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E-Book

E-Portfolio. Ein Instrument zur Entwicklung einer neuen Lernkultur im Hochschulwesen?

AutorMarkus Sebastian Müller
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl93 Seiten
ISBN9783638874069
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Pädagogik - Medienpädagogik, Note: 2,0, Universität Augsburg, 76 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Masterarbeit soll einerseits die wichtigsten theoretischen Abhandlungen und bedeutendsten Erkenntnisse, die gegenwärtig zu den E-Portfolios existieren, übersichtlich zusammenfassen. Andererseits soll sie sich aber auch mit dem Nutzen und der Anwenderfreundlichkeit von Software zur Erstellung von E-Portfolios, mit empirischen Erkenntnissen zu den Folgen der E-Portfolio-Arbeit sowie mit der konkreten Implementierung derselben in die universitäre Lehre beschäftigen. Dadurch soll der Frage nachgegangen werden, ob das E-Portfolio tatsächlich dazu beitragen kann, eine neue Lernkultur im Hochschulwesen zu schaffen. Diese Masterarbeit kann als eine Art Handbuch verstanden werden, das interessierten Studenten und Dozenten, die sich bislang noch nicht oder nur wenig mit E-Portfolios beschäftigt haben, einen kompakten Überblick über den gegenwärtigen theoretischen und praktischen Forschungs- und Wissensstand liefern möchte. Sowohl Lehrende als auch Lernende sollen durch die Lektüre dieser Arbeit in die Lage versetzt werden, alle wesentlichen Aspekte eines E-Portfolios kennen lernen zu können. Darüber hinaus will sie interessante Forschungsergebnisse präsentieren sowie konkrete Handlungsanweisungen und Tipps für die Arbeit mit einem E-Portfolio aufzeigen.

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Leseprobe

 4  Verschiedene Arten eines Portfolios


 

 Auf Grund der flexiblen Definition von „Portfolio“ erweisen sich auch die Handlungsspielräume bei der konkreten Gestaltung eines E-Portfolios als breit, es haben sich in der Praxis verschiedene Ansätze entwickelt. Einige Autoren – beispielsweise Hilzensauer, Hornung-Prähauser, Künzi, Stangl und Winter – versuchen, deren Vielfalt zu ordnen, indem sie nach bestimmten Kategorien und Grundtypen von Portfolios suchen und deren charakteristische Merkmale beschreiben. Die Anzahl dieser Typen variiert dabei von Publikation zu Publikation. Nachfolgend werden die nach den oben genannten Autoren wichtigsten Formen eines Portfolios sowie deren Einsatzmöglichkeiten näher vorgestellt.[13] Die genannten Verfasser sprechen in ihren Abhandlungen von den herkömmlichen Portfolios. Daher soll in diesem Kapitel auf den Zusatz des „E-“ verzichtet werden. Gleichwohl lassen sich die nachfolgenden Kategorien selbstverständlich auf die E-Portfolios übertragen, auch diese können einer der angeführten Arten sein.

 

 4.1  Das Arbeitsportfolio (Working Portfolio)


 

 Ein Arbeitsportfolio ist – wie schon der Name verrät – kein vollendetes, in perfekter äußerer Form vorliegendes oder für eine Bewertung bestimmtes Portfolio. Vielmehr enthält es verschiedene Arbeiten, Entwürfe, Vorüberlegungen, Skizzen und Gedankengänge eines Studenten, welche dieser zu einem bestimmten Thema oder Lerngegenstand anfertigt oder angefertigt hat. Die Dokumente liegen dabei nicht in ihrem endgültigen Zustand vor; vielmehr befinden sich die Materialen noch in ihrer Bearbeitung. Ein Arbeitsportfolio wird normalerweise nicht mit Noten bewertet, sondern dient dem „Einüben des Zusammenspiels von Selbst- und Fremdevaluation“ (Stangl, 2004, Kapitel 2). Ein Arbeitsportfolio bietet sich beispielsweise dazu an, bei Beratungsgesprächen zwischen dem Dozenten und dem Studenten sowie zur Definierung der weiteren Lernziele herangezogen zu werden, dokumentiert es doch die Stärken und Schwächen des Eigentümers. Ausgewählte Teile eines Arbeitsportfolios können vom Lernenden selektiert und in ein Beurteilungs- oder in ein Vorzeigeportfolio übernommen werden. In diesem Fall stellt das Arbeitsportfolio also eine Art Archiv dar.

