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E-Book

Empirische Studie zum Migrationsverhalten im europäischen Kontext

Entwicklung einer regionalen Benchmark

AutorAlexander Kaiser
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl120 Seiten
ISBN9783656947714
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich BWL - Unternehmensforschung, Operations Research, Note: 1,7, Hochschule Harz Hochschule für angewandte Wissenschaften, Veranstaltung: Business Consulting, Sprache: Deutsch, Abstract: Als eines der Themen, das in den Medien, der Politik, aber auch der Wissenschaft aktuell und wiederholt Einzug erhält, bietet Migration ein umfangreiches Forschungsfeld. Die vorliegende Arbeit leistet einen Beitrag hierzu, verfolgt jedoch einen bislang ungenutzten Weg der Herangehensweise. Viele Erhebungen sind auf eine reine Darstellung der Ist-Situation von Ländern und Regionen ausgelegt. Anhand eines Benchmarking-Ansatzes, unter Einbezug des Push-Pull-Modells der Migration, wird diese Arbeit darlegen, wie sich die Auswanderer in Europa verteilen und darüber hinaus, welche Zielnationen besonders attraktiv erscheinen. Überdies wird ein Transfer geleistet, der ermöglicht, die Attraktivität deutscher Bundesländer zu vergleichen und infolgedessen, dasjenige Bundesland mit der größten Anziehungskraft zu bestimmen, die regionale Benchmark. Ebenso ergeben sich Handlungsempfehlungen, zur Steigerung der Attraktivität einzelner Bundesländer. Eine wesentliche Erkenntnis der Studie ist, dass Deutschland die beliebteste Zielnation europäischer Migranten ist. Vor allem durch Stärken in den Bereichen Einkommen, Beschäftigung, Wohnbedingungen und Umwelt rückt es in den Fokus der Auswanderer. Zudem ist erkennbar, dass das Bundesland Hessen, innerhalb Deutschlands, die attraktivste Region ist. Diese regionale Benchmark ist gekennzeichnet durch hervorragende Standortmerkmale in den Bereichen Haushaltsnettoeinkommen, durchschnittlicher Stundenverdienst und durchschnittlicher Jahresverdienst.

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Leseprobe

4 Die Migration in Europa beurteilt anhand ausgewählter Nationen


 

In diesem Kapitel soll zunächst aufgezeigt werden, welche Destinationen die Auswanderer der jeweiligen Nationen Europas besonders bevorzugen. In Orientierung an den Prozesscharakter der vorliegenden Arbeit, lassen sich die nachfolgenden Kapitel der Analysephase eines Benchmarking-Projektes ansehen.

 

Eine Herangehensweise die Migrationsströme innerhalb Europas abzubilden ist, anhand geographischer Nähe zu bestimmen, welche Migranten in welche Nationen auswandern. Hierdurch soll die erste, der eingangs gestellten Forschungsfragen, nach der Verteilung der Auswanderer in Europa, beantwortet werden können. Als geographisch nahe gelegen, werden in dieser Arbeit diejenigen Staaten verstanden, die als Nachbarstaat gelten. Zugrunde gelegt werden hierzu Daten aus den Mikrozensus der jeweiligen Nationen. Dabei wurde für jede Nation festgehalten, wie viele Migranten, mit dauerhaftem Wohnsitz in derselben Nation, aus den jeweils anderen Nationen Europas stammen. Ausgehend von diesen Daten ist es ferner möglich, die beliebtesten Nationen für eine Zuwanderung zu bestimmen. Infolge dieser Erkenntnisse lässt sich daraufhin die Attraktivität Deutschlands als Destination im europäischen Vergleich feststellen, indem in Orientierung an den Better Life Index Indikatoren ausgewählt wurden, welche die Lebensqualität der einzelnen Länder misst. Durch das hierfür entwickelte Vorgehen kann das Niveau der Lebensqualität der Staaten miteinander vergleichbar gemacht werden. Überdies können jene Faktoren ermittelt werden, welche sich zu den Pull-Faktoren zählen lassen. Ebenso ist eine Gewichtung der Indikatoren möglich, im Vergleich und im Durchschnitt aller eingegrenzten Länder und separat, für jede einzelne Nation.

