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E-Book

Energieräuber in Familie, Beziehung und Job erkennen und abwehren

AutorIngalill Roos
VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783451812347
Altersgruppe25 – 99
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Viele Menschen kennen das: Im Leben gibt es Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder, bei denen man oft das Gefühl hat, sie rauben einem Energie. Nach Verabredungen fühlt man sich erschöpft und frustriert. Oder hat das Gefühl, nicht wertgeschätzt zu werden. Hier sind 'Energieräuber' am Werk: Menschen, die ihre Probleme bei uns abladen und uns Freude nehmen. Ingalill Roos zeigt in ihrem Buch, wie wir diese kraftraubenden Beziehungen erkennen und zu einem ausgeglichenen Geben und Nehmen zurückfinden können.

Ingalill Roos ist diplomierte Sozialwissenschaftlerin und Psychotherapeutin und betreibt eine eigene Praxis für Gesprächstherapie in Göteborg. 'Energiediebe' ist ihr erstes Buch, das in Schweden zahlreiche Auszeichnungen erhielt.

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Leseprobe

TEIL I


Energieraub – ein aggressives Verhalten


Jede Wahrheit durchläuft drei Stadien, zunächst wird sie verlacht, dann wird sie bekämpft, schließlich wird sie als selbstverständlich angenommen.

Arthur Schopenhauer

In diesem Buch habe ich mich darauf konzentriert, ein Verhalten zu erforschen, das viel Leid, Frustration und große Enttäuschung verursacht. Aus meiner Sicht ist dieses Verhalten auch die Hauptursache dafür, dass es den Menschen so schwerfällt, einander nahezukommen. Es geht also nicht um gut funktionierende, überwiegend harmonische zwischenmenschliche Beziehungen, in denen es möglich ist, sich auszutauschen, auszusprechen und Dinge auf Augenhöhe zu klären, sondern um Konstellationen, in denen ein starkes Machtbedürfnis und Machtgefälle herrscht, in denen Menschen leiden und Schaden nehmen. Für diejenigen, die im Zentrum des Phänomens stehen, habe ich den Ausdruck Energieräuber gewählt. Ich meine damit Menschen, die ihre eigenen belastenden Gefühle an anderen abreagieren, um sich Erleichterung zu verschaffen und Energie zu gewinnen. Ich nenne sie deshalb Räuber, weil sie sich ungefragt und manchmal sogar durchaus aggressiv aneignen, was beim rechtmäßigen Besitzer bleiben sollte und diesem nachher fehlt.

In diesem Buch werde ich abwechselnd von Energieräubern und von Menschen mit räuberischem Verhalten reden – in Bezug auf die Energie, versteht sich. Im Zusammenhang mit Beziehungen wird vom nehmenden Part oder vom Nehmertyp beziehungsweise vom gebenden Part und vom Gebertyp die Rede sein.

Energieräuber finden sich in allen gesellschaftlichen Gruppen, in allen sozialen Schichten, völlig unabhängig von Status und Besitz, von Beruf, Ausbildung und Religionszugehörigkeit. Ich nenne den Energieräuber aus grammatischen Gründen »er«, aber es versteht sich von selbst, dass ein Energieräuber sowohl männlich als auch weiblich sein kann.

Es ist nicht immer leicht zu erkennen, wann ein Energieräuber seine inneren Konflikte an der Umgebung auslässt. Deshalb ist es wichtig, sich die Mechanismen hinter dem räuberischen Verhalten klarzumachen.

Ausgehend von den Grundlagen der Erforschung der menschlichen Psyche – hierbei spielen für mich vor allem Sigmund Freuds und Carl Gustav Jungs Theorien eine große Rolle –, stütze ich mich auf meine Arbeit und langjährige Erfahrung als psychodynamische Gesprächspsychotherapeutin sowie auf die Kenntnisse, die mir während meiner Psychotherapieausbildung vermittelt wurden.

