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E-Book

Ein Schnupfen hätte auch gereicht

Meine zweite Chance

AutorGaby Köster, Till Hoheneder
VerlagS. Fischer Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl264 Seiten
ISBN9783104020075
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Gaby Köster ist wieder da! Und räumt auf! Mit Gerüchten und Lügen über ihre Krankheit. Schonungslos. Wahr und aufrichtig ehrlich. Mit großer Klappe und großem Herz! Laut und lustig. Sensibel und traurig. Eben 100% Gaby Köster. Wie man sie kennt und liebt. Seit Jahren gehört sie zu den bekanntesten und erfolgreichsten Gesichtern der deutschen Comedy-Szene. Aber auf dem Höhepunkt ihrer Karriere passiert das, womit keiner rechnet: Gaby Köster erleidet einen schweren Schlaganfall. Ihre bewegende Geschichte ist die einer Ausnahme-Künstlerin und einer starken Frau, die trotz ihres schweren Schicksals nicht aufgibt und ihre neue Chance im Leben nutzt. Ein Buch, das einen berührt, immer wieder zum Lachen bringt und gerade deshalb so viel Mut macht!

1961 geboren und aufgewachsen in Köln-Nippes wurde Gaby Köster 1988 von Jürgen Becker entdeckt und spielte sich über unzählige Auftritte live, im Radio und TV in die erste Reihe der deutschen Kabarett-Szene.Für Erfolgsformate wie »7 Tage - 7 Köpfe« und »Ritas Welt« erhält sie alle bedeutenden Preise (u.a. Deutscher Comedy-Preis, Deutscher Fernsehpreis, Adolf-Grimme-Preis). 2007 startete ihr drittes und erfolgreichstes Solo-Programm »Wer Sahne will, muss Kühe schütteln!«. Im Januar 2008 erleidet Gaby Köster einen Schlaganfall, der sie zu einer dreijährigen Karrierepause zwingt.

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Leseprobe

Ein kleiner Gruß aus der Küche


So. Jetzt sitz ich hier und denke: Nun, Frau Köster – wie fängt man so ein Buch denn überhaupt an, wenn man sich ins öffentliche Leben zurückmeldet? »Genau, werden jetzt viele sagen – stimmt ja, die Köster war ja lange weg vom Fenster! Die war glaub’ ich schwer krank oder so, ne? Da hat man ja lange nix mehr von gehört, der soll es ja gar nicht gutgehen!« Doch, lieber Leser, es geht mir den Umständen entsprechend sehr gut. Welche Umstände, fragen Sie? Sehen Sie: Darum habe ich dieses Buch geschrieben. Damit ich das mal für Sie und mich selber klar kriege. Schwarz auf weiß sozusagen. Das Schwarze sind die Buchstaben, und von rechts nach links gelesen ergibt sich der Sinn. Hoffentlich. Aber ein Buch braucht natürlich auch einen Anfang. So ne Art Gruß aus der Küche. Natürlich habe ich überlegt und überlegt: Kann das nicht ein anderer schreiben? Wie immer bei Büchern dieser Art hätte ich ja einen berühmten Kollegen fragen können, ob er mir nicht ein tolles Vorwort schreiben könnte! Meinen lieben Freund Mike Krüger zum Beispiel. Oder Hella von Sinnen, die treue Seele. Mein Mitautor Till Hoheneder wäre natürlich auch eine sehr praktische Wahl gewesen – wenn er doch sowieso das Buch mit mir schreibt! Aber das alles hätte bedeutet, dass ich Tauben zum Dom getragen hätte. Möwen nach Helgoland. Oder Flip-Flops für Reinhold Messner besorgt hätte! Nein, mir wurde ziemlich schnell klar, dass ich das selber machen muss. Weil nur ich diese eine Frage beantworten kann, die ich mir selber auch immer stelle, wenn Prominente ein Buch schreiben: Warum? Also stelle ich mir mal selber diese ominöse Frage: Warum schreibe ich dieses Buch? Gute Frage, nächste Frage. Warum, warum, warum? Jetzt mal nicht sauer werden, liebe Leser, aber eins sage ich Ihnen gleich: In erster Linie schreibe ich dieses Buch für mich. Damit ich all diesen Wahnsinn, der mir widerfahren ist, besser verstehen kann. Damit ich mich nicht verliere in Selbstmitleid und Bequemlichkeit. Damit ich nicht kapituliere vor den körperlichen Handicaps. Damit ich hinterher sagen kann: es gibt keine Lauer, auf der ich nicht liege! Damit ich mein altes Leben verabschieden kann und auf dem Weg in mein neues Leben nicht den nötigen Mut verliere. Weil schon der Abschied vom alten Leben so viel Mut erfordert, dass mir manchmal angst und bange wird, ob ich das überhaupt schaffe. Die Resignation ist ein mächtiger Gegner und hat viele Verbündete und Zuspieler: Zeit, Mühe, Entbehrungen, Angst und Depressionen sind die besten Helfer der Resignation. Aber wie soll man sich von etwas trennen, wenn man sich daran nicht erinnert? Bevor man eine alte Kiste aus dem Keller zum Sperrmüll stellt, überprüft man doch auch ganz genau, ob man wirklich alles »wegwerfen« kann und will oder die Kiste gut verschlossen wieder in die Ecke stellt! Aber ich schreibe es in zweiter Linie auch für alle, die mich auf diesem Weg begleiten wollen. Weil ihnen zum Beispiel etwas Ähnliches passiert ist. Weil sie vielleicht ihre eigenen Erlebnisse mit meinen vergleichen wollen. Das mache ich auch gerne, das öffnet oft neue Türen und bringt neue Gedankenansätze.

