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Ein Verfahren zur laktatgestützten Leistungsdiagnostik für freizeit- und gesundheitssportorientierte Läufer

AutorAlexander Gimbel
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl148 Seiten
ISBN9783638479653
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Gesundheit - Sport - Sportmedizin, Therapie, Prävention, Ernährung, Note: 1,7, Universität Bayreuth (Institut für Sportwissenschaften), 208 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Freizeit- und Gesundheitssport lässt sich ein Trend zum 'gesundheitsorientierten Ausdauertraining' feststellen. Viele Sportler stellen sich die Frage, bei welcher Herzfrequenz sie trainieren sollen, um ihre individuellen Ziele zu erreichen. Was fehlt ist ein standardisiertes Testverfahren, das möglichst exakt die Ausdauerleistungsfähigkeit abbildet, um daraus reliable und valide Belastungsintensitäten für den Freizeit- und Gesundheitssportler abzuleiten. Ein häufig untersuchtes und kontrovers diskutiertes Verfahren zur Ermittlung der 'richtigen' Belastungsintensität ist die Laktatleistungsdiagnostik. Ausgehend von der Ermittlung fixer und individueller aerob-anaerober Schwellen werden dabei Trainingsbereiche festgelegt und Trainingsempfehlungen abgeleitet. Die Vielzahl der vorhandenen Schwellen aus unterschiedlichen Leistungsbereichen und Ausdauerdisziplinen werden dabei oftmals unreflektiert auf den Freizeit- und Gesundheitssport übertragen. Dies kann bei Festlegung individueller Schwellen nach verschiedenen Modellen für einen Sportler zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. In diesem Buch wird deshalb ein Verfahren zur laktatgestützten Leistungsdiagnostik für freizeit- und gesundheitssportorientierte Läufer entwickelt, das von den existierenden Schwellenwertmodellen weg- und zur Bestimmung einer individuellen Dauerleistungsgrenze hinführt. Ausgehend von diesem individuellen Grenzbereich können dann persönliche Trainingshinweise in Abhängigkeit der Zielsetzungen des Sportlers festgelegt werden.

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Leseprobe

2. Freizeit- und Gesundheitssport


 

Im Zuge gesellschaftlicher Veränderungen hat sich auch im Sportbereich ein Bedeutungswandel vollzogen. Die Freizeitgestaltung erhält für viele Menschen einen neuen Stellenwert. Das Selbstverständnis und die eigene Identität werden zunehmend über körperliche Aktivitäten in der Freizeit entwickelt. Freizeitsport (synonym auch als Ausgleichs-, Breiten-, Massen- oder Volkssport bezeichnet) gewinnt deshalb immer mehr an Bedeutung (Bös & Feldmeier, 1992). An der Spitze der ausgeübten gesundheitsbezogenen sportlichen Aktivitäten stehen Schwimmen, Gymnastik, Jogging und Radfahren (Opaschowski, 1987; Bös & Woll, 1989; Woll, 1996).

 

Wegen der demographischen Veränderung in der Altersstruktur unserer Gesellschaft werden Personen des mittleren und späteren Erwachsenenalters (35-65 Jahre) als Zielgruppe des Sports zunehmend attraktiver (Woll, 1998). Prognosen sagen eine Zunahme der sportlichen Aktivität der Personen im mittleren und späteren Erwachsenenalter voraus (Opaschowski, 1987; Kurz, 1988; Bös & Woll, 1989). Als Grund dafür sieht Schwarzer (1992) die erhöhte Beschwerdenwahrnehmung dieser Zielgruppe und die damit verbundene Bereitschaft, etwas am eigenen (Gesundheits-) Verhalten zu ändern. Außerdem kommt es im vierten Lebensjahrzehnt aufgrund von genetischen- und Umwelteinflüssen verstärkt zur Ausprägung eines pathologischen Stoffwechselphänotyps mit metabolischen Risikomerkmalen für etwa ein Drittel unserer Bevölkerung (Austin, Hokanson & Brunzell, 1994; Austin, 1994).

 

Andererseits lässt sich aus den epidemiologischen Daten besonders für das mittlere und höhere Lebensalter eine Positivwirkung des aktiven Lebensstils und vermehrter körperlicher Aktivität auf die Morbidität und Mortalität durch chronische Erkrankungen des metabolischen Risikoprofils in allen Teilbereichen, allem voran die koronare Herzkrankheit und der Typ-II-Diabetes, erkennen (Helmrich, Ragland & Paffenbarger, 1994; Berg et al., 1994; Shima et al., 1993). Deshalb muss der Schwerpunkt des gesundheitsorientierten Sports und präventivmedizinische Bemühungen spätestens auf das frühe Erwachsenenalter ausgerichtet sein.