Um das Verständnis dafür zu erleichtern, wie es sich anfühlen kann, in einer Beziehung zu leben, in der ein Partner ein räuberisches Verhalten an den Tag legt, habe ich mich für einige einleuchtende Fallbeispiele entschieden, die später im Buch vorgestellt werden.

Diese Beispiele zeigen, wie es ist, wenn einer alleine die ganze Last der Schuld tragen muss, sobald Probleme in der Beziehung auftreten. Ziel des Buches ist es auch, übliche Muster und typische Verhaltensweisen von Energieräubern deutlich werden zu lassen. Ich schildere Beispiele für räuberisches Verhalten, aber auch für andere häufig vorkommende Verhaltensweisen, von denen ein typischer Energieräuber Gebrauch macht. Selbstverständlich variieren die Muster von Individuum zu Individuum und bei einigen Menschen sind sie auch nicht eindeutig auszumachen.

Projektion


In der Psychologie wird die in diesem Buch behandelte Problematik als Projektion bezeichnet, was bedeutet, dass jemand seine unerwünschten, negativen, teils unbewussten Gefühle und seine Unlust auf andere Menschen projiziert und sich so Entlastung verschafft.

Ein Mensch mit räuberischem Verhalten möchte sich seine Fehler und Schwächen nicht eingestehen, sondern bei sich nur das sehen, was gut ist. Er wird von alten Mustern gesteuert – meist unbewusst –, die ihn die Energie anderer zum eigenen Vorteil nutzen lassen. Durch seine Art schafft er eine Situation ohne Austausch und Beziehungen, in denen es kein Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen gibt. Ein Energieräuber leugnet die Gefühle, die ihn von innen bedrohen, und lebt in einer permanenten Verteidigungshaltung, um sich nicht selbst konfrontieren zu müssen. Die verleugneten Gefühle suchen sich ein Ventil als undefinierte Wut, die nach außen gerichtet wird. Er gibt ungefragt negative Kommentare ab, kritisiert andere in der Absicht, sie abzuwerten, widerspricht, sagt, wo es lang geht, und will immer das letzte Wort haben. Auf diese Weise verbreitet er Unlust und Unbehagen. Der Energieräuber bekommt einen Energiekick, während der »Beraubte« geschwächt wird, sich kraftlos und matt fühlt und am Ende sogar völlig erschöpft zurückbleiben kann. Oftmals scheinen diese Gefühle und das Unbehagen an der Situation unbegreiflich und unerklärlich, man fühlt nur diffus, dass etwas nicht stimmig ist … den Zusammenhang erkennt man nicht.

Streit und Missverständnisse im Alltag haben ihren tieferen Grund häufig in Projektionen. Weil der Ablauf der Konflikte darauf basiert, dass der Energieräuber Macht gewinnen und andere unterwerfen möchte, ist die Situation oft schwer zu klären und mit Worten und Argumentation kaum zu bereinigen.

Oftmals hat die Person mit dem räuberischen Verhalten eine Situation aus ihrer Vergangenheit nicht bewältigt. Die treibende Kraft für ihr Verhalten ist der Wille, sich gegen frühere Gefühle aufzulehnen. Der kleinste Wunsch eines Mitmenschen kann dann zum Beispiel als unzumutbare Forderung erlebt werden, weil frühere Verstimmungen als Gefühlsaufwallung plötzlich in die Jetzt-Zeit hineinreichen. Manche kanalisieren ihre Gefühle ganz offen, andere eher subtil – mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht kann ein Energieräuber die giftigsten Pfeile abschießen, um sich selbst in eine Position der Überlegenheit zu bringen.

