Sie sind hier
E-Book

Eine Einführung in die Daltonplan-Pädagogik

VerlagStudienverlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783706557917
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Der Daltonplan ist ein modernes Instrument der Schulentwicklung und Schulerneuerung. Die wesentlichen Elemente des Daltonplans sind: - das selbst verantwortete Lernen nach Pensenblättern, - das Lernen in Freiheit, - das ergebnisorientierte Lernen innerhalb einer bestimmten Periode. Der Daltonplan ist eine Methode, von der wir noch viel lernen und die wir nach den regionalen Bedürfnissen immer wieder anpassen und aktualisieren können. Besonders für die Sekundarstufe und für die Hochschule bietet der Daltonplan Anleitungen zum individuellen Lernen und Studieren. Beim computerorientierten Lernen ist der Daltonplan ein wichtiges Hilfsmittel. Der Daltonplan ist ein 'way of life' (Helen Parkhurst) - dieses Buch eine gelungene Übersicht dazu!

Harald EICHELBERGER Professor für Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Wien, Spezialgebiet Reformpädagogik und Schulentwicklung. Ausbildung zum Montessori-Pädagogen in Wien, Tätigkeit als Montessori-Ausbildner und Betreuer von Schulversuchen zur Aktualisierung der Reformpädagogik im Regelschulwesen; 1987 Begründer der Montessori-Pädagogik in Wien. Initiator des Symposiums 'Lebendige Reformpädagogik' im Oktober 1996; einschlägige Publikationen zu den Themen: Didaktik der Montessori-Pädagogik, Schulentwicklung auf der Grundlage der Reformpädagogik, Daltonplan-Pädagogik, Jenaplan-Pädagogik und Freinet-Pädagogik. Universitätslektor der University of Derby und der Universität Osnabrück. Fachliche und organisatorische Mitarbeit an EU-Projekten zur Curriculumentwicklung und zur Lehrerbildung und Lehrerfortbildung.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

Harald Eichelberger


Der Daltonplan


Der Daltonplan nach Helen Parkhurst


Helen Parkhursts Daltonplan wurde nach der Stadt Dalton in Massachusetts benannt. Englische Pädagogen waren es vor allem, die dieses Reformkonzept für die Sekundarstufe international bekannt gemacht haben. Heute ist der Daltonplan in den Niederlanden am weitesten verbreitet. Hier kommt er nicht nur in der Sekundar-, sondern ebenso in der Primarstufe zur Anwendung; in der Fachliteratur ist dann meist vom „Sub-Daltonplan“ die Rede.

Susanne Popp, die mit ihrem Buch „Der Daltonplan in Theorie und Praxis“ eine klare und übersichtliche Darstellung des pädagogischen Konzeptes Helen Parkhursts liefert, beschreibt das zentrale Element der Daltonplan-Pädagogik folgendermaßen: „Das Grundprinzip besteht also darin, die (traditionellen) Lehrstrategien in eine Didaktik der Aneignungsstrategien zu übersetzen.“1

Helen Parkhurst und die Entstehung des Daltonplanes


Helen Parkhurst wurde am 8. März 1886 in der Kleinstadt Durand in Wisconsin geboren. Parkhursts Kindheit und Jugend blieben von den Wandlungs- und Modernisierungstendenzen der Zeit um die Jahrhundertwende scheinbar unberührt. Sie wuchs, wie auch John Dewey oder William H. Kilpatrick, in jener „face-to-face-community“ auf, in der die Mentalität der Pioniergemeinde zumindest ideologisch noch lebendig war. 1928 führte W. H. Kilpatrik in einem Vortrag die charakteristischen Merkmale der Progressive-Education-Bewegung auf eben diese Mentalität der so genannten „frontier“ zurück: „‚Stärkste persönliche Selbstbestimmung’ und ‚Unwilligkeit gegen Zwang’ verbanden sich mit einer demokratischen Grundeinstellung, mit weltanschaulicher und religiöser Toleranz und einer gewissen Skepsis gegen die ‚letzten Wahrheiten’. ‚Kein Prinzip ist absolut, (...) ein jedes kann nur angewandt werden im Lichte aller anderen Prinzipien, die durch die in Frage kommende Situation veranlasst werden’.“2

