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Erfolgreich altern

Strategien für ein aktives und zufriedenes Älterwerden

AutorGerd Mietzel
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl301 Seiten
ISBN9783844425833
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Möglichst lange fit und aktiv zu sein gehört zu den Wünschen der meisten Menschen. Auch wenn wir hierfür nicht alle Bedingungen im Griff haben können, gibt es doch Möglichkeiten, unser Leben so zu gestalten, dass wir im Alter Wohlbefinden und Zufriedenheit erleben. Dieses Buch zeigt auf der Basis von Erkenntnissen der Psychologie, Medizin und Kognitionswissenschaft die Rahmenbedingungen für ein gelingendes Altern auf. Einleitend wirft der Autor einen geschichtlichen Rückblick auf das Thema »alt werden« und klärt die Frage, was ein »erfolgreiches Altern« ausmacht. Biologische, soziologische und psychologische Sichtweisen auf das Altern werden vorgestellt und veranschaulichen, welchen Einfluss man selbst auf die Veränderungen beim Älterwerden nehmen kann. Die weiteren Kapitel behandeln die Bereiche Gesundheit, soziale Beziehungen und geistige Fitness und geben Empfehlungen, was wir frühzeitig, aber auch noch im Alter, tun können, um diese Lebensphase aktiv und zufrieden zu genießen.

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Leseprobe

1 Suche nach einem Jungbrunnen und allem, was das Leben verlängert

[10]Es gibt wahrscheinlich nicht viele Menschen, denen das folgende Rätsel unbekannt ist: Was möchte niemand sein und was möchte doch jeder werden? Die Antwort lautet: alt. Bemerkenswert ist, dass fast alle Befragten der Feststellung zustimmen, dass sie nicht alt sein wollen, aber gerne alt werden möchten! Bringen sie damit nicht aber einen Widerspruch zum Ausdruck? Kann man gleichzeitig erklären, nicht alt sein zu wollen, aber sich gleichzeitig wünschen, alt zu werden? Der Widerspruch ergibt sich allerdings nur, wenn die Antwort auf ein einziges Wort begrenzt ist. Tatsächlich steht hinter der Rätsellösung alt eine etwas komplexere Aussage: Man würde jederzeit das Jungbleiben dem Altwerden vorziehen. Der einzige Ausweg, dem Altwerden zu entgehen, bestünde darin, das Leben früh zu beenden. Der Tod steht aber für die meisten Menschen nicht als attraktive Möglichkeit zur Auswahl; im Gegenteil: Ihn möchten sie so lange wie möglich hinausschieben, und so erklärt sich, warum allgemein eine große Zustimmung auf die Frage besteht, ob man alt werden möchte.

1.1 Älter werden und alt sein

In alltäglichen Unterhaltungen hört man häufiger die Äußerung, dass man »älter wird«, um damit auszusagen, dass man sich nunmehr dem Altsein nähert. Tatsächlich wird aber auch ein Neugeborenes oder ein Kleinkind mit jedem Tag älter, denn älter werden heißt eigentlich nur, dass sich mit dem Voranschreiten der Zeit der Abstand zur Geburt ständig vergrößert. Wenn man dagegen die Feststellung trifft, dass man sich dem Altsein nähert oder sich für alt hält, bringt man die subjektive Selbsteinschätzung zum Ausdruck, dass man sich jenem Abschnitt des Lebens nähert – oder ihn bereits erreicht hat –, der mit Prozessen verbunden ist, bei denen der Abbau überwiegt. Eine übliche Einteilung ordnet den einzelnen Abschnitten des Erwachsenenalters folgende Altersbereiche zu:

das frühe Erwachsenenalter: 20 bis 40 Jahre,

das mittlere Erwachsenenalter: 40 bis 65 Jahre,

das späte Erwachsenenalter: ab 65 Jahre.

Was angeblich keiner sein möchte – oder doch?

