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Endlich gleich!

Warum Gott schon immer mit Männern und Frauen rechnet

AutorVeronika Schmidt
VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783775174688
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Die erfolgreiche Sexologin und Therapeutin Veronika Schmidt kennt die Nöte von gläubigen Paaren, wenn es intim werden soll. Ihre Bücher zu erfüllender Sexualität sind Bestseller. Sie weiß: entscheidend dabei ist die Frauenfrage. Denn die Wurzeln der Probleme im Ehebett reichen tief in Zeitgeschichte, Gemeindetraditionen und Exegese-Gewohnheiten. Jahrhundertelang wurden Frauen zum Schweigen verordnet, gar dämonisiert - unter einer falsch verstandenen 'göttlichen Ordnung'. Sie weckt in uns die Sehnsucht nach starken Männern und starken Frauen, vollkommen gleichgestellt. Miteinander, mit sich selbst und mit dem Schöpfer versöhnt.

Veronika Schmidt berät als klinische Sexologin, systemische Beraterin und Diplom-Sozialpädagogin seit über 30 Jahren Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Ihre Bücher 'Liebeslust' und 'Alltagslust' zu einer erfüllenden Sexualität sind Bestseller. www.liebesbegehren.ch

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Leseprobe

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ES IST ZURZEIT HART, EIN MANN ZU SEIN


Man stelle sich vor, man hätte zu den kleinen Buben gesagt: »Sei kein Mann, sei ein Mensch!« Die Weltgeschichte wäre eine andere gewesen.

KATJA FRÜH (*1953)
SCHAUSPIELERIN UND REGISSEURIN

Ja, es ist in der heutigen Zeit und westlichen Gesellschaft nicht einfach, Mann und Christ zu sein. Mit diesem Votum beginne ich dieses Buch. Denn ich bin mir ziemlich sicher, andersrum oder sowieso sonst missverstanden zu werden. Ich möchte zudem festhalten: ich mag Männer. Einen davon liebe ich. Zwei davon habe ich großgezogen. Viele schätze ich als Freunde und Weggefährten. Eine Welt ohne Männer kann ich mir nicht vorstellen. Nicht die Männer sind falsch – das System ist es. Sowohl das gesellschaftliche als auch das kirchlich-gemeindliche. Weil diese Systeme und Strukturen kranken und von Grund auf einem Irrtum unterliegen, sind die Männer als ganze Spezies in die Kritik geraten. Und diese Rolle sind sie nicht gewohnt.

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Nicht die Männer sind falsch – das System ist es.

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Durch die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit in der Gesellschaft und Debatten wie #MeToo finden sich plötzlich viele Männer kollektiv und unverschuldet an den Pranger gestellt. Auch gläubige Männer fühlen sich davon selbstverständlich betroffen, denn sie bewegen sich ja in beiden Welten, die letztlich im Kern dieselben Ungerechtigkeiten zeigen. Hier wie dort ist ihre Rolle immer mehr infrage gestellt. Als Frau ist man versucht zu sagen: »Willkommen im Klub.« Doch damit sind wir bereits mitten im Geschlechter-Hickhack und nicht auf dem Weg aufeinander zu. Viele Männer sind heute generell verunsichert, weil sie genauso wie Frauen damit konfrontiert sind, ihr Leben individuell gestalten zu müssen, sofern sie sich nicht einfach in die noch bestehenden Machtstrukturen einfügen wollen oder können. Wenig ist mehr einfach vorgegeben, doch Vorbilder für ein emanzipiertes Männermodell sind außerhalb wie innerhalb der christlichen Lebenswelt immer noch rar. Männer erleben zudem, wie die durch ihr Selbstbewusstsein erstarkten Frauen ihre Stärke oft auch in nicht immer guter Manier ausspielen.

