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E-Book

Eintauchen in die Weite des Seins

Päpste über Tod und ewiges Leben

VerlagVerlag Katholisches Bibelwerk
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl308 Seiten
ISBN9783460510562
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Was passiert nach dem Tod? Wie kann man sich das vorstellen, was die Bibel ewiges Leben nennt? Die Auferstehung gilt als zentrales Element des christlichen Glaubens. Was bedeutet der Glaube daran für das Leben hier auf der Welt, wie bestimmt er die persönliche Spiritualität? Könnte die Vorstellung vom Leben nach dem Tod auch etwas dazu beitragen, das Thema Tod in der heutigen Gesellschaft zu enttabuisieren? Päpste von Paul VI. bis zu Papst Franziskus haben über diese Fragen nachgedacht und gesprochen. Stefan von Kempis, Jornalist bei Radio Vatikan, hat diese Texte zusammengestellt und eingeleitet. Eine umfassende Anthologie von Papsttexten zu diesem Thema.

Stefan von Kempis studierte Geschichte und Theologie in Deutschland und Frankreich sowie Islamwissenschaften in Italien und Ägypten. Er arbeitet als Redakteur bei Radio Vatikan, hat den Papst auf Reisen begleitet und mehrere Bücher über ihn herausgegeben.

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Leseprobe

1 Vor dem Geheimnis des Todes sind wir wehrlos


Gott war bestimmt stolz auf deinen Papa


Emanuele hat mir erlaubt, euch seine Frage vorzutragen: Er weint wegen seines (vor kurzem verstorbenen) Papas (…) und will wissen, ob sein Papa jetzt im Himmel ist.

(…) Ach, könnten wir doch alle weinen wie Emanuele, wenn wir so einen Schmerz im Herzen haben! Er weint um seinen Vater und hat den Mut, das vor uns allen zu tun, weil er in seinem Herzen diese Liebe zu seinem Papa hat (…) Wie schön, wenn ein Sohn über seinen Papa sagt: Er war ein guter Mensch! (…) Wenn dieser Mann in der Lage war, solche Kinder zu erziehen, dann stimmt es – er war ein guter Mensch. Dieser Mann hatte nicht die Gabe des Glaubens, er war nicht gläubig, aber er hat seine Kinder taufen lassen. Er hatte ein gutes Herz.

Glaubt ihr, dass Gott seine Kinder im Stich lässt, auch wenn sie gut sind?

(…) Gott entscheidet, wer in den Himmel kommt. Aber was denkt Gott über so einen Papa? Was meint ihr? – Das Herz eines Papas! Gott hat das Herz eines Papas. Und wenn er einen Papa sieht, der nicht gläubig war, aber imstande, seine Kinder zu taufen und sie auf den rechten Weg zu führen – glaubt ihr, Gott würde so jemanden fern von sich lassen? – Glaubt ihr, dass Gott seine Kinder im Stich lässt, auch wenn sie gut sind? –

Da hast du die Antwort, Emanuele. Gott war bestimmt stolz auf deinen Papa. Denn es ist einfacher, die Kinder taufen zu lassen, wenn man gläubig ist, als wenn man es nicht ist. Das hat Gott bestimmt sehr gefallen! Sprich mit deinem Papa, tausche dich mit ihm aus …

(ANTWORT AUF DIE FRAGE EINES ACHTJÄHRIGEN, OB SEIN VERSTORBENER VATER JETZT IM HIMMEL SEI, OBWOHL ER NICHT GLÄUBIG WAR. BEIM BESUCH IN EINER RÖMISCHEN PFARREI, 14.4.2018 – ÜBERSETZUNG DES HERAUSGEBERS)

Wenn ein Kind stirbt: Ein Abgrund tut sich auf


Der Tod ist eine Erfahrung, die alle Familien betrifft, ohne jede Ausnahme. Und er gehört zum Leben; wenn er jedoch die familiären Bindungen betrifft, erscheint uns der Tod nie als etwas Natürliches.

