Sie sind hier
E-Book

Entwicklung eines Vorgehensmodells für agiles Application Lifecycle Management nach ITIL

AutorStefan Holhut
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl87 Seiten
ISBN9783656056171
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, Hamburger Fern-Hochschule, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie die industrielle Revolution weitreichende Auswirkungen auf das produzierende Gewerbe hatte, so hat auch die Industrialisierung der IT weitreichende Folgen auf diese Branche. Die Leistungsbereitstellung in der Informationstechnologie wandelt sich immer weiter von der zur Verfügungstellung technischer Produkte hin zu einer umfassenden Dienstleistungserbringung (vgl. Zarnekow 2007: 11f.). Darüber hinaus ergibt sich ein massives Spannungsfeld zwischen immer höher werdendem Kosten- bzw. Zeitdruck und weiter steigenden Ansprüchen an die Qualität der Dienstleistung. Diese Anforderungen beanspruchen eine größere Flexibilität von Prozessen und eine Ausweitung des Blickwinkels aller Unternehmenseinheiten auf die Kundenbedürfnisse (vgl. Bernhard et al. 2003: 318). Die hierfür erforderliche effiziente und effektive Erbringung von IT-Services stellt viele IT-Abteilungen vor große Herausforderungen. Eine der wichtigsten Voraussetzungen, um diese zu meistern, ist eine konsequente Standardisierung der Leistungserbringung. Hier liegt nach wie vor ein großes Optimierungs- und damit Kosteneinsparungspotential (vgl. Linnartz 2004: 26). Besonders im Rahmen der Softwareentwicklung und im IT-Projektmanagement finden vermehrt agile Ansätze Anwendung. Diese Methoden konzentrieren sich vor allem auf die Kundenbedürfnisse und auf die für deren Befriedigung notwendigen Personen. Sie berücksichtigen Änderungswünsche des Kunden auch noch in späten Realisierungsphasen und maximieren so den Nutzen des Endprodukts (vgl. Meyer et al. 2007: 307f). Die hauptsächlich in der Automobilindustrie im Rahmen der Lean Production entwickelten und erprobten Handlungsweisen werden im Rahmen dieser Arbeit auf die IT-Leistungserbringung übertragen. Hieraus entsteht ein neues Konzept für agiles Application Lifecycle Management, dass die good practice Ansätze der IT Infrastructure Library (ITIL) um agile Methoden ergänzt.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

1.Einleitung


 

1.1 Motivation


 

Wie die industrielle Revolution weitreichende Auswirkungen auf das produzierende Gewerbe hatte, so hat auch die Industrialisierung der IT weitreichende Folgen auf diese Branche. Die Leistungsbereitstellung in der Informationstechnologie wandelt sich immer weiter von der zur Verfügungstellung technischer Produkte hin zu einer umfassenden Dienstleistungserbringung (vgl. Zarnekow 2007: 11f.). Darüber hinaus ergibt sich ein massives Spannungsfeld zwischen immer höher werdendem Kosten- bzw. Zeitdruck und weiter steigenden Ansprüchen an die Qualität der Dienstleistung. Diese Anforderungen beanspruchen eine größere Flexibilität von Prozessen und eine Ausweitung des Blickwinkels aller Unternehmenseinheiten auf die Kundenbedürfnisse (vgl. Bernhard et al. 2003: 318). Die hierfür erforderliche effiziente und effektive Erbringung von IT- Services stellt viele IT-Abteilungen vor große Herausforderungen. Eine der wichtigsten Voraussetzungen, um diese zu meistern, ist eine konsequente Standardisierung der Leistungserbringung. Hier liegt nach wie vor ein großes Optimierungs- und damit Kosteneinsparungspotential (vgl. Linnartz 2004: 26).