Es ist nicht zu bezweifeln, dass sich vor allem nach Erreichen des fünften Lebensjahrzehnts bei weiter zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit langsam aber stetig erhöht, Opfer einer chronischen Erkrankung zu werden. Zudem sind am Körper des Alternden immer häufiger Anzeichen dafür zu erkennen, dass er nicht mehr zu den »Jungen« gehört; so entdeckt man beispielsweise die ersten [11]Falten im Gesicht, man wird auf das Ergrauen der Haare aufmerksam und es knackt in den Gelenken. Irgendwann merkt man auch, dass man beim Treppensteigen oder beim Laufen schneller kurzatmig wird als der begleitende Sohn oder die Tochter. Solche Beobachtungen führen im mittleren Erwachsenenalter zu einer veränderten Sichtweise, die die Journalistin und Schriftstellerin KLARA OBERMÜLLER1 auch bei sich selbst beobachtet hat und u.a. folgendermaßen beschreibt: »Die Zeit der kühnen Veränderungen, der großen Aufbrüche ist offensichtlich vorbei. Die Kinder werden erwachsen und gehen aus dem Haus. Die Ehe ist in ruhigeres Fahrwasser geraten, vielleicht auch gescheitert. Neue Beziehungen sind zwar noch möglich, aber ihr Gelingen wird von Mal zu Mal unwahrscheinlicher. Die berufliche Karriere hat eine Grenze erreicht, die nicht mehr zu überspringen ist. … Ich bin, im wahrsten Sinne des Wortes, in den Herbst meines Lebens eingetreten. Es ist die Zeit der Ernte, die Zeit des Welkens und Vergehens. Das trifft, das schmerzt, das macht wehmütig, traurig und müde.«

Einen Zeitraum, in dem Menschen irgendwann in der Mitte ihres Lebens einmal – vielleicht auch mehrere Male – eine kritische Bestandsaufnahme vornehmen, durchleben wahrscheinlich sehr viele Frauen und Männer. Treten aber der wehmütige Rückblick und eventuell auch der wenig verlockende Ausblick auf die eigene Zukunft lediglich in einer Krise auf, die irgendwann überwunden wird? Sicherlich ist nicht zu leugnen, dass die verbleibende Lebenszeit mit jedem gefeierten Geburtstag kürzer wird.

Menschen im mittleren und noch deutlicher im späteren Erwachsenenalter haben im Hinblick auf ihre körperliche Verfassung und ihre Zukunftsperspektive einiges an Lebensqualität verloren, was Jugendlichen und Frauen und Männern im frühen Erwachsenenalter noch in geradezu imponierender Weise zur Verfügung steht. Ist vor diesem Hintergrund nicht der Schluss naheliegend, dass ältere Menschen allen Grund haben, unglücklich über das ihnen von der Natur zugemutete Schicksal ihres Altwerdens zu sein? Selbstverständlich hat es die Forschung wiederholt herausgefordert, diesen Verdacht zu überprüfen. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen brachten etwas Erstaunliches zutage: Es ergab sich nämlich, dass sich ältere Menschen – sowohl Frauen wie auch Männer – für glücklicher halten als jüngere. Obwohl man im höheren Alter mehr Beeinträchtigungen als Jüngere zu verkraften hat, teilen viele befragte ältere Menschen mit, dass sie sich gut fühlen und mit ihrer Lebenssituation zufrieden sind. Einer Meinungsumfrage zufolge halten sich 60 % der 65- bis 69-Jährigen sogar für »Best Ager«, denn sie sehen sich in einem Altersbereich, in dem man noch vielfältige Zukunftspläne machen kann. Im Durchschnitt fühlt sich über die Hälfte der 65- bis 85-Jährigen jünger, als sie tatsächlich sind2.

