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Endlich Lady!

Älterwerden muss nicht beige sein

AutorElke Krüsmann
VerlagMosaik bei Goldmann
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783641109080
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Das »Chanelkostüm« unter den Büchern zum Thema Älterwerden
Worauf es ankommt ist, eine Haltung zu entwickeln, mit der man sich graziös durch die mittleren (und höheren) Jahre bewegt. Denn wie der Körper sich verändert, können sich auch die Gedanken des Menschen seiner neuen Lebensphase anpassen. Um uns herum beobachten wir jeden Tag Menschen, die mit dieser Aufgabe ringen, kaum jemand bewältigt sie mühelos. Doch es gibt sie, die souverän Alternden! Ihr Geheimnis zu ergründen, ist Ziel dieses Buchs. Es entstehen fein beobachtete, exakt beschriebene Bilder, Gedanken und Anregungen. Das Ergebnis: Couture zum Lesen, elegant und unverwechselbar wie ein Chanel-Blazer.

Elke Krüsmann studierte Germanistik und arbeitet seit 25 Jahren als Journalistin. Nach Stationen als Autorin u.a. bei den Magazinen 'Ambiente' und 'Bunte' schreibt sie heute bei der Zeitschrift 'Elle' vor allem über Themen aus dem Bereich Psychologie. Sie lebt mit ihrem Mann in München.

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Leseprobe

EINLEITUNG

Allein unter Jungen: eine Expedition zum Kontinent der Coolness

Zum Geburtstag überraschte mich mein Augenoptiker mit einem Brief. Er war in Form eines kleinen Abreißkalenders gestaltet, dessen einzelne Blätter man nacheinander herunterzupfen konnte.

»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Frau Kruesmann!«, hieß es auf der ersten Seite. Ein Computerprogramm hatte in den Text in regelmäßigen Abständen meinen Namen eingestreut. Ein durchschaubarer Trick, aber er funktionierte. Ich war neugierig, auf was die Sache hinauslaufen würde.

Auf dem zweiten Blatt ging es weiter:

»Schön, dass Sie keine 46 mehr sind.«

Die 46, fett gedruckt und mittig platziert, nahm fast den gesamten Raum auf der Seite ein.

»Denn mit diesem Coupon erhalten Sie, liebe Frau Kruesmann, Ihrem Alter entsprechend 47 Prozent plus 10 Prozent Geburtstagsrabatt extra auf Brillenfassungen beim Kauf einer Brille in Ihrer Sehstärke.«

Die 47 war wieder dick und dominant auf der Seite eingestanzt wie der Abdruck eines Brandeisens auf einem Kälbchenpo.

Das Angebot klang attraktiv. Trotzdem löste die in Trauerschwarz gedruckte 47 bei mir keine freudige Erregung aus. 47 – zwei Ziffern ohne besondere symbolische Bedeutung, eine Zahl in der Mitte zwischen 0 und 100, nicht mehr und nicht weniger. Dennoch kam sie mir bedrohlich vor wie ein Menetekel. Denn sie führte mir vor Augen, wo ich in diesem Moment angekommen war: im Niemandsland zwischen neugeborenem Baby und Greis. Es blieb nur noch eine kurze Zeitspanne, dann würde ich über die Klippe der 50 kippen und mich auf die 100 zubewegen. Ich war dabei, durch die Sümpfe des mittleren Alters zu waten.

Mittleres Alter – ein Begriff, der eher nach abgestandenem Bier klingt als nach Sex and Drugs and Rock’n’Roll. Denn wann immer das Adjektiv »mittel« erklingt, schwingen allerlei zweifelhafte Assoziationen mit: Mittelmaß, mittelprächtig, Mittelweg.

Plötzlich hinterlässt vieles, was man früher interessant fand, ein Déjà-vu-Gefühl. In einer Sonntagszeitung liest man zum Beispiel, dass ein Niederländer namens Floris van Bommel eine Schuhmarke neu erfunden hat. Ein Artikel, den man früher zumindest überflogen hätte. Nun registriert man, dass einem das ewige Auf und Ab der Moden und Trends ziemlich gleichgültig geworden ist.

