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E-Book

EMG NLG

Elektromyografie - Nervenleitungsuntersuchungen

VerlagGeorg Thieme Verlag KG
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl184 Seiten
ISBN9783132418370
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis113,99 EUR
Das richtige Handwerkszeug Mit einem umfassenden Einblick in die wichtigsten diagnostischen Methoden und Untersuchungen - ideal sowohl für Einsteiger als auch Experten. Außerdem eine Anleitung zur sicheren Auswertung und Einordnung von EMG-Befunden sowie zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung verschiedener Pathologien. Ein perfektes Nachschlagewerk mit diesen Schwerpunkten: - Differenzierung zwischen Neuropathie und Myopathie - Verlaufskontrollen bei neurogenen Prozessen - Diagnostik von Motoneuron-Erkrankungen - Diagnostik bei Tremor, Spastik, Dystonien u.a. Online-Extra: 17 Videos zu speziellen EMG-Techniken und Befunden Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit.

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Leseprobe

1 Neurografie


1.1 Einleitung


C. Bischoff

Die Elektroneurografie umfasst die Bestimmung und Auswertung der elektrischen Antwortpotenziale, die durch elektrische oder physiologische Reize eines peripheren Nervs ausgelöst werden.

Darunter fallen die Ableitung der distal motorischen Latenz (DML), die motorischen und sensiblen Antwortpotenziale mit den dazugehörigen Nervenleitgeschwindigkeiten (NLG), die F-Welle, der H-Reflex, die A-Welle, der Masseter- und der Blinkreflex sowie weitere Spezialuntersuchungen. Die Ableitung erfolgt in der Regel mit Oberflächenelektroden.

Elektroneurografie und Elektromyografie sind die Grundlagen der Untersuchung neuromuskulärer Erkrankungen und stellen eine Ausweitung der klinischen Untersuchung dar, die den Messungen immer vorausgehen sollte. Die neurografische Untersuchungstechnik muss individuell der Fragestellung entsprechend des klinischen Befunds und der differenzialdiagnostischen Überlegungen angepasst werden. Trotz der Fortschritte der hochauflösenden Ultraschalldiagnostik mit verbesserter Darstellung peripherer Nerven, die besonders bei Nerventraumen und entzündlichen Veränderungen hilfreich ist, bleibt die Elektrodiagnostik bei vielen Fragestellungen unverzichtbar.

Ziele der Neurografie – wenn möglich - sind:

  • Lokalisation der Störung:

    • Mononeuropathie (umschrieben, multifokal)

    • Plexopathie

    • Radikulopathie

    • Polyneuropathie

    • Neuronopathie (Vorderhornerkrankung)

  • Information über zugrundeliegende pathophysiologische Prozesse:

    • axonal

    • demyelinisierend

    • Leitungsblock

  • Betroffensein unterschiedlicher Fasern:

    • motorisch

    • sensibel

    • gemischt

    • autonom

  • Aussagen zum Schweregrad (Prognose) der Störung

  • Aussagen zum zeitlichen Verlauf der Störung

Fallstricke

Neurografie

  • Bei unerwarteten Befunden immer erst technische Fehler ausschließen und anschließend den klinischen Untersuchungsbefund überprüfen!

  • Auffällige Befunde bei der elektrophysiologischen Untersuchung nicht überbewerten; gelegentlich haben neurophysiologische Veränderungen kein klinisches Korrelat.

  • Im Idealfall sollten anamnestisch Angaben, klinische und neurophysiologische Befunde zusammenpassen.

  • Veränderungen bei der Elektroneurografie korrelieren oft nicht mit dem Schweregrad der klinischen Veränderung.

