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E-Book

Ein Hauch vom Himmel

Getröstet in Zeiten der Trauer.

AutorElisabeth Mittelstädt
VerlagGerth Medien
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783961221318
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Mit dem Tod konfrontiert zu sein ist immer schmerzhaft - ein langwieriger Prozess. Doch mitten in der Trauer können wir Frieden finden, und Gnade ist da. Die Trauer wird abklingen, aber die Erinnerung wird bleiben. Es gibt noch etwas für uns zu tun. Und es gibt überall Wunder - sogar im Tod. Dieses Buch wird Sie ermutigen, sich mit der Wirklichkeit des Todes auseinanderzusetzen und das Leben nach einem Verlust wiederaufzunehmen. Es schenkt Trost, Rat und neue Inspiration von dem Geber allen Friedens.

Elisabeth Mittelstädt hat die Frauenzeitschrift LYDIA gegründet und war 27 Jahre Chefredakteurin und Herausgeberin dieses Magazins. Für die rumänische und ungarische Ausgabe ist sie noch immer verantwortlich. Darüber hinaus ist sie Autorin und Herausgeberin mehrerer erfolgreicher Bücher. Als gefragte Rednerin ist sie in Deutschland, aber auch international unterwegs.

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Leseprobe

Himmelskind

Wenn der Tod vor der Geburt kommt

Dale Hanson Bourke

„Können wir uns noch ein bisschen zusammenschnuckeln, Mami?“, fragte mein vierjähriger Sohn Chase, als ich ihn ins Bett brachte.

„Versuchen wir’s“, meinte ich und manövrierte meinen riesigen Bauch in das Kinderbett. Das Bett antwortete mit einem protestierenden Knarren, als ich mich neben meinem Sohn niederließ. Chase machte mir Platz, legte sein Ohr an meinen Bauch und lauschte.

„Sie reden da drinnen, Mami“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Dann flüsterte er meinem Bauch zu: „Zeit zum Schlafen, ihr Zwillinge!“ Er küsste meine Wölbung zweimal, dann kroch er noch näher an mich heran und schlang seine Arme um mich.

Ich umarmte ihn auch, froh, dass er meine Schwangerschaft so positiv aufnahm. Ich war fest entschlossen, möglichst viele unserer Gewohnheiten beizubehalten, damit er sich nicht verdrängt fühlte oder eifersüchtig wurde. Mir war klar, dass zwei Babys für unseren Erstgeborenen viele Veränderungen mit sich bringen würden. Es war die Aussicht auf Zwillinge, die mir am meisten Sorgen machte. Wie sollte ich noch Zeit finden, Chase die Aufmerksamkeit zu schenken, die er brauchte, wenn ich mich um die Bedürfnisse von zwei Neugeborenen kümmern musste?

Chase sagte sein Abendgebet, während ich zuhörte. „Segne Mami und Papi und die Zwillinge auch“, murmelte er. Ich wunderte mich über die Fähigkeit meines Sohnes, zwei Geschwister zu akzeptieren, die er noch nie gesehen hatte.

Später lag ich in meinem eigenen Bett und konnte nicht schlafen, weil ich die Bewegungen von vier winzigen Armen und Beinen spürte. Bisher hatte ich mein Leben so sorgfältig geplant. Sogar diese Schwangerschaft entsprach meinem Zeitplan, denn so hatte Chase genügend Zeit gehabt, um sich geborgen zu fühlen, aber noch keinen zu großen Altersabstand zu den Babys. Ich nahm an, dass Gott zustimmend auf mich herablächelte, weil ich alles so gut arrangiert hatte – in der Illusion, alles im Griff zu haben.

Während ich auf den Schlaf wartete, dachte ich an die ersten Tage meiner Schwangerschaft zurück. Als eine Freundin Chase gefragt hatte, ob er sich eine Schwester oder einen Bruder wünsche, hatte er zuversichtlich geantwortet: „Ich möchte eine Schwester und einen Bruder.“ Dann hatte er hinzugefügt: „Und noch einen Hund!“

Mein Mann und ich hatten gelacht und ihm erklärt, dass er einen Bruder oder eine Schwester bekommen würde, und ein Hund käme überhaupt nicht infrage.

