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E-Book

Ernährung bei Demenz

AutorWilli Rückert et al.
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl169 Seiten
ISBN9783456943978
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR

Willi Rückert / Radka Arnold / Brigitte Bauer-Söllner / Claudia Brinner / Christina Ding-Greiner / Christian Kolb / Mechthild Lärm / Ursula Mybes / Magda Schreier / Renate Vanorek

Ernährung bei Demenz

Aus der Reihe der Robert Bosch Stiftung (Hrsg.): Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz.

Rund eine Million Menschen in Deutschland leiden an Demenz. Die enorme Herausforderung dieser Krankheit für unser Gesundheitssystem und unsere Gesellschaft ist nur zu bewältigen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Das möchte die Initiative «Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz» der Robert Bosch Stiftung erreichen. In sieben Werkstätten haben rund 80 Vertreter aus Politik und Verwaltung und von Angehörigenorganisationen gemeinsam mit Wissenschaftlern und Praktikern aus Medizin, Pflege und anderen Disziplinen über die zentralen Probleme des Lebens mit Demenz diskutiert. Die sieben Berichte der Werkstätten fassen das jeweilige Thema zusammen, greifen gute Ansätze in der Praxis auf und geben Handlungsempfehlungen. Sie richten sich an alle, die beruflich direkt oder indirekt mit der Begleitung von Menschen mit Demenz befasst sind, sowie an interessierte Laien und Entscheidungsträger.

Die präventiven und rehabilitativen Wirkungen einer guten Ernährung im Alter sind erheblich. Essen und Trinken bedeuten auch Genuss und Lebensqualität. Der Bericht «Ernährung bei Demenz» benennt physiologische und soziokulturelle Aspekte und weist auf die Bedeutung des Zahnstatus und der Bewegung hin. Er zeigt Möglichkeiten der Verbesserung im häuslichen sowie im stationären Umfeld auf und diskutiert Problemfelder wie die Ernährung im Akutkrankenhaus und die künstliche Ernährung von Menschen mit Demenz.

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Kapitelübersicht
  1. Vorwort der Robert Bosch Stiftung zur Reihe «Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz»
  2. Inhalt
  3. Teil 1 Die Ernährungssituation Demenzkranker
  4. Teil 2 Verbesserung der Ernährungssituation Demenzkranker
  5. Teil 3 Konsequenzen
  6. Literatur
  7. Autorinnen und Autoren
Leseprobe

3 Altersbedingte körperliche Veränderungen und ihr Einfluss auf das Essen und Trinken von Demenzkranken (S. 25-26)

Je älter der Mensch wird, umso deutlicher spürt er, dass er einen Körper hat. In jungen Jahren ist jede Bewegung selbstverständlich. Man denkt nicht darüber nach, welches Gelenk beim Griff nach der Zuckerdose beansprucht wird. Erst wenn dieses Gelenk schmerzt, wird es bewusst. Der Körper verändert sich. Zu den gravierendsten Begleiterscheinungen des Alterns zählt die Abnahme der stoffwechselaktiven Muskelmasse – die Kraft lässt nach. Die Abnahme der Skelettmuskulatur beeinträchtigt die Knochendichte und die Funktionsfähigkeit der Gelenke. Das Sturz- und Frakturrisiko ist erhöht. Auch die Feinmotorik verändert sich. Greifen und Halten sind erschwert, Besteck kann unter Umständen nicht mehr gefasst und zum Mund geführt, Tassen können nicht mehr gehalten werden.

Die Sinnesorgane arbeiten anders als früher. So kann das Temperaturempfinden gestört sein, der Geschmack verändert sich, Tast-, Seh-, Hör-, Schmeck- und Riechfähigkeit lassen nach.

Das Durstgefühl verringert sich und der Körper signalisiert nicht mehr die zu geringe Flüssigkeitsaufnahme. Veränderungen im Magen-Darm-Trakt können zu gestörter Nahrungsverwertung führen.

Diese Veränderungen des Körpers sind normal. Beim einen treten sie deutlicher zutage, beim anderen weniger. Orientierte Menschen können die Einschränkungen teilweise kompensieren. Sie akzeptieren sie und tragen Brillen und Hörgeräte. Sie erkennen Nahrungsmittel und erwarten über das Sehen eines Lebensmittels oder eines Getränks einen Geschmack, den sie trotz einer Reduzierung der Riechund Geschmackszellen aufgrund ihrer Erinnerungsfähigkeit wahrnehmen können. Demenziell erkrankte Menschen reagieren auf die altersbedingten Veränderungen anders, was ein besonderes Verhalten der Betreuer nötig macht.

