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Elternarbeit und Jugendhilfe

Elternbildung als gesetzlicher und (sozial-) pädagogischer Auftrag im Rahmen der Erwachsenenbildung

AutorManuela Schulz
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl106 Seiten
ISBN9783656009566
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Pädagogik - Erwachsenenbildung, Note: 1, Universität Hamburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit wird das Thema der Elternarbeit als erwachsenenbildnerischer Auftrag der Jugendhilfe bearbeitet. Mit Eltern zu arbeiten, so dass diese ihrem Erziehungsauftrag besser nachkommen können ist ein Gedanke mit langer Tradition. In allen Zeiten gab es Ideen dazu, wie man Eltern besser auf ihre Rolle als Erzieher der eigenen Kinder vorbereiten kann und sie im komplexen Prozess der Kindererziehung besser begleiten kann. (...) Zu Beginn dieser Arbeit sollen die Begrifflichkeiten der Familienbildung beziehungsweise der Elternbildung näher beleuchtet werden. (...) Im dritten Kapitel sollen die Begriffe in ihrer historischen Entwicklung seit dem 19.Jahrhundert dargestellt werden. (...) Wie sich die Situation für Familien heutet darstellt wird in Kapitel vier ausgeführt. (...) Im fünften Teil der Arbeit werden die Ziele und Aufgaben, die Leitlinien der Ausgestaltung, die Formen und Institutionen von Elternbildung vorgestellt. (...) Die sozialpädagogische Familienhilfe wird in Kapitel sechs als exemplarischer Ort der Elternbildung eingeführt.(...) Erziehungskompetenz ist der nächste Punkt. Hier wird geklärt, was Kinder eigentlich brauchen und was Eltern können müssen um ihren Kinder gerecht zu werden. (...) Im empirischen Teil dieser Arbeit werden die Ergebnisse der Untersuchung von vier Fällen der Sozialpädagogischen Familienhilfe qualitativ in Form von Berichten dargestellte. Der empirischen Untersuchung liegen zwei Fragen zugrunde, (...)Erstens (...)'Was genau passiert im Rahmen einer sozialpädagogischen Familienhilfe?' (...) Die zweite zu bearbeitende Frage ist: 'Ist es mögliche im Rahmen einer sozialpädagogischen Familienhilfe die Erziehungskompetenz der Eltern zu erhöhen?'(...) Im vorletzten Teil soll verdichtet dargestellt werden, an welchen Stellen sich eine Erhöhung der elterlichen Fähigkeiten einstellt und in welcher Form sich diese zeigt. Auch wird darauf eingegangen, woran es den Familien noch fehlt, wo sich der weitere Förderungsbedarf zeigt. Zum Schluss soll näher beleuchtet werden, was im Verlauf der sozialpädagogischen Arbeit erreicht werden konnte, sprich an welchen Stellen sich die elterliche Erziehungskompetenz schon erhöht hat, beziehungsweise wo noch weiterer Förderbedarf besteht.

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Leseprobe

4. Familie heute


 

Elternbildung ist heute offizieller und im §16 ausgesprochener Bestandteil im Kinder- und Jugendhilfegesetz. Diese gesetzliche Legitimation der Elternbildung als Auftrag der Jugendhilfe folgt der Notwendigkeit, Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen. Dieser Gedanke ist, wie eben dargelegt, ein sehr traditionsreicher. Doch die besondere Situation von Familie wird heute immer wieder pessimistisch als „Familie in der Krise“ oder als „Familie als Auslaufmodell“ diagnostiziert. S. 12 {Tschöpe-Scheffler 2005 #5} und Vgl. S. 19 {Pettinger 2007 #7} Fakt ist, dass sich sowohl sozialer Wandel als auch wirtschaftliche und technologische Fortschritte nicht erst heute vollziehen, sondern in allen Zeiten. Außerdem hat dies immer schon zu gesellschaftlichen Veränderungen geführt. Was daran heute besonders ist, ist das beschleunigte Tempo mit dem Veränderung von statten geht. So verändern sich heute Dinge innerhalb einer Generation so schnell wie früher noch über mehrere Generationen hinweg. Vgl. S. 19 {Pettinger 2007 #7}

 

Folge der Veränderung in den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind die  steigende Kinderlosigkeit, eine steigende Scheidungsrate und immer mehr nicht-eheliche Lebensgemeinschaften. Weiter ist ein Anstieg im Heiratsalter, immer mehr Ein-Personen-Haushalte und Ledige und eine Zunahme von Ein-Eltern-, Stief- und Patchworkfamilien (Pluralisierungsthese) zu verzeichnen. Vgl. S. 20 {Pettinger 2007 #7} Aber auch die weitere Veränderung familiärer Werte, Leitbilder (Individualisierungsthese) und Rollenbilder in Erziehung und Partnerschaft sind wichtige Punkte sind sowohl Folge der Veränderungen. Vgl. S. 20 {Pettinger 2007 #7}