Gut konserviert

Wer wirklich gute Anti-Aging-Tipps bekommen will, sollte 100-Jährige fragen. Denn sie sind glaubwürdige Zeugen für deren Wirksamkeit. »Ich halte mich von Naturkost fern«, bekannte etwa der Schauspieler und Entertainer George Burns, der 1996 im Alter von 100 Jahren gestorben ist. »In meinem Alter kann man alle Konservierungsstoffe brauchen, die man kriegen kann.«

Und, noch schlimmer: In Gesellschaft wesentlich Jüngerer fühlt man sich jetzt öfter, als wäre man per Zufall in die von Premium-Schönheiten bevölkerte Weihnachtsfeier einer Model-Agentur geraten: irgendwie defizitär. Die Angst, man könnte stören, wird zur vertrauten Begleiterin. Man ist ein »Vorgezeichneter«, wie Ingeborg Bachmann es in ihrem Buch »Das 30. Jahr« beschreibt.

Besucht man einen Event, auf dem man zu den älteren Gästen gehört, steht die Frage, ob man sich auch amüsieren wird, nicht mehr im Vordergrund. Stattdessen geht es den ganzen Abend lang nur noch darum, sein soziales Überleben zu sichern. So geriet ich eines Abends unter junge, hippe Leute im jungen, hippen Münchner Szenelokal Café King. Eine Kollegin feierte ihren 44. Geburtstag. Sie ist einer dieser erstaunlichen Menschen, die es geschafft haben, mit 44 noch jung und hip zu sein. Was sicher auch damit zusammenhängt, dass sie mit vielen Männern und Frauen unter 30 befreundet ist. Ich saß also inmitten von sehr jungen Paaren, versuchte verkrampft, Pointen zu platzieren, damit nicht auffiel, dass ich in dieser Gesellschaft die Gesichtsälteste war. Die anderen Gäste gaben sich Mühe, mich freundlich vom Fremdeln abzulenken. Ich war ihnen sehr dankbar. Doch als ich gegen Mitternacht erleichtert das Lokal verließ, fühlte ich mich – vor lauter Anstrengung, mir meine Verunsicherung nicht anmerken zu lassen – so erschöpft, als hätte ich acht Runden gegen Wladimir Klitschko geboxt.

Lektion zum Thema Nachhaltigkeit

»Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen«, sagte Martin Luther. Vom Standpunkt mancher junger Leute aus gesehen, wäre das eine ziemlich unsinnige Aktion. Sie betrachten schon weitaus weniger weit in die Zukunft reichende Pläne ihrer Eltern als Verschwendung von Ressourcen. So erklärten zwei Mittfünfziger aus unserem Bekanntenkreis ihrem Sohn, sie würden sich demnächst ein Smartphone zulegen. Erstauntes Stirnrunzeln des 30-jährigen Sprösslings. »In eurem Alter? Aber das lohnt sich doch gar nicht mehr!«

Egal, wie jung wir uns noch fühlen – der Blick der anderen macht uns alt

Jahrelang hatte ich mich in der Sicherheit gesuhlt, ein noch relativ junger Mensch zu sein. Nun sehe ich, dass mir etwas entgleitet, das mir so lange selbstverständlich war: die Jugend. Man fühlt sich noch jung mit 47. Und wird von neutralen Beobachtern doch anders eingeschätzt. Diese Diskrepanz zwischen der eigenen Wahrnehmung und dem Urteil der anderen vergrößert das Unbehagen der Mitglieder im Endvierziger-Club.

Eine 25-jährige Verwandte schaute sich kürzlich in Begleitung einer gleichaltrigen Freundin unsere frisch bezogene Wohnung an. Am Ende des Besichtigungsrundgangs blieb die Freundin bewundernd vor der Bücherwand meines Mannes stehen und seufzte: »Toll! So eine Bibliothek möchte ich auch haben, wenn ich alt bin!«

Älterwerden: Um uns herum beobachten wir jeden Tag Menschen, die mit dieser Aufgabe ringen. Den entschlossenen Gesichtern und sportgestählten Körpern des Modedesigners Giorgio Armani oder des Popstars Madonna sieht man an, wie viel Energie es kostet, dem physischen Verfall Paroli zu bieten. Aber selbst wenn sie es 40 Jahre lang schaffen, die Körper von 20-Jährigen zu konservieren, ahnt man, dass dies keine nachhaltige Lösung für die Herausforderung des Älterwerdens ist.

