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E-Book

Entdecke deine innere Stärke

Wahre Heimat in dir selbst und Verbundenheit mit anderen finden

AutorBrené Brown
VerlagKailash
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783641232382
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Das Leben aus vollem Herzen leben
In einer Welt, die so schnelllebig und flüchtig ist, in einer Zeit der Heimatlosigkeit und emotionalen Entwurzelung, ist es umso wichtiger zu wissen, wo wir hingehören und woran wir uns festhalten können. Die renommierte Psychologin Brené Brown zeigt, dass innere Stärke der Raum ist, wo Liebe, Zugehörigkeit, Freude und Kreativität entstehen. Unter ihrer behutsamen Anleitung entdecken wir unsere innere Verwurzelung neu und entwickeln eine kraftvolle Vision, die uns ermutigt, Großes zu wagen.

Brené Brown ist Professorin am Graduate College of Social Work in Houston, Texas. Seit dreizehn Jahren erforscht sie die Themen Verletzlichkeit, Scham, Authentizität und innere Stärke. Ihr TED-Talk 'Die Kraft der Verletzlichkeit', der über 23 Millionen Mal heruntergeladen wurde, machte sie weltweit bekannt. Ihre Bücher, darunter 'Die Gaben der Unvollkommenheit' und 'Verletzlichkeit macht stark', avancierten in den USA zu Bestsellern. Die beliebte Vortragsrednerin lebt mit ihrem Mann Steve und zwei Kindern in Houston.

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Leseprobe

Eins

Überall und nirgends

Immer wenn ich anfange zu schreiben, spüre ich, wie mich die Angst überwältigt. Besonders schlimm ist es, wenn ich daran denke, dass die Ergebnisse meiner Forschung alt hergebrachte Vorstellungen über den Haufen werfen werden. Von dort aus ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis ich mir sage: Wer bin ich eigentlich, das zu behaupten? Oder: Es wird bei den Leuten gar nicht gut ankommen, wenn ich ihre Überzeugungen infrage stelle.

In diesen unsicheren und riskanten Momenten der Verletzlichkeit lasse ich mich von Menschen inspirieren, die mutig neue Wege beschreiten oder sich als unbequeme Störenfriede betätigen. Ihre Unerschrockenheit wirkt ansteckend auf mich. Jedes Interview, jeden Aufsatz, jeden Vortrag und jedes Buch, das ich von ihnen oder über sie zu fassen bekomme, lese ich. Ich tue dies, damit sie mir beistehen und Mut zusprechen, wenn ich gerade wieder einmal von meiner Angst beherrscht werde. Außerdem lassen sie mir kaum irgendwelchen Blödsinn durchgehen, während sie mir über die Schulter blicken.

Ich habe ein bisschen gebraucht, um diese Methode zu entwickeln. Als ich jünger war, zog ich den umgekehrten Ansatz vor – holte mir haufenweise Kritiker und Schwarzmaler in den Kopf. Ich saß am Schreibtisch und stellte mir die Gesichter der Professoren vor, die ich am wenigsten mochte; die meiner schroffsten und zynischsten Kollegen oder die meiner gnadenlosesten Online-Kritiker. Wenn ich sie bei Laune halten kann oder zumindest verhindere, dass sie meckern, dachte ich, bin ich aus dem Schneider. Das führte zu einer Situation, die für Sozialwissenschaftler fatal ist: Ich kam auf Ergebnisse, die sich leicht in bestehende Weltbilder einfügen ließen; Ergebnisse, die existierende Vorstellungen höchstens vorsichtig anstupsten, ohne dass sie irgendwen verstimmten, ungefährliche, ausgewählte, angenehme Forschungsergebnisse. Nichts davon war authentisch, es waren »Beiträge«, die ich zollte.