 

 4.2  Das Aufnahmeportfolio (Admission Portfolio)


 

 Gegenwärtig wird in der Hochschullandschaft die Frage diskutiert, inwieweit – auch zur Erreichung der im Bologna-Prozess verankerten Ziele – die Kompetenzen der einzelnen Universitäten und Fachhochschulen gestärkt werden sollen. Damit einhergehend, plädieren immer mehr Hochschulen dafür, sich ihre Studenten verstärkt selber aussuchen zu dürfen. Gerade in Elitestudiengängen sowie in stark zulassungsbeschränkten Fächern sind umfangreiche universitätsinterne Auswahlprozeduren bereits Realität, diese Verfahren werden voraussichtlich in den nächsten Jahren noch zunehmen. Mit Hilfe eines Aufnahmeportfolios, welches die Universitäten dann von den Bewerbern verlangen, können die für den jeweiligen Studiengang verantwortlichen Dozenten sich ein Bild darüber machen, ob sich jemand für das entsprechende Fach eignet oder nicht: In einem Aufnahmeportfolio stellen die am jeweiligen Studiengang interessierten Bewerber ihre Kompetenzen in den betreffenden Bereichen möglichst überzeugend heraus und verdeutlichen, warum gerade sie für diesen Studiengang geeignet sind. Sie präsentieren die Aspekte optisch ansprechend und machen sie der Hochschule zugänglich. Aber nicht nur Universitäten, sondern auch Sprachenschulen, Berufsakademien, Journalistenschulen oder Volkshochschulen können mit Hilfe des Aufnahmeportfolios herausfinden, ob ein Kandidat in Betracht kommt, die Schule oder einen bestimmten Kurs besuchen zu dürfen.

 

 4.3  Das Beurteilungsportfolio (Status Report- oder Assessment    Portfolio)


 

 Ein Beurteilungsportfolio kann in der universitären Lehre zur Messung und Bewertung von Leistungen herangezogen werden.[14] Studenten belegen in diesem Typ von Portfolio, dass sie bestimmte, klar vorgegebene Lernziele zu einem definierten Thema erreicht haben und Anforderungen erfüllen konnten. Das Beurteilungsportfolio liefert also Beweise, dass vom Dozenten erstellte Aufgaben von dem jeweiligen Studenten in Angriff genommen bzw. vollendet wurden. Es kann als Kriterium dafür herangezogen werden, wie gut ein bestimmtes Stoffgebiet beherrscht wird. Dabei kann es auch als Maßstab für das Erreichen einer höheren Ausbildungsstufe – beispielsweise die Teilnahme an einem Hauptseminar – fungieren. Um eine Transparenz der Bewertung sowie eine Vergleichbarkeit der einzelnen Beurteilungsportfolios innerhalb eines Hochschulkurses gewährleisten zu können, müssen zu Beginn der Portfolio-Arbeit eindeutige Kriterien festgelegt werden – am besten in einer offenen Kooperation zwischen Lehrenden und Lernenden. Diese Gesichtspunkte sollten sich sowohl auf den Inhalt und dessen Umfang als auch auf die äußere Form oder die sprachliche Gestaltung beziehen.[15] Traditionelle Leistungsprüfungen wie Referate oder Klausuren können den Prozess der Notengebung ergänzen.

