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Eine Zwischenbilanz zum Modellversuch 'Islamische Unterweisung in deutscher Sprache' aus katholischer Sicht

AutorJulia Wenigmann
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl81 Seiten
ISBN9783638071062
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis36,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Theologie - Praktische Theologie, Note: 2,0, Universität Duisburg-Essen, Sprache: Deutsch, Abstract: In der heutigen Zeit ist die multikulturelle Gesellschaft nichts Außergewöhnliches mehr, dies führt jedoch automatisch auch zu einer Vermischung der Religionen. Dabei findet auch der Islam mehr und mehr Einzug in Deutschland; inzwischen sind mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland Muslime. Schaut man sich einige Grundschulen in Deutschland an, muss man feststellen, dass die muslimischen Schülerinnen und Schüler entweder am christlichen Religionsunterricht teilnehmen oder in den Religionsunterrichtsstunden vom Unterricht befreit, bzw. solange anderweitig betreut wurden. Um dies langfristig zu ändern, gibt es seit dem Jahr 1999 einen Modellversuch, in dem an einigen Schulen in Nordrhein-Westfalen die Islamkunde in deutscher Sprache für muslimische Schülerinnen und Schüler angeboten wird. Dieser wird in der Arbeit dargestellt, bewertet und mit dem katholischen Religionsunterricht verglichen.

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Leseprobe

4. Erhebung der gegenwärtigen Situation im Schulversuch


 


4.1. Hospitation im Islamkunde- und katholischen Religionsunterricht


 

Um die Unterrichtsgestaltung der Islamkunde mit der des katholischen Religionsunterrichts vergleichen zu können, habe ich in beiden Fächern in verschiedenen Klassen und bei unterschiedlichen Lehrkräften hospitiert.

 

4.1.1. Islamkundeunterricht in einer 1. Klasse


 

Am: 29. August 2007; 11.00 Uhr bis 11.45 Uhr

 

In: 1. Klasse (17 Kinder; 10 Mädchen, 7 Jungen)

 

Lehrer/in: Frau A.

 

Thema der Stunde: Die Moschee

 

Medien: Bilder einer Moschee; unterschiedliche Ausmalbilder einer Moschee

 

Ablauf der Stunde:

 

Keine Begrüßung

 

Da dies die erste Islamkunde-Stunde in dieser Klasse ist, setzt die Lehrerin mit der Frage was Islamkunde sei, den ersten Impuls. Hier nennen die Kinder nach einiger Überlegung den Begriff ‚Allah’. Dies greift Frau A. auf und fragt die Schülerinnen und Schüler wer oder was ‚Allah’ ist. Als Antwort erfolgt ‚Gott’.

 

Nun soll das Gespräch von Seiten der Islamkundelehrerin auf das Freitagsgebet in der Moschee gelenkt werden. Da die Kinder mit dem gegebenen Impuls nicht zurechtkommen und keine Antwort auf die Frage finden, zeigt die Lehrerin zur Verdeutlichung der Intention das Bild einer Moschee.

 

Auf diesen Impuls reagieren die Schülerinnen und Schüler und können auch darüber berichten, wozu die Moschee dient.

 

Als nächstes fragt Frau A. nach dem Inneren einer Moschee und was man dort sehen kann. Als Impulsunterstützung zeigt sie auch hier das Bild einer Moschee, das von den Kindern beschrieben wird. Dabei werden Ämter und Räume beschrieben. Da dies meist auf Türkisch geschieht, verbessert die Lehrerin stets und führt die deutschen Begriffe ein.

 

Durch den Einwurf eines Schülers, dass man sich vor dem Beten waschen muss, wird das Unterrichtsgespräch auf das Waschritual und dessen Gründe gelenkt.

 

Im Anschluss daran erhalten die Kinder verschiedene Arbeitsblätter, auf denen eine Moschee abgebildet ist. Der Rest der Stunde wird nun damit bestritten, die Moschee auszumalen.

 

Am Ende der Stunde verlassen die Schülerinnen und Schüler ohne Verabschiedung o.ä. den Klassenraum zur Pause.

 

4.1.2. Islamkundeunterricht in einer 3. Klasse


 

Am: 29. August 2007; 12.00 Uhr bis 12.45 Uhr

 

In: 3. Klasse (14 Kinder; 5 Mädchen, 9 Jungen)

 

Lehrer/in: Frau A.

 

Thema der Stunde: Die Moschee

 

Medien: Folie einer Mosche; Arbeitsblatt

 

Ablauf der Stunde:

 

Der Unterricht wird mit einer gegenseitigen Begrüßung auf Deutsch und Türkisch begonnen.

 

Im Anschluss daran erfolgt ein kurzer Rückblick auf die vergangene Stunde, in der über Mohammed gesprochen wurde. Dabei wird nochmals wiederholt, wer Mohammed war und dass er den Koran von Gott erhielt.

 

Um das Unterrichtsgespräch auf das Thema ‚Die Moschee’ zu leiten, stellt Frau A. als Impuls die Frage, wo man über den Propheten und Koran spricht.

 

Nun sollen die Kinder, die schon einmal in einer Moschee waren, darüber berichten. Dabei werden die islamischen Fachtermini stets ins Deutsche übersetzt und die Schülerinnen und Schüler gebeten, ab sofort die deutschen Be-griffe zu verwenden.

 

Da das Gespräch nur sehr schleppend zustande kommt, muss die Lehrerin mit vielen Fragen nachhelfen.

