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E-Book

Ein Jahr im schlimmsten Startup der Welt

Wie Napoleon mich fast in den Wahnsinn trieb

AutorMax Meer
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl140 Seiten
ISBN9783746041896
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Ein Einblick in die Berliner Startup-Szene Nun habe ich endgültig die Nase voll vom Konzernleben. 3 Jahre nach meinem Einstieg ins Berufsleben spuckt mich die Tretmühle der Bürokraten mit ihren verkrusteten Arbeitsstrukturen wieder aus und ich folge endlich meinem - von einem erfolgreichen Gründer inspirierten - Traum, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Diesen ersten Versuch muss ich bald als Fehlschlag verbuchen. Doch meine Lust auf die nächste Gründung ist geweckt. Um wichtige Erfahrungen reicher wage ich, gemeinsam mit meiner Freundin, im Sommer 2014 den großen Schritt: Umzug nach Berlin. Startup-Metropole wir kommen! Einige Pleiten später läuft mir auf einer Veranstaltung Napoleon über den Weg, im Gepäck scheinbar DIE bahnbrechende Geschäftsidee. Napoleon will hoch hinaus und ein Milliardenunternehmen schaffen. Kurz darauf stecke ich bereits mitten in meiner persönlichen Startup-Odyssee und kämpfe ums Überleben.

Während seines Wirtschaftsinformatik-Studiums kam Max Meer zum ersten Mal mit dem Thema Unternehmensgründung in Berührung. Danach sammelte er Erfahrungen als angestellter Softwareentwickler. Während dieser Zeit reifte die Idee in ihm, ein eigenes Unternehmen zu gründen, die er dann auch in die Tat umsetzte. Da dieses Unterfangen nicht von Erfolg gekrönt war, versuchte er als selbstständiger Softwareentwickler sein Glück, ehe er dann 2014 nach Berlin ging, um endlich seinen Traum von der Unternehmensgründung zu verwirklichen.

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Leseprobe
Der erste Kontakt

Dienstag, 07.04.2015

An diesem Tag hing ich ziemlich antriebslos in meiner Wohnung herum und surfte im Internet. Trotz gutem Wetter konnte ich mich zu keiner vernünftigen Aktivität aufraffen, war unmotiviert - wie schon während der letzten paar Wochen und von meinen letzten Fehlschlägen frustriert. Ich hatte keinen Plan was ich als nächstes machen sollte. Wieder als Freelancer an langweiligen Kundenprojekten arbeiten, wie schon in den Jahren zuvor? Nein, darauf hatte ich nun wirklich keine Lust. Ich war auf der Suche nach einer echten Herausforderung. Also diente die Website meetup.com meiner kurzfristigen Zerstreuung. Nachdem ich auch hier ohne großen Fokus herumgeklickt hatte, stieß ich zufällig auf eine Veranstaltung direkt in meiner Nähe. Na wenn das mal kein Zeichen ist, dachte ich. Es ging um Unternehmensgründung, war also thematisch schon mal nicht verkehrt. Das Meetup sollte am Ostbahnhof bei Immobilien Scout stattfinden. Ich wohnte damals an der Jannowitzbrücke in Berlin Mitte, nur eine S-Bahn-Station entfernt. Also gab ich mir einen Ruck und ging spontan und ohne mich anzumelden zu dieser Veranstaltung1.