Einen Monat später ergab eine Ultraschalluntersuchung, dass zwei Babys in meinem Bauch waren. Mein Mann und ich schauten uns erschrocken an. All das Gerede über Familienplanung erschien uns auf einmal lächerlich. Die Möglichkeit von Zwillingen hatten wir nie in Betracht gezogen. Doch als wir die beiden winzigen Babys auf dem Monitor sahen, liebten wir sie sofort. Wir waren überwältigt von dem Wunder ihrer Erschaffung und gedemütigt von unserer Unfähigkeit, unser Leben selbst zu kontrollieren.

Als wir Chase erzählten, dass wir wirklich zwei Babys bekommen würden, schaute er uns an und sagte: „Ich weiß. Einen Bruder und eine Schwester.“ Wir versuchten, ihm zu erklären, dass dies Gott allein wusste, aber Chase war sich seiner Meinung sicher.

Monate vergingen, dann sagte der Arzt: „Mir scheint, die Zwillinge sind ein Junge und ein Mädchen.“ Wir fanden es aufregend, dass Chase recht behalten sollte. Er nahm das als ganz selbstverständlich und wunderte sich nur, dass wir so lange gebraucht hatten, um dies herauszufinden.

Während mein Mann und ich planten und vorbereiteten und uns Gedanken über unsere Familie machten, die so sprunghaft anwuchs, nahm Chase diese Tatsache ruhig zur Kenntnis und begann, Spielsachen und Kleidungsstücke, aus denen er herausgewachsen war, im Kinderzimmer in zwei Häufchen zu ordnen.

Mein Mann und ich ersetzten unser kleines Auto durch einen großräumigen Wagen und berechneten den voraussichtlichen Windelverbrauch. Abends im Bett diskutierten wir stundenlang über Nebensächliches („Sollen wir die Zwillinge gleich anziehen?“) und Wichtiges („Wird Chase sich als Außenseiter fühlen, wenn die Zwillinge zusammen aufwachsen?“). Ich las Bücher über die Eifersucht von Kleinkindern und versuchte, Chase so viel wie möglich an meiner Schwangerschaft teilhaben zu lassen. Er kam so gern mit in die Arztpraxis und beobachtete auf dem Monitor, wie sich die Babys streckten und bewegten. Die Arzthelferin gab ihm ein Ultraschallbild, auf dem es aussah, als winke das Baby-Mädchen ihm zu. Er zeigte es allen seinen Freunden.

Wir waren froh, dass Chase alles so fröhlich hinnahm, sogar, als mein Bauchumfang so groß geworden war, dass ich nicht mehr mit ihm auf dem Boden sitzen konnte, um zu spielen, oder an seinem Bett knien konnte, wenn er betete. Und wir waren von Herzen dankbar, dass es mir während der Schwangerschaft gut ging und dass es keine Komplikationen gab.

Als ich den achten Monat erreichte, seufzten wir erleichtert auf. Unsere größte Sorge war gewesen, dass die Babys zu früh auf die Welt kommen würden, um lebensfähig zu sein. Aber der Arzt versicherte uns, dass unsere Babys wunderbar gediehen und nun groß genug seien, um die Entbindung gut zu überstehen. Chase begann zu beten: „Lass bitte unsere Zwillinge bald zur Welt kommen!“, worauf ich ein überzeugtes „Amen“ sagte.

An einem heißen Augusttag fuhr ich wieder einmal zur Arztpraxis. Trotz meines enormen Gewichtes fühlte ich mich leicht und froh. Der erste Schreck war längst vergangen und ich hatte mein ganzes Organisationstalent auf die bevorstehende Geburt konzentriert. In Gedanken ging ich meine Checkliste durch, denn ich wusste, dass die Babys jederzeit kommen konnten und ich bereit sein musste.