 

In verschiedenen Studien mit Erwachsenen wird deutlich, dass sich u.a. die Gesundheit, Geselligkeit und Entspannung an der Spitze der Motive zum Sporttreiben finden und Leistungsaspekte weniger wichtig sind (Bös & Woll, 1989; Lamprecht & Stamm, 1995; Woll, 1996). Das Motiv des Erhalts der Leistungsfähigkeit durch sportliche Aktivität bei Erwachsenen bis ins hohe Alter hinein spielt außerdem eine wichtige Rolle (Woll, 1996; Brehm & Pahmeier, 1998), wobei für Frauen das Gesundheitsmotiv eine wichtigere Rolle spielt als für Männer.

 

Zudem geben auch sportlich Inaktive mehrheitlich an, dass sie eigentlich Sport treiben sollten, um damit etwas für ihre „Gesundheit“ zu tun (Brehm et al., 2002).

 

Zieht man als Maßstab eine mindestens zweistündige sportliche Aktivität pro Woche heran, so liegt der Bevölkerungsanteil der sportlich aktiven Erwachsenen in Deutschland zwischen 10 und 20 % (Woll, 1998), wobei nicht alle gesellschaftlichen Gruppen gleichermaßen sportlich aktiv sind. Personen aus der sozialen Ober- und Mittelschicht sind sportlich aktiver als Personen aus der Unterschicht (Opper, 1998). Männer sind sportlich aktiver als Frauen (Schwarzer, 1992), wobei sich der Unterschied zwischen den Geschlechtern in den letzten Jahrzehnten verringert hat und Frauen z.B. in Fitness-Studios stärker vertreten sind als Männer. Diese bevorzugen Sportarten mit intensiver Belastung deutlich stärker als Frauen (Woll, 1996). Das Sporttreiben ist immer noch stark altersabhängig (Opaschowski, 1987). So konnte Woll (1996) zeigen, dass z.B. in der Altersgruppe der 55 jährigen weniger als fünf Prozent der Personen mehr als zwei Stunden pro Woche sportlich aktiv sind.

 

Bös & Feldmeier (1992, S. 90 f.) definieren Gesundheitssport als eine „Form der sportlichen Betätigung, die auf die Stabilisierung, Verbesserung oder Wiederherstellung der Gesundheit abzielt.“ Dabei erstrecken sich die Vorstellungen von Gesundheitssport entsprechend des zugrunde liegenden Gesundheitsverständnisses bzw. in Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Gesundheitstheorie auf unterschiedliche Bereiche des Sporttreibens. Neben dem Krafttraining zur muskulären Stabilisierung des Haltungs- und Bewegungsapparates und dem aus psychologischer Sicht wichtigen Aspekt des Wohlbefindens, ist aus medizinischer Sicht vor allem die Bedeutung des Ausdauertrainings für die Prävention von Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu nennen.

 

Herz-Kreislauf-Erkrankungen, als Paradebeispiel für die sog. Zivilisationserkrankungen, stellen in den westlichen Industrienationen mit ca. 50% nicht nur den Spitzenreiter in den Mortalitäts-, sondern auch in den Kostenstatistiken dar (Rost, 1998). Auch weltweit gesehen ist laut des „World Health Report“ der WHO 2001 (WHO, 2001) insbesondere die Artherothrombose die wichtigste Ursache für Mortalität (52%).

 

Eine krankheitsfördernde Rolle nehmen dabei die sog. Risikofaktoren ein. Zu ihnen zählen periphere Insulinresistenz, Hyperinsulinismus, ein erhöhten Anteil an athrogenen Lipoproteinen, Hypercholesterinämie, Hypertriglyzeridämie, Hypertonie, Diabetes mellitus, Hyperurikämie und Gicht, verminderte periphere Ansprechbarkeit auf Katecholamine und Androgene, der Konsum von Genussmitteln (Alkohol, Tabak) sowie körperliche Inaktivität und Übergewicht (Heyden, 1974; Esterbauer et al., 1992; Krauss, 1991; Halle et al., 1995; Berg et al., 1997). Diese Faktoren sind teilweise genetisch determiniert, allerdings stellen z.B. der Mangel an Bewegung und Übergewicht wichtige beeinflussbare Risikofaktoren dar, die schon im Kindesalter beginnen und sich konsequent im Erwachsenenalter fortsetzen.