 

4.1 Der Zusammenhang zwischen geographischer Nähe und Migration


 

Im ersten Arbeitsschritt konnte zunächst durch erhobene Daten aus den Mikrozensus ermittelt werden, wie viele Personen einer Nation insgesamt im Betrachtungszeitraum in die jeweils anderen Länder ausgewandert sind und dort ihren dauerhaften Wohnsitz haben. Darüber hinaus konnte festgestellt werden, welche konkrete Anzahl an Personen in die einzelnen Länder migrierten.

 

Eine Übersicht dieser Zensusdaten befindet sich in Anlage 1. In der ersten Zeile dieser Tabelle sind die 19 Nationen, welche in dieser Arbeit berücksichtigt wurden, alphabetisch aufgelistet. In der ersten Spalte sind die Herkunftsnationen der Migranten dargelegt. Die letzte Spalte zeigt die Gesamtzahl an Auswanderern einer Nation. Jeder Zelle dieser Tabelle kann somit die Anzahl der Auswanderer und deren Nationalität, für die jeweilige Destination entnommen werden. Diejenigen Zellen welche mit k.A. gekennzeichnet sind, beschreiben Kombinationen, zu denen keine Angaben gefunden werden konnten. Dies trifft jedoch nur bei Frankreich zu und liegt darin begründet, dass jede Nation seine Zensus nach eigenem Ermessen durchführen kann. Dies bewirkt, dass nicht nur unterschiedliche Zeitspannen zum letzten durchgeführten Zensus bestehen, sondern auch Unterschiede in der Datenaufbereitung und der daraus folgenden Verfügbarkeit auftreten können. Die daraus eventuell resultierende Verzerrung sollte bei einer intensiveren Betrachtung Frankreichs berücksichtigt oder die Tabelle vervollständigt werden. Da die größten Auswanderergruppen Frankreichs jedoch verzeichnet sind, im Verlauf dieser Arbeit keine vertiefte Begutachtung dieser Nation erfolgen wird und für das Vorgehen vielmehr von Interesse ist, welche Nationen von französischen Migranten gewählt werden, sind die fehlenden Zensusdaten im Sinne dieser Arbeit nicht richtungsweisend für die folgenden Analysen.

 

Mittels der erarbeiteten Tabelle kann die Anzahl an dauerhaft in einem Land wohnhaften Deutschen, Briten, Belgiern usw. abgelesen werden. In einem weiteren Arbeitsschritt ist es mittels dieser Daten möglich geworden, zu identifizieren, welche Länder von den jeweiligen Migranten bevorzugt als Zielnation gewählt werden. Das Vorgehen soll im Folgenden am Beispiel von Belgien gezeigt werden. Die nachfolgende Tabelle 1 umfasst die Summe aller belgischen Migranten. Dies sind im gewählten Beispiel 305.123 Personen. Weiterhin ist in der zweiten Spalte festgehalten, wie viele Belgier in den jeweiligen Nationen aus Spalte eins, wohnhaft sind. Um zu bestimmen, welche Zielnationen von den belgischen Auswanderern bevorzugt gewählt werden, ist die Anzahl der Belgier in einem bestimmten Land, mit der Gesamtzahl der Auswanderer ins Verhältnis zu setzen. Da in Frankreich 102.000 Personen mit belgischer Nationalität beheimatet sind, ergibt sich hierfür ein Anteil von 33,43 %. Hierdurch konnte Frankreich in diesem Beispiel als beliebteste Destination der belgischen Migranten identifiziert werden und steht somit an Rang 1. Welche Ränge die anderen Nationen für belgische Auswanderer belegen, kann der Spalte vier entnommen werden.

 

 

Tabelle 1: Die Verteilung belgischer Migranten

 

Diese Berechnungen wurden für alle 19 ausgewählten Nationen vorgenommen. Dadurch konnte für jede das bevorzugte Zielland identifiziert werden. Aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit wurden die betrachteten Länder, in Orientierung an die UNSD- Klassifizierung[58], in geographische Räume gegliedert. In der nachfolgenden Abbildung 5 ist diese Gliederung ebenfalls in der Legende zu erkennen. Sie bildet einen Ausschnitt Europas sowie die Wanderungsbewegung innerhalb der betrachteten Nationen ab.