Die eigenen Kinder zu überleben ist für Eltern etwas besonders Schmerzvolles, das der elementaren Natur der Beziehungen widerspricht, die der Familie ihren Sinn geben. Der Verlust eines Sohnes oder einer Tochter ist so, als würde die Zeit stehenbleiben: Ein Abgrund tut sich auf, der die Vergangenheit und auch die Zukunft verschlingt. Wenn der Tod das eigene Kind im Kindes- oder Jugendalter hinwegrafft, so ist dies ein Schlag für die Verheißungen und für die Gaben und Opfer, die aus Liebe froh dem Leben dargebracht wurden, das wir zur Welt gebracht haben. Oft kommen in die Messe in »Santa Marta« Eltern mit dem Foto eines Sohnes, einer Tochter – ein Kind, ein Junge, ein Mädchen – und sagen zu mir: »Er ist von uns gegangen; sie ist von uns gegangen.« Und ihr Blick ist so schmerzerfüllt. Der Tod berührt uns, und wenn es sich um das eigene Kind handelt, berührt er uns zutiefst. Die ganze Familie ist wie gelähmt, verstummt. Und etwas Ähnliches erleidet auch das Kind, das durch den Verlust eines Elternteils oder beider Eltern allein bleibt. Die Frage: »Wo ist Papa? Wo ist Mama?« – »Er ist im Himmel.« – »Aber warum sehe ich ihn nicht?« Hinter dieser Frage verbirgt sich eine Angst im Herzen des Kindes, das allein bleibt. Die Leere der Verlassenheit, die sich in ihm auftut, ist umso furchterregender, da es nicht einmal genügend Erfahrung hat, um dem Geschehenen »einen Namen zu geben«. »Wann kommt Papa zurück? Wann kommt Mama zurück?« Was soll man antworten, wenn ein Kind leidet? So ist der Tod in der Familie.

Ich verstehe die Menschen, die Gott die Schuld geben

In solchen Fällen ist der Tod gleichsam ein schwarzes Loch im Leben der Familien, für das wir keine Erklärung finden. Und manchmal gibt man sogar Gott die Schuld. Wie viele Menschen – ich verstehe sie – sind wütend auf Gott, schimpfen: »Warum hast du mir den Sohn, die Tochter genommen? Gott gibt es gar nicht, Gott existiert nicht! Warum hat er das getan?« Das haben wir oft gehört. Diese Wut ist jedoch etwas, das mitten aus dem großen Schmerz kommt. Der Verlust eines Sohnes oder einer Tochter, des Vaters oder der Mutter ist ein großer Schmerz. Das passiert ständig in den Familien. In solchen Fällen ist der Tod, wie gesagt, gleichsam ein Loch. Der physische Tod hat »Komplizen«, die noch schlimmer sind als er: Sie heißen Hass, Neid, Hochmut, Geiz, also die Sünde der Welt, die dem Tod zuarbeitet und ihn noch schmerzlicher und ungerechter macht. Die familiären Bindungen scheinen gleichsam vorherbestimmte und wehrlose Opfer dieser Hilfskräfte des Todes zu sein, die die Geschichte des Menschen begleiten. Denken wir an die absurde »Normalität«, mit der zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten Ereignisse, die dem Tod noch weiteren Schrecken hinzufügen, vom Hass und von der Gleichgültigkeit anderer Menschen hervorgerufen werden. Der Herr bewahre uns davor, uns daran zu gewöhnen! Im Gottesvolk, mit der Gnade seines in Jesus geschenkten Mitgefühls, zeigen viele Familien durch ihr Handeln, dass der Tod nicht das letzte Wort hat: Das ist ein wirklicher Akt des Glaubens. Immer wenn die Familie in der – wenngleich schrecklichen – Trauer die Kraft findet, den Glauben und die Liebe zu bewahren, die uns mit jenen vereinen, die wir lieben, dann hindert sie den Tod schon jetzt daran, sich alles zu nehmen.

