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Effektivität von Hypnose/Hypnosetherapie bei ausgewählten Angststörungen - Ein metaanalytischer Vergleich zwischen Hypnosetherapie und Verhaltenstherapie

Ein metaanalytischer Vergleich zwischen Hypnosetherapie und Verhaltenstherapie

AutorAndreas Escher
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl213 Seiten
ISBN9783640186105
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Psychologie - Beratung, Therapie, Note: 1,0, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, 348 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Diplomarbeit wird die Effektivität von verschiedenen Behandlungsmethoden in Bezug auf Angststörungen untersucht. Zu Beginn der Diplomarbeit wird ein umfangreicher Überblick zur Hypnose abgefasst. Darin wird Hypnose zunächst historisch eingeordnet und anschließend deren Phänomene, Techniken und Begriffe erklärt. Anschließend wird versucht, die Vielzahl verschiedener grundlegender Theorien zum Thema Hypnose darzustellen und einzuordnen. Nachfolgend wird von Anwendungsmöglichkeiten und Anwendungsgebieten der Hypnose berichtet und ein Modellbeispiel einer Hypnosesitzung vorgestellt. Am Ende des Kapitels wird Hypnose in kritischer Hinsicht beurteilt. An der durchgeführten Untersuchung hat Verhaltenstherapie einen maßgeblichen Anteil und wird deshalb historisch eingeordnet und erläutert. Ergänzend wird auf die Kombination von Hypnose und Verhaltenstherapie gesondert eingegangen. Die untersuchten Angststörungen, Agoraphobie, soziale Phobie, spezifische Phobie und Panikstörungen, werden nach dem ICD-10 definiert. Des Weiteren werden methodologischen Grundlagen dargestellt, die zum Verständnis der durchgeführten Untersuchung notwendig sind. Dabei wird auf Probleme von Meta-Analysen hingewiesen und erklärt, wodurch es bei Meta-Analysen zu unterschiedlichen Ergebnisse kommen kann. Um die Durchführung zukünftiger Meta-Analysen zu erleichtern, wird in dem Kapitel ein weit verbreitetes Meta-Analysen-Computerprogramm von Schwarzer (1989) erklärt. Zum Abschluss des Kapitels wird eine Übersicht von bereits durchgeführten Meta-Analysen, in denen Hypnosetherapie untersucht wurde, vorgestellt. Hauptziel dieser Diplomarbeit ist es, die Wirksamkeit von Hypnosetherapie bei den ausgewählten Angststörungen Agoraphobie, soziale Phobie, spezifische Phobie und Panikstörungen zu bestimmen und diese mit verhaltenstherapeutischen Behandlungsmethoden zu vergleichen. Dazu werden auch metaanalytischen Grundlagen definiert. Auf Basis von berechneten und gemittelten Effektstärken erfolgt der Vergleich zwischen Hypnosetherapie und Verhaltenstherapie.

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Leseprobe

1. Grundlagen zu Hypnose


 

1.1 Was ist Hypnose?


 

Eine genaue Definition von Hypnose ist immer noch schwierig, obwohl man ihre Phänomene inzwischen gut kennt. Wie mannigfaltig diese Definitionsversuche sein können, zeigt Kossak (1997, S.64) auf. Aus diesem Grund wird nicht näher auf eine allgemeingültige Definition eingegangen, weil der Begriff Hypnose, wie auch der Begriff Verhaltenstherapie, nicht die unzähligen dahinter verborgenen Variationen alleine erklärt. Sehr vereinfacht kann man jedoch bei Hypnose feststellen, dass es zwischen Wachzustand und dem Schlaf so etwas wie einen „schlafähnlichen Bewusstseinzustand“ gibt. In diesem Zustand sind die körperlichen Funktionen herabgesetzt, während die geistigen aktiviert sind.

 

Die Hypnose kann demnach als ein vorübergehender Zustand veränderter Aufmerksamkeit beim Patienten, in dem verschiedene Phänomene spontan oder als Reaktion auf verbale und andere Reize auftreten können, verstanden werden. Diese Phänomene umfassen eine Veränderung des Bewusstseins und des Gedächtnisses, gesteigerte Empfänglichkeit für Suggestionen sowie Antworten und Gedanken beim Patienten, die ihm in seinem gewohnten Geisteszustand nicht vertraut sind. Unter anderem können im hypnotischen Zustand Phänomene wie Anästhesie, Paralyse, Muskelstarre und vasomotorische Veränderungen hervorgerufen und unterdrückt werden.

 

Eine genauere Beschreibung der Hypnose geben die nun folgenden Themengebiete.

