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E-Book

Du Papa

AutorHelmut Zöpfl
VerlagRosenheimer Verlagshaus
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl112 Seiten
ISBN9783475545498
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
'Du, Papa, bin ich eigentlich hochbegabt?' Kinderfragen lösen bei der Erwachsenenwelt meist große Heiterkeit aus. Manchmal sind sie aber auch fast wie die berüchtigten Fragen des alten Philosophen Sokrates: Sie zeigen dem Papa, der Mama oder Oma und Opa, dass vieles, was sie für selbstverständlich halten, gar nicht so selbstverständlich ist. Bei den Vater-Sohn-Dialogen, die uns der bekannte bayerische Schriftsteller Helmut Zöpfl hier serviert, geht es sowohl um die ganz alltäglichen als auch um die recht 'ausgefallenen' Themen: um die Schule, um Stammtische, um Fußball - aber auch um Bildung, Politik und den Urknall. Und wie es Kinderfragen so an sich haben: Man kann darüber herzlich lachen - aber auch lange nachdenken.

Helmut Zöpfl, emeritierter Pädagogikprofessor, ist einer der bekanntesten bayerischen Autoren. Der gebürtige Münchner versteht er in seinen Werken immer wieder, den Lesern die Augen für das Schöne und Positive zu öffen: zeitkritisch und zugleich optimistisch, humorvoll und doch kämpferisch.

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Leseprobe

Du, Papa …


Wia is des mit de Gene?


Nicht nur in der Schule lernt man fürs Leben


Gene


BUB: Papa, daads du da bitt schön unterschreibn?

VATER: Was is’n des?

BUB: I wollt di ja eigentlich wegn a so an Schmarrn gar net belästigen, aber unser Biolehrerin kennt jetzt mei’ Unterschrift von dir scho.

VATER: Bio. Aha, hast jetzt die Schulaufgab rauskriagt? Was hast’n?

BUB: Die größtmögliche Punktzahl.

VATER: Ah geh. ’s letzt Mal hast aber no an Sechser ghabt. Was is’n desmal?

BUB: Wieder oana. Mei’ Lehrerin hat gsagt, i hätt a ziemlich konstantes Leistungsniveau.

VATER: An Sechser? Ja, warum sagst nacha, dassd’ die meisten Punkte hast?

BUB: Stimmt doch: A Siebner is net rauskommen. Und i war der oanzige Sechser.

VATER: Du, da versteh i jetzt wirklich koan Spaß mehr. Bio war scho immer ein Lernfach. Da wersd’ halt wieder stinkfaul gwesn sei. Des kimmt davon, weilsd’ ständig auf dem Gameboy umanandadruckst, anstatt dassd’ was lernst. Da hätt uns unser Vater was pfiffn.

BUB: Hat er gar net könna. Damals hat’s no gar koane Gameboys gebn. Also hinkt der Vergleich.

VATER: Dir hink i nacha glei. Bei dir fehlt jede Arbeitsmoral. Des is’.

BUB: Vater, jetzt komm ma bitte net mit Ethik. Informier di liaber in Genetik.

VATER: Was soll i? Was hat denn dei’ Bombensechser mit Genetik zum doa?

BUB: Da siehgt ma halt amal wieder, dass du genauso hinkst wia deine Vergleiche: und zwar hinter der Zeit her. Erstens war das der beste Sechser, den wo i seit langem gschriebn hab, hat die Lehrerin gsagt, zwoatens ghört Genetik aa zur Biologie, und drittens kann ma heutzutag über d’ Schui nimmer mitredn, wenn ma wia du koan blassn Deut von dene Gene hat.

VATER: Was soll denn des hoaßn?

BUB: Dass ma heutztag genau woaß, dass alles von de Gene abhängt. Was konn denn i dafür, wenn i net des richtige Bio-Gen hab?

VATER: Bio-Gen. A solchener Krampf. Wo hast den Schmarrn glernt?

BUB: In Biologie.

VATER: In Biologie. Ja, da schau her. I hab mir denkt, du woaßt nix von Biologie.

BUB: Ja mei, a blinde Henn findt aa a Gen. Guat, gell? Des is mir grad eigfalln. Aber im Ernst, wenn i die richtign Gene hätt, na waar i aa a solches Genie wia zum Beispiel der Einstein. Habts ihr euch eigentlich des genau überlegt, du und d’ Mama?

VATER: Was soll des jetzt wieder hoaßn?

BUB: Ja mei, vor der Zeugung halt, obs ihr des richtige Potential für an solchenen netten Buam wia mi überhaupts z’sammabringts. I will ja net euere Intimitäten wissen, aber seids ihr vorher in ara genetischen Beratung gwesn? Aber des hat’s seinerzeit ja no net gebn. Und außerdem geht des ja alles vui früahra o, bei de Großeltern, de Urgroßeltern und so weiter. Des is halt Pech, dass i rein genetisch offensichtlich den falschen Stammbaum hab.

VATER: Des is ja nimmer zum anhörn, was du da ois verzapfst. Da muaß i doch glatt amal zu deiner Biolehrerin hingeh’.

BUB: Da werst enttäuscht sei’.

VATER: Wieso?

BUB: Da haben si halt rein genetisch offensichtlich die zwoa Falschn troffn. A zwoate Claudia Schiffer is’ jedenfalls net. Aber was soll’s. Meine Großeltern mütterlicherseits waarn si wohl besser aa aus’m Weg ganga.

VATER: Also, jetzt reicht’s mir aber wirklich. Auf die Unverschämtheit hin kriagst an Hintern versohlt.