Doch auf das, was in der nächsten Stunde geschah, war ich nicht vorbereitet. So oft war ich in der Arztpraxis gewesen, dass ich mich dort schon wie zu Hause fühlte. Ich scherzte mit den Arzthelferinnen und durchlief dann die vertraute Prozedur. Aber an diesem Tag war irgendetwas nicht wie sonst. Die Arzthelferin runzelte die Stirn, als sie die Herzschläge der Babys abhören wollte. Die Herzschläge des Jungen waren wie immer stark und gleichmäßig. Doch als sie das CTG auf die andere Seite meines Bauches lenkte, war da Stille. „Wach auf“, drängte ich das Baby, denn ich dachte, es befände sich in einer ungewöhnlichen Stellung und das Gerät könne deshalb die Herzschläge nicht orten. Eine weitere Arzthelferin kam dazu. Auch sie suchte und sagte dann mit Tränen in den Augen: „Ich muss sofort mit dem Arzt sprechen!“

Lange Zeit lag ich allein in dem Raum und flehte zu Gott, dass es ein Fehler des Apparates oder ein Irrtum der Arzthelferinnen sein möge. Ich bat um ein Wunder. Als mir endlich aufging, was vermutlich die harte Realität war, betete ich um Schutz für das andere winzige Lebewesen in mir.

Während der nächsten Stunden folgten Untersuchungen, Gespräche mit Ärzten und Dutzende von Fragen. Mein Mann war in einer Sitzung und ich konnte ihn nicht erreichen.

Nachdem ich endlich die Arztpraxis verlassen hatte, fuhr ich lange Zeit mit dem Auto durch die Gegend. Ich fühlte mich unfähig, zu Hause das Kinderzimmer zu betreten, wo es alle Babysachen in doppelter Ausführung gab, und meinem Sohn gegenüberzutreten. Wie sollte ich ihm diesen Verlust erklären? Wie sollte ich ihm helfen zu verstehen, was ich selbst nicht verstand? Wie sollte ich ihm erklären, dass wir zwei kostbare Geschenke erhalten und eins davon nun wieder verloren hatten?

Als mein Mann nach Hause kam, weinten wir zusammen, betrauerten den Verlust eines Babys, von dessen Existenz wir einige Monate zuvor noch gar nichts gewusst hatten. Dann nahmen wir uns so gut wir konnten zusammen, um es unserem Sohn zu sagen.

„Chase“, begannen wir, als wir zu dritt am Bettrand in unserem Schlafzimmer saßen, „du weißt, dass wir dir gesagt haben, dass Mami zwei Babys nach Hause bringen würde. Es ist etwas passiert und nun wird Mami nur ein Baby nach Hause bringen.“

Sofort sah Chase sehr besorgt aus. „Warum?“, fragte er. „Was ist passiert?“

„Eins der Babys ist gestorben“, sagte ich sanft.

Chase begann zu weinen. „War es mein Bruder oder meine Schwester?“

„Deine Schwester“, sagte ich und begann selbst zu weinen. Ich merkte, dass ich in meiner Vorstellung schon ein Familienfoto gesehen hatte, auf dem Chase seinen Arm um seine kleine Schwester legte.

Lange umarmten wir uns weinend und versuchten zu verstehen, wie wir dieses kostbare kleine Leben so plötzlich hatten verlieren können. Nach einiger Zeit schaute Chase mich an und fragte: „Mami, kann ich dann das nächste Mal eine kleine Schwester haben?“ Ich drückte ihn und sagte: „Wir werden sehen, Chase.“

Drei Wochen später brachte ich einen gesunden kleinen Jungen nach Hause. Tylers Gegenwart half, den Schmerz zu lindern, und ich betete, dass Chase seine kleine Schwester schnell vergessen würde; hatte er sein Gebet doch gleich abgeändert von „Segne die Zwillinge“ zu „Segne meinen kleinen Bruder“.

Doch wieder einmal hatte ich meinen Sohn unterschätzt. Als Tyler drei Monate alt war, kam Chase eines Tages zu mir, umarmte mich und sagte: „Mami, ich wünschte, meine kleine Schwester wäre nicht gestorben.“ Ich zog ihn eng an mich und erkannte traurig, dass er vielleicht ebenso oft an sie dachte wie ich. Wir sprachen miteinander über dieselben Fragen, die auch ich mit mir herumtrug. Dann sagte Chase: „Sollten wir ihr...

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