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E-Book

Effekt von Elektromyostimulation im Rückentraining bei unspezifischem Rückenschmerz

AutorJohannes Boldt
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl96 Seiten
ISBN9783668346369
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Gesundheit - Sport - Sportmedizin, Therapie, Prävention, Ernährung, Note: 1,0, Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport (vormals H:G Hochschule für Gesundheit & Sport, Technik & Kunst), Sprache: Deutsch, Abstract: In der vorliegenden Arbeit wird der derzeitige Forschungsstand der Rückentherapie und der EMS unter besonderer Beachtung der für ein Rückentraining relevanten Wirkungsweisen und Trainingseffekte eines EMS-Trainings beschrieben. Auf dieser Basis wird eine Studie vorgestellt, welche den Effekt einer bewegungsbegleitenden GK-EMS-Applikation innerhalb eines Rückentrainings untersucht. Eine häufig nicht dargestellte Problematik ergibt sich aus der Vielfalt von EMS. Da die Applikation vieler unterschiedlicher Stromformen mit individuell regelbaren Stromcharakteristika möglich ist, besitzen etwaige Effekte und Wirkungsweisen keine Allgemeingültigkeit und müssen differenziert behandelt werden. Bei Stromanwendungen im kommerziellen Fitnessbereich handelt es sich größtenteils um Ganzkörper-Elektromyostimulation (GK-EMS), welche sich aus dem Einsatz elektrischer Impulse in der Physiotherapie entwickelte. EMS beruht darauf, 'dass jeder Muskel über Nerven mittels elektrischer Impulse innerviert wird' (Gimbel, 2014) Dabei sind 'Elektroden in eine Funktionskleidung integriert, sodass dadurch Muskelgruppen gezielt angesteuert und zugleich auch Bewegungen aktiv ausgeführt werden können' (Gimbel, 2014). Innerhalb der EMS existieren vielerlei Methoden der Stromapplikation, wobei die Stromcharakteristika, abhängig vom EMS-Gerät, verändert werden können. Diese Arbeit behandelt die Applikation von GK-EMS innerhalb eines Rückentrainings. Weineck stellt die Elektrostimulation sowohl im Jahre 1980 der Erstauflage von 'Optimales Training', als auch in der wesentlich aktuelleren 4. Auflage von 'Optimales Fußballtraining' (2004) als die effektivste aller Krafttrainingsmethoden dar, ohne diese Darstellung genauer zu erläutern. Dabei handelt es sich bei der Elektromyostimulation um eine relativ junge, alternative Trainingsmethode zum klassischen Krafttraining. Somit ist die EMS innerhalb der Sportwissenschaft ein noch jüngeres Forschungsgebiet als innerhalb der Medizin. Das Interesse ist durch die zahlreichen Versprechen der EMS-Anbieter und deren Hinweise auf diverse Studien, die eine Wirksamkeit auf verschiedene Parameter belegen sollen, zwar hoch, die GK-EMS als Trainingsmethode jedoch durchaus umstritten, obwohl die EMS in der Physiotherapie einen gefestigten Stand hat. Da Rückenschmerzen zu den häufigsten Volkskrankheiten unserer Gesellschaft gehören, gilt es Trainingsmethoden zu erforschen, die möglicherweise gewinnbringend für die Behandlung sind.

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Leseprobe

1 Einleitung


 

Allein die Vielzahl von sogenannten EMS-Studios, welche mit vielversprechenden Trainingsergebnissen werben, steigert die Aufmerksamkeit für die auf dem Fitnessmarkt neuartige Trainingsmethode der Elektromyostimulation (EMS). Anbieter versprechen zum einen ein besonders intensives und dadurch zeitökonomisches Training. Zum anderen bieten sie sogar die Aussicht auf ein gesteigertes Wohlbefinden, erhöhte Rumpfstabilität und Schmerzreduktion bei Rückenschmerzen. Beispielsweise stellt der Anbieter ComeUp21 sein EMS-Angebot folgendermaßen dar:

 

EMS-Training erzielt schnelle Erfolgsergebnisse, weil nahezu alle Muskeln zeitgleich höchst wirksam trainiert werden. […] Dieser positive Effekt übertrifft normale Trainingsresultate bei weitem! EMS-Training ist deshalb so effizient, weil das Ganzkörpertraining auf der Basis von Muskelstimulation durch elektrische Impulse aufbaut. (ComeUp21, 2015)

 

Dabei wird nicht nur der Status als gegenüber herkömmlichem Krafttraining effektivere Trainingsmethode beansprucht, sondern zudem auch eine Steigerung des Wohlbefindens und rehabilitative Effekte bei beispielsweise Rückenschmerzen in Aussicht gestellt:

 