 

 

Abbildung 5: Migrationsbewegungen Europas, geographisch unterteilt[59]

 

Die Migration in Nordeuropa - zugehörige Nationen sind Irland, Finnland Norwegen, das Vereinigte Königreich, Dänemark und Schweden - wird anhand orangener Pfeile dargestellt. Die Migration in Südeuropa wurde mit blauen Pfeilen gekennzeichnet und umfasst die Nationen Griechenland, Portugal, Spanien und Italien. Ein weiterer geographischer Raum besteht aus West- und Osteuropa, welcher hier zusammengefasst wurde, da lediglich zwei osteuropäischen Nationen, innerhalb dieser Arbeit, in die Betrachtung eingeflossen sind. Hierdurch werden Österreich, Luxemburg, die Tschechische Republik, Schweiz, Niederlande, Polen, Belgien, Deutschland und Frankreich zusammengefasst. Die Migrationsströme wurden für diesen Großraum mit violetten Pfeilen unterlegt.

 

Die abgebildeten Pfeile zeigen ausschließlich die Migration in das jeweils bevorzugte Land. Die in der Grafik enthaltenen Prozentwerte umfassen den jeweils größten Anteil an Migranten einer Nation, welche dieselbe Zielnation gewählt haben. So migrierten beispielsweise 33,43 % der belgischen Auswanderer nach Frankreich, weshalb Frankreich als die bevorzugte Destination für Belgien gilt. Deutlich hervorzuheben sind Irland und Österreich, mit einem Anteil von 88,98 % und 64,45 %. Diese Werte zeigen, dass die Auswanderer dieser beiden Nationen fast ausschließlich ein Nachbarland als Ziel wählen und zwar das Vereinigte Königreich und Deutschland.

 

Wird der Fokus auf Nordeuropa gelegt, ist zu erkennen, dass alle Migranten, der hierzu geltenden Nationen, bevorzugt in ein Nachbarland auswandern. Dies gilt ebenso für das Vereinigte Königreich, welches seit 1713 auch Gibraltar umfasst[60] und somit direkt an Spanien grenzt. Besonders deutlich wird die Migration in Nachbarstaaten im skandinavischen Raum. Hier wandern Norweger, Finnen und Dänen hauptsächlich nach Schweden aus, wohingegen schwedische Aussiedler Norwegen bevorzugen. Es zeigt sich, dass nordeuropäische Migranten bevorzugt Nachbarstaaten als neuen Wohnsitz wählen.

 

Werden weiterhin West-und Osteuropa genauer beleuchtet, ist ersichtlich, dass die Auswanderer der hier enthaltenen Nationen, ein Nachbarland für ihre Migration favorisieren. Frankreich ist somit beispielsweise als Destination am attraktivsten für belgische und schweizerische, Deutschland dahingegen für luxemburgische und österreichische Aussiedler. Eine Ausnahme bildet hier Polen, da sich hierfür das Vereinigte Königreich mit zu 36,35 % als vorrangige Destination herausstellen ließ, wie in der Abbildung 5 dargestellt. Gefolgt wird dies durch das Nachbarland Deutschland, mit einem Prozentanteil von 22,07 % aller Auswanderer. Als ein Grund für diese Gegebenheit können historisch bedingte Wanderungsbewegungen identifiziert werden. Genauer geprüft wird dies im Rahmen der vorliegenden Arbeit im nachfolgenden Kapitel 4.2.

 

Im letzten Schritt der Überprüfung, der eingangs gestellten Frage, ist der Migrationsstrom der Auswanderer in Südeuropa zu beurteilen. Deutlich wird hier zunächst, dass lediglich spanische Migranten bevorzugt, einen Nachbarstaat als neuen Wohnsitz wählen. Überdies ist zu erkennen, dass ein Großteil an Griechen, mit 71,51 % Deutschland als Ziel ihrer Migration erwählt haben. Dies gilt auch für die italienischen Aussiedler, jedoch mit einem geringeren Anteil von 25,83 %. Hierbei sind ebenfalls historische Beweggründe in die Wanderungsbewegung einzubeziehen.

 

Um die Wanderungsziele der Migranten Europas zu ermitteln, wurden die...

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