Sie sind hier
E-Book

Erfolgsfaktoren von multimedialen Großveranstaltungen. Praxisbeispiel Eurovision Song Contest

AutorAnke Giffhorn
VerlagStudylab
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl91 Seiten
ISBN9783668323483
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Der Eurovision Song Contest ist mit fast 200 Millionen Zuschauern die größte Musikveranstaltung der Welt und wurde zudem von Guinness World Records für den 'am längsten, regelmäßig laufenden, im Fernsehen ausgestrahlten Musikwettbewerb' ausgezeichnet. Doch was macht dieses Event zu einem solchen Erfolg? Diese Arbeit bestimmt die Erfolgsfaktoren von multimedialen Großveranstaltungen am Beispiel des Eurovision Song Contest. Zum allgemeinen Verständnis werden zunächst die zentralen Begriffe definiert. Anschließend folgt eine umfassende Darstellung des ESC im Hinblick auf seine Entstehung, Geschichte und Bedeutung als europäisches TV-Event. Um Hinweise auf mögliche Erfolgsfaktoren des ESC zu generieren, kommt es zum direkten Vergleich mit einer ähnlichen multimedialen Großveranstaltung, den MTV Europe Music Awards (MTV EMA). Im dritten Kapitel folgt nun die Bestimmung der Erfolgsfaktoren am Beispiel des ESC. Hierzu wurden die potentiellen Faktoren in verschiedene Sichtweisen unterteilt: Zum einen erfolgt die Determination aus Sicht des Veranstalters, zum anderen aus Sicht des Zuschauers. Abschließend geht es um die Darstellung jener Faktoren, die sowohl für den Veranstalter als auch für den Zuschauer zum Erfolg des ESC beitragen. Diese Faktoren werden ausführlich erläutert, um sie abschließend zu verifizieren oder zu falsifizieren. Um Hinweise auf eine Allgemeingültigkeit der festgestellten Erfolgsfaktoren zu erhalten, werden diese im Nachgang hinsichtlich einer Gültigkeit für die MTV EMA einer ersten Überprüfung unterzogen. Im darauffolgenden Kapitel kommt es zur Untersuchung der Chancen des ESC durch Innovationen. Die Entwicklungsmöglichkeiten werden sowohl auf die technologische Komponente als auch auf die inhaltliche Gestaltung des ESC bezogen. Aus der Gesamtheit der Arbeit lassen sich abschließend ein Fazit und Handlungsempfehlungen ableiten. Das Ziel der Arbeit ist die Bestimmung der Erfolgsfaktoren des ESC, um hieraus allgemeingültige Koeffizienten multimedialer Großveranstaltungen zu abstrahieren. Aus dem Inhalt: - Geschichte und Bedeutung des ESC; - Chancen durch Innovationen; - Multimediale Großveranstaltungen; - Vergleich von multimedialen Großveranstaltungen; - Gemeinschaftsgefühl; - Erfolgsfaktoren; - MTV EMA vs. ESC

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

3. Geschichte und Bedeutung des Eurovision Song Contest


 

Im nachfolgenden Kapitel werden grundlegende Informationen zu dem Event Eurovision Song Contest (ESC) dargestellt. So wird zuerst die Organisationsgesellschaft European Broadcasting Union (EBU) und dessen Geschichte beleuchtet, um die Gründung, Entwicklung und Bedeutung sowie die teilnehmenden Rundfunkanstalten dieser Veranstaltung kennenzulernen. Darauf folgt eine genaue Darstellung der Geschichte des ESC hinsichtlich organisatorischer und inhaltlicher Änderungen, die im Zeitverlauf hinzugekommen und auch heute noch von Bedeutung sind. Abschließend soll hier der ESC in seiner Eigenschaft als europäisches TV-Event untersucht und beschrieben werden. Im Mittelpunkt stehen dabei zum einen der Ablauf von Pre- und Main-Event, multimediale Angebote sowie eine Einschätzung der Rezeption in Europa. Zum anderen wird der ESC mit einem charakterlich ähnlichen Event verglichen, um grundlegende Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausstellen zu können.