In diesem Kapitel stehen die normalen (physiologischen) Veränderungen des menschlichen Körpers im Vordergrund, die das Ernährungsverhalten im Alter beeinflussen. Es wird beschrieben, welche Auswirkungen diese Veränderungen auf die Ernährung von Demenzkranken nehmen können. Wie sich der Appetit, das Hunger- und Durstgefühl sowie Energie- und Nährstoffbedarf der Kranken verändern und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Ausführlich behandelt werden die Veränderungen vonMund und Zähnen und des Bewegungsapparates. Ein unangemessener Umgang mit diesen physiologischen Veränderungen kann krankhafte Veränderungen zur Folge haben. Die Möglichkeiten, das zu verhindern und so einer Fehl- oder Mangelernährung (Kap. 4) vorzubeugen, werden in diesem und den folgenden Kapiteln dargestellt.

3.1 Nachlassende Sinnesfähigkeiten und Appetitverlust

Während gesunde Menschen ihre nachlassenden Sinnesfähigkeiten verstehen und kompensieren, können Demenzkranke nicht damit umgehen. Sie lehnen ihre Brille ab, weil sie diese als störend empfinden. Die Seheinschränkungwird nicht kompensiert, die Kranken erkennen Nahrungsmittel nicht als solche oder verkennen das, was vor ihnen ist (Geschirr-Dekor wird z. B. als Schmutz interpretiert) und essen nichts. Dies sind ausschließlich Folgen der nachlassenden Sehfähigkeit und bedeuten (noch) keine Fehldeutung der vom Auge ans Gehirn weitergeleiteten Reize. Der Geruchssinn unterstützt das Erkennen und Schmecken von Nahrung. Bei demenziell erkrankten Menschen ist das Geruchsempfinden oft schon sehr früh gestört und kann im Verlauf der Erkrankung ganz schwinden. Dieser Verlust kann sich nicht nur gravierend auf den Ernährungszustand auswirken, sondern ist auch ein Verlust an Lebensqualität: Die Betroffenen sehen Speisen, die ihnen vertraut sind, können sie aber nicht riechen und schmecken. Bekanntes wird fremd durch den Verlust der Sinne.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Robert Bosch Stiftung zur Reihe «Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz»6
Inhalt8
Teil 1 Die Ernährungssituation Demenzkranker12
1 Bedarfs- und bedürfnisgerechte Ernährung bei Demenz – Erfordernisse und Möglichkeiten14
Die Ernährungssituation alter und demenzkranker Menschen14
Wie sich das Essen und Trinken für Menschen mit Demenz verändert17
Prävention durch Ernährung17
Verbesserung der Esskultur bedeutet Verbesserung der Lebensqualität18
Ernährung bei Demenz – Anregungen für eine qualitativ hochwertige Ernährungskultur18
2 Soziokulturelle und psychische Aspekte der Ernährung bei Demenz20
Zwischen Müssen und Dürfen, Können und Wollen – warum wir (nicht) essen21
Was wir essen – Nahrungsangebot und -beschaffung22
Gemeinschaft herstellen und Selbstbestätigung verschaffen – Gemeinsam kochen23
Gemeinschaft herstellen und das Selbstvertrauen stärken – Gemeinsam essen24
Essen und Trinken mit fremder Hilfe – die Begegnung zweier Menschen24
Eine vertraute und angenehme Umgebung fördert den Appetit25
Soziale Netzwerke zur Sicherstellung der Ernährung und des Wohlbefindens25
3 Altersbedingte körperliche Veränderungen und ihr Einfluss auf das Essen und Trinken von Demenzkranken26
3.1 Nachlassende Sinnesfähigkeiten und Appetitverlust27
3.2 Altersbedingte Veränderungen des Verdauungstraktes29
3.3 Flüssigkeitsbedarf30
3.4 Energie- und Nährstoffbedarf31
3.5 Veränderungen von Mund und Zähnen34
3.6 Das Zusammenwirken von Bewegung und Ernährung bei Demenzkranken38
4 Mangel- und Fehlernährung im Alter und bei Demenz44
4.1 Gewichtsverlust45
4.2 Faktoren, die eine Mangelernährung beeinflussen46
4.3 Mögliche Folgen von Fehl- und Mangelernährung50
5 Erfassung der Ernährungssituation – Screening und Assessment52
