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Entzauberung des Politischen Urteils

Eine didaktische Rekonstruktion zum Politikbewusstsein von Politiklehrerinnen und Politiklehrern

AutorAndreas Klee
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl270 Seiten
ISBN9783531909691
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis42,99 EUR
Durch das Forschungsmodell der Didaktischen Rekonstruktion werden bisherige Erkenntnisweisen der Politikdidaktik gleichsam 'vom Kopf auf die Füße' gestellt. Alltägliche und wissenschaftliche Vorstellungen zur Politischen Urteilsbildung werden dabei als produktive Ausgangspunkte fachdidaktischen Denkens ernst genommen und in die Theoriebildung integriert. Die Dringlichkeit dieses Vorgehens zeigt sich in der Erkenntnis der Studie, dass die im wissenschaftlichen Diskurs als zentral erachtete Kernkompetenz der Urteilsbildung in der alltäglichen Vermittlung von Politik randständig ist und teilweise sogar eine Entpolitisierung des Unterrichtsfachs Politik begünstigt. Die Diskussion um die Verknüpfung von Theorie und Praxis der Politischen Bildung muss neu belebt und vor allem empirisch geerdet werden. Das Buch leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Andreas Klee ist Universitätslektor für Politikwissenschaft und ihre Didaktik an der Universität Bremen.

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Leseprobe
6 Wechselseitiger Vergleich (S. 235-236)

Wechselseitiger Vergleich Im Folgenden werden die erhobenen alltags- und fachdidaktischen Vorstellungen aufeinander bezogen. Dies geschieht im wechselseitigen Vergleich von alltags- und fachdidaktischen Vorstellungen. Dieses Verfahren erlaubt ein fruchtbares Nachdenken über beide Vorstellungsbereiche. Hierin liegt eine anzunehmende Möglichkeit, die Kooperation und beiderseitige Wertschätzung vorhandener politikdidaktischer Vorstellungen zu verbessern. Die Gegenüberstellung alltags- und fachdidaktischer Perspektiven orientiert sich an zwei Fragestellungen: Welche Korrespondenzen zwischen beiden Vorstellungen können identifiziert und verdeutlicht werden und welche Ansatzpunkte können hieraus für die beiderseitige Entwicklung und Kooperation von alltags- und fachdidaktischen Vorstellungen formuliert werden?

Das In-Beziehung-Setzen erfolgt anhand der zuvor explizierten alltags- und fachdidaktischen Denkfiguren. Die Gleichwertigkeit beider Vorstellungsarten ist dabei konstitutiv. Das heißt, beide werden als wichtig und nützlich erachtet. Auffallende Verschiedenheiten erwachsen nach diesem Verständnis zunächst aus der Kontextbezogenheit der explizierten politikdidaktischen Vorstellungen. Die Beurteilung der Gültigkeit und Reichweite politikdidaktischer Annahmen variiert daher durch den eingenommenen Standpunkt der Betrachtung. Strukturiert wird das methodische Vorgehen durch die nachfolgend dargestellten Kategorien des wechselseitigen Vergleichs.

Durch sie entsteht ein inhaltlich zugespitztes Raster (vgl. Gropengießer 2001, 199 f.): Eigenheiten: Die Grundsätze der explizierten Denkfiguren weisen charakteristische Perspektiven auf. Diese sind entweder alltags- oder fachdidaktisch kontextualisiert und offenbaren deren spezifische Ausprägungen von Vorstellungen. Gemeinsamkeiten: Die explizierten Denkfiguren beinhalten gleichgerichtete und übereinstimmende politikdidaktische Vorstellungen. Begrenztheiten: Die explizierten Denkfiguren beinhalten Eigenheiten, die die Grenzen ihrer Erklärungskraft aus der Sicht der jeweils anderen verdeutlichen.

Alle Vergleichskategorien werden dabei als relevant für das Miteinader von alltags- und fachdidaktischer Vorstellungen erachtet. Die dargestellten Befunde über die Eigenheiten, Gemeinsamkeiten und Begrenztheiten alltags- und fachdidaktischer Vorstellungen bilden den Ausgangspunkt der Formulierung von Leitlinien zur Kooperation. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse fungieren als inhaltliche Anker und sind strukturgebend für die abschließende Bezugnahme von Alltags- und Fachdidaktiken.