Ist das Buch also eine Art Autobiographie? Ja, vielleicht. Ich erinnere mich an mein altes Leben und begleite mich selber auf der holperigen Straße in mein neues Leben. Es ist also keine Biographie im klassischen Sinne, die mit meiner Geburt anfängt und meinem ersten Eintrag ins Tagebuch: »Bin noch ziemlich fertig von der Geburt und schlafe sehr viel.« Nein, das ist eine Biographie, die eher im »Kösterschen« Sinne klassisch ist. Also chaotisch. Springend. Widersprüchlich. Lustig. Manchmal habe ich in Erinnerungen gekramt und habe gelacht, bis mir die Tränen gekommen sind. Und habe trauernd weitergeheult, weil viele dieser Erinnerungen zwar zu meinem Leben gehören, aber zu meinem anderen Leben. Mein Herz war manchmal so schwer, weil die Erinnerungen an viele geliebte Wesen zwar noch klar und lebendig auf meiner Festplatte gespeichert waren, aber die Menschen und Tiere, die Hauptdarsteller dieser Erinnerungen schon lange tot sind.

Aber auch die Erinnerungen können sterben. Ich habe so manches Bild mühsam wieder zusammensetzen müssen, was natürlich Fragen aufwirft, die ich mir auch gerne stelle, wenn ich persönliche Erinnerungen lese: Was ist denn jetzt wohl wahr? 95 Prozent? Oder nur 60? Und der Rest wurde schön aufgehübscht bei der Erinnerungsausgrabung und -restaurierung, oder was?

Naja. Das ist so eine Sache. Nur zu gerne mogelt uns unser Unterbewusstsein eine angenehmere oder lustigere Variante einer Szene unter. Kennen wir alle. Ich habe mir echt Gedanken gemacht, ob alles auch hundertprozentig stimmt. Aber hundertprozentig kann ich das eben auf keinen Fall garantieren, das wäre ja auch sowieso blödsinnig. Es gibt immer zwei Seiten einer Geschichte. Aber meiner Meinung sollte es auch gar nicht um die hundertprozentige Wahrheit meines ersten Kindergartentages gehen! Sehen Sie es doch mal so: Wenn alternde Rockstars der sechziger/siebziger Jahre ihre Memoiren schreiben, ich bitte Sie! Leute wie Keith Richards sind über 10 Jahre im tiefsten Drogennebel verschollen gewesen, woran wollen die sich denn bitte da genauestens erinnern? Amüsante Vorstellung, aber nicht sehr realistisch. Egal. Ich lese solche Biographien trotzdem sehr gerne! Weil es nicht um historisch akkurate, genau dokumentierte und wahre Erinnerungen geht, sondern darum, sich ein Gesamtbild von dem Menschen zu machen. Das Gelesene im eigenen Hirn zu einer eigenen »Komposition« zu verschmelzen. Sich hineinzuversetzen in Situationen, Gedanken und Ansichten eines anderen Menschen, für den man Interesse, bestenfalls Sympathie oder aber manchmal vielleicht sogar Abscheu und Ekel empfindet. Das sind eben alles echte Emotionen. Das ist es, warum ich dieses Buch schreibe. Weil ich Emotionen wecken will. Bei mir und Ihnen, den Lesern. Ich versuche »uns« klarzumachen, was mit mir passiert ist und warum.