 

Orientiert man sich an den häufig benutzten Fitnessgrößen Body-Mass-Index (BMI) und maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max/KG), so ist ein BMI <25 kg/m2 und eine VO2max/KG >40ml/kg/min im mittleren Lebensalter wünschenswert (Berg et al., 1997), da sonst die Wahrscheinlichkeit einer unphysiologischen Körperkomposition zunehmend größer wird und mit einer deutlichen Verschlechterung des Risikoprofils gerechnet werden muss. So hat z.B. die sich mit dem Altersverlauf ändernde Körperkomposition einen wesentlichen Einfluss auf die Risikofaktoren (Krauss, 1991). Die Körperzusammensetzung kann trotz genetischer Determiniertheit über den individuellen Ernährungs- und Aktivitätsstatus wesentlich beeinflusst werden (Shima et al., 1993). Mit zunehmendem Lebensalter nimmt der Flüssigkeitshaushalt des Körpers wie auch sein Anteil an aktiver Zellmasse deutlich ab. Dabei wird der Verlust an aktiver Körpermasse durch Fetteinlagerung kompensiert (Borkan et al., 1983). Beides hat erhebliche Nachteile für die Funktionskapazität der verschiedenen biologischen Systeme (Häussinger, Lang & Gerok, 1994).

 

Durch regelmäßige, körperliche Aktivität und ausgewogene Ernährung kann auch mit steigendem Lebensalter der Anteil der Körpermasse mit einer Erhöhung des Muskelanteils bei gleichzeitiger Senkung des Fettanteils günstig beeinflusst werden. Dies hat entscheidende Konsequenzen für den Manifestationszeitpunkt und die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der o.g. metabolischen Risikofaktoren, die häufig zur Krankheit des metabolischen Syndroms führen (Rost, 1995).

 

Aus den bisherigen Ausführungen wird deutlich, dass Gesundheit und sportliche Aktivität in engem Zusammenhang stehen. Allerdings ist nicht jede sportliche Aktivität gleichermaßen gesund. Nach Brehm et al. (2002) sind positive Zusammenhänge zwischen sportlicher Aktivität und Gesundheit dann wahrscheinlicher, wenn durch gezielte Gestaltung der sportlichen Aktivität (z.B. durch eine Belastungssteuerung) auf spezifische Aspekte der Gesundheit (z.B. ein funktionstüchtiges Herz-Kreislauf-System) eingegangen wird. Laut den Autoren sind Zusammenhänge zwischen einzelnen Merkmalen der physischen, psychischen und sozialen Gesundheit und den speziellen Bedingungen, unter denen die sportlichen Aktivitäten durchgeführt werden, nachweisbar. Diese stellen sich allerdings nicht automatisch ein, sondern fordern eine konsequente Orientierung der Gestaltung an gesundheitsrelevanten Zielen sowie eine effektive Qualitätssicherung.

 

Im Freizeit- und Gesundheitssport ist die „gesundheitsorientierte Ausdauer“ in Form der allgemeinen aeroben dynamischen Ausdauer von zentraler Bedeutung (Bös & Banzer, 1998). Unter Ausdauer versteht man die Fähigkeit, eine gegebene Leistung über einen möglichst langen Zeitraum durchhalten zu können. Somit ist die Ausdauer identisch mit der Ermüdungs-Widerstandsfähigkeit (Hollmann & Hettinger, 2000). Bei der allgemeinen aeroben dynamischen Ausdauer wird die aerobe Ausdauerleistung mittels dynamischer Arbeit (auxotonische Kontraktion der Muskulatur, d.h. Kontraktion und Erschlaffung der Muskulatur wechseln einander ab) unter Einsatz von mehr als 1/7 - 1/6 der gesamten Skelettmuskulatur erbracht (Hollmann & Hettinger, 2000).

 

Die Ausdauerleistungsfähigkeit wird durch die maximale Oxidationsrate von Wasserstoff in der Atmungskette bestimmt. Sie ist damit mit der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max) identisch. Darunter versteht man die Menge an Sauerstoff, die maximal während Belastung vom Körper aufgenommen, zur Zelle transportiert und dort verstoffwechselt werden kann (de Marées, 2002).

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