Doch es gibt Hoffnung. Viele Männer der heutigen jungen Generation, Söhne aufgeschlossener Mütter und Väter, begrüßen die gesellschaftlichen Veränderungen und sind an ihnen aktiv beteiligt. In jeder feministischen Strömung gibt es die männlichen Feministen, die den Frauen in ihren Anliegen tatkräftig zur Seite stehen. Diese Männer werden immer mehr. Ich bin überzeugt, dass Männer dieser Zeit von einem gleichberechtigten, gemeinsamen Weg in Zukunft persönlichen Gewinn haben werden. Denn die Gesellschaft hat sich verändert. Sie ist auf dem Weg in Richtung mehr Frauenrechte und damit mehr gelebter Gleichheit.

Unsere Zivilgesetze passen sich laufend an die veränderten Geschlechterrollen an. Neue Familien- und Scheidungsrechte führen in Einzelfällen leider auch zu Ungerechtigkeit auf Männerseite. Die Alleinherrschaft der Männer ist, mindestens theoretisch, auf dem Papier des Gesetzes in den westlichen Gesellschaften Vergangenheit. Doch lösen die entsprechenden Veränderungen bei vielen Männern sehr viel Frust aus. Gesellschafts- und Geschlechterordnungen sind eine Frage des Einflusses und der Macht. Wer die Macht hat, hat die Kraft, diese positiv oder negativ einzusetzen, gestaltend oder niederreißend. Die Welt war und ist ein gefährlicher Ort für alle, die keine Macht besitzen, egal ob Frau, Mann oder Kind.

Wer Opfer wird, hat nichts zu lachen. Frauen werden nur auf andere Weise Opfer als Männer. Männer wie Frauen werden Opfer von Frauen wie Männern. Es sollte in den Lebenserfahrungen von Frau und Mann keinen Kampf um die Trophäe des Leids geben, nach dem Motto: »Wer die schlimmste Lebenserfahrung zu erzählen weiß, bekommt den letzten Muffin.« Wenn es in diesem Buch um Gleichheit der Geschlechter geht, und damit zwangsläufig um die Ungleichstellung der Frau, dann heißt das nicht, dass Männer Täter sind und Frauen Opfer. Es geht um einen Missstand, der der Schöpfungsordnung zuwiderläuft und damit nicht gottgegeben ist.

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Die Welt war und ist ein gefährlicher Ort für alle, die keine Macht besitzen, egal ob Frau, Mann oder Kind.

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Gleichstellung, Feminismus und Emanzipation sollten sich nicht gegen den Mann richten, sondern sich dafür einsetzen, dass die Frau dieselbe Wert-Stellung und dieselben Möglichkeiten in allen Bereichen der Gesellschaft erhält wie der Mann, auch in der konservativen Gemeindewelt. Natürlich mit den dazugehörigen Pflichten. Die Art und Weise, wie die Gleichstellung von unterschiedlichsten Protagonistinnen des Feminismus in der Vergangenheit erkämpft wurde, muss differenziert werden. Denn ein aggressiver Feminismus stellte sowohl Göttlichkeit wie Mütterlichkeit radikal infrage und verstand Mutterschaft als eine Belastung oder sogar als etwas, das verhindert werden sollte. Christlicher Feminismus18 als stehenden Begriff gibt es bezeichnenderweise eigentlich gar nicht, sondern nur den Begriff Feministische Theologie19. Beide sind nicht einfach gleichzusetzen mit Feminismus allgemein, und doch sind sie ohne den Feminismus undenkbar. Den einen Feminismus gibt es nicht. Über 150 Jahre neuere emanzipatorische Frauengeschichte lassen sich nicht über einen Kamm scheren. Aber das Anliegen ist undiskutierbar richtig und biblisch.

