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Endlich Klartext!

Ein Blick hinter die Kulissen unseres Finanzsystems

AutorHellmeyer Folker
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl250 Seiten
ISBN9783862482481
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
In den USA wird 'political correctness' in allen Bereichen groß geschrieben - zumindest offiziell. Doch hinter verschlossenen Türen läuft nicht immer alles so korrekt und geradlinig ab wie die Verantwortlichen uns das gerne glauben machen wollen. Geschönte Finanzdaten und sind da nur ein Beispiel. Genau diese (nicht ganz richtigen) Daten und Fakten zu entlarven, hat sich Folker Hellmeyer zur Aufgabe gemacht. Seine kritische Analyse bietet dem Leser einen ebenso unterhaltsamen wie aufschlussreichen Einblick in das US-amerikanische Finanzsystem und seine politischen Hintergründe. Die Funktionen des freien Markts, die Politik der Zentral- und Geschäftsbanken und die Rolle der Ratingagenturen werden kritisch hinterfragt und aufgearbeitet. Inwieweit darf man also volkswirtschaftlichen Daten aus den USA noch Glauben schenken? Wie kann man hinter den Schleier der political correctness blicken? Dieser Frage widmet der Autor sein Buch und stößt dabei auf mehr als nur interessante Zusammenhänge und Ausblicke.

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Leseprobe

2 Der Zeitgeist –
eine bestimmende Größe


Als Zeitgeist wird das allgemeine intellektuelle und kulturelle Klima einer Zeit bezeichnet. Faktisch handelt es sich um einen rein wissenschaftlichen Begriff. Mir geht es hier nicht um eine wissenschaftliche Betrachtung, sondern um eine pragmatische Einordnung der Rolle des Zeitgeists hinsichtlich der politischen und wirtschaftlichen und auch finanziellen Problemstellungen, mit denen wir aktuell konfrontiert sind.

Bei der Reflexion über den Begriff Zeitgeist stolpert man zwangsläufig über den Begriff »Zeitgeist der Aufklärung«.

Der Zeitgeist der Aufklärung führte zu einem dramatischen Emanzipationsprozess der Menschen gegenüber Obrigkeit und insbesondere der Kirche. Zuvor wurden die Menschen in dem Glauben erzogen, ein besseres Leben nach dem Tod erwarten zu dürfen. Von daher nahmen sie die Bürden des Lebens und die dahinterstehende Ausnutzung hin. Die Epoche der Aufklärung brachte die katholische Kirche dazu, aus »uneingeschränkter Nächstenliebe« und gleichzeitig zur egozentrischen Machterhaltung auf die scharfen, aber letztlich doch stumpfen Mittel der Inquisition zurückzugreifen, um die Hinwendung der Öffentlichkeit zu einem Vernunftsdenken zu unterbinden.

Parallelen zu Modellen der heutigen Machterhaltung von Machtzentren mögen angebracht sein oder auch nicht. Deutlich wird an diesem Beispiel, dass der Zeitgeist ein unglaublich machtvolles Instrument ist. Im Zeitalter der Aufklärung wirkte der Zeitgeist auf die Entwicklung der Ratio, der Vernunft, über einen langen Zeitraum positiv.

Darüber hinaus wirkte sich die Aufklärung auch im Bereich Literatur, Kunst und Musik fruchtbar aus. Die verstärkte Orientierung auf das Diesseits und nicht die stoische Geduld auf das Jenseits führten zu vielseitigem Erfindungsreichtum.

Schlussendlich wurde damit das Fundament für Freiheit und Demokratie gelegt, so wie wir sie heute kennen. Gesellschaftspolitische Umstände, die für uns in der westlichen Hemisphäre alltäglich sind. Sie sind deswegen jedoch nicht selbstverständlich. Um sie muss die Allgemeinheit regelmäßig und umfassend ringen.

Der Zeitgeist der sogenannten preußischen Tugenden ist als eine Facette des Zeitgeists der Aufklärung gleichfalls beachtenswert. Diese Tugenden waren selbstverständlich nicht auf Preußen beschränkt. Preu ßen lebte diese Tugenden jedoch nachhaltiger als viele andere Königreiche. Darauf basierte der lange andauernde Aufstieg Preußens und deswegen werden sie schlussendlich preußische Tugenden genannt.