 

1.2 Eine historische Einordnung der Hypnose


 

Die erhaltenen Keilschriften aus den Ländern an Euphrat und Tigris zeigen uns, dass das älteste bekannte Kulturvolk der Erde, die Sumerer, bereits im vierten Jahrtausend vor Christus eine Art Hypnose gebrauchten (Kossak, 1997).

 

1.2.1 Hypnose im Altertum


 

In der berühmten Priesterschule von Erech wurde seit urdenklichen Zeiten ein geschriebenes Werk aufbewahrt, das der Beweis dafür ist, dass in jenen Zeiten besonders ausgebildete Priesterärzte Kranke durch hypnotische Suggestionen im Schlaf heilten. Auch waren damals schon die drei Stufen, wie leichte, mittlere und tiefe Hypnose, des hypnotischen Zustandes bekannt, ähnlich wie heute die gleichen Stufen der Hypnose unterschieden werden.

 

Auch in der ältesten Sanskriturkunde der Inder, in Manus Gesetzbuch, werden bereits ähnliche Einleitungen der Hypnose beschrieben. Damals wurde es noch als Wachschlaf, Traumschlaf und Wonneschlaf bezeichnet. Bei vielen fortgeschrittenen Yogatechniken spielt die Selbsthypnose eine große Rolle (Jacobson, 1967).

 

Im alten Ägypten wurde Hypnose ebenfalls schon als therapeutisches Mittel verwendet. Auf einem dreitausend Jahre alten Papyrus, dem sogenannten Papyrus Ebers, sind die Methoden beschrieben, mit deren Hilfe die Heiler damals die Hypnose anwendeten. Sie sind den heutigen Methode sehr ähnlich. Die Heiler leiteten die Hypnose ein, indem sie den Kranken glänzende Metallscheiben vor die Augen hielten, um die Augen zu ermüden und so den hypnotischen Schlaf herbeizuführen. Dies kann mit der heute gebräuchlichen Fixationsmethode verglichen werden (Kossak, 1997).

 

Auch bei den Griechen war die Hypnose bekannt. Sie bezeichneten sie als Tempelschlaf. Die Kranken, die den Tempel aufsuchten, mussten zunächst eine bestimmte Diät einhalten. Die Vorbereitungen auf die eigentliche Behandlung wurden mit wohlriechenden Bädern und rituellen Waschungen fortgesetzt. Danach erzählte ein Priester den Kranken von den bereits erfolgten Heilungen, um sie auf das bevorstehende Ereignis einzustimmen und die Erwartungsspannung zu erhöhen. Dann erst durften sich die Kranken im Tempel zum Schlaf niederlegen. Während des Schlafes flüsterten Priester jedem Kranken bestimmte Suggestionen ins Ohr, damit diese unter dem Eindruck der Tempelatmosphäre ihre Selbstheilungskräfte aktivieren konnten. Vorher mussten sie geloben, all das was ihnen die Götter im Schlaf kundtun würden, auch zu befolgen (Ludwig, 1964). Die Anwendung der Hypnose in Form des Tempelschlafs hielt sich bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Dann übernahmen mehr und mehr christliche Mönche das Erbe der Tempelpriester mit Gebeten, Weihwasser und Reliquien von Märtyrern sowie durch Handauflegen. Daran beteiligten sich auch Päpste und Könige (Lichtenthaeler, 1982).

 

Im 11. Jahrhundert ist die erste Überlieferung der Selbsthypnose bei den Mitgliedern eines Mönchsordens, den Hesychasten auf dem Berg Athos zu finden. Diese pflegten eine Art Selbsthypnose dadurch herbeizuführen, dass sie den Blick beider Augen auf den eigenen Nabel richteten. Daher Omphalopsychiker oder Nabelschauer genannt.

 

Theophrastus Bombastus von Hohenheim (1493 - 1541), bekannt als Paracelsus, lehrte, dass der entscheidende Antrieb aller Heilungen der innere Arzt sei. Er berichtete, dass Mönche Kranke dadurch heilten, dass sie diese in glänzende Kristallkugeln blicken ließen. Die Kranken seien danach gewöhnlich in einen tiefen Schlaf gesunken. Im Schlaf gaben die Mönche den Kranken dann die entsprechenden Suggestionen zur Genesung.

 

Erst die Inquisition ließ diese Form der Heilkunst in Vergessenheit geraten und stellte die Anwendung dieser Verfahren unter Strafe. Jeder der sie ausübte, geriet in Gefahr, als Teufelsbeschwörer verbrannt zu werden (Jovanovic, 1988).

