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Entdeckungsreise nach Tahiti und in die Südsee 1772 - 1775

Vollständige Ausgabe

AutorGeorg Forster
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl386 Seiten
ISBN9783849613914
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Diese spannende Reisebeschreibung erzählt von der gefährlichen Reise des deutschen Geographen, bei der er an Bord von James Cooks Schiff vielen Gefahren trotzen musste und viele neue Länder entdeckte.

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Leseprobe

5. Kapitel - Aufenthalt in der Dusky-Bai – Beschreibung derselben – Nachricht von unseren Verrichtungen


 

Nach einer Fahrt von einhundertzweiundzwanzig Tagen, auf der wir ungefähr dreitausendfünfhundert Seemeilen in offener See zurückgelegt hatten, kamen wir endlich am 26. März mittags in der Dusky-Bai an. Diese Bai hatte Kapitän Cook bereits auf seiner vorigen Reise entdeckt, ohne sie jedoch zu besuchen. Aus großer Ungeduld wünschten wir, gleich an der Mündung der Bai vor Anker zu kommen, allein da das Senkblei dort eine allzu große Tiefe, nämlich vierzig Faden anzeigte und etwas weiter gar mit sechzig kein Grund zu finden war, mußten wir weiter hineinsegeln. Das Wetter war schön und warm, und ein sanfter Wind führte uns an vielen felsigen Inseln vorbei, die alle mit Bäumen und Büschen bewachsen waren. Ganze Scharen von Wasservögeln belebten die Felsen, und das Land ertönte vom Gesang der gefiederten Waldbewohner.

 

Um drei Uhr nachmittags kamen wir endlich an einer Insel vor Anker. Kaum war das Schiff in Sicherheit, als unsere Matrosen ihre Angeln auswarfen, und nach wenigen Augenblicken sah man sie eine Menge vortrefflicher Fische aus dem Wasser ziehen. Wir fanden sie von bestem Geschmack, und da wir so lange gefastet hatten, war es kein Wunder, daß uns diese neuseeländische Mahlzeit als die herrlichste in unserem ganzen Leben vorkam. Zum Nachtisch ergötzte sich unser Auge an der vor uns liegenden Landschaft, die aus Felsen bestand, von Wäldern gekrönt, deren Alter in die Zeit der Sündflut zu reichen schien, und wo sich allerorten Wasserfälle herabstürzten. Zwar hätte es bei weitem nicht solcher Schönheiten bedurft, um uns zu entzücken, denn nach einer so langen Entfernung vom Lande ist es wahrlich sehr leicht, selbst die ödeste Küste für das herrlichste Land der Schöpfung anzusehen.

 

Gleich nach Tische wurden zwei Boote ausgesetzt, um für unser Schiff einen sicheren Hafen ausfindig zu machen, da unser Ankerplatz nur fürs erste gut genug war. Wir machten uns diese Gelegenheit zunutze, Untersuchungen in der Naturgeschichte anzustellen, und wir trennten uns, um von beiden Booten aus Entdeckungen zu machen. Beide Parteien fanden günstige Häfen mit einem Überfluß an Holz und Wasser, und sie trafen so viele Fische und Wasservögel an, daß man hoffen konnte, es werde uns an nichts fehlen. So günstige Aussichten bewogen den Kapitän, einige Zeit hier zuzubringen, da er auf seiner ersten Reise dies südliche Ende von Neuseeland nur flüchtig untersucht hatte. Unsererseits fanden wir sowohl im Tier- als auch im Pflanzenreiche neue Reichtümer, und es gab kaum eine Gattung, die mit den bekannten völlig übereinstimmte.

 

Am folgenden Tage wurde in aller Frühe ein Boot nach der Küste geschickt, und nach Verlauf dreier Stunden brachte es so viele Fische aufs Schiff, daß das ganze Schiffsvolk eine Mahlzeit davon halten konnte. Der beste und wohlschmeckendste davon war eine Art Kabeljau, den die Matrosen wegen seiner Farbe Kohlfisch nannten. Um neun Uhr gingen wir unter Segel und liefen den gestern ausfindig gemachten Ankerplatz an, der Pickersgill genannt wurde. Hier lagen wir in einer kleinen Bucht nahe am Ufer, das wir mit einem Steg aus wenigen Planken erreichen konnten. Die Bäume standen so nahe am Schiff, daß die Äste bis an unsere Masten reichten, und ein schöner Strom frischen Wassers floß nur einen Pistolenschuß weit vom Schiff entfernt.

 

Unsere erste Arbeit war nun, einen nahegelegenen Hügel abzuholzen, um die Sternwarte und die Schmiede dort aufzustellen. Unser Eisenwerk hatte eine schnelle Ausbesserung dringend nötig. Zu gleicher Zeit wurden auch für die Segelmacher, Böttcher, Wasserträger und Holzhauer Zelte aufgeschlagen. Dabei verringerte sich bereits die gute Meinung, die unsere Leute von diesem Lande gehabt hatten, denn die ungeheure Menge von Schlingpflanzen, Dornen, Strauchwerk und Farnkraut machten es ungemein mühsam, ein Stück Land davon zu befreien, und dies ließ uns voraussehen, daß es ungemein mühsam sein werde, tief in das Innere des Landes einzudringen. In der Tat ist es wahrscheinlich, daß in diesem Teil von Neuseeland die Wälder noch unangetastet und in ihrem ursprünglichen Zustande geblieben sind. Überall lag auch eine Menge von verfaulten Bäumen im Wege, die vom Winde umgeworfen oder vor Alter umgefallen und zu einer fetten Holzerde geworden waren. Oft bedeckte eine täuschende Rinde das innere verfaulte Holz, und wer es wagte, darauf zu treten, fiel bis mitten an den Leib hinein.

