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»Du bist einzigartig«

Starker Selbstwert - starkes Kind

AutorDan Svarre
VerlagBeltz
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl160 Seiten
ISBN9783407223487
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
So viel ein Kind auch gelobt wird, das Gefühl, wertvoll zu sein, erfährt es auf andere Art. Ein Gespür für Eigenheit ist dafür ebenso wichtig wie Freundschaft mit sich selbst. Der intakte Selbstwert, der so entsteht, führt wie ein Kompass sicher durch Kindheit und Pubertät - und darüber hinaus. Der renommierte dänische Psychologe Dan Svarre zeigt, wie Eltern die Entwicklung des Kindes zu einem selbstwertstarken Menschen unterstützen können. Anhand authentischer Beispiele und Dialoge demonstriert er, welche Aussagen und Handlungen Selbstwert fördern oder beeinträchtigen. Unbewusste Fehler werden so vermieden und Kinder dauerhaft stark gemacht für alle Lebenslagen.

Dan Svarre ist Psychologe und Gründer der ForældreSkolen (ElternSchule). Als Spezialist für Erziehung, Konfliktmanagement und Selbstentfaltung bietet er Eltern und Lehrern Beratung und Hilfe an.

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Leseprobe

Was ist Selbstvertrauen?
Und was Selbstwert?


Ein Haus bauen


Ich möchte mit einem anschaulichen Beispiel beginnen.
Stellen Sie sich vor, Sie bauen ein Haus, in dem Sie sich wohl und sicher fühlen, wo es ruhig und friedlich ist – ein perfektes Zuhause. Es ist ein Ort, zu dem Sie immer wieder gerne zurückkehren, wenn Sie unterwegs waren, um die Welt zu erobern. Sehen Sie dieses Haus vor sich? Sind Sie vielleicht schon dabei, sich Gedanken zu machen über die Fassade, über das Grundstück, die Wohnlage, die Größe, das Baumaterial, die Einrichtung, den Schnitt der Zimmer, wie viele Stockwerke es geben soll usw.? Können Sie sich das Haus vorstellen, wie es da steht und von außen aussieht, wie Sie es einrichten werden?
Und jetzt: Hand aufs Herz – galt Ihr erster Gedanke dem Fundament? Dass Sie in erster Linie für eine solide Grundlage sorgen müssen, um darauf etwas Stabiles und Beständiges zu errichten? Nein, oder? Weil es für uns schlicht selbstverständlich ist, dass ein Haus ein sicheres Fundament hat.
Möglicherweise verhält es sich mit dem Selbstwert genauso. In der Regel gehen wir (so wie es unsere Eltern getan haben) davon aus, dass er sich von alleine entwickeln wird, sobald das Haus steht. Wir müssen es nur solide genug bauen.
Versuchen Sie mal, diesen Gedanken zu Ende zu denken: Je schöner und stabiler das Haus, desto solider ist sein Fundament … Eine solche Konstruktion trägt aber nicht, denn das Fundament geht der Fassade voraus, es festigt sich nicht von alleine.
Niemand wird bezweifeln, wie notwendig ein stabiles, solides und gut gebautes Fundament ist. Denn es ist klar, was mit einem Haus passiert, das auf einem schwachen oder schlimmer noch: nicht existierenden Fundament errichtet wurde. Und je größer, massiver und schwerer das Haus ist, umso verheerender sind die Folgen.
Mentales Fundament unseres Lebens und des Lebens unserer Kinder ist der Selbstwert. Alles, was wir fühlen, denken und tun, beruht darauf – so wichtig und bedeutsam ist er. Und das Selbstvertrauen? Das befindet sich in allen Teilen des Baus, der auf dem Fundament des Selbstwerts entsteht.
Vereinfacht gesagt:
Selbstwert ist das Fundament unserer
Selbstwahrnehmung – Selbstvertrauen
und Selbstwert unterscheiden sich fundamental.
Selbstvertrauen und Selbstwert sind so verschieden wie Tag und Nacht. Sie sind so konträr wie Spinne und Elefant.
Das eine hat seinen Ausgangspunkt in dem, was wir tun. Der andere in dem, was wir sind. Wie sich zeigen wird, ist dieser Unterschied voller Spannungen.
Um einen Überblick zu bekommen, habe ich die Bedeutungen der beiden Begriffe in einer Tabelle zusammengefasst:
Selbstvertrauen
Selbstwert
Es geht um das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Es geht um das Erleben und die Erkenntnis, wertvoll zu sein.
Es geht um das eigene Tun.
Es geht um das eigene Sein.
Es geht darum, was wir können.
Es geht darum, was wir sind.
Es geht darum, die eigenen Möglichkeiten auszuschöpfen.
Es geht darum, die eigenen Eigenschaften anzuerkennen.
Wenn die beiden Begriffe aber so grundverschieden sind, warum werden sie dann so leicht verwechselt?
Bei der Beantwortung dieser Frage kann uns die Geschichte von Leon und seinen Eltern helfen. Begleiten wir sie ein Stück auf ihrem gemeinsamen Weg.