Das Spezielle am EMS Training ist, dass es äußerst schonend für die Wirbelsäule ist, und so schnell zur Linderung der Rückenbeschwerden beiträgt. Außerdem hat es den Vorteil, dass die Tiefenmuskulatur erreicht wird. Ein gesunder Rücken hat auch gesunde, kräftige Muskeln, vor allem Tiefenmuskulatur. (ComeUp21, 2015 b)

 

Dabei wird weder auf wissenschaftliche Erkenntnisse, noch auf physiologische Aspekte der Wirkungsweise von EMS eingegangen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Trainingsmethoden besteht in Bezug auf EMS-Training weiterhin ein erhöhter Forschungsbedarf in Bezug auf die tatsächlichen Trainingseffekte und auf physiologische Wirkungsweisen (vgl. Dörmann, 2010; Fehr, 2010; Vogelmann, 2013). Eine im oben aufgeführten Werbetext nicht dargestellte Problematik ergibt sich aus der Vielfalt von EMS. Da die Applikation vieler unterschiedlicher Stromformen mit individuell regelbaren Stromcharakteristika möglich ist, besitzen etwaige Effekte und Wirkungsweisen keine Allgemeingültigkeit und müssen differenziert behandelt werden (vgl. Bossert, Jenrich & Vogedes, 2006; Jenrich, 2000; Wenk, 2004). Bei Stromanwendungen im kommerziellen Fitnessbereich handelt es sich größtenteils um Ganzkörper-Elektromyostimulation (GK-EMS), welche sich aus dem Einsatz elektrischer Impulse in der Physiotherapie entwickelte (Fehr, 2010; Fialka-Moser, 2005; Gimbel, 2014; Jenrich, 2000; Wenk, 2004).

 

EMS beruht darauf, „dass jeder Muskel über Nerven mittels elektrischer Impulse innerviert wird“ Dabei sind „Elektroden in eine Funktionskleidung integriert, sodass dadurch Muskelgruppen gezielt angesteuert und zugleich auch Bewegungen aktiv ausgeführt werden können“ (Gimbel, 2014, S. 121). Innerhalb der EMS existieren vielerlei Methoden der Stromapplikation, wobei die Stromcharakteristika, abhängig vom EMS-Gerät, verändert werden können. Diese Arbeit behandelt die Applikation von GK-EMS innerhalb eines Rückentrainings.

 

 

Abbildung 1. GK-EMS-Gerät und Funktionskleidung der Firma „Miha Bodytec“ (Miha Bodytec GmbH, 2016)

 

Weineck stellt die Elektrostimulation sowohl im Jahre 1980 der Erstauflage von „Optimales Training“ (S. 130), als auch in der wesentlich aktuelleren 4. Auflage von „Optimales Fußballtraining“ (2004, S. 213) als die effektivste aller Krafttrainingsmethoden dar, ohne diese Darstellung genauer zu erläutern. Dabei handelt es sich bei der Elektromyostimulation um eine relativ junge, alternative Trainingsmethode zum klassischen Krafttraining. Somit ist die EMS innerhalb der Sportwissenschaft ein noch jüngeres Forschungsgebiet als innerhalb der Medizin (vgl. Mester et al., 2010).

 

Das Interesse ist durch die zahlreichen Versprechen der EMS-Anbieter und deren Hinweise auf diverse Studien, die eine Wirksamkeit auf verschiedene Parameter belegen sollen, zwar hoch, die GK-EMS als Trainingsmethode jedoch durchaus umstritten, obwohl die EMS in der Physiotherapie einen gefestigten Stand hat (Vogelmann, 2013). Da Rückenschmerzen zu den häufigsten Volkskrankheiten unserer Gesellschaft gehören, gilt es Trainingsmethoden zu erforschen, die möglicherweise gewinnbringend für die Behandlung sind

 

1.1 Rückenschmerzen als Volkskrankheit


 

Rückenschmerzen gehören mit zu den häufigsten Volkskrankheiten unserer Gesellschaft und ziehen einen immensen volkswirtschaftlichen Schaden in Bezug auf direkte Kosten (Behandlungskosten) und indirekte Kosten (zum Beispiel Arbeitsausffall) mit sich. Die Tendenz ist dabei steigend (Abenheim et al. 2000, Fresenius, Hatzenbühler & Heck, 2004; Schürer, 2014). Die Gesamtkosten der Behandlungen gegen Rückenschmerzen sind enorm hoch und belaufen sich jährlich auf 50 Mrd. Euro (Gimbel, 2014, S. 5). Die Angaben zum Anteil der betroffenen Menschen, die irgendwann in ihrem Leben einmal Rückenschmerzen haben, liegen laut Fourney et al. (2011) zwischen 67 - 84% und laut Gimbel (2014) sowie Diemer & Sutor (2011) bei circa 85%.