Ich entschloss mich also, die Schwarzmaler und Panikmacher zu feuern. Statt ihrer trommelte ich jene Männer und Frauen zusammen, die mit ihrem Mut und ihrem Einfallsreichtum die Welt gestalten. Und die, zumindest hin und wieder, die Leute so richtig wütend gemacht haben. Es ist ein bunt gemischter Haufen: J.K. Rowling, die Autorin der Harry-Potter-Bücher, die ich so sehr liebe, ist meine Ansprechpartnerin, wenn ich darum kämpfe, für eine noch fremde Ideenwelt, die sich gerade erst aus meinen Forschungsergebnissen herauskristallisiert, Worte zu finden. In meiner Fantasie sagt sie zu mir: Es ist wichtig, neue Welten zu entwerfen, aber du solltest sie nicht bloß beschreiben. Schenk uns die Geschichten, aus denen deine neue Welt besteht. Wie merkwürdig und wild diese neue Welt auch sein mag: In ihren Geschichten werden wir uns wiedererkennen.

Die Autorin und Aktivistin bell hooks tritt vor, wenn ich in eine mühselige Diskussion über Rasse, Geschlecht oder Klasse verwickelt bin. Von ihr habe ich gelernt, das Unterrichten als heiligen Akt zu betrachten, und sie hat mir beigebracht, dass das Unbehagen zum Lernen dazugehört. Ed Catmull, Shonda Rhimes und Ken Burns wiederum stellen sich hinter mich und flüstern mir ins Ohr, wenn ich eine Geschichte erzähle. Sie stoßen mich an, wenn ich schludrig werde und die Einzelheiten und Dialoge überspringen will, die überhaupt erst Sinn in eine Geschichte bringen. »Nimm uns mit in diese Geschichte«, beharren sie. Auch zahlreiche Musiker und Künstler kreuzen auf, genau wie Oprah. Ein Ratschlag von ihr hängt in meinem Arbeitszimmer an der Wand: »Glaube nur nicht, dass du dein Leben oder deine Arbeit mutig bestreiten kannst, ohne jemanden zu enttäuschen. Das wird nicht funktionieren.«

Meine längste und treuste Beraterin aber ist Maya Angelou. Mit ihrem Werk kam ich zum ersten Mal in Kontakt, als ich mich vor 32 Jahren im College mit Lyrik beschäftigte. Ihr Gedicht »Still I Rise«1 änderte alles für mich. Es strahlte so viel Kraft und Schönheit aus. Ich sammelte dann jedes Buch von ihr, das ich finden konnte, jedes Gedicht und jedes Interview. Ihre Worte waren mir Lehre, Ansporn und Heilung zugleich. Ich weiß nicht wie, aber sie schaffte es, voller Freude und gleichzeitig völlig schonungslos zu sein.

Ein Zitat von Maya Angelou allerdings gab es, dem ich aus tiefstem Herzen widersprechen wollte. Es war eine ihrer Aussagen zum Thema Zugehörigkeit, auf die ich stieß, als ich an der University of Houston ein Seminar über Rasse und Klasse gab. In einem Interview, das Bill Moyers mit ihr geführt hat und das im Jahr 1973 im öffentlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde, sagt Angelou:

Man ist erst dann frei, wenn man erkennt, dass man nirgendwo hingehört: Man gehört überall hin – und nirgends. Der Preis ist hoch. Aber die Belohnung auch.2

Ich weiß noch genau, was ich dachte, als ich dieses Zitat las: Das stimmt einfach nicht. Was wäre die Welt, wenn niemand irgendwo hingehörte? Nur eine Ansammlung einsamer Menschen, die nebeneinanderher leben. Ich habe das Gefühl, dass sie die Kraft der Zugehörigkeit nicht versteht.

Über zwanzig Jahre lang, immer wenn ich über dieses Zitat stolperte, fühlte ich Ärger in mir hochkommen. Warum sagt sie das? Es stimmt einfach nicht. Zugehörigkeit ist wesentlich. Zu irgendetwas, zu irgendjemanden, an irgendeinen Ort müssen wir doch gehören. Ich erkannte bald, dass mein Ärger zwei Ursachen hatte. Zum einen bedeutete mir Maya Angelou inzwischen so viel, dass ich den Gedanken, dass wir in einer so wichtigen Sache unterschiedlicher Meinung sein sollten, kaum ertragen konnte. Zum anderen zählten der Druck, sich anzupassen und das Leiden an der Nichtzugehörigkeit in meinem eigenen Leben zu den schmerzhaftesten Themen überhaupt. Das Konzept »nirgends hinzugehören« hatte für mich beim besten Willen nichts mit Freiheit zu tun. Mich zu fühlen, als würde ich niemals wirklich irgendwo hingehören, war der große Schmerz meiner Kindheit und Jugend gewesen.