5.1 Screening zur groben Erfassung der Ernährungssituation52
5.2 Genaue Einschätzung der Ernährungssituation durch das Assessment53
5.3 Instrumente zur Erfassung der Ernährungssituation54
5.4 Ernährungssoftwareprogramme56
Teil 2 Verbesserung der Ernährungssituation Demenzkranker58
6 Verbesserung der Ernährungssituation von Demenzkranken – Empfehlungen und Informationen60
7 Individuelle Ernährungsbedürfnisse von Demenzkranken62
8 Verbesserung der Ernährungssituation Demenzkranker in der häuslichen Umgebung66
8.1 Hochrisiko-Gruppe: Alleinstehende mit Demenz66
8.2 Infrastrukturelle Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungssituation zu Hause lebender Demenzkranker67
8.3 Ernährungsrichtlinien für ältere Menschen69
8.4 Die Ernährungssituation pflegender Angehöriger70
9 Verbesserung der Ernährungssituation Demenzkranker in der Tagespflege72
10 Verbesserung der Ernährungssituation Demenzkranker in der stationären Altenhilfe74
10.1 Verpflegungskonzepte – eine Möglichkeit zur bedarfsund bedürfnisgerechten Ernährung74
10.2 Informationen und Empfehlungen für die Entwicklung eines Verpflegungskonzepts75
1. Rahmenbedingungen76
2. Empfehlungen für den Umgang mit verpflegungsrelevanten körperlichen Veränderungen im Alter und bei Demenz76
3. Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung alter Menschen in der Gemeinschaftsverpflegung79
4. Empfehlungen zur Sicherung des Nährstoff- und Energiebedarfs von Demenzkranken83
5. Darreichungsformen der Speisen für Demenzkranke86
6. Konsistenzstufen der Ernährung bei Schluckstörungen87
7. Diätetische Einschränkungen im Alter88
8. Haupt- und Zwischenmahlzeiten90
9. Essenszeiten91
10. Kontinuierliche Verfügbarkeit und Hygiene92
11. Möglichkeiten einer bewohnerorientierten Speisenpräsentation und der Unterstützung bei der Auswahl92
12. Bestellsysteme94
13. Gestaltung von Essplatz und Umgebung95
14. Unterstützung und Hilfe bei der Mahlzeiteneinnahme99
15. Hinweise für ein geeignetes Verpflegungssystem101
16. Empfehlungen für die Personaleinsatzplanung103
10.3 Ernährungsteams105
10.4 Empfehlungen für die Dokumentation durch Pflege und Hauswirtschaft108
10.5 Empfehlungen für Verhaltensweisen in besonderen Situationen109
10.6 Wohnumfeld- und Pflegevisite als Kontrollinstrumente110
10.7 Assessmentinstrumente in der stationären Altenhilfe110
11 Verbesserung der Ernährungssituation Demenzkranker im Krankenhaus112
12 Künstliche Ernährung von Menschen mit Demenz118
Teil 3 Konsequenzen128
13 Wissen, Bildung und Ernährung130
13.1 Ernährung alter Menschen –ein Randthema in der Ausbildung130
13.2 Fort- und Weiterbildungen für Profis132
13.3 Schulungen für pflegende Angehörige133
13.4 Lehr- und Lernmittel135
13.5 Aufklärungskampagnen137
14 Forderungen und gesetzliche Regelungen für die Ernährung Hilfebedürftiger138
14.1 Ernährungsbezogene Regelungen im Krankenversicherungsrecht (SGB V)138
14.2 Ernährungsbezogene Regelungen im Pflegeversicherungsrecht (SGB XI)139
14.3 Rechte hilfebedürftiger Menschen auf bedürfnisgerechte Ernährung141
14.4 Chancen der Charta der Rechte hilfebedürftiger Menschen144
15 Grundlagen für eine verbesserte Ernährungskultur – Empfehlungen an Entscheidungsträger aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft146
15.1 Empfehlungen an Politiker in Bund, Ländern und Kommunen147
15.2 Empfehlungen an Entscheidungsträger der Pflegeund Krankenkassen151
15.3 Empfehlungen an Ärzte152
15.4 Empfehlungen an Entscheidungsträger aus der Pflege153
15.5 Empfehlungen an Leitungsverantwortliche des Bereichs Hauswirtschaft156
Literatur158
Autorinnen und Autoren168
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