssyndrom unserer Zeit, der schnelllebigen, sich rasant verändernden Zeit. Die gesellschaftlichen Umstände (Arbeitsbedingungen, Umgang mit der Zeit, Beschleunigung des Tempos in allen Lebensbereichen, Hektik, Druck, Stress etc.) sind neben den individuellen, persönlichkeitsbezogen Merkmalen wesentliche Bedingungen für das Ausbrennen. Immer mehr Berufsgruppen sind davon betroffen. In den ersten Burnout-Studien Anfang der 70-er Jahre des letzten Jahrtausends wurde das Phänomen hauptsächlich in den helfenden bzw. sozialen Berufen (Ärzte, Pflegepersonal, Sozialarbeiter, Lehrer) diagnostiziert. Heute ist Burnout in fast allen Berufen vorzufinden: bei Sportlern, Künstlern, Wissenschaftlern, Managern, Hausfrauen etc. Sogar den obersten Hirten der katholischen Kirche kann es treffen. „Erschöpfter Papst tritt zurück“ so lautete die Hauptmeldung des Tages am 11. Februar 2013. Papst Benedikt XVI legte sein Amt mit der Begründung, dass er zu müde und erschöpft sei, zurück. In seiner Rücktrittserklärung schreibt er:

„Die Welt, die sich so schnell verändert, wird heute durch Fragen, die für das Leben des Glaubens von großer Bedeutung sind, hin und her geworfen. Um trotzdem das Schifflein Petri zu steuern und das Evangelium zu verkünden, ist sowohl die Kraft des Körpers, als auch die Kraft des Geistes notwendig, eine Kraft, die in den vergangenen Monaten in mir...

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