6.1 Politikdidaktische Vorstellungen im Vergleich Politikdidaktische Vorstellungen im Vergleich

6.1.1 Unterrichtsinhalte im Kontext


Politischer Urteilsbildung Eigenheiten Die fachdidaktische Denkfigur Gegenstandsbezogene Legitimation begründet sich durch die Orientierung an fachadäquaten Kategorien. Charakteristisch ist dabei die Zuhilfenahme fachwissenschaftlicher Verfahren der Inhaltsauswahl. Im Gegensatz dazu offenbart die alltagsdidaktische Denkfigur Erfahrungsbezogene Legitimation den spezifischen Anspruch, Unterrichtsgegenstände entsprechend der jeweiligen Unterrichtssituation auszuwählen. Dabei werden die individuellen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler mit dem entsprechenden Inhalt als maßgeblich erachtet. Gemeinsamkeiten Die Gemeinsamkeit beider Vorstellungsbereiche liegt in der Entwicklung von Kriterien für die Auswahl von Unterrichtsinhalten. Sowohl alltags- als auch fachdidaktische Vorstellungen offenbaren dadurch einen grundsätzlichen Bezug zu einer der Kernfragen didaktischen Denkens – der begründeten Auswahl von Lerngegenständen.
Inhaltsverzeichnis
Danksagung und Widmung6
Vorwort7
Inhalt8
1 Einleitung13
2 Grundannahmen der Untersuchung16
2.1 Das Modell der Didaktischen Rekonstruktion18
2.2 Vorstellungen als Gegenstand der Untersuchung22
2.3 Grundlegung der Forschungsmethoden25
2.4 Gütekriterien der vorliegenden Studie28
3 Fachliche Klärung35
3.1 Zum Begriff der Fachlichen Klärung35
3.2 Vorgehensweise bei der Fachlichen Klärung38
3.3 Qualitative Inhaltsanalyse fachdidaktischer Vorstellungen40
3.4 Auswahl der Quellentexte42
3.5 Untersuchungsaufgabe Beteiligung49
3.6 Untersuchungsaufgabe Aneignung64
3.7 Untersuchungsaufgabe Erschließung86
3.8 Untersuchungsaufgabe Vermittlung93
3.9 Fachdidaktische Denkfiguren zur Politischen Urteilsbildung106
3.10 Resümee114
4 Erhebung alltagsdidaktischer Vorstellungen117
4.1 Zur fachdidaktischen Professionsforschung117
4.2 Fragestellung der Untersuchung121
4.3 Ablauf und Instrumentarium122
4.4 Vorgehensweise bei der Qualitativen Inhaltsanalyse129
4.5 Konstruktion des Datenpools135
5 Ergebnisse der Erhebung alltagsdidaktischer Vorstellungen138
5.1 Interview: EMIL138
5.2 Interview: VITO149
5.3 Interview: ABEL158
5.4 Interview: NERO170
5.5 Interview: DAWN180
5.6 Interview: IGGY194
5.7 Alltagsdidaktische Denkfiguren zur Politischen Urteilsbildung209
5.8 Resümee218
5.9 Brüche, Tendenzen und bestehende Probleme innerhalb alltagsdidaktischer Vorstellungen218
5.10 Sprachliche Aspekte alltagsdidaktischer Vorstellungen223
5.11 Bezugnahme auf die Ergebnisse fachdidaktischer Professionsforschung227
6 Wechselseitiger Vergleich230
6.1 Politikdidaktische Vorstellungen im Vergleich231
6.2 Resümee240
7 Konsequenzen aus dem Vergleich fachdidaktischer und alltagsdidaktischer Vorstellungen242
7.1 Theoretische Vorüberlegungen242
7.2 Pragmatische Ansätze252
8 Ertrag und Ausblick260
8.1 Erreichte Ziele260
8.2 Rückblick und zukünftige Aufgaben262
Literatur264

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