 

Für die Informations- und Telekommunikationsbranche stellt die IT Infrastructure Library (ITIL) den am weit verbreitetsten Best-Practice Ansatz dar, um diese Anforderungen umzusetzen (vgl. Ebel 2008: 35f.). „Service Management seeks to align IT with the business, a fancy way of saying they give the business what it needs not what IT wants to give it" (England 2009: 6). ITIL liefert eine Sammlung von Modellen, Prozessen sowie Vorschläge für die Aufbauorganisation und mögliche Werkzeuge, um eine qualitativ hochwertige Bereitstellung von IT-Services zu ermöglichen (vgl. Beims 2010: 15). Eines der in ITIL beschriebenen Vorgehensmodelle ist der Application Management Lifecycle (AML) und die dazugehörige Aufgabe des Application Lifecycle Managements (ALM) (vgl. Taylor et al. 2007a: 132f.). Es beschreibt sowohl die Konzeptionierung und Softwareentwicklung mit den Phasen ,Requirement', ,Design' und ,Build & Test' als auch den sich daran anschließenden IT-Betrieb in den Phasen ,Deploy', ,Operate' und ,Optimize' und bildet damit alle Phasen der IT-Leistungserbringung ab (vgl. Taylor et al. 2007a: 132f.). Durch diesen integrativen Ansatz forciert das Modell eine stärkere Verzahnung dieser beiden, bisher stark getrennt betrachteten Aufgabenbereiche und weitet den Blick auf eine durchgängige Leistungsbereitstellung von IT-Services.

 

Besonders im Rahmen der Softwareentwicklung und im IT-Projektmanagement finden vermehrt agile Ansätze Anwendung. Diese Methoden konzentrieren sich vor allem auf die Kundenbedürfnisse und auf die für deren Befriedigung notwendigen Personen. Sie berücksichtigen Änderungswünsche des Kunden auch noch in späten Realisierungs­phasen und maximieren so den Nutzen des Endprodukts (vgl. Meyer et al. 2007: 307f). Die hauptsächlich in der Automobilindustrie im Rahmen der Lean Production entwickelten und erprobten Handlungsweisen werden hier auf die IT- Leistungserbringung übertragen. Der Grundstein für die Anwendung agiler Modelle in der IT wurde 2001 im Agilen Manifest gelegt, das in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag feiert (vgl. heise Developer 2011).

 

1.2 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit


 

Der Satz „Ohne Geschäftsprozess gibt es keinen IT-Prozess, ohne IT-Prozess kann kein Geschäft generiert werden" (Beims 2010: 18) macht die Abhängigkeit eines Unternehmens von der IT-Dienstleistung deutlich. Die IT ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Kundengeschäft, wobei die Leistung nicht mehr nur innerhalb des eigenen Unternehmens erbracht wird, sondern vermehrt externe IT-Dienstleister genutzt werden. Diese Servicedienstleister stehen vor der großen Herausforderung, immer schneller auf neue Unternehmensbedürfnisse zu reagieren. Besonders für den IT- Betrieb entsteht hieraus die Schwierigkeit, trotz der ständigen Veränderungen, eine stabile Leistungserbringung im Rahmen der vereinbarten Servicelevel zu gewährleisten (vgl. Feidicker et al. 2005: 199f.). Die Best-Practices zur Sicherstellung eines stabilen IT- Betriebs und einer qualitativ hochwertigen Leistungserbringung sind im Rahmen der ITIL beschrieben (vgl. Wischki 2009: 3). Dieser Fokus auf hohe Stabilität und Verfügbarkeit kann den Wunsch des Kunden nach schnellen Anpassungsmöglichkeiten eines IT- Services an neue Anforderungen nicht mehr ausreichend abdecken (vgl. Walter 2009: 7f.). Auch der IT-Betrieb muss zukünftig flexibler und schneller auf neue Anforderungen reagieren können. Besonders die technischen Weiterentwicklungen wie Virtualisierung, Cloud-Computing und Serviceorientierte Architekturen erfordern einen neuen Ansatz für die IT-Leistungserbringung. Es gilt ein Dienstleistungsverständnis zu schaffen, in dem zum einen die eigene Leistungserbringung mit externen Dienstleistungen kombiniert und darüber hinaus die Produktentwicklung und der IT-Betrieb als je ein Teil desselben Prozesses verstanden werden. Die beiden Bereiche dürfen nicht mehr als einzelne Silos gesehen werden, sondern müssen übergreifend zusammenarbeiten.