Mehreren Forschungsergebnissen lässt sich entnehmen, dass Menschen, die sich in ihrem neunten Lebensjahrzehnt befinden, ihre Zufriedenheit höher einstufen als Jüngere in ihren 40er Jahren und sogar höher als noch jüngere Altersgruppen3. [12]Es erscheint paradox, dass Menschen, die sich in Lebensabschnitten finden, vor denen sich Jüngere am meisten fürchten, zu jenen gehören, die vergleichsweise hohe Zufriedenheit bekunden und aussagen, sie fühlten sich gut. Ein älterer Mensch kann durchaus Beeinträchtigungen im kognitiven und körperlichen Bereich aufweisen; wenn er aber das besitzt, was Psychologen Widerstandsfähigkeit nennen, vermag er auf die Frage, ob er erfolgreich altert, eine bejahende Antwort zu geben, die sich mit jenem Gleichaltrigen vergleichen lässt, der gesund ist, aber eine geringe Widerstandskraft aufweist. Es ist also gar nicht unbedingt erforderlich, bei Frauen und Männern höheren Alters perfekte Gesundheit anzustreben. Gewisse Unzulänglichkeiten im Alter lassen sich ausgleichen, wenn man die Widerstandskraft eines Menschen stärkt und durch geeignete Maßnahmen dafür sorgt, dass er keine Depression entwickelt oder, falls eine solche vorhanden ist, bemüht ist, sie zu behandeln4.

Erwachsene vermögen in zunehmendem Maße offenbar zu lernen, sich an körperliche Defizite und an weitere Verluste anzupassen. Dadurch gelingt es ihnen in der Regel, sich über den Zeitraum des Erwachsenenalters hinweg eine ziemlich gleichbleibend hohe Zufriedenheit zu bewahren oder diese sogar noch zu steigern. Erst in den Jahren kurz vor dem Tod sinkt das Wohlbefinden erheblich ab5. Daraus darf aber nicht geschlossen werden, dass letztlich jeder Mensch »seines Glückes Schmied ist«, dass er es also selbst in der Hand hat, ob und wie zufrieden er ist. Auch die Lebensbedingungen, die sich in nicht unerheblichem Maße der Kontrolle des Einzelnen entziehen, entscheiden über sein Wohlbefinden mit. Wenn Menschen beispielsweise zu Beginn des 20. Jahrhunderts geboren sind und einen Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise durchleben mussten, offenbaren sie vergleichsweise geringere Lebenszufriedenheit als Geburtsjahrgänge, die später auf die Welt kamen und entscheidende Erfahrungen in den Jahren des »Wirtschaftswunders« und des zunehmenden Wohlstandes gemacht haben. Dennoch finden sich in beiden Altersgruppen viele Angehörige, deren Zufriedenheit im Verlauf des Erwachsenenalters angestiegen ist, aber – entsprechend den für die jeweilige Generation vorherrschenden Lebensbedingungen – auf unterschiedlich hohem Niveau6. In welchem Wohnumfeld Menschen leben und wie hoch die Lebensqualität dort ist, hängt auch von der Gemeinde und den ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Möglichkeiten ab. Werden Möglichkeiten für erholsame Spaziergänge geschaffen? Ist der Nahverkehr ausreichend ausgebaut? Sind Geschäfte in Reichweite? Auch solche Lebensbedingungen, auf die der Einzelne nur sehr eingeschränkt – wenn überhaupt – Einfluss nehmen kann, bestimmen also das Wohlbefinden der dort lebenden Menschen mit. Deshalb gilt auch, was die Entwicklungspsychologin DENIS GERSTORF und ihre Mitarbeiter7 über die Entwicklung und den Ausprägungsgrad des Wohlbefindens feststellen: »Es macht einen Unterschied, wo Menschen leben und sterben.«

Eine Wissenschaft, die sich für die Frage interessiert, unter welchen Bedingungen ein erfolgreiches Altern zu fördern ist, hat ihren Blick also nicht nur auf das [13]Individuum zu richten, sondern auch auf dessen Lebensumfeld mit dem Ziel, Anregungen dafür zu geben, wie Lebensbedingungen – und damit auch das Wohlbefinden – zu verbessern sind.

Was angeblich jeder werden möchte

Bei dem Wunsch des Menschen, das ewige Leben zu erlangen, handelt es sich um einen Traum, der sich geschichtlich weit zurückverfolgen lässt. Eingehendes Nachfragen fördert allerdings zutage, dass ein solcher Wunsch wohl von niemandem als erfüllt angesehen wird, wenn lediglich in Aussicht gestellt würde, das Leben endlos fortbestehen zu lassen. Unabdingbar sind zusätzlich Voraussetzungen, unter denen ein befriedigendes Leben zu führen ist. Bereits der antiken Sagenwelt lässt...

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