»Herr, mach meine Finsternis hell«

Der Finsternis des Todes muss mit einem intensiveren Einsatz für die Liebe begegnet werden. »Herr, mach meine Finsternis hell«, lautet die Anrufung im Abendgebet. Im Licht der Auferstehung des Herrn, der nie auch nur einen von denen verlässt, die der Vater ihm anvertraut hat, können wir dem Tod seinen »Stachel« nehmen, wie der Apostel Paulus gesagt hat (1 Kor 15,55); können wir ihn daran hindern, unser Leben zu vergiften, unsere Bindungen zu zerstören, uns in die finsterste Leere fallen zu lassen. In diesem Glauben können wir einander trösten, im Wissen, dass der Herr den Tod ein für allemal überwunden hat. Unsere Angehörigen sind nicht in der Finsternis des Nichts verschwunden: Die Hoffnung versichert uns, dass sie in den guten und starken Händen Gottes sind. Die Liebe ist stärker als der Tod. Daher besteht der Weg darin, die Liebe wachsen zu lassen, sie zu festigen. Und die Liebe wird uns behüten bis zu dem Tag, an dem jede Träne abgewischt wird: »Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal« (Offb 21,4). Wenn wir uns von diesem Glauben stützen lassen, dann kann die Erfahrung der Trauer eine stärkere Solidarität der familiären Bindungen bewirken, eine neue Öffnung für den Schmerz der anderen Familien, eine neue Brüderlichkeit mit den Familien, die in der Hoffnung geboren und neu geboren werden. In der Hoffnung geboren und neu geboren werden, das schenkt uns der Glaube.

Ich möchte jedoch den letzten Satz des Evangeliums hervorheben, das die Auferweckung eines jungen Manns schildert (vgl. Lk 7,11–15). Nachdem Jesus den jungen Mann, den Sohn einer Witwe, wieder zum Leben erweckt hat, heißt es im Evangelium: »Jesus gab ihn seiner Mutter zurück.« Das ist unsere Hoffnung! All unsere Angehörigen, die von uns gegangen sind, wird der Herr uns zurückgeben, und wir werden mit ihnen zusammen sein. Diese Hoffnung wird nicht enttäuscht werden! Erinnern wir uns gut an diese Geste Jesu: »Und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück.« Das wird der Herr mit allen unseren Angehörigen in der Familie tun!

Wir müssen uns zu Komplizen der Liebe machen

Dieser Glaube schützt uns vor der nihilistischen Auffassung vom Tod, ebenso wie vor den falschen Tröstungen der Welt, »damit die christliche Wahrheit nicht der Gefahr ausgesetzt wird, mit Mythologien verschiedener Art vermischt zu werden«, und den Versuchungen alten oder neuen Aberglaubens erliegt (Benedikt XVI.). Heute müssen die Hirten und alle Christen angesichts der Erfahrung von Trauer in der Familie den Glaubenssinn konkreter zum Ausdruck bringen. Man darf das Recht auf Weinen nicht leugnen – wir müssen in der Trauer weinen –, auch Jesus »weinte« und war »im Innersten erregt und erschüttert« über die schwere Trauer einer Familie, die er liebte (Joh 11,33–37).

Vielmehr können wir aus dem einfachen und starken Zeugnis vieler Familien schöpfen, die im äußerst harten Übergang des Todes auch den sicheren Übergang des gekreuzigten und auferstandenen Herrn erkannt haben, mit seiner unwiderruflichen Verheißung der Auferstehung der Toten. Was die Liebe Gottes wirkt, ist stärker als das, was der Tod tut. Wir müssen uns mit unserem Glauben zu tatkräftigen »Komplizen« jener, eben jener Liebe machen! Und denken wir an die Geste Jesu: »Und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück.« Dasselbe wird er mit allen unseren Angehörigen tun, ebenso wie mit uns, wenn...

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