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E-Book

Eintritt in heilende Bewusstseinszustände

Grundlagen zur psycholytischen Praxis

AutorClaudia Möckel Graber
VerlagNachtschatten Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl216 Seiten
ISBN9783037882290
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Dieses Handbuch soll Menschen dienen, die mit bewusstseinsverändernden Substanzen zu tun haben und an deren bestmöglicher Anwendung interessiert sind. Es ist insbesondere jenen gewidmet, die Sitzungen mit psychoaktiven Substanzen leiten wollen oder dies schon tun. Auch die Menschen, die privat und in kleineren Gruppen innere Räume bereisen wollen, sollen hier wichtige Informationen finden. Allen an dieser Thematik interessierten Menschen bietet dieses fundierte Praxisbuch Einblick in die professionelle Arbeit mit veränderten Bewusstseinszuständen.

Claudia Möckel Graber, 1961 Studium der Germanistik und Soziologie an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Seit 1997 heilpraktische Psychotherapeutin. Ausbildung in Mind-Healing, Dekonditionierung und Energiearbeit. Langjährige Assistenz und Mitarbeit in verschiedenen Ausbildungsgruppen.

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Leseprobe

Die Reise beginnt

Vorliegendes Handbuch soll jenen Menschen dienen, die mit bewusstseinsverändernden Substanzen zu tun haben und an deren bestmöglicher Anwendung interessiert sind. “Eintritt in heilsame Bewusstseinszustände” ist also jenen gewidmet, die Sitzungen mit psychotrop wirkenden Substanzen leiten wollen oder dies schon tun. Auch die Menschen, die privat und in kleineren Gruppen innere Räume bereisen wollen, sollen hier Anleitung und Informationen finden, um das allfällige Entstehen eines Schadens soweit wie möglich auszuschließen.

In ernsthaften Händen und in der richtigen Form genommen, sind Substanzen wie LSD, MDMA, Psilocybin oder Meskalin wirkungsvolle Heilmittel. Die grundlegenden Gedanken und Richtlinien der psycholytischen Arbeit werden daher in diesem Buch zusammengefasst. Sie sind das Ergebnis professioneller Arbeit und sollen Orientierung geben, damit sich Sitzungsleiter und Reisende gewissenhaft vorbereiten und das Risiko von negativen Erfahrungen minimieren können.

Die Einnahme von bewusstseinsverändernden Substanzen hat Tradition. Sie werden seit Jahrtausenden von Naturvölkern zu heiligen Zeremonien eingenommen. Für einen gewissen Zeitraum taucht der Ratsuchende in außerordentliche Bewusstseinsräume bzw. aussergewöhnliche Bewusstseinszustände (ABZ) ein und bringt von dort neue Einsichten in übergeordnete Zusammenhänge und heilbringende Antworten mit.

Heutzutage werden substanzgestützte Sitzungen von Ärzten, ausgebildeten Therapeuten und privaten Usern durchgeführt. Dabei ist der Einsatz von psychotrop wirkenden Substanzen in einem geschützten Setting eine bisher erfolgreich ausgeübte – wenn auch umstrittene – Therapiemethode. Sie wird seit einem halben Jahrhundert angewandt und nennt sich Psycholyse.

