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Energieeffizienzpolitik in Deutschland und Südkorea

Kraft-Wärme-Kopplung im Spannungsfeld zwischen Klimaschutz und Energiewirtschaft

AutorYeon-Mi Jung
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl271 Seiten
ISBN9783531914114
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR
Strom wird üblicherweise in Kraftwerken und Wärme in Heizhäusern oder dezent- len Heizanlagen erzeugt. In Heizkraftwerken und anderen Kraft-Wärme-Ko- lungs-Anlagen (KWK) werden Strom und Wärme oder Kälte gemeinsam produziert und über verschiedene Leitungen an die Verbraucher verteilt. Dabei wird für d- selbe Endenergiemenge nicht nur deutlich weniger Primärenergie eingesetzt, s- dern auch der Ausstoß von CO -Emissionen um etwa ein Drittel reduziert. Deshalb 2 gilt der Ausbau von KWK als eine erfolgversprechende Maßnahme zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Senkung von CO -Emissionen. Im Ländervergleich ist 2 jedoch ein extrem unterschiedlicher Ausbau der KWK festzustellen. So hat die KWK-Stromerzeugung in Deutschland nur einen Anteil von etwa zehn Prozent am gesamten Stromaufkommen, dagegen liegt der KWK-Stromanteil in Österreich, Finnland, den Niederlanden und Dänemark zwischen 20 und 50 Prozent. Am B- spiel dieser Vorreiterländer zeigt sich, dass es mit Hilfe nachhaltiger, koordinierter politischer Initiativen gelingen kann, Hindernisse, die der Verbreitung der KWK im Wege stehen, zu überwinden. Die Dissertation von Yeon-Mi Jung analysiert die KWK-Förderungspolitik in Deutschland und Südkorea. Die Autorin untersucht, welche politischen und ö- nomischen Rahmenbedingungen für die KWK in Deutschland und Südkorea v- handen sind und ob diese sich geändert haben. Dann geht Yeon-Mi Jung der Frage nach, welche Akteure bei der Formulierung und Entscheidung über die Förderung von KWK teilgenommen haben. In diesem Zusammenhang wird die Rolle von Staat und Energiewirtschaft als wichtigste energiepolitische Akteure sowie ihre Interaktionen unter den systemischen und situativen Handlungsbedingungen untersucht.

Dr. Yeon-Mi Jung promovierte bei PD Dr. Lutz Mez an der Freien Universität Berlin. Sie leitet heute die Klimaschutz Strategie Abteilung der Eco-Frontier co. in Seoul, Südkorea.

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Leseprobe
3 KWK-Politik in Deutschland (S. 52-53)

In diesem 3. Kapitel geht es um Überlegungen zur KWK-Politik in Deutschland anhand eines Vergleiches mit der südkoreanischen KWK-Politik. In den Kapiteln 3.1 und 3.2 werden energie- und umweltpolitische Rahmenbedingungen im Hinblick auf die Förderung von KWK-Anlagen in Deutschland dargestellt, wobei insbesondere die Rolle der KWK-Anlagen im Spannungsfeld von Liberalisierung der Energiesektoren und Klimaschutzpolitik berücksichtigt wird. Durch die Unterteilung der zwei Entwicklungsphasen der KWK-Politik auf der Basis des Rot-Grünen Regierungswechsels und der Liberalisierung des Stromsektors von 1998 werden Politikfelder um die KWK in Deutschland zusammengefasst.

Im anschließenden Kapitel 3.3 werden die in der Diskussion um das Gesetz zum Schutz der Stromerzeugung aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK-Vorschaltgesetz) im Jahr 2000 sowie das KWK-Modernisierungsgesetz 2002 und die an der KWK-Vereinbarung 2001 beteiligten Akteure und ihre Interessenkonstellationen sowie Koalitionen untersucht, nicht nur um einen historischen Überblick über die Entwicklung der KWK-Politik in Deutschland zu geben, sondern auch um die dominierende Koalition in der jeweiligen Phase herauszufinden.

Des Weiteren werden die Schlüsselakteure der Energieeffizienzpolitik, deren Interessenprofil und Einflusschancen sowie die sektoralen Akteurkonstellationen und institutionalisierten Akteurnetzwerke analysiert. Die Akteursanalyse anhand der Fallstudie KWK-Vorschaltgesetz 2000 und KWK-Modernisierungsgesetz 2002 sowie der KWK-Vereinbarung 2001 in Deutschland ist auf die politische Formulierung der Förderung von KWK-Anlagen durch die beteiligten Akteure wie staatliche Stellen, Energiewirtschaft, Forschungsinstitutionen und Umweltorganisationen im Zeitraum von 1998 bis 2002 beschränkt. Das Ergebnis dieser Untersuchung wird in Kapitel 3.4 kurz dargestellt.