 

Im 20. Jahrhundert ist es nicht mehr selbstverständlich, dass Paar Kinder bekommen. Das liegt laut Beck-Gernsheim an den veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die bedingen, dass Kinder nicht mehr, wie früher von Nöten sind, um die wirtschaftliche Situation der Eltern zu sichern. In früheren Zeiten waren Kinder für die Alterssicherung der Eltern und aufgrund ihrer Arbeitskraft unerlässlich. Doch die wirtschaftlichen Veränderungen der Industrialisierung haben dazu geführt, dass mit Kindern keine ökonomischen Vorteile für die Eltern mit einher gehen, sondern Kinder eher zu einer finanziellen Belastung für ihre Eltern werden. Somit verändern sich die Motive, die für die Elternschaft verantwortlich sind: Wenn Menschen Eltern werden, dann nicht mehr aus dem materiellen Gründen, sondern aufgrund des emotionalen Gewinnes, der von der Elternschaft erwartet wird. Dass Eltern jetzt die Wahl haben, Kinder zu bekommen oder nicht führt dazu, dass sich manche bewusst dagegen entscheiden, wieder andere aufgrund der gestiegenen Erwartungen an Eltern hinsichtlich einer optimalen Förderung des Kindes Elternschaft ablehnen. S. 135-183 {Beck 2003 #16} Es scheint, dass Menschen immer weniger dazu bereit sind, sich überhaupt auf das Unternehmen Familie einzulassen beziehungsweise die Familien immer kleiner werden: Zwar gibt ein großer Teil der Bevölkerung an, dass zum persönlichen Glück eine Familie von großer Bedeutung ist, doch die Realität zeigt, dass immer weniger Menschen diesen Weg für sich wählen, um dieses Glück zu verwirklichen. Vgl. S. 12 {Tschöpe-Scheffler 2005 #5} Das deckt sich mit der Realität: die Geburtenrate in Deutschland ist seit den 60er Jahren stark eingebrochen, seit den 80ern variiert die ‚Zahl von Jahr zu Jahr allerdings auf sehr niedrigem Niveau. {Statistisches Bundesamt  #22}

 

Aktuell wird von deutlichen „strukturellen Veränderungen“ in unserer Gesellschaft gesprochen. S. 22 {Mengel 2007 #1} Dass immer weniger Menschen in Familien leben, verursacht, dass gesamtgesellschaftlich immer weniger Menschen Erfahrung mit Kindern und deren Aufwachsen machen. Das führt dazu, dass gesamtgesellschaftlich immer „weniger alltäglich, lebensweltlich vermittelte Kenntnisse in der Versorgung und Betreuung verfügbar sind.“ S. 22 {Mengel 2007 #1} Doch selbst wenn im Familienleben mit den eigenen Eltern Erfahrungen gemacht worden sind, dienen diese häufig nicht als ausreichende Orientierung für die eigene Lebensführung: die soziale Situation der eigenen Eltern ist mit der eigenen aktuellen nicht mehr zu vergleichen, da sich aufgrund der intensiven und schnellen Wandlungsprozesse (Technik, Medien, Kommunikationstechniken, Fortschritte in Forschung etc.) die Anforderungen an Familie und Erziehung tiefgreifend verändert haben. Vgl. S. 11/ 12 {Pettinger 2007 #7}

 

Eine weitere Veränderung wird ist auch unter dem Namen der Pluralisierungsthese beschrieben worden: es gibt immer weniger sogenannte „Normalfamilien“ und eine immer größer werdende Vielfalt von unterschiedlichen Lebensformen: zwar wachsen noch immer die meisten Kinder in Zwei- Eltern- Familien auf, doch divergierende Lebensformen, wie Ein-Eltern- Familien oder nicht- eheliche Partnerschaften mit Kindern werden immer häufiger. Das Risiko von Trennung und Scheidung steigt an, was im eintretenden Fall ganz weitreichende Konsequenzen hat: abgesehen von der psychischen Belastung geraten viele Eltern in Gefahr, in Armut zu fallen. Weiter gibt es eine immer größere Zahl von Familien, welche ganz unterschiedliche kulturelle oder ethnische Hintergründe haben. Vgl. S. 22 {Mengel 2007 #1} und S. 23 {Pettinger 2007 #7}

 