Während der 50er und 60er Jahre, als LSD noch nicht verboten war, war die Flowerpower-Bewegung aktuell und mit ihr die Hoffnung, dass sich die Persönlichkeit eines Menschen durch Bewusstseinser-weiterung, und damit gleichzeitig auch die Gesellschaft, verändern ließe. Doch dann wurde das LSD angeblich wegen Missbrauchs durch Laien verboten. Drogen wie Heroin und Kokain wurden populär, die in der Psycholyse absolut tabu sind. Auf die politischen und geschichtlichen Hintergründe wird hier jedoch nicht weiter eingegangen. Aber einige bekannte Namen, die mit der Substanz-, Bewusstseins- und tiefenpsychologischen Forschung in Zusammenhang stehen, sollen hier erwähnt werden: Das sind Aldous Huxley Albert Hofmann, Richard E. Schultes, Alexander Shulgin, Christian Rätsch, Timothy Leary Claudio Naranjo, Walter Norman Pahnke, Hanscarl Leuner, Stanislav Grof, Samuel Widmer und viele, viele weitere. Experten erhalten glücklicherweise immer wieder die Genehmigung, psychisch Kranke, Traumatisierte und Sterbende mit psychotropen Substanzen behandeln zu dürfen und diese legal für therapeutische Zwecke zu verabreichen. Dass die Substanzen tatsächlich Heilung bringen, wurde in vielen wissenschaftlichen Tests längst nachgewiesen. 2008 erschien beispielsweise ein Artikel im Journal of Psychopharmacology über eine Studie mit Psilocybin, die 2006 an der Johns Hopkins University in Baltimore (US-Bundesstaat Maryland) durchgeführt wurde. 64 Prozent der Teilnehmer gaben auch 14 Monate später noch an, dass sich ihre Stimmung durch die Einnahme von “Magic Mushrooms” dauerhaft gebessert habe. Und seit 2008 leitet der Schweizer Arzt Peter Gasser eine bewilligte Pilotstudie an todkranken Menschen für eine LSD-unterstützte Psychotherapie. Damit soll unter anderem bewiesen werden, dass die Therapieform sicher und wirksam ist. Nach einer langen Pause werden psychotrope Substanzen also mit neuen Studien weltweit wieder erforscht.

Legal und ohne Erlaubnis darf ein Arzt nur mit Ketamin und Ephedrin arbeiten. Diese Wirkstoffe sind dem LSD und MDMA sehr ähnlich und werden für die Psycholytische Psychotherapie eingesetzt.

Die Psycholyse ist nicht verboten. Aber der Erwerb und Einsatz von gewissen psychotropen Drogen ist verboten: LSD, MDMA, Psilocybin, Meskalin, DMT, 2C-B, Methylon usw. stehen alle auf der Betäubungsmittelliste; ihr Erwerb ist strafbar. Doch trotz des weltweiten Verbotes, psychotrope Substanzen zu kaufen oder zu verkaufen, finden private und therapeutische Sitzungen mit diesen Hilfsmitteln statt, geheim hinter verschlossenen Türen. Und neben der großen Zahl an privaten Usern gibt es auch eine Vielzahl an Psycholyse-Therapeuten, die diese Arbeit seriös fortführen.

Nun will dieses Buch keineswegs zur Einnahme von Drogen aufrufen. Es will aber über den sinnvollen und verantwortungsvollen Umgang mit psychotropen Substanzen aufklären, da der Gebrauch trotz Verbot und Betäubungsmittelliste stattfindet.

In den letzten Jahrzehnten konnte mit gutem Grund behauptet werden, dass die Psycholyse ungefährlich ist. Es gab bisher keine ernsthaften Unfälle, die tatsächlich und nachweislich auf die Einnahme von psychotropen Substanzen zurückzuführen waren. Seit der Tragödie in Berlin im September 2009 ist das anders: Während einer psycholytischen Sitzung starben zwei Menschen. Etliche Sitzungsteilnehmer mussten wegen Vergiftungen ins Krankenhaus gebracht werden, was bisher auf die Abgabe von Substanzen in übermäßiger Dosierung zurückgeführt wird.