Projektion ist ein Machtverhalten und kann viele kraftvolle, verdrängte Gefühle transportieren, oftmals Hass oder Wut. Wenn die Projektionen sich in Worten äußern, sind diese häufig hoch emotional und treffen die Menschen, an die sie gerichtet werden, tief und wirken verletzend. Die Jung’sche Analytikerin Marie-Louise von Franz beschreibt in ihrem Buch Spiegelungen der Seele, dass ein Mensch, der seinen Schatten auf jemanden projiziert, von einem inneren Zwang getrieben ist, seinen Hass verbal zu kanalisieren. Die Worte, die das Gegenüber treffen, sind wie Projektile – von kleineren Sticheleien bis zu grob kränkender Kritik – und symbolisieren einen negativen Energiestrom, den der Projizierende gegen andere richtet. Wird man zur Zielscheibe von negativen Projektionen eines anderen Menschen, spürt man den Hass oft geradezu körperlich.

Das Projizieren auf das Gegenüber ist keine singuläre Verhaltensweise, sondern geschieht immer wieder. Wenn der Energieräuber in Gefahr gerät, von seiner Umgebung konfrontiert zu werden, schützt er sich hinter den dicken Mauern seiner Verteidigungsmechanismen. Ein Gebertyp oder eine vermittelnde Person sollten deshalb keine allzu hohen Erwartungen haben, die Problematik oder den Konflikt mit einem Energieräuber besprechen oder klären zu können. Er bringt alles Erdenkliche zu seiner Verteidigung und zur Rechtfertigung seiner Handlungsweisen vor und weigert sich, eigene Schuld einzugestehen.

Innere Entwicklung und Reifung wird aber nur möglich, wenn sich der Betreffende bewusst macht, was die unangenehmen Gefühle verursacht und warum es ihm so schlecht geht. Er reflektiert und verarbeitet dann seine Konflikte, anstatt sie nach außen zu tragen.

Wenn quälende Erinnerungen und Gefühle aus der Vergangenheit unter der Oberfläche liegen, tauchen sie in den unterschiedlichsten Situationen wieder auf. Alte Erinnerungen haben eine starke innere Dynamik, die es schwer macht, die Welt im Hier und Jetzt richtig wahrzunehmen. Menschen, die viele negative Erinnerungen mit sich herumtragen und diese auf ihre Umgebung projizieren, haben sich noch nicht zu Erwachsenen entwickelt, die in der Lage sind, Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen und zu tragen.

Jeder, der sich selbst mit klarem Blick betrachten kann und nicht mehr in seinen Mustern gefangen ist, kann sich selbst und anderen gegenüber aufrichtig sein. Dann werden Vorstellungen nicht mehr mit der Wirklichkeit vermischt, der Blick auf die Realität wird klarer und der Mensch kann sich zu einer bewussten Persönlichkeit entwickeln.

Psychische Altlasten


Im Unbewussten des Menschen, in seinem inneren Raum, gibt es Dinge, die er seit seiner Kindheit und Jugend mit sich trägt: Schicht auf Schicht lagern dort Verdrängtes, Verleugnetes und emotionale Erinnerungen. Ich nenne diese Dinge »Altlasten«. Es geht dabei um verdrängte, schmerzhafte Gefühle, die unter der Oberfläche lagern, aber heimlich das Ruder führen. Jeder trägt solche Altlasten unterschiedlicher Art und Ausprägung mit sich, alle müssen sich mit inneren Konflikten auseinandersetzen. Keiner von uns ist in den Jahren seines Aufwachsens immer in seiner ganzen Persönlichkeit gesehen und bestätigt worden und der unterschiedlich ausgeprägte Mangel an nährender Fürsorge und Achtsamkeit hat Verteidigungsmechanismen als Schutzmaßnahmen auf den Plan gerufen. Wenn die mitgebrachten Altlasten – also Dinge, die nicht zur eigentlichen Beziehung gehören – beispielsweise zwischen zwei Partnern stehen, entsteht eine große innere Distanz. Die Grundlage für eine gute Beziehung fehlt, nämlich, dass beide Partner ihr Leben klar sehen können und zur Selbsterkenntnis gelangt sind. Das hindert die...

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