 

1.2.2 Die Entwicklung vom Magnetismus zur wissenschaftlichen Hypnose


 

Im Jahr 1646 berichtete der Jesuitenpater Athanasius Kirchner (1606 - 1680) aus Rom in seinem Buch „Experimentum Mirable“ von der ,,Verzauberung" eines Hahnes. Dies war die erste wissenschaftlich behandelte klassische Erscheinung der sogenannten Tierhypnose und kann als Vorläufer des Mesmerschen ,,Magnetismus animalis" angesehen werden (Kossak, 1997).

 

Ein anderer Jesuitenpater und bekannter Astronom, Professor Maximilian Hell (1720 - 1792), führte bereits zahlreiche ,,magnetische Kuren" durch. Er fertigte Magnete an und befestigte diese auf den schmerzhaften Körperstellen. Die Ergebnisse waren überraschend. Er heilte durch diese Kuren so 60 bis 70 Prozent der Kranken (Kossak, 1997).

 

Durch solche Berichte wurde Franz Anton Mesmer (1734 - 1815) zu der Erkenntnis angeregt, dass es zum Hervorrufen dieser Erscheinungen eigentlich gar keines Himmel-, Mineral- oder Eisenmagnetismus bedürfe. Es genüge die Wirkung des von dem Kranken ausgehenden ,,Fluidums" zur Magnetisierung. Er nannte dies ,,Magnetismus animalis", also den tierischen Magnetismus.

 

Mit Mesmer begann somit die moderne Geschichte der Hypnose. Er übertrug dieses ,,Fluidum" durch Streichbewegungen auf die Kranken (von Kopf bis Fuß), mit dem nach ihm benannten ,,Mesmerschen Strichen". Im Jahr 1775 schickte Mesmer ein Rundschreiben an alle bedeutenden Ärzte, in dem er in 27 Lehrsätzen seine Theorie erklärte. Durch seine aufsehenerregenden Heilerfolge machte er sich in der Ärzteschaft große Feinde. Er floh von Wien nach Paris, wo er viele Freunde und begeisterte Anhänger fand. Auf Anforderung des Königs wurde 1784 von der französischen Akademie der Wissenschaften eine Kommission gebildet, die die Lehren Mesmers überprüfen sollte. Diese Kommission verwarf die Lehre Mesmers und erklärte die ,,tierisch-magnetische Fluidum-Theorie" für unwissenschaftlich. Die Heilergebnisse des Mesmerismus wurden der Einbildungskraft zugeschrieben. Somit gab Mesmer, obwohl von falschen Voraussetzungen ausgehend, den Anstoß, dass die Hypnose international wissenschaftlich geprüft wurde. Demnach ist Mesmer als ein Vorkämpfer der modernen Psychotherapie zu bezeichnen (Kossak, 1997).

 

Den Anstoß zur heutigen Suggestionslehre gab der portugiesische Abbé Faria (1755 - 1819). Er hatte in Indien hypnotische Erscheinungen studiert und war zu der Überzeugung gekommen, dass zur Erzeugung des hypnotischen Schlafs keinerlei Fluidum seitens des Hypnotiseurs erforderlich ist, sondern dass die Suggestion die entscheidende Wirkung auslöse. Seine Hypnosemethode bestand darin, dass er einfach an den Kranken herantrat, ihn scharf anblickte und ihm plötzlich zurief: ,,Dormez!" (Schlafen Sie!). Fast 50 Prozent der Kranken fielen dabei schon in Hypnose. Mann kann dies als Vorläufer der Spontanhypnose (siehe Kapitel 1.4.10) deuten.

 

Einen entscheidenden Schritt zur Weiterentwicklung der Hypnose tat im Jahre 1841 der englische Augenarzt James Braid (1795 - 1860) aus Manchester. Er benutzte seine Frau und Freunde als Versuchspersonen. Zu seiner eigenen Überraschung gelang es ihm, diese in einen hypnotischen Schlaf zu versetzen, indem er ihnen einen glänzenden Gegenstand vor die Augen hielt. Durch seine Tätigkeit als Augenarzt war ihm bekannt, dass die Fixation eines glänzenden Gegenstandes Müdigkeit hervorruft. Er nannte diesen künstlichen Schlaf ,,Hypnose", nach dem griechischen Wort „hypnos“ (Braid, 1843).

 

Emile Coué (1857 - 1926) entwickelte die Lehre von der Autosuggestion. Er erkannte, dass die Hypnose im Grunde eigentlich immer Selbsthypnose ist. Der Hypnotiseur erzeugt in der Versuchsperson lediglich eine mehr oder weniger starke Vorstellung der beabsichtigten Wirkung. Er prägte den Lehrsatz: ,,Nicht der Wille ist der Antrieb unseres Handelns, sondern die Vorstellungskraft.“(Kossak, 1997)

 

Die Erforschung einer anderen Seite der Hypnose ist ein Verdienst des russischen...

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