Einmal mehr wird auf drastische Weise klar, wie eminent wichtig es ist, bei der psycholytischen Arbeit präzise zu sein. Die richtige Dosierung einer Substanz verlangt fallweise eine Messgenauigkeit bis auf die dritte und vierte Stelle hinter dem Komma; die einen wirken im Milligramm-, andere bereits im Mikrogramm-Bereich. Fehlmessungen können tödlich sein. Auch vertragen sich manche Substanzen und Medikamente nicht miteinander und können aufgrund ihrer Wechselwirkungen unangenehme bis lebensgefährliche Zustände verursachen. Es ist also enorm wichtig, sich mit Wirkung und Wechselwirkung einzelner Mittel genauestens auszukennen. Das Kapitel “Substanzen, ihre Dosierung und Wirkung” informiert daher über den geeigneten Einsatz und im weiteren über ihre Kombinationsmöglichkeiten.

Es gibt Umstände, da sollte man auf die Einnahme verzichten (Kontraindikation), wie z.B. bei einer Schwangerschaft oder wenn man psychisch sehr instabil ist. Andererseits können psychisch Kranke und Suchende durch die psycholytische Arbeit tatsächlich Hilfe erfahren. Das Kapitel “Indikation und Kontraindikation” soll Einsatzmöglichkeiten nennen.

Was tun, wenn es während einer Sitzung zu psychischen oder körperlichen Krisen kommt? Was kann während oder auch nach einer Sitzung passieren? Kann man sich vorbereiten? Hierzu geben die Kapitel “Krisenintervention”, “Nachweisbarkeit von Substanzen” sowie “Juristische Perspektiven” einige Hinweise.

Der tragische Vorfall in Berlin jedenfalls ging tagelang durch die Presse und bedeutet für die Psycholyse einen großen Rückschlag. Es ist gut, sich bewusst zu werden, was bei der Arbeit mit psychotropen Substanzen auf dem Spiel stehen kann. Für den Berliner Arzt jedenfalls steht weit mehr als nur der Entzug seiner Approbation auf dem Spiel.

Exaktheit und Ehrlichkeit in Bezug auf die eigenen Motive bezüglich der psycholytischen Arbeit sind daher von Nöten und ehrlich zu hinterfragen. Leichtsinn und Geltungsdrang, ungelöste Macht- und Ohnmachtthemen, Omnipotenz- oder Konkurrenzgefühle können schwerwiegende Folgen haben. Der Funktion des Therapeuten und Sitzungsleiters kommt daher – wie bei jedem ernsthaften Heilverfahren – besondere Bedeutung zu. Das Kapitel “Die Funktion des Therapeuten” wird dies beleuchten.

Psycholytische Sitzungen, die in einem verantwortungsvollen, ernsthaften und respektvollen Rahmen durchgeführt werden, bieten grandiose Möglichkeiten, Innenschau zu halten, sich selbst besser kennen zu lernen und sich mit neuen Bewusstseinsräumen zu verbinden (religio). Diese Möglichkeiten bestehen sowohl für “gesunde”, als auch für sehr kranke Menschen im Rahmen einer Therapie, jeweils in einem geschützten Setting zum Zweck der Selbsterkenntnis und Lebensbewältigung. Wichtig ist die Absicht, die erhaltenen Einsichten ernsthaft umsetzen zu wollen und damit einen verantwortungsvollen Umgang zu finden. Diese notwendige Disziplin der Psycholyse wird im Kapitel “Was ist Integration” behandelt.

Wie kommt nun ein Mensch dazu, psychotrope Stoffe nehmen zu wollen?

Dass jemand den umstrittenen Weg der Psycholyse gehen will, hat häufig mit ausweglosen Lebenssituationen zu tun, in denen eine Person sich befindet und in denen die üblichen Behandlungen, Ratgeber oder Therapien nicht mehr helfen können. Das Leben ist derart verfahren und ohne Hoffnung, dass die Entscheidung für die Einnahme von Substanzen als letzte Chance erscheint. Durch die Aussicht auf einen Ausweg überwinden die Betroffenen damit sogar die Angst vor der unbekannten Substanzwirkung und dem fremden Erleben während einer Reise.

Betroffene erzählen: “Hätte ich mich nicht für die Psycholyse entschieden, wäre ich von der Brücke gesprungen, oder ich wäre...

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