 

Eine eindeutige Definition ist schwierig, da Rückenschmerzen heterogen ausfallen können und normalerweise nach Lokalisation und Ursache eingeteilt werden. Rückenschmerzen können Muskelverspannungen, Steifheit und Bewegungseinschränkungen in Verbindung mit Schmerzen umfassen (vgl. Schloderer, 2010). Grundsätzlich wird dabei zwischen spezifischen und unspezifischen Rückenschmerzen unterschieden. Bei einem spezifischen Rückenschmerz kann eine eindeutige Diagnose gestellt werden. Zusammengefasst werden verschiedene Krankheitsbilder, wie radikuläre Symptomatiken, rheumatische Erkrankungen, Osteoporose sowie Infektionen und Tumore (Diemer & Sutor, 2011, S. 114).

 

Während spezifische Rückenschmerzen also auf anatomische Gegebenheiten zurückgeführt werden können, ist eine genaue Diagnose bei einem unspezifischen Rückenschmerz nicht möglich (vgl. Waddel, 2004). Deemter (2012) bezieht sich auf van Tulder et al. (2006), laut welchen 85 % aller Rückenbeschwerden als unspezifisch einzuordnen seien. Bei diesen liegt kein genaues Krankheitsbild vor. Das heißt, dass neurologische Symptome oder schwerwiegende strukturelle Veränderungen zwar laut Müller (2001) nicht vorliegen, Waddel (2004) aber die Ursache auch hier sehr wohl mechanisch veranlasst sieht. Dies bedeutet also, dass auch unspezifische Rückenschmerzen sehr wohl durch sportliches Training therapierbar sind, um mechanische Störungen der Wirbelsäule zu beheben.

 

Rückenschmerzen stellen sich laut Tänzler (2011) multikausal da, was die Auswahl der Therapiemethode deutlich erschwert. Genauso vielfältig wie die Ursachen für die Entstehung des Krankheitsbildes Rückenschmerz, zeigen sich auch die Therapieansätze. Schürer (2014) fasst zusammen, dass die aktuell bestehenden Therapiemöglichkeiten oft nur geringe Effekte haben und/oder nur kurze Zeit wirken. In Bezug auf die Bestandteile eines Rückentrainings werden in der Literatur immer wieder Krafttrainingsmethoden zum Ausgleich muskulärer Kraftdefizite, des Stabilitätsverlusts der Bewegungssegmente und zur Korrektur neuromuskulärer Defizite genannt.

 

Einen multikausalen Ansatz für die Therapie von Rückenschmerzen bietet das bio-psycho-soziale Modell, welches besagt, dass neben physiologischen Ursachen auch die Psyche und das soziale Umfeld des Patienten eine entscheidende Rolle spielen (vgl. Diemer & Sutor, 2011; Tänzler, 2011). Für den Kontext dieser Arbeit kann ausschließlich auf körperliche Aspekte eingegangen werden. Erklärungsversuche zur Problematik von Rückenschmerzen beziehen sich häufig auf die Folgen und Ursachen von muskulären Defiziten und Dysbalancen und den damit einhergehenden Fehlbeanspruchungen. Hervorgehoben wird dabei die Relevanz der lokalen und globalen Stabilisatoren (vgl. Deemter, 2012; Diemer & Sutor ,2011; Hildebrandt, 2004; Kempf, 2010).

 

1.2 Elektromyostimulation und Rückenschmerzen


 

In dieser Arbeit soll herausgearbeitet werden, ob eine bewegungsbegleitende EMS-Applikation innerhalb eines Rückentrainings sinnvoll ist. Hinweise auf eine Wirksamkeit von EMS bei Rückenschmerzen geben die Literatur und der Forschungsstand, der im Laufe der Arbeit genauer untersucht wird. Beispielsweise werden laut Fehr (2010, S. 67) bei einer GK-EMS auch tieferliegende Muskelschichten gereizt. Dazu gehören die lokalen Stabilisatoren der Wirbelsäule.

 

EMS-Anbieter und -Hersteller beziehen sich auf deutschsprachige Studien der Universitäten Erlangen, Bayreuth und der Sporthochschule Köln. Eine dabei häufig zitierte Studie ist die von

 

Boeckh-Behrens, Grützmacher & Sabelefsky (2002), welche einen positiven Effekt eines EMS- Trainings auf Rückenschmerzen aufzeigt. Zudem wird in der Veröffentlichung der Studie hervorgehoben, dass GK-EMS ein gelenkschonendes Training mit gewichtsfreien Übungen ermögliche. Auch in wissenschaftlichen Arbeiten, welche sich mit Elektromyostimulation befassen, wie beispielsweise die von Koch (2015), wird sich auf die Forschungsgruppen der besagten Universitäten...

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