Leon reißt aus


Leon ist neun Jahre alt und geht in die 3. Klasse. In der Schule kommt er gut mit und wird oft von den Lehrern gelobt, die ihn als pflichtbewussten, angenehmen und charmanten Schüler wahrnehmen, der in fast allen Fächern gute Leistungen erzielt. Seine Mitschüler mögen ihn auch, sowohl die Jungen als auch die Mädchen. Sie finden ihn lustig. Das Telefon zuhause klingelt oft, weil Klassenkameraden sich mit Leon verabreden wollen. Manchmal ist ihm das fast zu viel.

Brav und ordentlich


Auch Leons Eltern halten ihn für ein einfaches Kind. Er macht praktisch alles, worum er gebeten wird. Ohne zu nörgeln setzt er sich zum Beispiel hin und erledigt seine Hausaufgaben. Er will nicht unvorbereitet in die Schule gehen. Im Haushalt hilft er viel, deckt den Tisch, räumt ab und stellt das Geschirr in die Spülmaschine. Darüber freuen sich seine Eltern und loben ihn. Auch sein Zimmer ist selten unordentlich.
Wenn er Besuch von Freunden hatte, räumt er hinterher unaufgefordert auf, seine Spielsachen stehen alle in Reih und Glied im Regal oder liegen in Kisten. Sogar seine Donald-Duck-Hefte sind ordentlich übereinandergestapelt und nach Nummern und Jahrgängen sortiert. Er kann es nicht leiden, wenn seine Freunde diese Ordnung durcheinanderbringen. Das macht ihn nervös und verdirbt ihm schnell die Laune. Seine Stimmung kippt auch leicht, wenn er beim Computerspielen verliert, manchmal rastet er auch völlig aus. Leon hasst es zu verlieren, was selten vorkommt. Denn am Computer ist er der Beste in seiner Klasse.

Mia, die kleine Schwester


Leon versteht sich gut mit seiner zweieinhalb Jahre jüngeren Schwester Mia. Das war nicht immer so. Immer wieder erzählt seine Mutter die »lustige« Geschichte, wie sie mit Mia aus der Klinik nach Hause kam. Leon wurde zornig, als er begriffen hatte, dass die kleine Schwester für immer in der Familie bleiben würde. Aber so etwas sei ganz normal, wenn man von heute auf morgen »entthront« wird, erklärt die Mutter. Seither haben beide Elternteile das Verhältnis der Kinder als ausgeglichen wahrgenommen. Sie spielen viel zusammen und streiten sich nicht häufiger als andere Geschwister.

