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E-Book

Einstellungsgespräche erfolgreich führen

Ein Praxisleitfaden für die Auswahl der besten Bewerber

AutorEberhardt Hofmann
VerlagGabler Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl184 Seiten
ISBN9783834998484
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis36,99 EUR
Arbeitgebern wird die sichere Entscheidung zur Stellenbesetzung oftmals durch Taktik und eingeübtes Verhalten der Bewerber erschwert. Wie sie den richtigen Bewerber in Einstellungsgesprächen herausfiltern, zeigt dieses Buch allen Führungskräften und Personalverantwortlichen. Gesprächspläne, Auswertungsbögen und Checklisten ergänzen die praxisgerechten Kapitel.

Eberhardt Hofmann ist Arbeits- und Organisationspsychologe und für die Personalauswahl und -entwicklung in einem Großunternehmen verantwortlich.

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Leseprobe
Kapitel 2: Den Bewerber zum Sprechen bringen (S. 19-20)

Nachfolgend werden Methoden vorgestellt, mit deren Hilfe der Bewerber gezielt zum Sprechen gebracht werden kann. Ein häufiger Fehler im Vorstellungsgespräch besteht darin, dass die Redezeit des Interviewers im Vergleich zu der des Bewerbers relativ hoch ist. Ziel des Gespräches ist es ja, Informationen über den Bewerber zu erhalten. Dieses Ziel ist nur zu erreichen, wenn der Bewerber tatsächlich die Chance hat, viel von sich zu zeigen. Aus meiner Sicht sollte der Bewerber in der ersten Phase des Gespräches einen Redeanteil von ca. 80 % haben, der Interviewer dagegen nur ca. 20 %. In einer späteren Gesprächsphase (vgl. Kapitel 10) sind dann die Redeanteile anders verteilt, nämlich dann, wenn der Bewerber Fragen zur vakanten Stelle und zum Unternehmen stellen kann. In der ersten Gesprächsphase jedoch sollte der Interviewer mit relativ wenigen eigenen verbalen Beiträgen den Bewerber dazu bringen, seinerseits möglichst viel verbales Material zu produzieren. Wie in Kapitel 2 dargestellt, kann es auch eine generelle Fassadentechnik des Bewerbers sein, möglichst wenig zu sagen, was natürlich die Gesprächsführung erheblich erschweren kann.

Ein weiteres potenzielles Problem kann aus der Sicht des Gesprächs-„führers" die Aufrechterhaltung des Gespräches darstellen. Dies ist zwar im Prinzip eine generelle kommunikative Fähigkeit, im Vorstellungsgespräch ist sie jedoch besonders gefordert, da der Bewerber in aller Regel, bedingt durch die Natur des Vorstellungsgespräches, eher die passive Rolle inne hat, was die „Führung", d. h. die Strukturierung und den Ablauf des Gespräches betrifft. Der Interviewer hat, zumindest aus der Sicht des Bewerbers, ja in der Regel einen Gesprächsplan und weiß (anscheinend) genau, was er von dem Bewerber erfragen will.

Daher wird der Bewerber sehr wahrscheinlich dem Interviewer weitgehend die „Führung" und Lenkung des Gespräches überlassen. Dies ist dem Bewerber nicht anzukreiden, da es sich bei dem Bewerbungsgespräch strukturell um eine eher asymmetrische (Macht-)Situation handelt. Für den Interviewer handelt es sich um eine besondere kommunikative Situation, da er, anders als bei einem „normalen" Gespräch, weniger damit rechnen kann, dass der Gesprächspartner seinen Teil zu der Gesprächssteuerung beiträgt. Der Bewerber wird zwar auf der inhaltlichen Ebene bemüht sein, möglichst viel Information an den Mann (in diesem Fall den Interviewer) zu bringen, die Entscheidung, welche Fragen zu welchen Themenbereichen jedoch gestellt werden und wie das Gespräch strukturiert wird, liegt dabei im Gegensatz zu „normalen" Gesprächen fast vollständig beim Interviewer.