Der Wandel von Geschlechts- und Elternrollen verursacht weitreichende Veränderungen im Bereich Familie und Erziehung. Dieser sogenannte „Liberalisierungsschub“ in der Familie und die Veränderung der traditionellen Rollen von Mann und Frau S. 175 {Schneewind 2008 #19} führt dazu, dass Eltern und Kinder zunehmend Partner im Erziehungsprozess werden. Dies ist grundsätzlich als positive Entwicklung zu verzeichnen: Alte Hierarchien werden immer häufiger abgeschafft, Kinder werden in ihren Bedürfnissen und Eigenheiten individuell wahrgenommen. Allerdings sorgen diese Neuerungen sowohl für Eltern als auch Kinder für ein verändertes Selbstverständnis und eine neue Wahrnehmung des jeweils anderen. Das kann vor allem bei den Eltern für Verunsicherung und Hilflosigkeit führen, vor allem in Situationen in denen die Kinder Regeln übertreten und Eltern gehalten sind, Grenzen zu setzen. Je nach Ausgestaltung kann das auch die Kinder überfordern. Vgl. S. 23 {Mengel 2007 #1}

 

Der eben beschriebene Wandel der Geschlechtsrollen bringt auch mit sich, dass Eltern nicht nur in der Rolle als Erzieher neue Wege beschreiten, sondern sich auch in ihrer Rolle als Mann und Frau verändern. Im Zusammenleben der Geschlechter, auch in der Partnerschaft, zeigt sich eine steigende egalitäre Tendenz: die anstehenden Aufgaben werden gleichberechtigt verteilt und auch im Bereich Bildung und Erwerbstätigkeit sind die Geschlechter gleich. Das ist grundsätzlich sicher positiv zu bewerten, weil es Chancen für alle Beteiligten birgt. Allerdings wird es häufig dann schwierig wenn Paare Kinder bekommen. Entweder zeigt sich ein Wiederaufnahme der traditionelle Rolle: die Frau setzt im Beruf aus, wenn Kinder geboren werden und übernehmen gleichzeitig den Großteil im Bereich der Haushaltsarbeit während die Männer weiter in ihren Berufen verbleiben. Vgl. S. 23 {Mengel 2007 #1} Oder die Frau verbleibt auch in ihrer Erwerbstätigkeit, was aber nicht gleichzeitig zu ihrer Entlastung im häuslichen Bereich führt. Leider übernehmen Männer im Fall der Berufstätigkeit der Frau und somit einer Dreifachbelastung von Job, Kind und Hausarbeit trotzdem nicht mehr Verantwortung im häuslichen Bereich, was der klassischen Rollenverteilung entspricht. Das deutet darauf hin, dass sich die Rolle der Frau im Zuge emanzipatorischer Strömungen offensichtlich stärker gewandelt hat als die des Mannes, die sich mancherorts noch stark traditionell zeigt. Vgl. S. 11, 26/ 27 {Pettinger 2007 #7}

 

Unter dem Stichwort der Enttraditionalisierung wird die schwindende Geltung religiöser und traditioneller Werte thematisiert. Vor allem Kirchen hatten früher einen großen Einfluss auf Werte und Orientierung bezüglich der Lebensführung. Dieses ist heute nicht mehr der Fall, was weiter zu Orientierungs- und Hilflosigkeit bei den Menschen führt. Vgl. S. 11 {Pettinger 2007 #7}

 

Doch nicht nur im religiösen Bereich sind Auflösungserscheinungen hinsichtlich der tradierten Werte festzustellen, sondern gesamtgesellschaftlich. Dies wird auch unter dem Stichwort der Individualisierungsthese zusammengefasst: der einzelne verfügt über alle denkbaren Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten, denn traditionelle Wertevorstellungen und Leitbilder verlieren an gesellschaftlicher Selbstverständlichkeit, gemäß dem Motto „Alles ist möglich“. Trotz der Chancen, die das für die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen birgt, steckt hierin auch das Risiko. Vor allem wenn es gilt, wichtigen Entscheidungen zu treffen kommt es Verunsicherung und Überforderung, da aufgrund der starken Individualisierung oft Halt und Orientierung fehlt. Vgl. S. 20/21 {Pettinger 2007 #7}

 

Weiter ist von „strukturellen Rücksichtslosigkeit“ gegenüber Familien S. 12 Kaufmann in {Pettinger 2007 #7} die Rede. So zeigt sich, dass Eltern und Familien mit weitreichenden Benachteiligungen in unterschiedlichsten Bereichen konfrontiert sind: im Bereich der Wohnungssuche, der Arbeitsplatzfindung und im Einkommen schneiden Eltern im Gegensatz zu Kinderlosen wesentlich schlechter ab. Doch nicht nur im materiellen Bereich, sondern auch in der gesellschaftlichen Wahrnehmung sehen sich Familien Benachteiligungen gegenüber....

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