Meine geringen Erwartungen wurden prompt erfüllt - das Meetup war eher von der lahmen Sorte. Am Ende der Veranstaltung aber sah ich ihn: Napoleon! Zu diesem Zeitpunkt hätte ich mich einfach umdrehen sollen. Ich hätte den Blickkontakt abbrechen und mit dem nächstbesten Möchtegern-Gründer sprechen können. Wahrscheinlich wäre dann vieles anders gekommen und ich hätte nicht das härteste Jahr meines bisherigen Arbeitslebens im schlimmsten Startup der Welt zugebracht. Napoleon wirkte von Anfang an ziemlich hektisch und gestresst auf mich und ich hatte den Eindruck, sein Interesse galt nicht der Veranstaltung, sondern alleinig der Suche nach Mitarbeitern für sein Vorhaben. Im Gespräch erfuhr ich gleich, dass er für sein Startup ziemlich zeitnah einen CTO suchte und er fragte mich auch sofort, ob ich Zeit hätte. Kein Gerede um den heißen Brei also. Was für ein Zufall! Ich hatte Zeit und war auf der Suche nach einer neuen Herausforderung im Startup-Bereich. Aufgrund des hohen Lärmpegels auf der Veranstaltung, verabredeten wir uns gleich für den nächsten Tag, um uns in Ruhe zu unterhalten. Erst dann wollte Napoleon mir verraten, worum es bei seiner Geschäftsidee eigentlich ging. Nur so viel gab er vorab preis: Es sollte die „Mega-Idee“ sein - also das neue große Ding! Schon nach diesem ersten Gespräch war mir Napoleon nicht sonderlich sympathisch. Ich konnte allerdings nicht genau benennen warum, da er einen recht freundlichen Eindruck machte. Zeit hatte ich und es schadete ja nicht, sich eine weitere Geschäftsidee anzuhören. Erst recht nicht, wenn es wirklich der große Wurf sein könnte. Mein Interesse war jedenfalls geweckt - das war jetzt genau das Richtige für mich. Meine Erfahrungen mit all den sympathischen Zeitgenossen der letzten Monate waren schließlich auch nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Es war entschieden: Ich wollte Napoleon treffen. Mein zweiter Schritt in Richtung Unglück stand damit kurz bevor...

Am nächsten Tag traf ich ihn in einem der typischen, unpersönlichen Hipster-Cafés in Berlin Mitte wieder, wie man sie an jeder Ecke findet. Napoleon erzählte mir gleich, dass er schon bei Rocket Internet gearbeitet hatte und deshalb über ein großes Gründernetzwerk verfügen würde. Außerdem war er zuvor bereits in London als Investmentbanker tätig gewesen. Als er mir anschließend völlig euphorisiert über sein Startup berichtete, merkte ich sofort, dass die Idee Potential hatte. Wenn dieses Geschäftsmodell aufgehen würde, könnte es den ganzen E-Commerce Markt durcheinanderwirbeln. Trotz seiner ekstatischen Darbietung, blieben für mich aber noch einige Fragezeichen bestehen. Schon mehrmals hatte ich die Erfahrung gemacht, dass ein Gründer mir mit glänzenden Augen von seinem Vorhaben berichtete und absolut davon überzeugt war, dass er die genialste Idee hatte und diese - über jeden Zweifel erhaben - ein Erfolg sein würde. Die Gefahr, in solchen Situationen einen Tunnelblick zu entwickeln und keine Argumente mehr an sich heran zu lassen, die das eigene „Baby“ in irgendeiner Form hinterfragen, ist groß. Diese Haltung wird auch als „over-optimistic“ bezeichnet. Oft nehmen Gründer auch jede kritische Äußerung persönlich, denn sie sind zu 100% von ihrer Sache überzeugt - sonst würden sie diese ja auch nicht mit so viel Herzblut verfolgen.

Eine Idee, mit der sich das Gegenüber schon viele Stunden intensiv beschäftigt hat, in kürzester Zeit zu erfassen und zu bewerten, ist nahezu unmöglich. In meinem Gehirn fing es daher gleich an zu rattern und ich überlegte, ob dieses Geschäftsmodell tatsächlich funktionieren könnte. Das zugrunde liegende Prinzip ist recht einfach erklärt: Elektronik-Produkte sollten in Zukunft nicht mehr online verkauft, sondern vermietet werden. Der Clou an der Sache war, dass der Kunde ein Produkt auf Monatsbasis leihen und einfach wieder zurückschicken könnte, sobald er es nicht mehr benötigte. Auch die Bezahlung sollte monatlich im Voraus erfolgen. Zu Beginn sollten Produkte wie Smartphones, Tablets, Kameras, Videospiele-Konsolen und Smartwatches verfügbar sein. Später würde man alle möglichen Elektronik-Produkte ausleihen können. Laut Napoleons Aussage, wäre das Offline-Mietgeschäft ein großer Markt in den USA. Online-Mietplattformen gäbe es aber bisher nur auf Tagesbasis mit viel zu hohen Preisen. Wir hätten also am Anfang keine Konkurrenz zu fürchten und würden die Ersten auf dem Markt sein. Wenn dies tatsächlich der Realität entsprach, hätten wir den „First mover advantage“2 auf unserer Seite und die Sache würde noch zusätzlich an Reiz gewinnen. Allerdings muss man bei der Erschließung eines neuen Marktes viel Pionierarbeit leisten und ebnet den Weg für erste Nachahmer. Die Geschäftsidee kam Napoleon bei seinem Umzug von London nach Berlin in den Sinn. Am liebsten hätte er seine Möbel einfach nur gemietet, um diese dann flexibel beim Umzug wieder zurückzugegeben. Dieses Prinzip übertrug Napoleon nun auf die Elektronik-Branche.

