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Elternsorgen im Verlauf logopädischer Therapie: Ein Prä-Post-Vergleich auf Grundlage des Worrying-Prozess-Modells

AutorHannes Hanath
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl33 Seiten
ISBN9783956848186
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Laut GKV-HIS zählen sprachtherapeutische Leistungen seit 2005 zu den drei am stärksten in Anspruch genommenen Heilmitteln.Dabei erhalten in Deutschland heute vor allem immer mehr Kinder sprachtherapeutische Behandlung: Waren es 2007 noch durchschnittlich 86 Verordnungen und 779 Behandlungseinheiten pro 1000 gesetzlich versicherte Kinder bis zum Alter von 15 Jahren, erhielten 1000 Kinder derselben Altersgruppe 2011 schon durchschnittlich 111 Verordnungen mit 1004 Behandlungen, für 2012 ist diese Zahl noch gestiegen. Kinder stehen also im Mittelpunkt logopädischer Therapie und hierbei vor allen Dingen die Gruppe der Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren, also im Vor- und Grundschulalter. Sie sind laut GKV-HIS diejenigen, die von 2007 bis 2011 im Bereich der Sprachtherapie den größten Umsatz generierten, gefolgt von den noch jüngeren Kindern. Diese Zahlen sind leicht nachvollziehbar. Viele Eltern wissen heute um die Bedeutung gerade der ersten Lebensjahre eines Kindes für die Sprachentwicklung und auch die Tatsache, dass sprachliche Kompetenz für den schulischen Erfolg maßgeblich ist, ist nicht nur wissenschaftlich längst erwiesen, sondern auch gesellschaftlich anerkannt, wie Debatten um die Integration ausländischer Kinder und einen obligatorischen Sprachtest für Immigranten gezeigt haben. Berücksichtigt man außerdem, dass ein höherer Schulabschluss einen effektiven Schutz vor Arbeitslosigkeit darstellt, wie eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung von 2012 belegt hat, ist es plausibel, dass auf Eltern ein gewisser gesellschaftlicher Druck lastet. Ulich schreibt in diesem Zusammenhang: Das Wissen darüber hat das Bewusstsein vieler Eltern verändert und sie für alles sensibilisiert, was mit Schule, Schulerfolg und Schulversagen zusammenhängt. Bislang liegen keine Untersuchungen dazu vor, aus welchen Gründen heraus Eltern mit ihren Kindern Logopäden aufsuchen. Diese Lücke soll mit der vorliegenden Arbeit geschlossen werden.

