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Eine kontrastive Analyse von deutschen und italienischen Kollokationen im Wortfeld 'Körperteile'

AutorInes Will
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl77 Seiten
ISBN9783638003681
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Romanistik - Fächerübergreifendes, Note: 1,3, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Institut für Romanistik), Veranstaltung: Romanistik Italienisch, 77 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Wortverbindungen haben es in sich: Für Nichtmuttersprachler stellen sie bisweilen eine große Hürde dar. Denn wer kann schon begründen, warum man sich im Deutschen die Zähne putzt während man sie im Italienischen wäscht (lavare i denti)? Man fällt ein Urteil, wünscht sich Hals- und Beinbruch - und wer zu spät kommt den bestraft das Leben. Beim Sprechen werden nicht nur einzelne Wörter zu sinnvollen Sätzen zusammengefügt, sondern man verwendet allgemein übliche Wortkombinationen, die dem täglichen Sprachgebrauch angehören. Sie werden bereits im frühen Kindesalter als zusammenhängende Einheiten gelernt und im mentalen Lexikon gespeichert. Deshalb gebrauchen Muttersprachler intuitiv korrekte und passende Verbindungen. Lernt man hingegen eine Fremdsprache, besteht stets die Gefahr, dass die Kombinationsregeln dieser Sprache verletzt werden, da diese von den Gesetzmäßigkeiten der eigenen Muttersprache nicht selten abweichen. In der vorliegenden Arbeit wird ein Typ dieser Wortverbindungen, die sogenannten Kollokationen genauer untersucht. Das sind auf den ersten Blick eher unauffällige, semantisch durchsichtige Fügungen, wie zum Beispiel eingefleischter Junggeselle bzw. it. scapolo impenitente. Die wichtigste Zielsetzung dieser Arbeit besteht in einem synchronen kontrastiven Vergleich von italienischen und deutschen Kollokationen im Wortfeld 'Körperteile'. Dabei werden morphologisch - syntaktische und semantisch - lexikalische Ähnlichkeiten und Unterschiede besonders berücksichtigt. Es werden auch sprachdidaktische und lexikographische Aspekte in die Betrachtungen miteinbezogen. Zunächst sind die Kollokationen in den Bereich der Phraseologie, der Lehre von den festen Wortverbindungen einzuordnen. Es werden die zentrale Terminologie, sowohl für Phraseologismen als auch Kollokationen, und die damit zusammenhängenden vielfältigen Definitions - und Abgrenzungprobleme erörtert. Weiterhin werden die, für die Sprachwissenschaft wichtigsten Grundkonzepte des Kollokationsbegriffs und dessen Abgrenzung von anderen linguistischen Konzepten erläutert. Diese Vorüberlegungen zu Kollokationen bilden den theoretischen Rahmen der kontrastiven Analyse, die den zweiten Teil der Arbeit ausmacht. Die Analyse beschränkt sich auf deutsche und italienische Substantiv - Verb - Kollokationen und Substantiv - Adjektiv - Kollokationen im Wortfeld 'Körperteile', die verschiedenen ein - und zweisprachigen Wörterbüchern entnommen wurden. Das dadurch entstandene Untersuchungskorpus wird nach verschiedenen Methoden untersucht und bewertet. Das Korpus musste insoweit begrenzt werden, dass dessen manuelle Bearbeitung möglich war und der Rahmen dieser Arbeit nicht gesprengt wurde.

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Leseprobe

2. Die Stellung der Kollokationen in der Phraseologie


 

Eine Kollokation „ist die phraseologische Kombination von Bett und machen, von Zähne und putzen, von Tisch und decken, von Ruhe und einkehren, von Glück und unverschämt, von Unterschied und himmelweit“ (Hausmann 2003: 311).

 

Kollokationen werden zunächst als feste Wortverbindungen in ein Teilgebiet der Sprachwissenschaft, die Phraseologie, eingeordnet.

 

Als Teildisziplin der Lexikologie untersucht die Phraseologie die semantischen, syntaktischen und funktionalen Eigenschaften der Phraseologismen oder phraseologischen Einheiten (PE)[3].

 

In dieser Arbeit werden die Begriffe phraseologische Einheit, Phraseologismus und Phraseolexem zur Bezeichnung aller phraseologischen Ausprägungen, unter die auch die stabilen Wortverbindungen fallen, synonym verwendet. 