Er hatte bereits ein ägyptisches Unternehmen damit beauftragt, die erste Version des E-Commerce Shops, basierend auf SpreeCommerce3 und Ruby on Rails4, zu entwickeln. Er brauchte nun schnell einen CTO, der die Betreuung und Weiterentwicklung der Software übernehmen konnte. Ich hatte zwar keinerlei Erfahrung mit Ruby on Rails, kannte aber die hinter diesem Framework stehenden Konzepte5. Nach ein bis zwei Wochen Einarbeitungszeit sollte es kein Problem mehr sein, die Entwicklung fortzuführen, was ich Napoleon auch genauso mitteilte. Kaum zurück in meiner Wohnung, landete auch schon die erste E-Mail von Napoleon in meiner Inbox. Und da wir uns bereits „so lange“ nicht gesehen hatten, rief er mich auch gleich noch an. Napoleon erzählte mir ganz aufgeregt, ich solle bis zum Freitag - also in 2 Tagen - ein Minimum Viable Product6 (MVP) bauen und veröffentlichen, mit dem man die Apple Watch ausleihen kann. Seine Aussage dazu war nur: “Das wird huge!“ Spätestens an dieser Stelle hätten erste Bedenken in Bezug auf Napoleons Seriosität bei mir aufkommen müssen. Natürlich ist es immer eine gute Idee, auszuprobieren, ob ein Geschäftsmodell funktioniert. Wenn das aber bedeutet, eine vollständige Online-Shop-Anbindung mit einer angepassten Benutzeroberfläche zu programmieren, ist man deutlich über sein Ziel hinausgeschossen. Der Begriff des Minimum Viable Product kommt aus der Lean Startup-Bewegung7. Es unterstützt Gründer dabei, die Ideen und Hypothesen frühzeitig am Markt zu testen, um Fehlentwicklungen zu vermeiden. Das Ziel besteht darin, den besten Product/Market Fit8 zu erreichen, indem man schnellstmöglich die Geschäftsidee in einem MVP umsetzt, dieses immer wieder am Markt testet und anhand des Kundenfeedbacks weiterentwickelt und verbessert.

Um das Marktpotential einer Geschäftsidee zu prüfen, genügen oft simple Tests. In diesem Fall hätte eine Landing-Page mit einem Bestellbutton, welcher mit Google Analytics getrackt wird, völlig ausgereicht. Anhand der Klicks hätte man das Interesse am Geschäftsmodell gut beurteilen können, ohne gleich die komplette Bestellabwicklung zu implementieren. Was Napoleon da von mir gefordert hatte, war kein MVP, sondern bereits das komplette Endprodukt. Wahrscheinlich hatte er den Begriff einfach irgendwo aufgeschnappt, ohne richtig zu verstehen, was das Sinn eines MVP ist. Für den Lean Startup-Ansatz war Napoleon auf jeden Fall nicht zu begeistern. Alles oder nichts war seine Devise.

Ich musste nun damit klarkommen, für Napoleon die Anpassung eines kompletten Shopsystems vorzunehmen. Von meinem Vorsatz, nur noch nach dem Lean Startup-Prinzip zu gründen, konnte ich mich damit wohl verabschieden. Napoleon hatte zwar schon einen Standard WooCommerce-Shop9 auf Basis von...

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