Von Freiheit konnte keine Rede sein.

Erfahrungen der Nichtzugehörigkeit bilden das Zeitraster meiner Biografie, und sie begannen früh. In den Kindergarten ging ich an der Paul Habans Elementary in New Orleans, West Bank. Wir schrieben das Jahr 1969, und so wundervoll diese Stadt war und immer noch ist – sie erstickte fast am Rassismus. Erst in diesem Jahr war die Rassentrennung an den Schulen offiziell aufgehoben worden. Ich erfuhr und verstand kaum etwas von dem, was da vor sich ging, dazu war ich noch zu klein; aber ich wusste, wie geradeheraus und hartnäckig meine Mom sein konnte. Sie meldete sich häufig zu Wort und schrieb sogar einen Brief an die Zeitung Times-Picayune, in dem sie die Rechtmäßigkeit eines Verfahrens infrage stellte, das wir heute »Racial Profiling« nennen. Ich spürte die enorme Energie, die von ihr ausging. Für mich war sie trotzdem einfach die Mutter, die im Klassenzimmer aushalf und die für mich, meine Barbiepuppe und sich selbst die gleichen gelbkarierten Shiftkleider nähte.

Wir waren aus Texas hergezogen, was für mich sehr schwierig gewesen war. Ich vermisste meine Großmutter schrecklich, doch gleichzeitig war ich ganz wild darauf, im Kindergarten und in unserer Straße neue Freunde zu finden. Das erwies sich allerdings als kompliziert. Die Namenslisten der Klassen wurden damals für alles genutzt, für Anwesenheitsnachweise genau wie für Geburtstagseinladungen. Eines Tages winkte die andere Freiwillige, die an diesem Tag zusammen mit meiner Mutter im Klassenzimmer aushalf, mit der Liste und rief: »Sieh dir nur all diese schwarzen Kinder an! Und diese Namen! Sie heißen alle Casandra!«

Huch, dachte meine Mutter. Vielleicht erklärte das, warum ich fast nie zu den Partys meiner weißen Freunde eingeladen wurde. Meine Mutter lässt sich bei ihrem zweiten Vornamen rufen, aber ihr erster Name ist Casandra. Und wie lautete wohl mein vollständiger Name auf der Liste? Casandra Brené Brown. Jeder Afroamerikaner weiß genau, warum die weißen Familien mich nie zu sich nach Hause einluden. Es ist der gleiche Grund, aus dem mir eine Gruppe afroamerikanischer Magisterstudentinnen am Ende des Semesters eine Karte überreichte, auf der stand: »Na gut, Sie sind wirklich Brené Brown.« Die Studentinnen hatten sich zu meinem Seminar über Frauenfragen angemeldet und fielen fast von ihren Stühlen, als ich mich am ersten Tag im Seminarraum hinter das Pult setzte. Eine Studentin sagte: »Sie sind aber nicht Casandra Brené Brown?« Jawohl, die bin ich. Aus demselben Grund rief die zuständige Dame, als ich in einer Arztpraxis in San Antonio zum Vorstellungsgespräch für einen Job als Teilzeit-Rezeptionistin eintraf: »Sie sind Brené Brown! Was für eine angenehme Überraschung!« Und ja, ich beendete das Gespräch, bevor wir uns auch nur hingesetzt hatten.

Die schwarzen Familien luden mich herzlich ein – aber ihr Schreck war ihnen deutlich anzumerken, wenn ich durch die Tür trat. Eine Freundin erzählte mir, dass ich der erste weiße Mensch gewesen sei, der jemals ihr Zuhause betreten habe. Es ist verdammt schwierig, sich auf so etwas einen Reim zu machen, wenn man vier Jahre alt ist und eigentlich gekommen ist, um mit den anderen Topfschlagen zu spielen und Geburtstagstorte zu essen. So einfach Zugehörigkeit im Kindergarten sein sollte – mich beschäftigte schon damals, warum ich mich in jeder Gruppe als...

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