Andere Prominente wiederum – der Schauspieler Clint Eastwood, der Modedesigner Hubert de Givenchy und die Sängerin Jane Birkin sind drei Beispiele – bewältigen diese Aufgabe scheinbar mühelos. Ihr Geheimnis – und das der vielen souverän Alternden außerhalb des medialen Scheinwerferlichts – zu ergründen, ist Ziel dieses Buchs. Es ist beseelt von der Hoffnung, dass man lernen kann, stilvoll älter zu werden – und inspiriert von dem Verdacht, dass Botox & Co. dabei wenig hilfreich sind.

Stattdessen, so die These, geht es um etwas anderes: So wie der Körper sich verändert, wäre es wünschenswert, dass sich auch die Gedanken und die Einstellung des Menschen anpassen, die er gegenüber den Phänomenen an den Tag legt, die ihm in seiner neuen Lebensphase begegnen. Es kommt darauf an, eine Haltung zu entwickeln, mit der man sich graziös durch die mittleren (und höheren) Jahre bewegt.

Der Club der mittelalten Menschen: ein Verein auf Wachstumskurs

Wann aber ist der Zeitpunkt erreicht, an dem das Älterwerden und die Reflexion über diesen Prozess für den Eben-noch-jung-Gewesenen zu einem unausweichlichen Thema werden? Ein kleiner Test wird Ihnen in wenigen Minuten Klarheit verschaffen.

Kommt Ihnen eines der folgenden Erlebnisse bekannt vor?

Situation eins: Sie treffen sich mit einigen etwa gleichaltrigen Freundinnen in einer Bar oder in einem Restaurant. Der Kellner bringt die Speisen- und Getränkekarte. Plötzlich kramen alle – wie auf Verabredung – ihre Lesebrillen aus den Handtaschen, als handele es sich um eine von einem Kabarettisten erdachte Choreografie.

Situation zwei: Sie registrieren, dass Sie sich die Namen der Hollywood-Blondinen, die nach Cameron Diaz die Szene betraten, nicht mehr einprägen können. Katherine Heigl, Kate Bosworth, Emma Stone oder Hilary Duff – irgendwie sieht die eine wie die andere aus. »Komisch, als ich jung war, konnte ich mir die Gesichter älterer Leute nicht merken«, kommentiert eine Anfang der 60er-Jahre geborene Kollegin dieses Phänomen. »Jetzt geht es mir plötzlich mit den jüngeren Leuten so.«

Situation drei: In der Firma hat ein neuer Praktikant angefangen. In Ihrer Abteilung ist es üblich, sich zu duzen, deshalb sagen Sie: »Herzlich willkommen, ich bin übrigens die X.« Der Neue nimmt es freundlich nickend zur Kenntnis, wird Sie in den folgenden drei Monaten aber weiterhin unbeirrt mit »Sie« anreden. Das tut er nicht etwa aus Unhöflichkeit oder weil er will, dass Sie neben ihm alt aussehen. Er ist es einfach nicht gewohnt, fremden Menschen, die im Alter seiner Eltern sind, mit freundschaftlichem »Du« auf die Schulter zu klopfen.

Situation vier: Eine Freundin erzählt, dass kürzlich einer ihrer Bekannten gestorben sei: Bauchspeicheldrüsen-/Lungen-/Darmkrebs. Im Alter von 30 oder 40 Jahren hätten Sie geistesabwesend kondoliert und wären dann zu einem anderen Thema übergegangen. Das Schicksal des Ihnen unbekannten Mannes hätte Sie nicht weiter interessiert. Jetzt erwacht der Hypochonder in Ihnen, und Sie bombardieren die Freundin mit Fragen: »Wie viel hat er denn so getrunken? Er hat vermutlich stark geraucht/viel rotes Fleisch gegessen? An welchen Anzeichen hat er...

Blick ins Buch

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