Alpträume


Etwa anderthalb Jahre nach Mias Geburt beginnt Leon, unter Alpträumen zu leiden. Fast jede Nacht schreckt er panisch auf, meistens vom selben Traum. Starr vor Schreck wacht er auf, weint und bekommt kaum Luft, weil er glaubt, dass er »gleich von Kobolden aufgefressen« wird. Wenn seine Eltern ihn zu sich ins Bett holen, beruhigt er sich bald und schläft wieder ein. Dieses Prozedere wiederholt sich Nacht für Nacht.
Einige Jahre kehren die Alpträume in regelmäßigen Abständen wieder, stellen in den Augen der Eltern aber kein großes Problem dar. Sie mögen es sogar ganz gerne, wenn Leon bei ihnen im Bett schläft.

Peinliche Geschichten


Ein paar Jahre später beobachten Leons Eltern, wie ihr Sohn, ausgerüstet mit einem kleinen Koffer und seinem Lieblingsteddy, das Haus verlässt und zum Gartentor geht. Er ist drauf und dran »wegzugehen«. Das ist eine der vielen »niedlichen« Geschichten, die Leons Mutter zum Besten gibt, wenn Verwandte und Freunde zu Besuch sind. Leon findet das überhaupt nicht witzig. Er fühlt sich bloßgestellt, wenn die Mutter solche Sachen erzählt. Wenn er sie hin und wieder bittet, damit aufzuhören, tut er es aber nur ganz leise und zaghaft. Die Mutter wischt seine Proteste mit Bemerkungen beiseite wie »Ach, du verstehst überhaupt keinen Spaß« oder »Das war doch so süß«. Leon sieht das nicht so. Er findet es peinlich und fühlt sich vorgeführt. Er hat das Gefühl, sich damals dumm und falsch verhalten zu haben. Er hat den Eindruck, als wäre etwas nicht richtig mit ihm, wenn er immer wieder solche Geschichten vorgehalten bekommt. Aber er schluckt seinen Unmut runter.

Probleme in der Schule


In letzter Zeit hat Leon Schwierigkeiten bei den Hausaufgaben. Er glaubt, dass er sie einfach nicht lösen kann, und gerät vollkommen außer sich. Dann wirft er das Mathematikbuch in die Ecke, sodass die Seiten zerknicken. Hinterher tut es ihm leid und er versucht, die Sache wiedergutzumachen. Ein paar Mal sagt er, dass Mia viel besser in Mathematik sei als er. Das stimmt natürlich nicht, denn Mia geht erst in die 1. Klasse.
Eines Tages ruft die Schule bei den Eltern an und erzählt, dass Leon aus der Mathematikstunde weggelaufen sei. Er habe laut herumgeschrien und dann die Tür hinter sich zugeschlagen. Die Mathematiklehrerin habe das sehr überrascht, denn so ein Verhalten passe gar nicht zu dem sonst so ruhigen und besonnenen Leon. Kurz darauf habe sie ihn bei den Fahrradständern gefunden. Er habe geweint und einfach nicht mehr damit aufgehört. Dabei habe er vor sich hin gestammelt: »Ich bin der Dümmste auf der ganzen Welt. Ich kann nichts. Alle anderen sind viel besser als ich. Auch egal. Ich hasse die Schule und die anderen. Ich kann genauso gut ganz verschwinden. Mich mag sowieso niemand. Das merkt eh keiner, wenn ich weg bin. Die freuen sich sogar. «

Die Grenze ist erreicht


Leons unmittelbare Reaktion und seine spontanen Worte sind typisch für Kinder und Erwachsene mit einem ernsthaft geschädigten Selbstwert. Leon hat Gedanken dieser Art schon unzählige Male gehabt und hat die Gefühle unterdrückt, die dabei in ihm hochkamen. Unbewusst war es für ihn wichtiger – und das trifft für die meisten Kinder zu –, seine Eltern nicht zu enttäuschen. Darum hat er sich immer wieder zusammengerissen und seine Verzweiflung und Ohnmacht heruntergeschluckt. So lange, bis die emotionale Belastung und Speicherung negativer Energie einen kritischen Punkt erreicht hatten und das Fass zum Überlaufen brachten. Ein einziger Tropfen reichte aus.

Das Gefühl, nicht zu genügen


Leon hat seine ersten neun Lebensjahre damit verbracht, das einfache,...
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