 

3.1 European Broadcasting Union


 

Die EBU ist ein Zusammenschluss von öffentlichen-rechtlichen Rundfunkanstalten innerhalb der Europäischen Rundfunkzone, welche von der International Telecommunications Union (ITU) definiert ist. Die EBU wurde als Netzwerk zum Austausch von Nachrichten sowie der Entwicklung und Standardisierung technischer Aspekte in Europa gegründet. Die EBU schließt auch die Anrainerstaaten des Mittelmeeres ein, sodass Rundfunkveranstalter aus dem Nahen Osten und Nordafrika zu ihren Mitglieder zählen. Sämtliche Mitglieder bzw. deren Rundfunkanstalten müssen laut EBU-Regelung einen öffentlichen Auftrag erfüllen. Somit ist die EBU als Repräsentant des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Europa zu verstehen.[25]

 

Als Vorgänger der EBU ist die International Broadcasting Union (IBU) mit Sitz in Genf zu nennen. Ihre Gründung fand im Jahr 1929 aufgrund der Notwendigkeit einer internationalen Zusammenarbeit im Bereich des Hörfunks statt. Ziel war dabei die Regelung der Belegung der von Staatsgrenzen unabhängigen Frequenzen, deren Auswahl begrenzt war, und die Vermeidung von Störungen des Funkverkehrs.[26] Zahlreiche Länder der ganzen Welt zählten zu seinen Mitgliedern. Aufgrund der Instrumentalisierung im Nationalsozialismus verlor die IBU während des Zweiten Weltkriegs an Glaubwürdigkeit. So wurde 1946 die International Broadcasting Organisation (IBO) in Brüssel gegründet, die nun mit der IBU konkurrierte. Da der Kontinent vor einer Spaltung in Ost und West stand, beschlossen westeuropäische Rundfunkorganisationen 1949 die Gründung einer ebensolchen Rundfunkunion: der EBU. Die Auflösung der IBU folgte drei Monate später sowie die Namensänderung des IBO in Organisation Internationale de Radiodiffusion et de Télévision (OIRT), die weiterhin als Dachorganisation der osteuropäischen Rundfunkanstalten fungierte.[27]

 

Die EBU wurde im Februar 1950 in Torquay, England, bei der von der British Broadcasting Corporation (BBC) ausgerichteten Europäischen Rundfunk-Konferenz mit Sitz in Genf und Brüssel gegründet. Hieraus gingen die bis heute bestehenden Arbeitssprachen Französisch und Englisch hervor. Teilnehmende Länder waren Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Libanon, Luxemburg, Monaco, Marokko, Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden, Schweiz, Syrien, Tunesien, Türkei, Großbritannien, Vatikan, Jugoslawien und Israel.[28] Deutschland trat der EBU im Jahr 1952 bei.[29]

 

Als nächster Meilenstein in der Geschichte der EBU ist die Abhaltung der internationalen Programmaustauschwochen 1954 zu nennen. Die Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaft und die ein Jahr zuvor stattgefundene Krönungsfeier der Königin Elisabeths II stellten die ersten europaweiten Kooperationen zwischen europäischen Fernsehanstalten dar und gelten als Beginn der Eurovision, die als eine der zentralen Aufgabenbereiche der EBU die Fernsehübertragung umfasst. Im Jahr 1956 wurde der erste Eurovision Song Contest initiiert und sollte fortan Anlass zur Zusammenarbeit der in der EBU vereinten Rundfunkanstalten geben.

 

Durch den schnellen Anstieg des Interesses am Fernsehen und der wachsenden Zahl der Rundfunkanstalten erlangte die EBU mehr und mehr an Bedeutung. Der europäische Programmaustausch erzeugte große Aufmerksamkeit auf anderen Kontinenten, sodass sich nach dem Vorbild der EBU 1964 die Asia-Pacific-Broadcaster Union, 1969 die Arab States Broadcasting Union und 1970 die Organización de la Televisión Iberoamericana bildeten, die sogenannten Sister Unions. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs schloss sich die OIRT 1993 der EBU an.[30]

 