Der Autor arbeitet seit 2010 als Logopäde in einer privaten Praxis. Nach einem abgeschlossenen Bachelor (Sc.) in Psychologie studiert er heute Umweltpsychologie im Master.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.2, Fragestellung und Hypothesen: Ausgehend von den bis hierhin angestellten theoretischen Überlegungen werden die Hypothesen der Untersuchung abgeleitet. Hypothese 1: Eltern, deren Kind in logopädischer Behandlung ist, hatten im Vorfeld Sorgen hinsichtlich der Entwicklung ihres Kindes. Diese Sorgen sind quantitativ interindividuell unterschiedlich ausgeprägt. Die globalen Mittelwerte der Variablen Leistungssorgen, Zukunftssorgen und soziale Sorgen vor der Behandlung unterscheiden sich signifikant. Hypothese 2: Diese Sorgen haben sich im Laufe der Behandlung reduziert, das heißt die Mittelwerte der Variablen Leistungssorgen, soziale Sorgen und Zukunftssorgen vor der ersten logopädischen Behandlung sind signifikant höher als die entsprechenden Mittelwerte zum Zeitpunkt der Abfrage. Hypothese 3: Die Veränderung der Sorgen vor der logopädischen Behandlung im Vergleich zu den aktuellen Sorgen ist unterschiedlich groß. Die Mittelwertsdifferenzen Zukunftssorgen vor der Behandlung - Zukunftssorgen heute, Leistungssorgen vor der Behandlung - Leistungssorgen heute und soziale Sorgen vor der Behandlung - soziale Sorgen heute sind signifikant unterschiedlich. Hypothese 4: Die genannten Sorgen haben sich in Abhängigkeit von der Dauer der Therapie reduziert. Es besteht eine signifikante und negative Korrelation zwischen den genannten Mittelwertsdifferenzen der jeweiligen Sorgen und der Dauer der Behandlung. Es wird also erwartet, dass die Sorgen mit zunehmender Behandlungsdauer abnehmen. 3, Methode: Die angegebenen Hypothesen sollten mithilfe einer empirischen Untersuchung überprüft werden. Da es, wie unter 2. erwähnt, kaum Untersuchungen gibt, die sich mit den Sorgen von Eltern, ausgelöst durch gesellschaftlichen Druck, beschäftigt haben, mussten die zu untersuchenden Kategorien von Sorge sowie passende Items zunächst konstruiert werden. Es wurde zu diesem Zweck ein Persönlichkeitsfragebogen entworfen, der die drei unidimensionalen Merkmale Leistungssorge, Zukunftssorge und soziale Sorge so messen sollte, wie sie von den Eltern subjektiv berichtet werden. Da eine potentielle Veränderung der berichteten Sorgen im Laufe der logopädischen Therapie gemessen werden sollte, mussten diese zum einen retrospektiv und zum anderen bezogen auf die heutige Situation abgefragt werden. Es wurde ein Fragebogen aus 42 Fragen erstellt, der sowohl Emotionen zu Beginn der Therapie als auch die aktuellen Sorgen der Eltern abfragte. Seite 1 des Fragebogens gab Auskunft über den Inhalt der Untersuchung, klärte darüber auf, dass das Experiment anonymisiert ausgewertet werden würde, und bat die Eltern um ehrliche Beantwortung der Fragen. Auf diese Weise sollten im Sinne von Podsakoff et al. (2003) die Einflüsse sozialer Erwünschtheit oder die Anpassung der Antworten an antizipierte Erwartungen des Versuchsleiters reduziert werden. Außerdem wurden die Eltern darüber informiert, dass sie nach Fertigstellung der Untersuchung Informationen zu den Ergebnissen erfahren könnten, sofern sie dies wünschten. Auf diese Weise sollte die Bereitschaft der Eltern zur Bearbeitung des Fragebogens erhöht und eventuelle Bedenken reduziert werden. Zusätzlich wurde auf der ersten Seite abgefragt, wie lange sich das eigene Kind bereits in logopädischer Therapie befindet (Angabe in Monaten und Jahren). Alter oder Geschlecht des Kindes oder des Elternteils wurden aus Gründen der Sparsamkeit nicht erfasst, da diese Angaben für die vorliegende Untersuchung keine Rolle spielen sollten. Seite zwei und drei enthielten die Fragen. Zunächst wurden dabei auf Seite zwei retrospektiv die Sorgen vor dem ersten Aufsuchen eines Logopäden erfragt. Die Instruktion lautete: 'Bitte versuchen Sie, sich für die folgenden Fragen an die Zeit zu erinnern, bevor Sie das erste Mal einen Logopäden aufgesucht haben. Dabei muss es sich nicht unbedingt nur um diese Praxis handeln. Bevor mein Kind das erste Mal bei einem Logopäden war, hatte ich die Sorge, dass...' Anschließend folgten je sieben Items zu jedem der aufgeführten Merkmale, also insgesamt 21 Items zu Zukunftssorgen, Leistungssorgen und sozialen Sorgen, die auf einer fünfstufigen Likert-Skala beantwortet werden sollten. Die fünf Stufen lauteten nacheinander stimme überhaupt nicht zu, stimme nicht zu, teils/teils, stimme zu und stimme stark zu. Beispielitems für den Bereich Leistungssorgen lauteten u.a. '...hatte ich die Sorge, dass unser Kind die schulische Belastung krank machen würde.' oder '..., dass wir unser Kind ständig zum Lernen au?ordern müssen.'. Beispielitems aus dem Bereich Zukunftssorgen waren bspw. '...hatte ich die Sorge, dass unser Kind nicht die weiterführende Schulform (Realschule, Gymnasium,...) erreichen würde, die wir uns wünschen.' oder '..., dass sich die mangelnden sprachlichen oder sprecherischen Fähigkeiten unseres Kindes auf andere Bereiche (Sozialverhalten, Persönlichkeitsentwicklung,...) negativ auswirken würden.' Zwei von sieben Items aus dem Bereich soziale Sorgen lauteten '...hatte ich die Sorge, dass unser Kind sich verbal nicht durchsetzen können würde.' und '..., dass unser Kind keine Freunde ?nden würde.'. Der zweite Fragebogen enthielt inhaltlich die gleichen Fragen. Es wurden lediglich die Formulierungen so angepasst, dass aktuelle Sorgen erfasst werden konnten. Die Items wurden also von Präteritum in Präsens gesetzt, ansonsten aber nicht geändert, um eine möglichst hohe Vergleichbarkeit zwischen den korrespondierenden Items aus Fragebogen 1 und Fragebogen 2 zu gewährleisten. Die bereits genannten Beispielitems lauteten nun '..., dass unser Kind keine Freunde ?ndet.' oder '..., dass sich die mangelnden sprachlichen oder sprecherischen Fähigkeiten unseres Kindes auf andere Bereiche (Sozialverhalten, Persönlichkeitsentwicklung,...) negativ auswirken.'. Die Instruktion wurde ebenfalls modifiziert und lautete nun: 'Diese Fragen beziehen sich auf die aktuelle Situation. Dabei sind die Fragen so formuliert, dass sie unabhängig davon beantwortet werden ko?nnen, ob ihr Kind schon eingeschult ist oder noch eingeschult wird. Heute habe ich die Sorge, dass...' Insgesamt waren also zwei Mal 21 Items zu beantworten. Dabei wurden die Items der einzelnen Merkmale Leistungssorge, Zukunftssorge und soziale Sorge innerhalb eines Fragebogens vermischt, so dass nicht jedes der Konstrukte nacheinander komplett erfragt wurde, sondern immer nur eine bestimmte Zahl von Items eines Merkmals aufeinander folgte. Dies wurde unternommen, um nach Podsakoff und Organ (1986) mögliche Verzerrungen zu reduzieren, wie sie in Untersuchungen auf der Grundlage von Selbstberichten auftreten können. Es wurden 31 Fragebögen in zwei logopädischen Praxen in Magdeburg ausgeteilt. Es handelte sich also um eine anfallende Stichprobe, bei der die Auswahl der Probanden nicht randomisiert erfolgte, weshalb der Einfluss unbekannter konfundierender Variablen nicht ausgeschlossen werden kann, wie Rubin und Babbie (2008) anmerken. Die Auswertung der Fragebogen erfolgte mit dem Computerprogramm SPSS (Version 21).
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung3
2 Theoretische Grundlagen6
2.1 Das Worrying-Prozess-Modell6
2.2 Fragestellung und Hypothesen12
3 Methode14
4 Ergebnisse17
5 Diskussion20
5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse20
5.2 Kritik22
5.3 Ausblick23
Anhang25
Literaturverzeichnis31

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