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E-Book

Dunkelflaute

oder Warum Energie sich nicht wenden lässt

AutorFrank Hennig
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783960921035
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Täglich werden wir mit Begriffen konfrontiert, die im Ergebnis einer als alternativlos gepriesenen Energiewende verwendet werden oder durch sie erst entstanden sind. Zunehmend gehen Bezeichnungen der allgemeinen Vergrünung in den Alltagsgebrauch über. Wissen wir immer, wie und worüber wir eigentlich reden? Wissen und Glauben bilden Denken und Meinung. Der Trend geht zum Glauben. Frank Hennig greift Bezeichnungen auf und kommentiert - in nichtalphabetischer Reihenfolge. Locker lesbar, zuweilen zugespitzt und - zum Verdruss der Anhänger der Energiewendeprosa - angereichert und gut durchgeschüttelt mit Fakten, Daten und Zahlen. Eine kritische Auseinandersetzung mit oberflächlichem Schwarz-Weiß-Denken, unhaltbaren Visionen und Klimapopulismus. Technischphysikalisch fundiert nimmt er die Begriffe beim Wort und deckt auf, dass sie oft mehr verbergen als erklären - denn es geht längst nicht mehr um die Erzeugung alternativer, sanfter Energie, sondern um Wege, an die öffentlichen Subventionstöpfe und schließlich an die Portemonnaies der Verbraucher zu gelangen. Eine Anregung für mündige Bürger zum Mit- und Weiterdenken, für Energieinteressierte, aber auch alle anderen. Mit einem Beitrag des international renommierten Dirigenten und glühenden Umweltschützers Enoch zu Guttenberg.

Frank Hennig, Diplomingenieur für Kraftwerksanlagen und Energieumwandlung, verbrachte sein Arbeitsleben in den Kraftwerken eines großen Stromunternehmens und seiner Rechtsnachfolger. Er war viele Jahre Betriebsrat und hier für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, was ihn zum Studium der PR an der Deutschen Presseakademie führte. Heute ist er in der technischen Fortbildung und bei einer Gewerkschaft als Referent tätig. Frank Hennig ist geborener Görlitzer, verheiratet, erfreut sich an Kindern und Enkeln und lebt heute in der Niederlausitz.

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Leseprobe

Vorwort


von Roland Tichy

Jochen Lottermoser war als Abteilungsdirektor im Oberschulamt und im Regierungspräsidium in Tübingen für die 860 allgemeinbildenden Schulen, die Lehrerseminare und die Staatlichen Schulämter verantwortlich. Heute ist er mit anderen Pensionären viel in den Wäldern der Schwäbischen Alb unterwegs. Aber die Herren gehen nicht gebückt in die Pilze, sondern steigen hoch auf Bäume. Sie suchen und schützen die Horste der Rotmilane, die auch Gabelweihe oder Königsweihe genannt werden. Seltene Greifvögel, mit wildem Blick, gefährlichem Schnabel und beeindruckendem Flugbild, wenn sie weit oben über die Wälder des Landes ziehen.

Rotmilane leben praktisch nur in Deutschland.

Doch ausgerechnet hier, im Land der Waldliebhaber und Naturschützer, werden die Rotmilane in ihrer Existenz bedroht. Im Namen des Klimaschutzes, der zu einer übergeordneten Kategorie des Naturschutzes stilisiert wird, ist ihr lebensgefährlicher Feind auf dem Vormarsch: Windräder, in deren gigantischen Flügeln die Rotmilane geraten und unvermeidlich geköpft, zerhackt und geschreddert werden. Im Namen des Natur- und Klimaschutzes werden die Rotmilane sogar bereits verfolgt, noch ehe sich die mörderischen Windräder drehen, von den Apologeten der erneuerbaren Energien, die in Wahrheit Profiteure der damit verbundenen Subventionen sind. Zu diesen Profiteuren zählen die Planer und Projektierer, Waldbesitzer und grüne Politiker. Sie haben es auf den Rotmilan abgesehen, denn das Vorkommen von Rotmilan-Horsten können den Bau geplanter Windparks verhindern. Also werden Bäume gefällt, in denen sich Rotmilan-Horste befinden, oder aber die Horste selbst werden zerstört, um den Vögeln die Existenzgrundlage zu nehmen. Deshalb ist Jochen Lottermoser so viel im Wald des Naturparks Obere Donau unterwegs. Statt der offiziell angegebenen drei Rotmilan-Horste konnte er acht weitere nachweisen, so ist im Verwaltungsdeutsch ein Rotmilan-Dichtezentrum entstanden, das den dort geplanten Windpark stoppen müsste. Müsste, das ist der Möglichkeitsfall. Denn ausgerechnet jene Horste, die im Dichtezentrum nachgewiesen wurden, haben neuerdings keine Bewohner mehr.