Der Interviewer ist daher doppelt belastet. Er muss einerseits seine Aufmerksamkeit auf das inhaltlich vom Bewerber Gesagte lenken, andererseits muss er parallel dazu einen Teil seiner Aufmerksamkeit dazu verwenden, den Fortgang des Gespräches zu steuern. Aus den genannten Gründen kann es für den Interviewer schwierig sein, den Gesprächsfluss in Gang zu halten und den Bewerber dazu zu bringen, bei einem möglichst großen Teil des Gespräches aktiv zu sein. In diesem Kapitel geht es darum, wie man sich die Aufgabe, das Gespräch zu steuern und den Gesprächsfluss aufrechtzuerhalten, möglichst leicht machen kann ohne den Zwang, permanent neue Fragen generieren zu müssen und stattdessen einen großen Teil der eigenen Aufmerksamkeit für die Antworten des Bewerbers zur Verfügung zu haben. Um dies zu ermöglichen, eignen sich besonders zwei kommunikative Techniken, das Stellen offener Fragen und die systematische Nutzung von Zusammenfassungen.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Einführung10
Kapitel 1: Untersuchung zur Brauchbarkeit des Interviews16
Kapitel 2: Den Bewerber zum Sprechen bringen20
1. Offene (weite) und geschlossene (enge) Fragen21
1.1 Die Logik der offenen Frage23
1.2 Formale Aspekte28
1.3 Vorteile offener Fragen29
2. Zusammenfassen30
2.1 Fragendes Zusammenfassen31
2.2 Bewusst falsches Zusammenfassen32
2.3 Zusammenfassung durch den Bewerber33
2.4 Zusammenfassen und Informationsverarbeitung34
3. Beispiele einfordern35
Kapitel 3: Konkret werden38
1. Effekte des Konkretisierens40
2. Aufzählungen verlangen als eine Technik des Nachfragens45
3. Umgang mit „Nichts“- „Noch nie“-Antworten47
4. Einstiegs- und Nachfragen50
Kapitel 4: Von der Worthülse zur individuellen Bedeutung – der zentrale Prozess54
1. Die Schwierigkeit der Bedeutungsübertragung54
2. Der Mikro- und der Makroprozess64
3. Einwände69
4. Nonverbale Beobachtung72
5. Das Doppelproblem74
Kapitel 5: Das Meta-Modell als formale Hilfe zum Nachfragen78
1. Veranschaulichung des Modells78
2. Universalquantifizierungen80
3. Nominalisierungen82
4. Sprachliche Tilgungen84
Kapitel 6: Spezielle Fragen/Überprüfung der Antworten86
1. Konkretisieren87
2. Zum gängigen Stereotyp konträre Fragen87
3. Zirkuläre Fragen89
4. Projektive Fragen91
5. Abstrakte Fragen92
6. Mehrgliedrige Fragen93
7. Anwendung der beschriebenen Fragetechniken96
Kapitel 7: Quantifizierbare Antworten98
1. Vorgehen bei der Konstruktion von Fragen mit quantifizierbaren Antworten98
2. Interviewerverhalten beim Stellen von Fragen mit quantifizierbaren Antworten101
Kapitel 8: Der Gesprächsplan102
1. Begrüßung und Gesprächsbeginn106
2. Ablauf des Gespräches erklären107
3. Das Kernstück: Die Vorstellungen des Bewerbers erfassen107
3.1 Faktoren der Arbeitszufriedenheit108
3.2 Stufen der Mitwirkung112
3.3 (Führungs-)Dilemmata114
3.4 Die „Kultur“ einer Organisation117
3.5 Idealtypische Gruppenmodelle122
4. Spezielle Anforderungen126
4.1 Charakteristische Situationen sammeln127
4.2 Verhalten in charakteristischen Situationen127
4.3 Quellen der Frustration127
4.4 Umsetzung im Gespräch128
5. Informationen zur Stelle129
6. Dem Bewerber Gelegenheit zum Fragen geben131
7. Abschluss des Gespräches131
8. Zusammenspiel zwischen Personal- und Fachabteilung131
Kapitel 9: Die Erweiterung des klassischen Vorstellungsgespräches durch Assessment- Center- Elemente134
1. Die Bewerberpräsentation134
2. Verhaltensbeobachtung während des Zweiergespräches142
3. Simulation von Gesprächssequenzen144
Kapitel 10: Durchführungstechnische Gesichtspunkte146
1. Sitzposition146
2. Notizen147
3. Zeitplanung150
4. Leistungskurve152
5. Systematisches Auswerten152
Kapitel 11: Auswertung des Interviews154
1. Bauch- oder Kopfentscheidungen?154
2. Der erste Eindruck155
3. Vorgehen bei der Auswertung156
4. Dynamik in Entscheidergruppen158
Kapitel 12: Training des Interviewer-Verhaltens162
1. Schriftliche Übungen162
2. Praktische Übungen162
3. Supervision und Rückmeldung163
4. Lernprinzipien164
4.1 Schritt für Schritt vorgehen164
4.2 Von der seriellen zur parallelen Informationsverarbeitung165
5. Beobachtungsblatt: Rückmeldung des Interviewerverhaltens166
Zusammenfassung168
Anhang170
1. Aspekte einer Nachricht170
2. Offene und geschlossene Fragen171
3. Offene Fragen formulieren172
4. Paraphrasieren174
5. Nachfragen174
6. Blech reden176
7. Meta-Modell177
8. Nominalisierungen178
9. Originalität von Antworten180
Abbildungsverzeichnis182
Literaturverzeichnis186
Zum Autor188
Stichwortverzeichnis190

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