Diese Tugenden verdienen im Hinblick auf die in Preußen erzielten positiven Folgen eine genauere Betrachtung. Eine wesentliche Tugend war die Toleranz, auch die religiöse Toleranz. Die lebensfrohe Art der Berliner wird heute noch auf den Einfluss der Hugenotten zurückgeführt, religiös Verfolgte, denen Preußen eine Heimstatt bot. Weitere Tugenden sind Ehrlichkeit, Loyalität, Pflichtbewusstsein, Disziplin und Verantwortungsbewusstsein, basierend auf dem Gedankengut der Vernunft. Wenn man die Skandale des neuen Jahrtausends Revue passieren lässt, wird deutlich, warum Preußen solch eine lang andauernde prosperierende Geschichte hatte.

Wenden wir uns dem heutigen Zeitgeist in der westlichen Hemisphäre zu. Was bestimmt unser intellektuelles und kulturelles Klima? Die Abstraktion fällt schwer, oder?

Schauen wir unsere Medien an. Sammeln wir Schlagworte und stellen wir sie im weiteren Verlauf den Werten der Aufklärung und den preußischen Tugenden gegenüber, die allesamt Garanten des Erfolgs waren:

•  Bildungsmangel und Bildungslücken

•  Religiöse Polarisierung

•  Starker Selbstverwirklichungstrieb/Spaßgesellschaft/Egozentrik

•  Geringes gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein

•  Entkoppelung von Handeln und Konsequenz für Eliten und Machtzentren

•  Randgruppen im Fokus

•  Wahn der Äußerlichkeiten

•  Doping/Betrug im Sport

•  Fokussierung auf Kurzfristigkeit der Erfolgsentwicklung in Unternehmen

•  Promotion von Subkultur/Werteverfall

•  Nivellierung von Fehlentwicklungen

Bildungslücken und Bildungsmangel stehen im diametralen Widerspruch zum Geist der Aufklärung. Gerade der Zugang zu Bildung ermöglichte die Aufklärung und damit die Freiheit und Demokratie, der wir uns erfreuen. Ergo wirkt diese Entwicklung auf die Nachhaltigkeit unserer Freiheit und Demokratie belastend und gefährdend. Nur unwissenden Menschen kann ich die Lüge als Wahrheit verkaufen. Nur unwissende Menschen kann ich leicht manipulieren. Nur unwissenden Menschen kann ich die Freiheit und Demokratie durch Einschüchterung nehmen.

Hier bietet sich ein Zitat an, das entweder Thomas Jefferson (1743–1826), dem dritten Präsidenten der USA (1802–1809) und dem maßgeblichen Verfasser der US-Unabhängigkeitserklärung oder seinem Zeitgenossen, dem Diplomaten Richard Jackson, zugeschrieben wird: »Diejenigen, die ihre Freiheit zugunsten der Sicherheit aufgeben, werden am Ende keines von beiden haben – und verdienen es auch nicht!«

Religiöse Polarisierung, wie von Samuel P. Huntington als Kampf der Zivilisationen beschrieben, ist nicht hilfreich, sondern emotionalisiert. Wer sich mit der Religion und der Geschichte des Islam auseinandersetzt erkennt, dass diese Religion sehr wohl tolerant war und tolerant sein kann.

Wichtig ist es zu klären, wer der Verursacher und/oder wer der Aggressor ist und wer damit für die aktuelle Situation maßgebliche Verantwortung trägt. Der Blick auf das aktuelle Geschehen kann hier leicht den Blick verstellen. Was ist Aktion, was ist Reaktion?

Hinterfragen Sie doch beispielsweise einmal die Politik der USA im Iran seit dem Zweiten Weltkrieg. Souveränität war für den Iran lange Zeit ein Fremdwort. Die Manipulation der USA im Iran war so massiv und für das Land und die Menschen belastend, dass sie mich zu folgendem Ausspruch verleitet: Für die friedliche zivile Entwicklung des Iran stellen die Ölvorkommen keinen Segen, sondern einen Fluch dar.