Was auf der Schwäbischen Alb geschieht, ist kein Einzelfall. Bundesweit wurden an die fünf Dutzend Fälle gemeldet, in denen Horste von Rotmilanen zerstört wurden. Wie viele der Greifvögel sterben, ist nicht messbar; zu zerfetzt sind die Kadaver, zu schnell ist der Fuchs da, der Bestatter der Wälder.

Und es geht auch nicht nur um seltene Vögel. Die Energiewende entfaltet jetzt bundesweit ihre Wucht, entblößt ihr schmutziges Gesicht und ihre Zerstörungsgewalt von der Nordseeküste bis in die Mittelgebirge.

Was als sanfte Alternative, als naturgerechte Form der Energiegewinnung gefeiert wurde, schlägt nun ins Gegenteil um. An die Stelle des atomindustriellen Komplexes ist ein ökoindustrieller Komplex getreten; noch brutaler, noch unbarmherziger und noch gieriger, weil noch monströser, noch flächenfressender und noch tiefer in Natur und Gesellschaft eingreifend.

Die Schriftstellerin Juli Zeh hat in ihrem Bestseller Unterleuten beschrieben, wie ein brandenburgisches Dorf von einer neuen Klassengesellschaft zerstört wird: Einige wenige, meist Investoren vom anderen Ende Deutschlands, profitieren von den Windkraftstandorten gemeinsam mit einigen Grundbesitzern. Die Dorfbewohner leben schließlich inmitten einer durch stählerne Monster dauerhaft unbewohnbar gemachten Brache, Tag und Nacht nur noch aufgescheuchtes Wild unter heulenden und rotierenden Mordflügeln. Unterleuten ist überall – die Küsten von Nord-und Ostsee praktisch unbewohnbar gemacht, weite Teile von Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt längst Industriebranche –, doch ohne Arbeitsplätze für die Menschen. Aber jetzt wird hohe Pacht bezahlt an frühere Landwirte, die an einem Windrad mehr verdienen können als an mühevoller Feldbestellung. Die Zerstörung marschiert nach Süden; jetzt ist Thüringen dazu freigegeben, zertrampelt zu werden, und Baden-Württemberg soll folgen. Die Höhenzüge des Schwarzwalds sind das Ziel der Maschinenkolonnen zur Waldrodung, die breite Schneisen schlagen, für die Anlieferung der gigantischen Rotoren. Während üblicherweise Bäume geschützt werden – für den Transport der Rotoren werden sie geopfert. Es folgen breite Fahrbahnen für die riesigen Baumaschinen, die die Fundamente tief in den Waldboden graben, sodass er seine Fähigkeit verliert, Wasser zu speichern. Für die Anlieferung der Bauteile sind Fahrbahnen erforderlich, die riesigen Autobahnen gleichen. Der Spessart, ein Märchenort der Brüder Grimm, und der Odenwald werden zu Industrieflächen, wo die Rotoren heulen und keine Vögel mehr zwitschern. Nur Füchse huschen umher, um die Kadaver zu holen.

Der Reichtum für wenige wird möglich durch die Korruption der vielen. Die Windradindustrie stützt sich auf die Grünen, die einst die Natur schützen wollten und heute zu Naturfressern geworden sind; Verbände wie der BUND und der Vogelschutzbund sind über weite Strecken eingebunden in das neue Geflecht der Absahner und Abkassierer. Sie haben das Engagement ihrer Mitglieder und deren Seelen längst verkauft an einen neuen Teufel: die Ökoindustrie, ein Mephisto, der im Gewand des Retters vor dem Atomtod auftritt und doch längst der große Zerstörer des Landes geworden ist. Denn sie begreifen nicht: Knapp sind die Natur und die Fläche. Wer sie bebaut, zerstört unwiderruflich Existenzgrundlagen.

Nicht nur um Windräder geht es. Biogas ist der Name eines neuen apokalyptischen Reiters, der Vernichtung über Land und Bevölkerung bringt. Bis über drei Meter hoch wächst der Mais, bis zu 80 Prozent der Anbaufläche wird ihm in Ostbayern schon geopfert. Wo Mais wächst, wächst sonst nichts mehr. Kein Spatz schimpft, keine Lerche singt und kein Rotkehlchen. Nur Wildschweine vermehren sich.