1.2 Motorische Neurografie


C. Bischoff

1.2.1 Technik und Standard der Durchführung


1.2.1.1 Prinzip

Ein motorischer oder gemischter Nerv wird mit Oberflächenelektroden elektrisch gereizt und über einem von diesem Nerv versorgten Muskel die dabei ausgelöste elektrische Antwort, das Muskelsummenaktionspotenzial (MSAP), das mitunter auch als M-Antwort bezeichnet wird, abgeleitet. Das MSAP ist die Summe der elektrischen Aktivität aller erregten Muskelfasern. Die Amplitude des MSAP stellt unter Normalbedingungen, d.h. nach supramaximaler Stimulation, ein semiquantitatives Maß der Zahl der erregten Nerven- bzw. Muskelfasern dar. Gemessen wird die Latenz, d.h. die Zeit zwischen dem Stimulus und dem Beginn des MSAP. Eine Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit ist erst nach Stimulation des Nervs an 2 unterschiedlichen Punkten nach der Formel v=ds/dt möglich ( ▶ Abb. 1.1), da die Zeit der neuromuskulären Transmission und die Zeit der terminalen Erregungsausbreitung nicht bekannt bzw. messbar ist. Dazu wird die Strecke zwischen den beiden Stimulationspunkten (Kathoden) durch die Differenz der beiden Latenzen dividiert.

Abb. 1.1 Prinzip der motorischen Neurografie am Beispiel des N. medianus mit Stimulation am Handgelenk und in der Ellenbeuge sowie Ableitung des MSAP vom M. abductor pollicis brevis.

Merke

Motorische Neurografie

Mit dieser Methode kann nur die Nervenleitgeschwindigkeit der am schnellsten leitenden Fasern bestimmt werden.

1.2.1.2 Geräteeinstellung

Ableitung und Stimulation sollten immer unter standardisierten Bedingungen durchgeführt werden. Standardisiert werden müssen dabei: Geräteeinstellung, Elektrodenwahl, Position der Ableit- und Referenzelektroden sowie Temperatur ( ▶ Tab. 1.1).

Tab. 1.1 Geräteeinstellung bei der motorischen Neurografie.

Parameter

Beschreibung

Verstärkung bei

Latenzmessung

Amplitudenmessung

0,2 mV/Div

1, 2 oder 5 mV/Div (abhängig von der Amplitude)

Ablenkgeschwindigkeit

2 ms/Div

5 ms/Div bei langsamer NLG

Filtereinstellung

5 Hz–10 kHz

Mittelwertbildung

nicht erforderlich

Stimulationsparameter

Reizbreite

Reizintensität

0,1 oder 0,2 ms

supramaximal

1.2.1.3 Ableitung

Oberflächenelektroden

Die Ableitung des MSAP erfolgt in aller Regel mit Oberflächenelektroden. Es werden Metallelektroden als selbstklebende oder mit Pflaster zu fixierende Plättchenelektroden unterschiedlicher Form und Größe verwendet ( ▶ Abb. 1.2). Nur bei Verwendung von Oberflächenelektroden können die Amplituden der MSAP verlässlich bestimmt werden. Die Oberflächenelektroden werden in sog. „belly-tendon“-Anordnung angebracht. Die eigentliche Ableitelektrode (Kathode) wird über der Endplattenregion platziert, d.h. bei den meisten (vor allem den kleinen) Muskeln über der Mitte des Muskels (Muskelbauch). Die Referenzelektrode sollte über einer elektrisch nicht aktiven Region, z. B. einer Sehne oder einem Knochenvorsprung, platziert werden. Aus diesem Grund sind Elektroden mit fixem Abstand (z. B. Filzblockelektroden) ungeeignet und nicht zu empfehlen. Bei Belly-Tendon Anordnung kommt es zu einem scharf negativen Potenzialabgang. Definitionsgemäß wird der Abgang nach oben als negativ bezeichnet ( ▶ Abb. 1.3a).

Abb. 1.2 Verschiedene Oberflächenelektroden, die zur Ableitung motorischer und sensibler Potenziale benutzt werden.

Abb. 1.3 Motorische Neurografie des N. medianus.

aMSAP vom M. abductor pollicis brevis mit scharf negativem Abgang bei Ableitung über der Endplattenregion.

bPositive Vorwelle bei Lage der Ableitelektrode außerhalb der Endplattenregion.

c„Gespiegeltes“ MSAP bei Vertauschen von Ableit- und Referenzelektrode.

dMSAP bei gleichzeitiger Stimulation des N. medianus...

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