 

Das Tierreich lieferte uns auch einen Beweis, daß die Dusky-Bai gänzlich unbewohnt sein müsse, denn eine Menge kleiner Vögel schienen noch nie einen Menschen gesehen zu haben, so unbesorgt blieben sie auf den nächsten Zweigen sitzen oder hüpften wohl gar auf dem äußersten Ende unserer Vogelflinten herum. Diese unschuldige Dreistigkeit schützte sie anfänglich, denn wer hätte so hartherzig sein können, sie zu schießen. Wenige Tage später aber hatte eine Schiffskatze ausfindig gemacht, daß hier eine vortreffliche Gelegenheit zu einem herrlichen Fraß sei, worauf sie jeden Morgen einen Spaziergang ins Holz unternahm, um eine schreckliche Niederlage unter den kleinen Vögeln anzurichten.

 

Bei dem Überfluß an Fischen und Wasservögeln fehlte es auf unserer Tafel nur noch an frischem Gemüse. Diesem Mangel suchten wir daher auf unseren botanischen Spaziergängen abzuhelfen und fanden gleich am ersten Tage einen zur Myrthenfamilie gehörigen Baum, der gerade in Blüte stand. Die Blätter waren angenehm aromatisch und gaben beim ersten Aufguß dem Wasser einen angenehm aromatischen Geschmack, der aber beim zweiten Aufguß einer ungemeinen Bitterkeit wich. Der Gebrauch dieser Pflanze trug viel dazu bei, das Blut zu reinigen und alle skorbutischen Symptome zu vertreiben. Man versuchte auch die Blätter eines anderen Baumes zur Infusion zu gebrauchen, und wir fanden bald, daß er wegen seines harzigen Geschmacks zu jenem gesunden Getränk, das in Westindien unter dem Namen Sprossenbier bekannt war, gebraut werden konnte. Ungeachtet sich in den hiesigen Wäldern nur der Sprossenbaum fand, von dem man etwas genießen konnte, so waren die übrigen in großer Menge und Verschiedenheit vorhandenen Bäume teils zum Schiffbau, teils zu Tischler- oder anderer Holzarbeit gut zu brauchen.

 

Wir waren nicht zwei Tage in dieser Bai, da waren wir bereits überzeugt, daß sie bewohnt sein müsse. Als nämlich am 28. morgens einige Offiziere in einem kleinen Boot auf die Jagd gingen und in eine Bucht ruderten, wurden sie auf dem Strande einige Einwohner gewahr, die ein Kanu ins Wasser setzen wollten. Bei ihrer Annäherung fingen die Neuseeländer an, laut zu rufen, und da man sie ihren Schreien nach für zahlreicher hielt, als sie wirklich waren, gingen die Offiziere zurück und gaben dem Kapitän Nachricht von dieser Entdeckung. Kaum waren sie an Bord, als sich an einer Landzunge ein Kanu sehen ließ. Es war mit sieben oder acht Leuten besetzt, die uns eine Zeitlang anguckten, aber durch kein Zeichen der Freundschaft, wie durch Zurufen, Aushängen von weißen Tüchern, Zeigen von Glaskorallen und dergleichen bewegen ließen, näher zu kommen, vielmehr nach einer Weile zurückruderten. Soviel sich aus der Entfernung erkennen ließ, gingen sie in Matten gekleidet und hatten breite Ruder, mit denen sie ihr Kanu fortarbeiteten.

 

Kapitän Cook nahm sich vor, sie heute nachmittag an Land zu besuchen. Er ließ zwei Boote aussetzen und fuhr mit uns und einigen Offizieren nach der Bucht, wo die Wilden sich hatten sehen lassen. Hier fanden wir ein Doppelkanu, das neben einigen alten, niedrigen Hütten an Land gezogen war, und in der Nachbarschaft sah man einige Stellen, wo Feuer gebrannt hatte, auch lagen einige Fischnetze und Fische umher. Das Kanu bestand aus zwei Booten, die durch Querhölzer verbunden und mit Stricken aus der Neuseeländer Flachspflanze zusammengekoppelt waren. Die Boote waren aus Planken gebaut, die mit Schnüren aneinandergenäht und am Vorderteil mit einem grobgeschnitzten Menschengesicht verziert waren.

 

Im Kanu fanden wir zwei Ruder, einen Korb voll Beeren und einige Fische. Von den Leuten bekamen wir nichts zu sehen, weil sie in den Wald geflüchtet waren. Um uns ihr Vertrauen zu erwerben, legten wir einige Schaumünzen, Spiegel, Glaskorallen und andere Kleinigkeiten in das Kanu und gingen wieder zu unserem Boot, um tiefer in die Bucht hinein zu rudern und einen Plan aufzunehmen. Auf dem Rückweg schauten wir noch einmal nach dem Kanu, fanden aber alles, wie wir es verlassen hatten. Wir fügten noch ein Beil hinzu, und um ihnen den Gebrauch verständlich zu machen, hauten wir einige Späne von einem Baum ab und ließen es dann im Stamm stecken.

 

Den ganzen folgenden Morgen regnete es heftig. Nachmittags aber klärte sich das Wetter auf und gestattete uns, in das jenseits der Bucht gelegene Holz zu gehen. Allein wir fanden es jetzt doppelt mühsam, durch die Schlingpflanzen und umgefallenen Bäume hindurchzukommen, da der Regen das Erdreich dermaßen schlüpfrig gemacht hatte, daß man bei fast jedem Schritt ausglitt. Die beiden folgenden Tage hielt uns das regnerische Wetter an Bord zurück und [Vorsicht: doppelte Seite] deckung. Kaum waren sie an Bord, als sich an einer Landzunge ein Kanu sehen ließ. Es war mit sieben oder acht Leuten besetzt, die uns eine...

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