Dieses Buch soll sich jedoch nicht mit Religion befassen. Entsprechend verweise ich auf diverse Ausarbeitungen zu diesem Thema, unter anderem von Peter Scholl-Latour, einer der Journalisten, die ihrem Handwerk nach bestem Wissen und vor allem Gewissen nachgehen. So etwas ist herzerfrischend!

Fakt ist, dass religiöse Polarisierung in der Geschichte der vergangenen tausend Jahre den Menschen einen Bärendienst erwiesen hat. Das belegen unter anderem die Historien der Kreuzzüge sowie der Dreißigjährige Krieg (1618–1648). Fakt ist auch, dass religiöse Polarisierung dem Geist der Toleranz und der Aufklärung diametral gegenübersteht. Da der Zeitgeist der Aufklärung Grundlage unserer Freiheit und Demokratie ist, ist entsprechend die religiöse Polarisierung kontraproduktiv.

Der individuelle Selbstverwirklichungstrieb ist heute sehr ausgeprägt. Die Spaßgesellschaft ist eine Facette dieser Entwicklung, eine andere Facette ist das mangelnde gesellschaftliche Verantwortungsbewusstsein.

Das Verhalten vieler Mitmenschen ist in der Folge sowohl im individuellen Umgang, aber auch auf gesellschaftlicher Ebene, von rücksichtsloser Egozentrik als ultimativer Form des Egoismus geprägt. Die Eliten unserer Gesellschaft schreiten dabei mutig voran. Vernach läs sigt wird der Aspekt der individuellen und gesellschaftlichen Verantwor tung. Einige deutsche Spitzensportler haben beispielsweise ihre Steuerpflicht durch »Flucht« ins Ausland nachhaltig verkürzt und zahlen in fremden Ländern, die ihre Ausbildung und Grundlagen des Wohlstands nicht gelegt haben, nun zur Freude dieser Länder Steuern.

Es gab in meiner Geburtsstadt Hamburg Zeiten, in denen die gesellschaftliche Achtung eines Bürgers mit der Höhe seiner Steuerzahlung variierte. Mit anderen Worten entsprach die gesellschaftliche Achtung dem gesellschaftlichen Obolus, der entrichtet wurde. So lebte man gesellschaftliche Verantwortung.

Die Selbstbedienungsmentalität der Managerkaste von Großunternehmen ist ein weiteres markantes Beispiel für Egozentrik, aber auch für die Entkoppelung von Handeln und daraus resultierenden Konsequenzen. Saläre in der Stratosphäre, Aktienoptionen in großer Zahl und großzügigste Abfindungen bei Versagen nebst spektakulären Versorgungsansprüchen sind Ausdruck dafür, dass Manager ihr eigenes Wohl zuerst im Auge haben. Je mehr Mitarbeitern die Lebensgrundlage entzogen wird, desto höher fällt die Achtung von Ratingagenturen und Finanzmärkten aus. Kurzfristiges Doping der Bilanzen mit entsprechenden Folgen für den Aktienkurs und damit die Aktienoptionen sind besonders in den USA beliebt. Verantwortliches Handeln für Mitarbeiter, Unternehmen und die Volkswirtschaft kennen wir dagegen maßgeblich von eigentümergeführten Unternehmen. Fakt ist, dass zu einem großen Teil der Zeitgeist der Aufklärung und preußischen Tugenden vernachlässigt wird. Pflichtbewusstsein und Verantwortungsbewusstsein führen derzeit ein Schattendasein.

Randgruppen stehen bei uns im gesellschaftlichen, medialen, aber auch im politischen Leben im Fokus. Als heterosexueller und darüber hinaus auch noch glücklich verheirateter Mann fühlt man sich bisweilen in den Medien und in der Politik sträflich vernachlässigt.

Politiker outen sich zu ihren sexuellen Vorlieben und machen damit Privates zu politischen Wahlargumenten. Politische Programme werden durch Boulevard ersetzt. Auch in vergangenen Dekaden gab es Politiker ebenso wie andere Mitbürger, die unterschiedlichste sexuelle...

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