»Feministisch die Bibel auslegen, das bedeutet: Frauen ins Zentrum stellen.« So hat es die Neutestamentlerin und engagierte feministische Theologin Luise Schottroff auf den Punkt gebracht. Sie zitiert Marie-Theres Wacker, Professorin für Altes Testament und Theologische Frauenforschung und Leiterin des Seminars für Exegese des Alten Testaments und der Arbeitsstelle Feministische Theologie und Genderforschung:

Für sie war die Beschäftigung mit der Bibel ein Ringen um das missverstehbare, manchmal auch missverständliche Wort der Schrift, das oft genug in der Geschichte des Christentums dazu verwendet wurde, Frauen kleinzuhalten, das aber dennoch als gute und befreiende Botschaft von Gottes Gerechtigkeit hörbar gemacht werden kann und muss.20

Wacker schreibt weiter:

An der Notwendigkeit, »Menschenrechte für die Frau« außerhalb und innerhalb der Kirchen einzuklagen, wie schon 1974 Elisabeth Moltmann-Wendel emphatisch mit dem wohl ersten deutschsprachigen Sammelband biblischer und theologischer Beiträge zum Thema formulierte, besteht auch heute, vier Jahrzehnte später, kein Zweifel. Verschoben und weiterentwickelt aber haben sich die Themen, Methoden und Perspektiven; neue Begrifflichkeiten bestimmen den Diskurs. Auch der geografische Horizont hat sich enorm erweitert: Zu den nach wie vor dominanten Stimmen aus Nordamerika und Nordwesteuropa sind vermehrt Stimmen von Frauen aus Ost- und Südeuropa und vor allem auch aus den Ländern der gesamten südlichen Hemisphäre getreten. Und wo von »christlich-feministischer Exegese« die Rede ist, macht dies darauf aufmerksam, dass sich inzwischen auch im deutschsprachigen Raum Ansätze jüdisch-feministischer Revisionen der eigenen Traditionen entwickelt haben und Aufbrüche islamischer Theologinnen zu einer Neubewertung des Koran (und seiner Auslegungsgeschichte) unter Frauenperspektive stattfinden.21

Zu lange zählte in der Gesellschaft, aber vor allem auch in der religiösen Welt die Stimme der Frau nicht, wurde sie ignoriert, schnitt man ihr in Gesprächen das Wort ab, wurde ihr Nein überhört oder ihr »Ja, ich will« einfach übergangen. Doch nun sind Frauen selbstbewusster geworden, schweigen nicht mehr, beginnen sich zu wehren, klagen an. Und schon monieren Stimmen, die Frauen schadeten sich doch selbst durch ihre teils überzogenen Vorwürfe. Es werden Argumente ins Feld geführt, dass doch auch Männer Opfer und Frauen Täterinnen seien. Ja, das stimmt. Aber das ist gar nicht Gegenstand der Diskussion. Frauen sollten nicht deshalb gleichgestellt sein, weil sie die besseren Menschen sind, sondern obwohl sie es nicht sind. Alles andere wäre dem Reflex geschuldet, dass Frauen sich immer erst beweisen müssen, bevor ihnen etwas zugestanden wird.

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Frauen sollten nicht deshalb gleichgestellt sein, weil sie die besseren Menschen sind, sondern obwohl sie es nicht sind.

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Reflexartig werden Frauen schnell des Übertreibens, der Täterschaft, ja sogar der Lüge bezichtigt, weil sie in ihrer Anklage an die Männerwelt oft emotional sind und eventuell nicht unterscheiden zwischen grundsätzlichen Ungerechtigkeiten, verbalen Grobheiten, sexueller Belästigung und Vergewaltigung. Wirklich relevant ist jedoch die traditionelle Ungleichheit, einhergehend mit zum Teil entsetzlicher Ungerechtigkeit, Diskriminierung bis hin zu offener Anfeindung und Gewalt.

Generationen von weiblichen Opfern wurden zum Schweigen gebracht. Und noch mal: Das kommt in allen Bereichen so vor, in Kirche und Gemeinde, Gesellschaft, Politik, in Familie und am Arbeitsplatz, an Schule und Universität. Wenn das erst einmal anerkannt wird, selbst die mikro-aggressive Rüpelhaftigkeit vieler Männer gegenüber Frauen, und Anstrengungen zur Aufarbeitung unternommen werden, dann ist es in der Folge auch richtig, sich darum zu kümmern, dass Frauen sehr wohl auch an der Männerwelt, vor allem im Privaten, schuldig werden.

MÄNNER UNTERDRÜCKT, IN DEN EIGENEN VIER WÄNDEN


Vor allem in ihrem...

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