Angeblich ist das ja mit den sogenannten Promi-Biographien so: Sie leben davon, dass sie angeblich drei Fragen beantworten, als da wären: Wo kommt die Person her? Hat sie ein dunkles Geheimnis? Mit wem war sie im Bett? Tja, liebe Freunde des gepflegten Tratschboulevards, da muss ich schon mal vorwarnen: Ich komme aus dem Bauch meiner Mutter, mein dunkles Geheimnis ist wahrscheinlich mein leichter Hang zur permanenten Zwangsakquise von elektronischen Unterhaltungsgeräten, und mit wem ich im Bett war, werde ich Ihnen bei aller Liebe nicht auf die Nase binden. Weil es uns nicht weiterbringen wird, ganz ehrlich. Also vergessen Sie diese Art von Biographie und folgen Sie mir lieber auf einigen Trips in die Vergangenheit. Denn eines war mir schon vor dem Schreiben klar: Ich kann nicht meinen neuen Lebensabschnitt beginnen, wenn ich nicht den alten aufgearbeitet habe. Ich muss nach vorne gucken, in die Zukunft. Wenn ich mich aber permanent nach hinten umdrehe, weil ich eigentlich nicht so wirklich nach vorne will, dann werde ich mich nach kurz oder lang wieder voll auf die Schnauze legen. Das will ich nicht. Seine Zappeleminenz, Lord Schlauchbootlippe alias Mick Jagger hat das mal so ausgedrückt: »I have no interest in recreating the past.« Will sagen, er möchte seine Geschichte beziehungsweise seine Vergangenheit nicht permanent neu erleben oder von anderen darauf reduziert werden. Weil er sie ja schon kennt. Das kann ich gut verstehen. Es ist gut, neue Wege zu suchen und zu gehen.

Ich muss auch einen neuen Weg finden, meine Straße des Lebens neu entdecken, gestalten und anlegen. Sollte dieses Buch mir und irgendeinem Menschen helfen, sich hierfür neu zu motivieren, dann habe ich mein Ziel erreicht. Was immer auch andere denken und schreiben werden über dieses Buch: Ich hoffe einfach nur, dass jeder Leser sich von diesem Buch in irgendeiner Art inspirieren lässt. Was immer auch dabei herumkommen mag. Die Gedanken sind frei.

So, das hätten wir also schon mal geklärt. Bleibt nur noch die Frage, warum Till Hoheneder dieses Buch mit mir geschrieben hat. Das hat viele Gründe. Ich kann wegen der gelähmten Hand nicht wirklich gut und effizient tippen. Und schnell schon mal gar nicht. Also war mir klar, dass ich jemanden brauche, der mir sehr beim Schreiben hilft. Aber diese Person würde persönliche, sehr intime Dinge von mir erfahren. Das war mir – schon beim reinen Nachdenken darüber – sehr unangenehm. Es musste also jemand sein, der mir nahe und vertraut war. Der sich mit bekloppten Künstlerhirnen auskennt. Der mit meinem Stil klarkommt, und eine für mich moralisch integere Person ist. Der aus den kostbaren Blumen, die ich teilweise unter harten Entbehrungen auf meiner Erinnerungswiese gepflückt habe, einen wunderschönen Strauß binden kann. Und am besten auch noch Künstler und mein Freund ist … und wenn es geht mit dem Sternzeichen Schütze! Ha! Es musste einfach Till sein, denn das alles trifft auf den »Grafen«, wie ich ihn gerne nenne, zu. Till hat mir geholfen, das Unkraut im Beet der Erinnerungen nicht einfach zu ignorieren oder achtlos auf dem Kompost zu verbuddeln. Nein, der »Graf« hat es oft genug auch einfach rausgezogen, um es mir hart, aber herzlich und mit sehr viel Einfühlungsvermögen unter die Nase zu halten. Das war oft nicht einfach. Manchmal hat dieser feinsinnige Gefühlsminenschnüffler auch etwas zwischen den Zeilen gelesen und unaufgefordert aufgeschrieben. Wahrheiten und Erinnerungen aus mir herausgelockt, die ich so leicht nicht hergeben oder beschönigen wollte, weil sie so schmerzhaft waren und immer noch sind. Aber eines habe ich dadurch gelernt: Alles muss raus! Das Gute und das Schlechte. Halbe Zöpfe abschneiden ist keine dauerhafte...

Blick ins Buch

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