BUB: Papa, bist narrisch wordn? Prügelstrafe is längst verboten. Da konnst saubere Schwierigkeiten kriagn.

VATER: Schwierigkeiten? I? Da täuschst di. Wenn mir jetzt die Hand ausrutscht, bin doch net i schuld, sondern bloß meine Gene.

Exakte Wissenschaft


PAPA: Bene, komm amal her! Hallo, Bene. Ja, hört denn der überhaupt nimmer? Bene!

BUB: Was is denn los?

PAPA: Du, i schrei dir jetzt scho a halbe Stund. Hast du dir deine Ohrn net ausputzt? Ja, was is denn mit deim Haxn los?

BUB: Beim Fußballspuin hat mir der Martin oane naufghaut. – Und außerdem hab i grad Bio glernt.

PAPA: Du hast Bio glernt? Des is ja was ganz Neus. Möchst endlich von deim Sechser wegkomma?

BUB: Papa, Noten san Schall und Rauch. Ich mach’s der Wissenschaft zuliebe.

PAPA: Ha? Der Wissenschaft zuliebe? Was soll denn des wieder hoaßn?

BUB: Ja, dass mia halt in der Biologie streng wissenschaftlich arbeitn, net wia ihr seinerzeit bloß die oanzelnen Vogelartn auswendig lernen.

PAPA: Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar, hahaha. Immerhin hab i in Biologie an Oanser oder zumindest an Zwoarer ghabt.

BUB: Aber Wissenschaft war des koane. Unser neuer Lehrer geht experimentell vor und beteiligt uns an ganz neue Erkenntnisse.

PAPA: Dass i net lach. Des werd scho was Gscheits sei’.

BUB: Kennst du beispielsweise des Spinnen-Experiment?

PAPA: Spinnen-Experiment? No nia was ghört davo!

BUB: Siehgst as. Also, unser Lehrer hat a lebendige Spinne aufn Tisch gsetzt, hat ihr pfiffa und sie otupft.

PAPA: Ja und?

BUB: Die Spinna is sofort losmarschiert.

PAPA: Des hätt i aa ohne Experiment gwusst.

BUB: Ja, aber dann hat er ihr oan Haxn auszupft, wieder pfiffen und sie ogstoßn. Und scho is’ loskrabbelt.

PAPA: An Hax auszupft. Die arme Spinne!

BUB: Er hat’s ja für die Wissenschaft do. Aa des, dass er ihr des zwoate Haxerl ausgrissn hat. Und wieder is desselbe passiert.

PAPA: Na ja, die Spinna hat ja no gnua Füaß’ zur Verfügung, owei no mehr wia du oder i.

BUB: Siehgst, und mit zwoa Haxn is’ auf Pfiff und Stupser trotzdem no – allerdings scho mühsamer – losghumpelt.

PAPA: I kapier net, was des Ganze soll. Für mi is des Tierquälerei und sonst gar nix.

BUB: Papa, wenn alle so denkn daadn wia du, na gaab’s koane Erfindungen, rein gar nix, net amal as Rad hättns’ erfundn.

PAPA: Was hat jetzt as Rad mit der Spinna zum doa? Is des Experiment vielleicht da drauf nausglaufa, dass die Spinna, wenns’ koane Füaß’ mehr hat, Radl fahrt? Hahaha.

BUB: Papa, jetzt bist aber albern. Da merkt ma halt, dass du nia wissenschaftlich g’arbat hast. Unser Experiment hat ein höchst überraschendes Ergebnis bracht. Der Lehrer hat ihr aa no die letztn zwoa Haxn abzwickt, ihr pfiffa und sie ogstupst.

PAPA: Jetzt hörst aber auf, des arme Viecherl.

BUB: Nix armes Viecherl, eine Heldin der Wissenschaft is die Spinna jetzt. Sie hat si nämlich auf’n Pfiff koan Millimeter mehr bewegt. Und damit ist der Beweis erfolgt, dass bei Spinnen des Gehör in de Haxn sitzt. Wenns’ koane mehr haben, konnst pfeifa, so laut und so lang, wiast meinst. Da geht rein gar nix mehr.

PAPA: I glaub, i spinn.

BUB: Des hast jetzt du gsagt.

PAPA: Halt amal. Jetzt fallt ma grad ei, dass der Lehrer doch vielleicht gar net so unrecht hat.

BUB: Sag i doch, Papa. Wissenschaft ist Wissenschaft. Aber wia bist jetzt da plötzlich draufkomma?

PAPA: Ja, weil’s bei dir offensichtlich so ähnlich is wia bei dera Spinna. Seits du dein’ wehen Haxn hast, hörst offensichtlich aa nimmer gscheit.

Stammtisch


BUB: Du, Papa, was is’n des eigentlich, a Stammtisch?

PAPA: Ja, du bist guat, du werst doch wissen, was a Stammtisch is. Des is eine der wichtigsten Einrichtungen bei uns in Bayern. Aber des is typisch: Unser Jugend hat halt überhaupts nichts mehr drauf mit Traditionen und Bräuchen.

BUB: Ja, ja, is scho recht. Des is wieder typisch für di, Papa, dass du, kaum dass ma di was fragt, auf die heutige Jugend schimpfst. Aber des is net neu. Unser Gschichtslehrer hat uns erzählt, dass auf einer babylonischen Tonscherbe 2000 Jahre vor Christi Geburt scho eine Klage über die damalige Jugend draufgstandn is.

PAPA: Ja, und recht hat die Tonscherbn ghabt. Du siehgst ja, was...

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