 

Um weitere Erzählimpulse zu setzen, zeigt Frau A. den Kindern eine Folie, auf der Bilder der Moschee abgebildet sind. Die Kinder beschreiben dabei, was auf den Bildern zu sehen ist. Unbekanntes wird stets erklärt. Besonders wird auf die Inneneinrichtung einer Moschee eingegangen.

 

Im Anschluss daran erhalten die Schülerinnen und Schüler ein Arbeitsblatt[140], auf welchem der Innenraum einer Moschee dargestellt ist und verschiedene Bereiche, Gegenstände und Personen beschriftet werden sollen. Die notwendigen Begriffe werden zum einen durch den obenstehenden Text erläutert, zum anderen zusätzlich von Frau A. an die Tafel geschrieben.

 

Bevor die Kinder das Arbeitsblatt beschriften, wird der Text gemeinsam gelesen. Dabei werden erneut unbekannte Begriffe erklärt und ggf. durch die Bilder der Folie verdeutlicht.

 

Nun sollen die Kinder das Arbeitsblatt bearbeiten. Die Lehrerin geht dabei durch die Reihen und gibt Hilfestellungen.

 

Wer das Arbeitsblatt vollständig beschriftet hat, darf das Bild ausmalen.

 

Am Ende der Stunde verlassen die Schülerinnen und Schüler ohne Verabschiedung o.ä. den Klassenraum zur Pause.

 

4.1.3. Islamkundeunterricht in einer 4. Klasse


 

Am: 29. August 2007; 12.50 Uhr bis 13.35 Uhr

 

In: 4. Klasse (16 Kinder; 8 Mädchen, 8 Jungen)

 

Lehrer/in: Herr M.

 

Thema der Stunde: Der Koran

 

Medien: Textblatt über den Koran

 

Ablauf der Stunde:

 

Der Unterricht wird mit einer gegenseitigen Begrüßung auf Deutsch und Türkisch begonnen.

 

Im Anschluss daran stellt Herr M. die Frage, wie Mohammed Prophet wurde und lässt die Schülerinnen und Schüler erzählen.

 

Als ein Kind die Kaaba anspricht, geht der Lehrer darauf ein, zeigt diese auf Bildern und lässt die Kinder auch hierüber erzählen, was sie wissen. Dabei wird das Wissen der Kinder stets durch Herrn M. verbessert und ergänzt.

 

Schließlich erzählt der Lehrer eine Geschichte aus dem Koran, in der es um die Götzenzerstörung Abrahams geht. In diesem Zusammenhang wird der Begriff ‚Götze’ erklärt und auch hier dürfen die Kinder ihr Wissen äußern.

 

Anschließend erhalten die Schülerinnen und Schüler ein Blatt[141], welches einen Text über den Koran enthält. Dieser wird vorerst leise für sich gelesen, dabei geht Herr M. durch die Klasse und hilft bei Schwierigkeiten. Danach wird der Text laut von den Kindern vorgelesen, wobei bereits erste Verständnisprobleme gelöst werden.

 

Da die Zeit nicht ausreicht, sollen die Kinder den Text zu Hause nochmals lesen und dabei die Wörter unterstreichen, die sie nicht verstehen. Diese werden in der nächsten Stunde gemeinsam besprochen und erklärt.

 

Zum Abschluss singen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Herrn M., der das Lied zusätzlich mit dem Tamburin begleitet, einen, nach Angaben des Lehrers islamischen Lobgesang auf Allah auf Arabisch. Dabei wird die Strophe stets abwechselnd von der ganzen Klasse und einem einzelnen Schüler gesungen.

 

4.1.4. Islamkundeunterricht in einer 4. Klasse


 

Am: 29. August 2007; 13.40 Uhr bis 14.25 Uhr

 

In: 4. Klasse (15 Kinder; 7 Mädchen, 8 Jungen)

 

Lehrer/in: Herr M.

 

Thema der Stunde: Der Koran

 

Medien: keine

 

Ablauf der Stunde:

 

Der Unterricht wird mit einer gegenseitigen Begrüßung auf Deutsch und Türkisch begonnen.

 

Im Anschluss daran fragt der Lehrer Herr M. die Kinder nach ihren Träumen und lässt sie erzählen. Schließlich erkundigt er sich, ob auch schon jemand vom Propheten geträumt habe und lässt auch hierüber berichten.

 

Nun hält der Lehrer den Koran hoch, der von den Schülerinnen und Schülern sofort erkannt wird, und stellt die Frage, wie das Buch entstanden ist. Es folgt ein Gespräch über Gabriel, Mohammed, Gott und die Entstehung des Korans.

 

Schließlich entsteht durch die Frage eines Kindes nach der Entstehung Gottes ein allgemeines Gespräch über Gott, welches durch Vorlesen einiger Koranstellen ergänzt wird.

 

Letztlich kommt das Gespräch auf den Teufel und dessen einstige Existenz als Engel. Auch dies wird durch Korantexte von Seiten des Lehrers belegt und ausgeweitet.

 

Die Stunde wird, wie auch die vorherige mit dem arabischen Lobgesang beendet, welchen der Lehrer auf dem Tamburin begleitet.

 

Zum Abschluss verabschieden sich alle auf Deutsch und Türkisch.

 

4.1.5. Katholischer Religionsunterricht in einer 2. Klasse


 

Am: 12. September 2007; 8.00 Uhr bis 8.45 Uhr

 

In: 2. Klasse (24 Kinder; 10 Mädchen, 14 Jungen)

 

Lehrer/in: Frau R.

 

Thema der Stunde: Die Josephsgeschichte

 

Medien: Bodenbild aus verschiedenen Materialien,...

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