Die Aufgabenbereiche der EBU haben sich seit ihrer Gründung ausgeweitet und liegen nicht mehr ausschließlich in TV- und Radio-Übertragungen, die von der Eurovision TV und dem EBU Radio Departement ausgeführt werden. Hier steht die EBU für hochqualitative Programmgestaltung, die aus Zusammenarbeit und Ideenaustausch der Mitgliedsländer entsteht und alle Genres bedient. Weiterhin haben sich verschiedene Abteilungen zur Unterstützung ihrer Mitgliedsländer gebildet. So verhandelt das Legal and Public Affairs Departement EBU die Übertragungsrechte für Sportereignisse, initiiert Programmwechsel und organisiert anderssprachige Koproduktionen. Zudem werden die Mitglieder der EBU in Betrieb, Service und Technik durch die EBU TECHNICAL unterstützt, die durch ständige Neu- und Weiterentwicklungen sowie durch angebotene Workshops ihr Wissen teilt. Als Beispiel für ihre innovativen Entwicklungen von Übertragungsmedien sind Digital-TV, Digitalradio, Digital Audio Broadcast, HDTV und Radio Data System zu nennen.[31]

 

Die mittlerweile 300 Mitarbeiter verteilen sich auf den Hauptsitz in Genf, sowie die Zweigstellen in Beijing, Brüssel, London, Madrid, Moskau, New York, Singapur und Washington D.C. Derzeitiger Präsident ist Jean-Paul Philippot, Intendant des belgischen Rundfunksenders Radio Télévision Belge Francophone (RTBF). Wie alle anderen Angehörigen des Executive Boards wird dieser von den Mitgliedern der EBU bei der zweimal jährlich tagenden Generalversammlung gewählt.

 

Heute umfasst die EBU 73 aktive Mitglieder in 56 Ländern Europas, Zentral-Asiens, Nord-Afrikas und des mittleren Westens sowie 44 assoziierte Mitglieder weltweit.[32] Sie erreicht wöchentlich ein Publikum von 650 Millionen Zuschauern und gilt als der weltweit größte Zusammenschluss nationaler Rundfunk- und Fernsehanstalten.[33]

 

3.2 Die Geschichte des Eurovision Song Contest


 

Nach dem großen und unerwarteten Erfolg der internationalen Programmaustauschwochen 1954 beschlossen die Verantwortlichen der EBU eine regelmäßige Zusammenarbeit ihrer Mitglieder. Der damalige Präsident der EBU-Programmkommission und Generaldirektor des Schweizer Fernsehens Marcel Bezençon leitete Ende Januar 1955 die Entwicklung eines neuen TV-Formats in die Wege, das am 19. Oktober 1955 durch die Generalversammlung der EBU genehmigt werden sollte: Des Grand Prix Européen de la Chanson bzw. der Grand Prix of European Song, ein Wettbewerb für Songschreiber und Komponisten. Aufgrund der von der EBU festgelegten Arbeitssprachen Französisch und Englisch wurden bis 2004 beide Bezeichnungen äquivalent verwendet. Seinen heutigen Namen bekam der ESC im Zuge der Einführung eines zentralen und europaweiten Marketingkonzepts.[34]

 

Der erste Grand Prix Européen de la Chanson fand am 24. Mai 1956 im Teatro Kursaal im schweizerischen Lugano statt. Das Teilnehmerfeld bestand aus den sieben Ländern Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande und der Schweiz. Das Reglement besagte, dass jedes Land maximal zwei bisher unveröffentlichte Originalkompositionen von drei bis dreieinhalb Minuten Länge durch einen Solo-Künstler präsentieren durfte. Zudem war es den Fernsehanstalten der teilnehmenden Länder gestattet, die Leitung des 24-köpfigen Live-Orchesters durch einen eigenen Dirigenten übernehmen zu lassen. Die Auswahl der Jurymitglieder obliegt bis heute den teilnehmenden Fernsehanstalten, welche die Regeln hinsichtlich Anzahl, Alter und Expertenstatus der Juroren befolgen müssen. Die Jury besaß alleiniges Stimmrecht und war vor Ort positioniert. Sie bestand aus jeweils zwei Vertretern der nationalen Fernsehanstalten und wählte an diesem ersten Abend den Beitrag der Sängerin Lys Assia mit dem Titel „Refrain“ zum Sieger. Da dieser Song vom Gastgeberland Schweiz gesandt wurde und zudem die luxemburgische Fernsehanstalt Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion (CLT) auf die Teilnahme eigener Juroren verzichtete, diese aber durch zwei Schweizer ersetzt wurden, machten sich schnell Manipulationsvorwürfe breit. Diese wirkten sich jedoch nicht auf den Erfolg des Siegertitels aus, so dass „Refrain“ zum ersten Kassenerfolg des ESC wurde. Allerdings wurde der Song erst Wochen nach der Veranstaltung veröffentlicht, was zur ersten Marketingmaßnahme der Veranstaltung führte: Mit dem Ziel, den Grand Prix durch die Unterstützung der...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Management - Wirtschaft - Coaching

