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Eine erzgebirgische Gelehrtenfamilie

Beitrag zur Kulturgeschichte des 17. Jahrhunderts

AutorJohannes Poeschel
VerlagTWENTYSIX
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783740756048
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
Dr. Johannes Poeschel beschäftigte sich mit dem Leben und den literarischen Werken des Christian Lehmann (1611-1688) sowie dessen Familie im Erzgebirge. Es gibt einen guten Einblick in die Lebensumstände der Familie Lehmann im 17. Jahrhundert.

Der sehr heimatverbundene Dr. Johannes Poeschel wertete wissenschaftlich Archive, Handschriften, Urkunden und Kirchenbücher sowie auch die Werke des Christian Lehmann aus. Die im Text genannte 'Kriegschronik' des Christian Lehmann erschien z.B. 2011 unter der ISBN 9783839105115. Peoschel beendete seine Arbeit an dem vorliegenden Buch 1883.

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Leseprobe

Vorrede


Dem sächsischen Erzgebirge hat sich seit einigen Jahren ein reges Interesse zugewendet, und daß dies geschehen ist, verdankt es zumeist dem erstarkten Selbstbewußtsein seiner Bevölkerung. Nicht wie andere gerühmte Teile unseres Vaterlandes von Auswärtigen gleichsam entdeckt, hat es selbst die Blicke auf sich zu lenken und Vorurteile, welche über dasselbe gehegt wurden, zu zerstreuen gewußt.

Besondere Verdienste in dieser Beziehung erwirbt sich der Erzgebirgsverein, welcher, unter dem Protektorate seiner königlichen Hoheit des Prinzen Georg stehend, in zahlreichen Zweigvereinen über das Land verbreitet ist. Zu seinen Zielen gehört es in erster Linie auf die landschaftlichen Reize des Gebirges hinzuweisen und sie, soweit dies nötig, leichter zugänglich zu machen, wobei er sich in steter belebender Verbindung mit gleichgesinnten Vereinen nicht nur der angrenzenden Gebirge, sondern auch in weiterer Ferne erhält. Außerdem aber ist er bemüht, den Wohlstand der Bewohner durch Eröffnung neuer Erwerbszweige an Stelle eingegangener alter zu fördern und in seinem Organe sowie durch belehrende Vorträge auch Teilnahme für die Geschichte des Landes, für seine Sprache, seine Sagen, für den tieferen Sinn seiner Gebräuche und Sitten zu wecken. Und wirklich haben diese Bestrebungen einer Gesamtheit, von einzelnen Freunden des Volkes ausgehend, auch auf weitere Kreise anregend gewirkt.

Sehr erfreulich ist es, daß die dem heimatlichen Gebirge freundliche Richtung auch der erzgebirgischen Literatur ihre Aufmerksamkeit zuwendet und auf Gebieten, wo eine solche noch nicht vorhanden war, sie ins Leben ruft. An Schriftstellern hat es im Erzgebirge nie gefehlt, von den Zeiten der Reformation bis in unsere Tage, vor allem die Erforschung der Lokalgeschichte ist ohne Unterbrechung fortgegangen. Unserem Jahrhundert jedoch - und namentlich die letzten Jahrzehnte sind reich an literarischen Erscheinungen dieser Art - war es vorbehalten, zum Teil auf Grund jener älteren Werke einzelne Äußerungen des Volkslebens und Fühlens zum besonderen Gegenstand der Forschung zu machen.

So wurden die Sagen des Erzgebirges wiederholt gesammelt und sehen jetzt einer abschließenden Darstellung von berufener Seite entgegen; über Aberglaube, Sitten und Gebräuche, über die Weihnachtsspiele und Bergreihen ist in einer Anzahl Schriften gehandelt, eine Sammlung von Volksliedern erst kürzlich herausgegeben worden. Die Mundart des Landes wurde noch rechtzeitig in ihren Lautverhältnissen, ihrer Wortbildung und Flexion untersucht, ehe sie infolge des zunehmenden Verkehrs noch mehr von ihren Eigentümlichkeiten aufgibt; auch Ortsnamen und bergmännische Ausdrücke sind zu wissenschaftlicher Besprechung gelangt. Andererseits sucht man dem Fortleben des Dialektes durch Veröffentlichung von Gedichten und Geschichten in Erzgebirgischer Mundart förderlich zu sein.

Wie sehr aber auch diese durchweg von warmer vaterländischer Gesinnung zeugende Tätigkeit von Laien und Gelehrten zuzunehmen beginnt, so bleibt doch noch ein weites lohnendes Arbeitsfeld in der älteren Literatur des Erzgebirges. Mag vieles davon auch zu Grunde gegangen sein, namentlich in dem Jahrhundert des großen Krieges, manches hat doch die Stürme überdauert. Es gibt noch alte wertvolle Drucke, jetzt nur noch vereinzelt in Bibliotheken ruhend, welche der Erneuerung harren, und kostbare Handschriften, wahre Fundgruben für die heimatliche Geschichte, die lange genug im Verborgenem geblieben sind.

Ein Versuch, auf solche literarischen Schätze aus früheren Zeiten wieder hinzuweisen, soll mit dem vorliegenden Schriftchen gemacht werden. Der Verfasser, dem diese Studien bisher gänzlich fremd waren, sah mit Staunen, wie ihm bei nur einigem Nachforschen eine ganz ungeahnte Fülle des Stoffes zuströmte, so reich, daß es schwer fiel, Anfang und Ende zu einer ersten Mitteilung zu finden, und

so anziehend, daß Entsagung nötig war, aus ihr nur zu schöpfen und sie nicht gleich in ihrem ganzen Umfang zu erschließen.

