Die Arbeit beschäftigt sich mit einem Phänomen der Alltags- und Rechtspraxis der DDR - den Eingaben der Bürger an örtliche und zentrale Staats- und Parteiorgane. Es wird untersucht, ob und wie Bürger durch Einsenden von Eingaben Ansprüche zivilrechtlicher Art verwirklichen konnten. Der Untersuchung liegen Originaleingaben zugrunde, die überwiegend Ansprüche aus Mietverträgen zum Gegenstand hatten, und zwar ausschließlich Ansprüche des Mieters gegen den Vermieter. Circa 700 solcher Eingabenvorgänge wurden statistisch erfasst und einer Textanalyse unterzogen. Es sind drei Punkte, welche die Arbeit mit den Eingaben interessant machen. Die Erforschung dieser Vorgänge ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Strukturen und des realen Verfahrens der Bearbeitung 'zivilrechtlicher Eingaben'. Darüber hinaus wird anhand der Originalakten die Wirkungsweise des sozialistischen Zivilrechts in der Praxis beschrieben. Schließlich geben die Eingaben Aufschluss über das Alltagsleben und die Alltagsprobleme der Verfasser und vermitteln so einen unverfälschten Ausschnitt DDR-Wirklichkeit.°°°°Dr. Annett Kästner, geb. 1968 in Gräfenthal/Thüringen, studierte Rechtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Universität Bayreuth. 1995-1997 Referendariat. Seit 1998 Rechtsanwältin in Berlin.
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