Zeitmanagement im Projekt

E-Book Zeitmanagement im Projekt
Format: PDF

Von Projektleitern und ihren Mitarbeitern wird grundsätzlich eine exakte Punktlandung erwartet: Sie sollen das Projekt zum vereinbarten Termin beenden, selbstverständlich die Budgetvorgaben einhalten…

Zeitmanagement im Projekt

E-Book Zeitmanagement im Projekt
Format: PDF

Von Projektleitern und ihren Mitarbeitern wird grundsätzlich eine exakte Punktlandung erwartet: Sie sollen das Projekt zum vereinbarten Termin beenden, selbstverständlich die Budgetvorgaben einhalten…

Basiswissen Beschaffung.

E-Book Basiswissen Beschaffung.
Format: PDF

Anhand vieler Beispiele für die relevanten Aufgaben und Methoden der Beschaffung bietet der Band Grundwissen für den Quereinsteiger sowie ein Repetitorium für den Praktiker. Das Buch gibt eine kurze…

Basiswissen Beschaffung.

E-Book Basiswissen Beschaffung.
Format: PDF

Anhand vieler Beispiele für die relevanten Aufgaben und Methoden der Beschaffung bietet der Band Grundwissen für den Quereinsteiger sowie ein Repetitorium für den Praktiker. Das Buch gibt eine kurze…

Weitere Zeitschriften

Menschen. Inklusiv leben

Menschen. Inklusiv leben

MENSCHEN. das magazin informiert über Themen, die das Zusammenleben von Menschen in der Gesellschaft bestimmen -und dies konsequent aus Perspektive der Betroffenen. Die Menschen, um die es geht, ...

BMW Magazin

BMW Magazin

Unter dem Motto „DRIVEN" steht das BMW Magazin für Antrieb, Leidenschaft und Energie − und die Haltung, im Leben niemals stehen zu bleiben.Das Kundenmagazin der BMW AG inszeniert die neuesten ...

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum - Zeitschrift für die gesamte Grundstücks-, Haus- und Wohnungswirtschaft. Für jeden, der sich gründlich und aktuell informieren will. Zu allen Fragen rund um die Immobilie. Mit ...

Deutsche Tennis Zeitung

Deutsche Tennis Zeitung

Die DTZ – Deutsche Tennis Zeitung bietet Informationen aus allen Bereichen der deutschen Tennisszene –sie präsentiert sportliche Highlights, analysiert Entwicklungen und erläutert ...

rfe-Elektrohändler

rfe-Elektrohändler

rfe-Elektrohändler ist die Fachzeitschrift für die CE- und Hausgeräte-Branche. Wichtige Themen sind: Aktuelle Entwicklungen in beiden Branchen, Waren- und Verkaufskunde, Reportagen über ...

Euro am Sonntag

Euro am Sonntag

Deutschlands aktuelleste Finanz-Wochenzeitung Jede Woche neu bietet €uro am Sonntag Antworten auf die wichtigsten Fragen zu den Themen Geldanlage und Vermögensaufbau. Auch komplexe Sachverhalte ...

filmdienst#de

filmdienst#de

filmdienst.de führt die Tradition der 1947 gegründeten Zeitschrift FILMDIENST im digitalen Zeitalter fort. Wir begleiten seit 1947 Filme in allen ihren Ausprägungen und Erscheinungsformen.  ...