 

2.1 Gegenstandsbestimmung der Phraseologie


 

Die Phraseologie ist die Lehre von den festen Wortverbindungen. Diese werden in phraseologische und nicht phraseologische Wortverbindungen unterteilt. 

 

Nach Fleischer (1982: 11) sollten in den „Bestand der Phraseologismen quantitativ alle Einheiten der Sprache aufgenommen werden, die qualitativ als Phraseologismen bestimmt würden“.

 

Man unterscheidet zwischen Phraseologie im engeren Sinne und Phraseologie im weiteren Sinne. Den Bereich der Phraseologie im weiteren Sinne bilden diejenigen Phraseologismen, die die Merkmale Mehrgliedrigkeit und Stabilität aufweisen (vgl. Burger 2003: 14). Die Vetreter der Phraseologie im weiteren Sinne betrachten die „Einheiten der Phraseologie und der Lexik als einander in jeder Beziehung ebenbürtig“ (Häusermann 1977: 10). Die Menge derjenigen Phraseologismen, die neben den bereits genannten Eigenschaften Idiomatizität aufweisen, bilden den Bereich der Phraeologie im engeren Sinne (vgl. Burger 2003: 15).  

 

Fleischer (1982: 2) spricht auch von Zentrum und Peripherie.

 

2.2 Zum Wesen phraseologischer Einheiten


 

Fleischer (1982: 13) schlägt zur Bestimmung derjenigen Wortverbindungen, die als Phraseologismen zu klassifizieren sind, die Erstellung einer Merkmalsmatrix vor. Die Merkmale müssen nicht für alle Einheiten gemeinsam gelten, können aber „zusammenfallen“. Die Einheiten müssen ebenso nicht alle Merkmale aufweisen, um als Phraseologismen zu gelten.

 

2.2.1 Polylexikalität


 

Eine phraseologische Einheit besteht aus zwei oder mehreren Wörtern. Ein Autosemantikum[4] dient als Basiselement und wird entweder mit einem weiteren Autosemantikum und/oder einem Synsemantikum[5] verknüpft. Der Phraseologismus wird in der Sprachgemeinschaft wie eine sprachliche Einheit verwendet.  

 

2.2.2 Idiomatizität


 


Die Gesamtbedeutung eines Phraseologismus entspricht nicht der Summe der Bedeutung seiner Konstituenten. Wenn eine Diskrepanz zwischen der phraseologischen Bedeutung und der wörtlichen Bedeutung besteht, dann ist der Ausdruck idiomatisch (vgl. Burger 2003: 31). „Die phraseologische Bedeutung ist nicht regulär aus den freien Bedeutungen der Komponenten ableitbar, sondern kommt nur zustande, wenn genau diese und keine andere morphosyntaktische und lexikalische Realisierung der Wortverbindung vorliegt“ (Burger 2003: 32).

 

Das Merkmal der Idiomatizität zeigt sich in unterschiedlicher Ausprägung. Bei vollidiomatischen Phraseologismen wurden alle Komponenten der Wortverbindung semantisch umgedeutet. 

 

(1) vedere le stelle

(2) essere la quinta ruota del carro

(3)  ins Gras beißen

 

Bei teilidiomatischen Phraseologismen behält  mindestens eine Komponente ihre ursprüngliche Bedeutung, die in die Gesamtbedeutung eingeht.

 

(4) salvare la pelle- salvare la vita

(5) das Bett hüten

 

Durch die Ausweitung des Gegenstandbereichs auf nichtidiomatische Wortverbindungen, ist die Idiomatizität das Hauptmerkmal vieler phraseologischer Einheiten.

 

2.2.3 Stabilität


 


Bezeichnungen wie „feste Wortverbindungen“ (Agricola 1977: 29), „feste Syntagmen“ (Rothkegel 1973) und „feste Wendungen“ (Fleischer 1982: 9) deuten darauf hin, dass Stabilität als ein wichtiges Definitionskriterium von phraseologischen Einheiten gilt.

 

Es hängt mit der Idiomatizität zusammen, dass dem Austausch der Konstituenten einer phraseologischen Einheit Grenzen gesetzt sind.

 

„Die Gesamtbedeutung des Phraseologismus ist an die Kombination einzelner konkreter lexikalischer Elemente gebunden“ (Fleischer 1982: 41). 