Mit der eigenen Schulzeit verband Helen Parkhurst nur wenige positive Erinnerungen. Der Unterricht war gekennzeichnet durch Stillbeschäftigung, Kontrolle der Lernergebnisse und eine rigide Disziplinierung der Schüler. Selbst die damals moderne herbartianische Formalstufenlehre mündete meist in der gleichförmigen Abfolge eines Frontalunterrichtes, der sich in Lehrerfragen und moralisierenden Schlussbemerkungen erschöpfte. In ihrem Hauptwerk „Education on the Dalton Plan“ beschrieb sie später ihre eigene Schulsituation recht kritisch: „(...) der durchschnittliche Lehrer setzte wohl die strenge Disziplinierung der Schüler mit der erfolgreichen Wissensvermittlung gleich. Die motorische, affektive und geistige Aktivität des Kindes wurde vor allem als Faktor der Erziehungsbedürftigkeit, nicht aber als Grundlage der Erziehungsmöglichkeit betrachtet.“3 In Anbetracht der negativen Schulerfahrungen fällt es nicht schwer, im späteren pädagogischen Konzept Helen Parkhursts ein Gegenkonzept zu sehen, das sie ähnlich wie Maria Montessori in enger Verbindung mit der Schulpraxis entwickelt hat.

Am Beginn der Entwicklung des späteren „Daltonplanes“ stand das Schulexperiment in Waterville/Wisc. (1904/05), der „Laboratory-Plan“: „Gleich zu Beginn des Schuljahres wurde offenbar das traditionelle Klassenzimmer in ‚daltonspezifischer’ Weise verändert. Die auf Tafel und Pult ausgerichteten und im Fußboden verschraubten Bänke wurden gegen bewegliche Tischgruppen ausgetauscht, die nun ‚Fachwinkel’ (‚subject corners’) bildeten, in denen die Schüler selbsttätig arbeiteten. Sie folgten dabei schriftlichen ‚Arbeitsanleitungen’ (assignments), wobei die jüngeren Schüler Wochen-, die älteren Monatspläne mit 20 ‚Arbeitseinheiten’ (units) pro Fach und Monat erhielten; diese hatten jene bei der Gestaltung und Ausführung ihrer Wochenarbeit zu unterstützen. Außerdem waren sie als ‚Monitoren’ in den ‚subject corners’ eingesetzt, wo sie darauf achten sollten, dass Aufgaben aus dem entsprechenden Fachassignments ausgewählt und ausgeführt würden. Wenngleich es in Waterville wohl noch einen Stundenplan gab, der die Schüler teilweise band, so durften sie sich anscheinend doch im Klassenzimmer frei bewegen und nach Belieben mit Partnern oder Gruppen kooperieren.“4 Während Helen Parkhurst in einem eigenen Büro nahe dem Schülerarbeitsraum die assignments vorbereitete, Lerngruppen unterrichtete und Einzelgespräche führte, waren die Schüler für Ordnung und Disziplin im Klassenraum ebenso selbst verantwortlich wie auch für die Ausführung ihres individuellen Arbeitspensums. Diese Freiheit der Schüler gepaart mit Verantwortung ist im Daltonplan als pädagogisches Kernstück wiederzufinden. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang außerdem, dass die Schüler auch in die Planung und Gestaltung der Lehr- und Lernorganisation immer wieder mit einbezogen wurden. Die Möglichkeit, an der Gestaltung ihrer Schule mitzuwirken, ist schließlich der Lernhaltung der Schüler zugute gekommen: „They could hardly believe what they are hearing: a teacher who asked them what they thought and listened to them with respect.“5

1905 – nach bzw. noch während des ersten Erfolges des Laboratory-Plans – entschied sich Helen Parkhurst, am „Teachers’ College“ in River Falls zu studieren. Sie absolvierte das vierjährige Studium in der Hälfte der Zeit und schloss es 1907 ab. Nach dieser College-Ausbildung unterrichtete Helen Parkhurst zwei Jahre lang in einem sozial deprivierten Viertel unter schwierigen Bedingungen in Hudson/Wisc. Bis 1911 war sie als Grundschullehrerin an der „Edison school“ in Tacoma tätig, wo sie den Laboratory-Plan weiterführen konnte. Hier arbeiteten die Schüler nicht mehr nur in „subject corners“, sondern bereits in Fachlehrräumen („laboratories“), wo sie von Fachlehrern betreut wurden. Durch den offensichtlichen Erfolg des Laboratory-Plans wird Helen Parkhurst im Jahre 1913 als Direktorin der grundschuldidaktischen Abteilung an das „Central Teachers’ College“ in Stevens Point/Wisc. berufen.