 

 4.4  Das Bewerbungsportfolio (Application Portfolio)


 

 Dieser Portfolio-Typ ist mit einem ausführlichen Lebenslauf vergleichbar. Der Bewerber sendet diesen seinem potenziellen Arbeitgeber jedoch nicht wie bislang üblich in Papierform und tabellarischer Erscheinung zu, sondern bietet beispielsweise auf seiner Homepage ein Bewerbungsportfolio zur Einsicht oder zum Download an. In dieser digitalen Bewerbungsmappe listet er – wie in einem herkömmlichen Lebenslauf – seinen Ausbildungsweg, seine erworbenen Abschlüsse, seine Qualifikationen und Fähigkeiten sowie seine bisherigen Berufserfahrungen auf. Zertifikate über ehrenamtliche Engagements, Praktikazeugnisse, Referenzen sowie ausgewählte Arbeitsproben runden das Portfolio ab, das dem Empfänger Auskünfte über die Person und den Charakter des Bewerbers sowie über dessen fachliches Know-how liefern soll. Ein Bewerbungsportfolio geht über die heutzutage gebräuchliche schriftliche Bewerbung hinaus: Gerade bei künstlerischen Berufen oder Jobs in der Medienbranche vermittelt bereits das Portfolio dem möglichen künftigen Arbeitgeber einen ersten Eindruck davon, wie versiert der an einer Stelle Interessierte im Umgang mit den neuen Medien ist und welche gestalterischen oder kreativen Fertigkeiten er mitbringt. Selbstverständlich kann und sollte hierbei seitens der Bewerber nicht nur auf schriftliche Informationen, sondern beispielsweise auch auf Audio- oder Videoelemente gesetzt werden. So kann ein Bewerber für ein Radio-Volontariat seinen Aircheck digital mitliefern, Bewerber in der Fernsehbranche können ihre ersten selbst gedrehten Kurzfilme präsentieren. Gegenwärtig lassen sich internationale Bestrebungen, wie beispielsweise die Euro-Pass-Initiative, finden, welche versuchen, das Bewerbungsportfolio mit einheitlichen Richtlinien auszustatten.

 

 4.5  Das Entwicklungsportfolio (Time Sequenced- oder Process Port  folio)


 

 Das Entwicklungsportfolio unterstützt den Lernenden im selbstständigen Vorwärtskommen und beim Erreichen klar abgesteckter Ziele. Zu diesem Zweck werden Arbeiten über einen längeren Zeitraum hinweg gesammelt. Einige Wochen sind dafür auf jeden Fall notwendig, um die Entwicklung in geeigneter Weise nachvollziehen und intellektuelles Wachstum sichtbar machen zu können. Aber auch längere Zeiträume, beispielsweise über ein gesamtes Semester, die ganze Studienzeit oder sogar lebenslang, erscheinen durchaus sinnvoll. Auf diese Weise werden die Fortschritte in chronologischer Weise dokumentiert, da die Mappe sowohl Arbeiten, die der Student zu Beginn des jeweiligen Lernprozesses angefertigt hat, als auch solche, die an dessen Ende erstellt wurden, beinhalten sollte. Die Studenten analysieren eigenständig Fehler und entwerfen Lösungsvorschläge für deren Beseitigung, ein Entwicklungsportfolio bildet also die „Grundlage der Selbst- und Fremdevaluation auf der Basis vorgegebener Ziele“ (Stangl, 2004, Kapitel 2). Ferner empfiehlt es sich, dass die Lernenden in einem Entwicklungsportfolio Reflexionen über die ausgebildeten, aber auch über die nicht erreichten Kompetenzen niederschreiben und sich auf diese Weise motivieren bzw. sich selbst neue Lernziele stecken.

 

 4.6  Das fächerübergreifende Portfolio (Interdisciplinary Unit Port  folio)


 

 Ein fächerübergreifendes Portfolio verspricht sinnvolle Anwendungen im Hochschulbereich. In diesem Typ von Portfolio weisen die Studenten nach, dass sie in der Lage sind, sich zu einem bestimmten Lerngegenstand fächerübergreifend Gedanken zu machen. Im weiten Feld der Medienwissenschaften beispielsweise können die Studenten Verbindungen zwischen Quotendruck und Medienethik, zwischen dem Verhältnis von Politik und politischer Medienberichterstattung oder zwischen Musiktauschbörsen im Internet und dem Medienrecht ziehen. Ein fächerübergreifendes Portfolio beschäftigt sich also nicht nur mit einem eng begrenzten Themengebiet, sondern enthält umfassende interdisziplinäre Vernetzungen.

 

 4.7  Das Lehrportfolio (Teaching Portfolio)


 

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