 

Für Burger (2003: 16) ist die Gebräuchlichkeit ein wichtiges Merkmal der Phraseologismen.

 

„Für alle Phraseologismen gilt als Grundbedingung ihrer Festigkeit, dass sie in einem synchronen Sprachquerschnitt „gebräuchlich“ sind“.

 

Stabilität ist notwendig, um von phraseologischen  Einheiten sprechen zu können. Veränderungen führen dazu, dass ihre spezifische phraseologische Semantik verloren geht und sie in freie Syntagmen umgeformt werden.

 

2.2.4 Reproduzierbarkeit


 


Die Reproduzierbarkeit einer PE steht in engem Verhältnis zur Stabilität. Der Phraseologismus ist mental als Einheit „gespeichert“, ähnlich wie ein Wort, und kann als ganzer abgerufen und produziert werden (vgl. Burger 2003: 17).

 

Die phraseologische Einheit wird in der entsprechenden, sich wiederholenden Kommunikationssituation nicht neu produziert, sondern reproduziert.

 

„Eine Äußerung ist unter anderem stabil, weil sie ständig reproduziert wird, sie wird u.a. reproduziert, weil sie stabil ist“ (Irsula 1994: 18).

 

2.2.5 Lexikalisierung


 

Lexikalisierung bedeutet „die Aufnahme in den Wortbestand einer Sprache als usuelle [gebräuchliche, Anm. der Verfasserin] Bildung, die im Lexikon gespeichert und bei Gebrauch dort abgerufen wird“ (Bußmann 2002: 405).  

 

Phraseologismen stehen somit als Einheiten zur Bennennung von Erscheinungen und Sachverhalten der Wirklichkeit in der alltäglichen Kommunikation zur Verfügung.  

 

„Diese im Wortbestand der Sprache bereits fertig vorhandenen geprägten Wortverbindungen brauchen im Prozess der Rede nur reproduziert zu werden, sie verhalten sich also auch in dieser Hinsicht wie die kleinsten selbständigen, potentiell isolierbaren Bedeutungsträger der Sprache, die Wörter“ (Schmidt 1967: 70).  

 

Phraseologismen werden deshalb auch als Wortgruppenlexeme oder Phraseolexeme bezeichnet.

 

Die Lexikalisierung ist das Ergebnis der Stabilität und Reproduzierbarkeit von Wortverbindungen.

 

Die PE stehen neben den Einzelwörtern und Komposita im Lexikon, gehören dem Sprachsystem (Langue) an und werden nicht individuell neu geprägt bzw. produziert, sondern reproduziert. Sie sind in der Sprachkompetenz, im mentalen Lexikon eines jeden Individuums gespeichert und können je nach Kommunikationsbedarf ebenso wie Wörter eingesetzt werden.

 

Eine generalisierende Zuordnung zur Langue ist insofern problematisch, da die Merkmale Stabilität, Reproduzierbarkeit und Lexikalisierung eine besondere Berücksichtigung erfahren, hingegen Mehrgliedrigkeit und Idiomatizität vernachlässigt werden. Zutreffender wäre die Zuordnung der PE zur Ebene der Norm, dem traditionell verfestigten Sprachgebrauch einer Gemeinschaft (vgl. Lengert 2001:  808).

 

2.3 Klassifikation der phraseologischen Einheiten


 

„Phraseologische Einheiten sind alle von der Phraseologie untersuchten stabilen Wortverbindungen. Es handelt sich um polylexikalische Einheiten, Wortgruppen oder satzäquivalente Gebilde, die in getrennter Form auftreten und als Einheiten der Nomination bzw. der Kommunikation ‚halbfertige’ sprachliche Einheiten darstellen, die in der Rede dem Sprachverwender zur Verfügung stehen“ (Irsula 1994: 19).

 

Eine eindeutige Klassifikation und Gegenstandsbestimmung ist schwierig und wird für die Zwecke dieser Arbeit weder angestrebt noch benötigt. Zum besseren Verständnis der Stellung der Kollokationen in der Phraseologie soll die folgende Klassifikation die weitgefasste Auffassung vom Gegenstandsbereich der Phraseologie verdeutlichen. Die Phraseologie wird in zwei Bereiche eingeteilt, die durch zwei selbständige Kreise...

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