Bereits 1913 ließ sich Helen Parkhurst für die Teilnahme an Montessoris zweitem Internationalen Trainingskurs in Rom beurlauben. Damit begann die Zusammenarbeit der beiden großen Reformpädagoginnen, die in Helen Parkhursts Stellung als „Supervisor of Montessori Teachers in the United States“ ab 1915 gipfelte. Drei Jahre arbeitete Helen Parkhurst mit Maria Montessori zusammen. 1918 löste sie sich aus allen Verpflichtungen gegenüber der „Dottoressa“, „führte aber die vormalige Montessori-Demonstrationsschule unter eigenem Namen weiter und richtete darin im Herbst 1919 die ‚Children’s University School’ (...) ein, wo sie ungehindert den ‚Laboratory-Plan’ praktizieren konnte“6 In der Folgezeit entwickelte Helen Parkhurst das Konzept der auf dem Laboratory-Plan basierenden „Children’s University School“ auch an anderen Schulstandorten erfolgreich.

1919/20 begann Helen Parkhurst mit der „Daltonisierung“ der „Dalton Public High School“, einer öffentlichen Sekundarschule. Das Interesse des Schulleiters galt vor allem der inneren Differenzierung. Der Daltonplan wurde an dieser Schule bis 1928 durchgeführt, wobei folgende Vorteile des Verfahrens erkannt bzw. folgende Gewinne verbucht werden konnten: individuelles Lerntempo, erhöhte Leistungen der schwächeren Schüler, größere Verantwortung hinsichtlich der Lernzeit, wachsendes Selbstvertrauen, Eigeninitiative, ein verbessertes Lehrer-Schüler-Verhältnis und ein gesteigertes Interesse an weiterführender Schulbildung. Die ersten Berichte über das fortan „Dalton (Laboratory) Plan“7 genannte Konzept erschienen bereits 1920 und erregten großes Aufsehen. Noch im selben Jahr publizierte Helen Parkhurst eine sechsteilige Artikelserie im „Times Educational Supplement“, eine Kurzfassung von „Education on the Dalton Plan“. Dieses Werk Helen Parkhursts erschien 1922 zuerst in einem Londoner und wenige Monate später in einem New Yorker Verlag. Um 1922/23 setzte die internationale Verbreitung des Daltonplans ein. In Europa konnte er sich vor allem in den Niederlanden behaupten, wo er heute als modernes und immer noch aufstrebendes und entwicklungsfähiges Schulkonzept praktiziert wird. Eine interessante Entwicklung nahm die „Children’s University School“, ab 1924 „Dalton School(s) New York“, an der Helen Parkhurst dann bis zum Jahre 1942 tätig war: „In der ‚Primary School‘ wurde eine modifizierte Form der Montessori-Methode angewandt und der Daltonplan erst mit dem Beginn der ‚Elementary School‘ (dem vierten Grundschuljahr vergleichbar) eingeführt. Für die so genannten ‚akademischen‘ Fächer waren auf allen drei Schulstufen eigene Laboratorien eingerichtet, in denen die Schüler mit dreifach niveauabgestuften Monatsassignments arbeiteten. Daneben verfügte jede Schule über...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Pädagogik - Erziehungswissenschaft

Weitere Zeitschriften

ARCH+.

ARCH+.

ARCH+ ist eine unabhängige, konzeptuelle Zeitschrift für Architektur und Urbanismus. Der Name ist zugleich Programm: mehr als Architektur. Jedes vierteljährlich erscheinende Heft beleuchtet ...

Atalanta

Atalanta

Atalanta ist die Zeitschrift der Deutschen Forschungszentrale für Schmetterlingswanderung. Im Atalanta-Magazin werden Themen behandelt wie Wanderfalterforschung, Systematik, Taxonomie und Ökologie. ...

Berufsstart Gehalt

Berufsstart Gehalt

»Berufsstart Gehalt« erscheint jährlich zum Sommersemester im Mai mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

care konkret

care konkret

care konkret ist die Wochenzeitung für Entscheider in der Pflege. Ambulant wie stationär. Sie fasst topaktuelle Informationen und Hintergründe aus der Pflegebranche kompakt und kompetent für Sie ...

Das Hauseigentum

Das Hauseigentum

Das Hauseigentum. Organ des Landesverbandes Haus & Grund Brandenburg. Speziell für die neuen Bundesländer, mit regionalem Schwerpunkt Brandenburg. Systematische Grundlagenvermittlung, viele ...

SPORT in BW (Württemberg)

SPORT in BW (Württemberg)

SPORT in BW (Württemberg) ist das offizielle Verbandsorgan des Württembergischen Landessportbund e.V. (WLSB) und Informationsmagazin für alle im Sport organisierten Mitglieder in Württemberg. ...