Der Name, welcher den Mittelpunkt der folgenden Blätter bilden soll, M. Christian Lehmann, weiland Pfarrer zu Scheibenberg, wird vielen bekannt sein, ebenso daß er der erste war, welcher das ganze Gebirge und nicht bloß einzelne Teile in den Bereich seiner Forschung zog, und daß er das Ergebnis derselben in einem berühmten Buche niederlegte, dem Historischen Schauplatz derer natürlichen Merkwürdigkeiten in dem Meißnischen Obererzgebirge.

Aber daß Christian Lehmann außer dem Schauplatz noch eine Anzahl anderer Werke von mindestens gleicher Bedeutung geschrieben hat, daß diese Handschriften zum Teil erhalten sind, von seinem Leben während der Zeit des größten Elendes, das je über das deutsche Volk gekommen ist, davon weiß unsere Zeit nichts mehr.

Wenn wir für einen Schriftsteller aus seinen Werken Interesse gewonnen haben, so ist es natürlich, daß wir dann auch über seine Persönlichkeit und sein Leben gern etwas hören möchten. Dies veranlaßte mich, nach biographischen Spuren von Magister Lehmann zu suchen. Andererseits ist es aber ebenso natürlich, daß wir mit um so größerer Freude die Schriften eines Mannes lesen, dessen Leben und Eigentümlichkeiten uns bereits bekannt sind. In diesem Umstande wieder liegt der Grund, weshalb das hierüber Gefundene zuerst zur Veröffenlichung gelangt; vielleicht wird dadurch in dem einen oder anderen Leser der Wunsch rege gemacht, mit den Lehmannschen Schriften selbst bekannt zu werden.

Daß wir von dem einen Namen aus in der Zeit rückwärts und vorwärts schreitend gleich die Schicksale einer ganzen Familie durch mehrere Generationen hindurch zu schildern versuchen, mag fürs erste wohl befremdlich erscheinen. Allein wir haben hier den seltsamen Fall, daß uns nicht bloß die Werke eines einzelnen Schriftstellers, sondern zum Teil die einer Schriftstellerfamilie vorliegen.

Der Schauplatz ist nach dem Tode M Lehmanns von dessen Söhnen weitergeführt worden und zwar in einer Weise, daß der geistige Anteil der Fortsetzer von dem des ursprünglichen Verfassers nur selten zu scheiden ist, und herausgegeben wurde er von den Lehmannschen Kindern und Kindeskindern!

Ebenso wissen wir bestimmt, daß eine zweite Schrift von einem der Söhne bearbeitet wurde. So bietet sich Gelegenheit, der Nachkommen des Mannes zu gedenken; eine kürzere oder längere Geschichte der Vorfahren aber hat man von jeher gern in die Biographien mit aufgenommen.

Sodann ist es auch schon an sich von Interesse, ein bis zu einem gewissen Grade vollständiges Bild von dieser erzgebirgischen Gelehrtenfamilie zu geben. Die zahlreichen Söhne, Enkel und fernere Abkömmlinge eines von Haus aus dem Handwerker- angehörigen Mannes werden wir zu ehrenvollen Stellungen in ihrer Heimat oder in der Fremde gelangen und einzelne die angesehensten Ämter bekleiden sehen. Dabei sind es so achtungeinflößende Gestalten von sittlicher Festigkeit und echter Frömmigkeit, ihr Verhalten in einzelnen Fällen ist oft so lehrreich, daß sie es wohl verdienen, gekannt zu sein. Und endlich werden in dem Rahmen dieser Familiengeschichte die Kulturverhältnisse eines ganzen Jahrhunderts berührt.Die letzteren nehmen sogar bisweilen mehr Raum in Anspruch als der eigentlich biographische Teil, aber die vorliegende Studie will ja zugleich auch einen Beitrag zur Kulturgeschichte des 17. Jahrhunderts liefern.

Denn viel ist es nicht, was sich über die Schicksale dieser zu ihrer Zeit weithin so vielgenannten Familie auffinden ließ, und das Wenige mußte an Hunderten von verschiedenen Stellen aus Lehmannschen und anderen Schriften zusammengesucht werden; nur über den Superintendenten D. Chr. Lehmann fand sich einiges zusammenhängendes Material vor. Um die lästigen Anmerkungen deren schon ohnehin mehr als mir lieb erforderlich waren, tunlichst einzuschränken, sende ich der Arbeit ein Verzeichnis der hauptsächlichsten Quellen voraus, und nur an verhältnismäßig wenigen Stellen, wo es, um eine etwaige Nachprüfung zu ermöglichen, unerläßlich nötig schien, ist direkt auf sie Bezug genommen worden, sonst hätte fast auf

jeder Seite der Text vielfach unterbrochen werden müssen.

Ist es doch vielleicht auch so trotz allen Bemühens nicht immer gelungen, das Mosaikartige der Arbeit zu verdecken.

Manche kleine Züge sind mit aufgenommen worden,welche entbehrlich oder zu geringfügig erscheinen mögen. Allein von Personen, die uns wert sind, halten wir auch die unbedeutendsten Andenken in Ehren, wenn es uns an größeren mangelt, und der Pelzrock Walthers von der Vogelweide ist weltberühmt geworden!

Der vierte Abschnitt ist bedeutend länger geraten als beabsichtigt war, anfänglich sollte er nur anhangsweise eine Aufzählung und kurze Besprechung der Lehmannschen Schriften bringen; nun so möge er denn in seinem größeren Umfange ein Zeugnis davon ablegen, wie schwer es fällt,...

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