3.1 Einführung in das politische System Deutschlands

Die Bundesrepublik Deutschland liegt in der Mitte Europas. Das Land ist von neun Nachbarn umgeben: Östlich grenzen Polen und die Tschechische Republik an, südliche Nachbarn sind die Schweiz und Österreich, westlich liegen die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich, nördlicher Nachbar ist Dänemark. Die zentrale Lage der Bundesrepublik macht sie zu einem wichtigen Transitland. Die Bundesrepublik ist das bevölkerungsreichste Land der Europäischen Union. Die Bevölkerungsdichte ist zweimal so hoch wie im EU-Durchschnitt. Mit dem höchsten Bruttosozialprodukt nach den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und Japan verfügt die Bundesrepublik über die drittstärkste Volkswirtschaft der Welt.

Ein wesentliches Merkmal der deutschen Volkswirtschaft ist dabei der Handelsbilanzüberschuss. In diesem Zusammenhang wird Deutschland gerne auch das Prädikat des „Exportweltmeisters" verliehen. Dies macht die deutsche Volkswirtschaft aber auch besonders anfällig gegenüber externen Schocks. So hat der internationale Konjunktureinbruch nach dem 11. September 2001 Deutschland besonders stark getroffen und die Arbeitslosenquote sich auf einem zweistelligen Niveau eingependelt, wobei sie im Osten des Landes überdurchschnittlich hoch ist. Wegen der nach wie vor ungleichen Lebensverhältnisse hält die hohe Zahl an Fortzügen von Ost nach West weiter an. Äußeres Kennzeichnen für die Phase nach dem 2. Weltkrieg ist die Westbindung des Landes.

Die Bundesrepublik ist Gründungsmitglied der Europäischen Gemeinschaft, gehört seit 1955 der Nordatlantikvertrag-Organisation (North Atlantic Treaty Organisation: NATO) an und zählt zur Gruppe der Acht wichtigsten Industrieländer (G8). Mit der deutschen Vereinigung hat die Bundesrepublik die volle Souveränität erlangt, was zugleich mit der Übernahme größerer internationaler Verantwortung – etwa der Beteiligung an multilateralen Militäreinsätzen – einherging.

Das politische System Deutschlands ist mit dem Beitritt der fünf ostdeutschen Länder am 3. Oktober 1990 nicht grundlegend verändert worden. Vielmehr sind die wesentlichen Institutionen auf den Osten übertragen worden. Das Grundgesetz vom Mai 1949 wurde keiner Totalrevision unterzogen, sondern nur auf seinen Reformbedarf hin untersucht. Zu den im September 1994 verabschiedeten Neuerungen im Rahmen Gesetzes zur Verfassungsreform zählt, dass der Umweltschutz als Staatsziel ins Grundgesetz aufgenommen wurde (Gros 1999, S. 92–105, Jänicke et al. 2002, S. 113f.).
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort7
Vorwort9
Inhaltsverzeichnis10
Abbildungsverzeichnis14
Tabellenverzeichnis16
Abkürzungsverzeichnis20
Zusammenfassung24
1 Einleitung26
1.1 Fragestellung26
1.2 Methodisches Vorgehen und Aufbau der Arbeit28
1.3 Wissenschaftliches und allgemeines Ziel30
2 Theoretische Grundlage zur KWK und zu ihrer Analyse32
2.1 Theoretische Verknüpfungen von Ökonomik und Politik bei der Einführung von KWK-Anlagen32
2.2 Konzepte von Energieeffizienz und KWK41
2.3 Problemstellung und Überblick46
3 KWK-Politik in Deutschland53
3.1 Einführung in das politische System Deutschlands53
3.2 Energie- und klimaschutzpolitische Ausgangslage in Deutschland56
3.3 Energieeffizienzpolitik im Rahmen von Liberalisierung und Klimaschutz77
3.4 Akteursanalyse zur KWK-Politik in Deutschland im Zeitraum von April 1998 bis April 200294
3.5 Zwischenfazit:Advocacy-Koalitionen zur inhaltlichen Gestaltung des KWK-Gesetzes und der KWK-Vereinbarung in Deutschland128
4 KWK-Politik in Südkorea133
4.1 Einführung in das politische System Südkoreas133
4.2 Energie- und klimaschutzpolitische Ausgangslage in Südkorea136
4.3 Geschichtlicher Abriss der KWK-Politik im Hinblick auf die Entwicklung der Strom- und Wärmewirtschaft in Südkorea169
4.4 Energie- und klimaschutzpolitische Fördermaßnahmen für KWK-Anlagen in Südkorea197
4.5 Analyse der KWK-Politik zur Förderung kleiner KWK-Anlagen in Südkorea221
4.6 Zwischenfazit: Ebenen und Varianten der Vernetzung im Politikfeld der Förderung von KWK in Südkorea255
5 Fazit269
Literaturverzeichnis281

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