 

Dies fordert ein einheitliches und durchgängiges Managementmodell über den gesamten Lebenszyklus eines IT-Services. Bisher werden hier grundverschiedene Ansätze verfolgt. So wird in der Softwareentwicklung primär auf Methoden des Projektmanagements wie z.B. Prince2 oder PMI zurück gegriffen, während im IT-Betrieb vor allem die Ansätze des IT-Servicemanagements nach ITIL zum Tragen kommen (vgl. Madhukar et al. 2011: 167ff.). Das Modell muss darüber hinaus in der Lage sein, auf die immer kürzeren Time-to-Market Zeiten und die deshalb immer häufiger vom Kunden eingebrachten Änderungswünsche zu reagieren. Die klassischen, eher starren Instrumente sind deshalb wesentlich beweglicher zu gestalten. Im Umfeld der Softwareentwicklung wurde bereits vor längerer Zeit auf diese Herausforderungen reagiert und entsprechende Ansätze der sogenannten agilen Softwareentwicklung entwickelt. Basierend auf dem agilen Manifest entstanden so umfassende agile Methoden, die eine dynamische und kundenorientierte Softwareentwicklung ermöglichen (vgl. Schatten et al. 2010: 62). Für den Bereich des IT-Servicemanagements, dessen Kernaufgabe der stabile Betrieb von IT-Services ist, stehen bisher noch keine agilen Vorgehensweisen zur Verfügung. Darüber hinaus sind die Ansätze der agilen Softwareentwicklung mit den Ansätzen der ITIL bisher nicht abgestimmt.

 

Ziel dieser Arbeit ist die Entwicklung eines auf ITIL basierenden Vorgehensmodels für agiles Application Lifecycle Management (aALM). In diesem Modell sollen die Phasen des AML nach ITIL um agile Methoden erweitert und so eine Kombination agiler und klassischer Ansätze ermöglicht werden. Hierfür wird auf die in der Softwareentwicklung bereits erprobten Vorgehensweisen Kanban, Scrum und auf das agile Projektmanagement zurückgegriffen. Diese Methoden werden analysiert und für die Nutzung im Rahmen des IT-Servicemanagements adaptiert. Final entsteht so das Modell eines agilen Application Management Lifecycle (aAML).

 

1.3 Aufbau der Arbeit


 

Zu Beginn dieser Arbeit wird die ITIL vorgestellt. Hierzu werden zunächst die Herkunft und die bisherige Entwicklung dieser Büchersammlung erläutert. Die darauf folgende Beschreibung der Zielsetzung der ITIL erleichtert das Verständnis für die aktuelle Version 3 (ITIL V3), die sich an einem sog. IT-Servicemanagement Lifecycle (ITSM Lifecycle) ausrichtet. Die Bereitstellung eines IT-Services erfolgt nach ITIL innerhalb der fünf Phasen Service Strategie, Service Design, Service Transition, Service Operation und Continual Service Improvement. Diese einzelnen Phasen werden anschließend detailliert beschrieben. Aus Sicht der ITIL besteht ein Businessservice vor allem aus einem eher technischen IT-Service. Dieser wiederum setzt sich aus einzelnen Komponenten und Applikationen und aus der zugehörigen Dienstleistung zusammen (vgl. Taylor et al. 2007a: 132). Da der IT-Service ein sehr wichtiger Teil des Gesamtservices ist, wird hierfür eigens ein spezifisches Managementmodell, der Application Management Lifecycle (AML) definiert (vgl. Taylor et al. 2007a: 130f.). Dieses Modell sowie der Begriff, die Aufgaben und die Zielsetzung der für die Umsetzung des AML zuständigen Rolle Application Lifecycle Management (ALM) werden anschließend erläutert. Hierbei werden die unterschiedlichen Definitionen des Begriffs, die sich teilweise erheblich von der Definition nach ITIL unterscheiden, gegenüber gestellt und der Umfang des Aufgabengebiets des ALM neu definiert. So entsteht eine genaue Vorstellung, welche Anforderungen und Aufgaben sowohl ITIL als auch der Kunde an das ALM stellen. Dies dient im weiteren Verlauf der Arbeit als Basis für die Ableitung der Zielsetzung und Aktivitäten in den einzelnen Teilprozessen des AML, die durch das agile Vorgehensmodell zu unterstützen sind. Um darüber hinaus auch die kritischen und bisher nicht zur Zufriedenheit gelösten Problematiken der ITIL im aAML zu berücksichtigen, werden diese zum Abschluss des Kapitels anhand der Literatur analysiert.