In Ostbayern, wo der Mais längst zum Ackerkrebs wurde, steigt die Hochwassergefahr. Die vereinzelten Stängel halten den Regen nicht zurück, die Äcker sind versiegelt durch die schweren Maschinen der Maisbauern und die Verdichtung des Bodens. Das Wasser kann nicht mehr versickern, fließt zu den Bächen und Flüssen ab, verheerende Hochwasser überfluten historische Städte bis hinab nach Passau. Die Gier der Maisbauern lässt sie den letzten Feldrain unter den Pflug nehmen, die Waldränder werden rasiert, das letzte Feuchtbiotop wird für den Mais trockengelegt. Der Mais frisst erst die Landschaft, unerbittlich, dann die Tiere und jetzt trifft es die Menschen in den Überflutungsgebieten. Sie müssen das durch Pestizide und Herbizide der Maisbauern verseuchte Wasser trinken – weil Mais in Biogasanlagen verdampft wird, weil Lebensmittel nur noch als Biomasse zählen und im Tank landen.

Und wofür das alles? Für die Energiewende.

Wegen der Klimaveränderung, der Reduzierung des Schadstoffausstoßes, sagen viele Grüne.

Das beruhigt das Gewissen. Das beseitigt die letzte Scham der Abkassierer. Das rechtfertigt immer neue Opfer. Opfer müssen sein, hämmern die ehemaligen Naturschützer und heutigen Ökokassierer ihren Verbandsmitgliedern ein. Nur so können die Atomkraftwerke ersetzt werden, trommeln die Medien, das ist ethisch geboten; hat nicht die Bundeskanzlerin eigens eine Ethikkommission einberufen, um die Energiewende umzusetzen?

Nichts stimmt, nichts ist wahr, alles ist nur Lüge.

Fakt ist: Der CO2-Ausstoß, eines der Hauptziele, liegt weit über dem selbst gesteckten Limit. Da der Energiebedarf durch die Erneuerbaren nicht gedeckt werden kann, wurde verstärkt auf Kohle gesetzt. Die CO2-Emissionen betrugen statt angestrebter 812 Millionen Tonnen 2016 rund 916 Millionen Tonnen und lagen somit deutlich über statt unter dem Vorjahreswert.

Fakt ist: »Grüne Jobs« – Fehlanzeige. »Im vierten Jahr in Folge ist die Zahl der Beschäftigten im Sektor Erneuerbare Energien gesunken – von 355.400 auf 330.000«, bilanzierte McKinsey. Schlimmer noch: Wegen der hohen Energiepreise beginnen die stromintensiven Industrien abzuwandern und so gingen 15.000 Jobs verloren – in nur einem halben Jahr.

Fakt ist: Die Strompreise stiegen seit 2015 um 22 Prozent – während sie im Rest der Welt sinken.

Nur die Subventionen steigen, der Schmierstoff, mit dem die Landschaftszerstörung und die Korruption befördert und immer weiter beschleunigt werden, Geld für die Landfresser. Rund 25 Milliarden werden umverteilt: zugunsten der grünen Abkassierer.

In der Mitte der Gesellschaft, da wo gut verdient wird, können die Menschen die steigenden Kosten noch wegstecken. Aber unten wird’s spürbar, über 300.000 Haushalte können ihre Stromrechnungen nicht mehr bezahlen. Das Wasser bleibt kalt, im Kühlschrank verkommen die wenigen Lebensmittel, am Abend brennen Kerzen – so primitiv sieht das Leben von immer mehr Menschen aus, seit die Umverteilung von den Verbrauchern zu den Ökokonzernen über das Mittel der Strompreise (EEG-Umlage) eingeführt wurde. Die Kosten des allgemeinen Unglücks sind breit verteilt, während die Profite nur wenigen Gewinnern zugute kommen.

Und wofür? Nicht für eine alternative Energie, die den Namen verdient.

Im Januar deckten die Erneuerbaren trotz des riesigen Aufwands gerade drei Prozent des Stromverbrauches in Baden-Württemberg. Übrigens: Der letzte Kraftwerksblock in Philippsburg stand für 30 Prozent. Im Land herrscht Dunkelflaute: wenig Sonne und wenig Wind – jahreszeitbedingt. Im Winter lugt die Sonne nur flach über den Horizont, die Solaranlagen bleiben wirkungslos. Leider verschafft die Windenergie keinen Ausgleich – Windstille und Finsternis ergänzen sich vielmehr zum...

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