 

Anschließend führt der Autor in die bestehenden agilen Methoden ein. Hierzu sind zunächst Herkunft und Entstehung dieser Methoden sowie die geschichtliche Verbindung zu den von Toyota entwickelten Ansätzen der Lean-Production zu erläutern. Daraus wurden im Jahr 2001 erstmalig agile Grundprinzipien für die Softwareentwicklung definiert und im agilen Manifest...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Management - Wirtschaft - Coaching

Zeitmanagement im Projekt

E-Book Zeitmanagement im Projekt
Format: PDF

Von Projektleitern und ihren Mitarbeitern wird grundsätzlich eine exakte Punktlandung erwartet: Sie sollen das Projekt zum vereinbarten Termin beenden, selbstverständlich die Budgetvorgaben einhalten…

Zeitmanagement im Projekt

E-Book Zeitmanagement im Projekt
Format: PDF

Von Projektleitern und ihren Mitarbeitern wird grundsätzlich eine exakte Punktlandung erwartet: Sie sollen das Projekt zum vereinbarten Termin beenden, selbstverständlich die Budgetvorgaben einhalten…

Basiswissen Beschaffung.

E-Book Basiswissen Beschaffung.
Format: PDF

Anhand vieler Beispiele für die relevanten Aufgaben und Methoden der Beschaffung bietet der Band Grundwissen für den Quereinsteiger sowie ein Repetitorium für den Praktiker. Das Buch gibt eine kurze…

Basiswissen Beschaffung.

E-Book Basiswissen Beschaffung.
Format: PDF

Anhand vieler Beispiele für die relevanten Aufgaben und Methoden der Beschaffung bietet der Band Grundwissen für den Quereinsteiger sowie ein Repetitorium für den Praktiker. Das Buch gibt eine kurze…

Weitere Zeitschriften

Arzneimittel Zeitung

Arzneimittel Zeitung

Die Arneimittel Zeitung ist die Zeitung für Entscheider und Mitarbeiter in der Pharmabranche. Sie informiert branchenspezifisch über Gesundheits- und Arzneimittelpolitik, über Unternehmen und ...

Baumarkt

Baumarkt

Baumarkt enthält eine ausführliche jährliche Konjunkturanalyse des deutschen Baumarktes und stellt die wichtigsten Ergebnisse des abgelaufenen Baujahres in vielen Zahlen und Fakten zusammen. Auf ...

Computerwoche

Computerwoche

Die COMPUTERWOCHE berichtet schnell und detailliert über alle Belange der Informations- und Kommunikationstechnik in Unternehmen – über Trends, neue Technologien, Produkte und Märkte. IT-Manager ...

dental:spiegel

dental:spiegel

dental:spiegel - Das Magazin für das erfolgreiche Praxisteam. Der dental:spiegel gehört zu den Top 5 der reichweitenstärksten Fachzeitschriften für Zahnärzte in Deutschland (laut LA-DENT 2011 ...

die horen

die horen

Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik."...weil sie mit großer Aufmerksamkeit die internationale Literatur beobachtet und vorstellt; weil sie in der deutschen Literatur nicht nur das Neueste ...

Die Versicherungspraxis

Die Versicherungspraxis

Behandlung versicherungsrelevanter Themen. Erfahren Sie mehr über den DVS. Der DVS Deutscher Versicherungs-Schutzverband e.V, Bonn, ist der Interessenvertreter der versicherungsnehmenden Wirtschaft. ...