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Ernährungslehre in der Grundschule

Der Stellenwert von Erziehung und Bildung bei der Gesundheitsförderung von Kindern

AutorUlrike Kögel
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl73 Seiten
ISBN9783656662969
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis23,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Pädagogik - Schulwesen, Bildungs- u. Schulpolitik, Note: 1,3, Universität Vechta; früher Hochschule Vechta (Pädagogik), Sprache: Deutsch, Abstract: Ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel sind die Hauptgründe für zunehmendes Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen. Ess- und Trinkgewohnheiten werden bereits in der Kindheit entscheidend geprägt. Erziehung und Bildung haben daher einen hohen Stellenwert bei der Gesundheitsförderung von Kindern. In einer Zeit, in der Nahrungsmittel jederzeit, überall und im Überfluss für jeden verfügbar sind, lässt unsere momentane Ernährungssituation dennoch viele Fragen offen. Erziehung, Bildung und Gesundheit hängen eng miteinander zusammen. Neben bestimmten Gesetzestexten und Erlassen, schreiben die Kultusministerien in den Rahmenrichtlinien vor, Ernährungslehre als wichtigen Unterrichtsbestandteil zu behandeln. Nach einer kurzen Erläuterung der Grundlagen der Ernährung von Kindern wird die tatsächliche Versorgung von Schulkindern beschrieben. Weiterhin wird auf das Ernährungsverhalten eingegangen (Triebbefriedigung, Einflussfaktoren, Ernährungswissen und Interesse). Eltern sind Vorbilder für Kinder. Die Ernährungserziehung in der Familie bildet ein wichtiges Fundament für eine gesunde Ernährungsweise, denn die Folgen einer falschen Ernährung werden in der Schule, in der Leistungsfähigkeit und Konzentration gefragt sind, sichtbar. Aufgaben, Ziele und Formen der schulischen Ernährungserziehung werden in diesem Teil der Arbeit erläutert. Doch eine gesundheitsorientierte Ernährung im Kontext mit Sport und Bewegung, haben in unseren Schulen nach wie vor eine untergeordnete Bedeutung. Viele Schulbücher sind veraltet und langweilen die Schüler regelrecht. Mit dem Beispiel einer Projektwoche soll ein abwechslungsreicher Beitrag für eine interessante Ernährungslehre gezeigt werden. Der praktische Teil der Arbeit wird durch die Teilnahme einer dritten Klasse am 'Schüler-Fitnesscup' gestaltet. Im Sinne eines ganzheitlichen Lernens werden Inhalte der Gesundheitserziehung zur Ernährung und Bewegung durchleuchtet und in einer Projektwoche behandelt. Die Kinder lernen, den Schulalltag und die Freizeit aktiv und gesund zu gestalten. Freude an der Bewegung und ein Ernährungsbewusstsein sollen entwickelt werden, wodurch eines der wichtigsten Erziehungsziele erreicht werden kann.

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Leseprobe

2. Ernährung von Kindern


 

2.1 Grundlagen der Ernährung von Kindern


 

Essen, trinken und sich bewegen zählen zu den Grundbedürfnissen eines Kindes. Ausgeglichenheit und Aufnahmebereitschaft hängen entscheidend davon ab, ob seine Grundbedürfnisse befriedigt sind. Gesunde Ernährung ist ein wichtiger Faktor zur Förderung und Erhaltung der Gesundheit, des Wohlbefindens und der Leistungsfähigkeit. In der Kindheit ist eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung besonders wichtig, da der Nährstoffbedarf sehr hoch ist. Für das Wachstum wird sehr viel Energie benötigt und deshalb ist der Grundumsatz auch höher als bei Erwachsenen.

 

Eine langfristige Unterschreitung der Energiezufuhr kann genauso wie eine Überschreitung die Gesundheit des Kindes gefährden. Für den täglichen Bedarf an Energie gibt es Richtwerte (Tabelle 2). Der Energiebedarf der Kinder ist unterschiedlich. Er hängt vom Alter, Körpergewicht und –größe ab. Ruhige Kinder, die sich kaum bewegen, benötigen weniger Energie als aktive Kinder. Ab dem 10. Lebensjahr ist der Energiebedarf der Mädchen deutlich geringer als bei Jungen. Die Kalorienangaben in Tabelle 2 sind Mittelwerte und gelten für Kinder mit durchschnittlichem Gewicht und durchschnittlicher Größe.

 

 

Tabelle 2: Richtwerte für den Energiebedarf (in kcal)[21]

 

Die optimale Ernährungslehre für Kinder: „Optimix“

 

„Optimix“ ist die Abkürzung für „Optimierte Mischkost“ und wurde von Alexy und Kersting (Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund) entwickelt. Es handelt sich um eine vollwertige Ernährung von Kindern, Jugendlichen und Familien.[22] Das Konzept basiert auf den D-A-CH-Referenzwerten[23] für die Nährstoffzufuhr. Diese Kost ist optimiert, da sie den Bedarf an allen Nährstoffen, die Kinder und Jugendliche benötigen, deckt. Sie dient zusätzlich der Vorbeugung von Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose und Gicht. Diese Ernährungsweise begünstigt, dass ein Optimum an Wachstum, Entwicklung, Leistungsfähigkeit und Lebenserwartung erreicht wird. Insbesondere werden die Ernährungsgewohnheiten und –vorlieben von Kindern berücksichtigt. Die abwechslungsreiche Mischkost setzt sich aus folgenden Punkten zusammen:[24]

 

1. Abwechslung bei der Lebensmittelauswahl

2. bevorzugt fettarme Lebensmittel

3. täglich ballaststoffreiche Vollkorn-/Getreideprodukte

4. regelmäßig fettarme Milch und Milchprodukte

5. über die Woche verteilt mageres Fleisch, einmal wöchentlich Fisch, gelegentlich Ei

6. schmackhafte und schonende Zubereitung

7. reichlich ungesüßte oder wenig gesüßte Getränke

8. Süßigkeiten und süße Getränke nicht vor oder anstelle von Mahlzeiten konsumieren

 

Die Grundlage von „Optimix“ bildet die sogenannte Vollwerternährung. Diese bestand früher überwiegend aus rohem Getreide und Gemüse. Diese strengen Formen sind heute überholt. Die Grundsätze der Vollwerternährung entsprechen heute den allgemeinen Empfehlungen einer modernen Ernährung, die eine abwechslungsreiche Mischkost mit einem hohen Anteil an Obst, Gemüse und Getreide empfiehlt. Aber auch Milch und Milchprodukte sowie Fisch und Fleisch haben ihren Platz. Diese Ernährungsform ist für Kinder als Dauerkostform am Besten geeignet.[25] Sie enthält alle nötigen Nährstoffe in ausreichender Menge, im richtigen Verhältnis und in der richtigen Form. Diese bedarfsorientierte Ernährungsweise im Kindesalter gewährleistet, dass der Grundstein für Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Lebensfreude im Erwachsenenalter gelegt wird.[26]

 

Eine abwechslungsreiche, vollwertige Ernährung minimiert einerseits das Risiko einer möglichen Unterversorgung mit lebensnotwendigen Nährstoffen (z.B. Vitamine, Mineralstoffe) und andererseits das einer eventuell überhöhten Zufuhr an bestimmten Nahrungsinhaltsstoffen (z.B. Fett). Für Kinder liegen wissenschaftlich begründete Ernährungsempfehlungen vor, welche in Tabelle 3 anhand einer „Checkliste zur gesunden Ernährung für Kinder“ verdeutlicht werden.[27]

 

 

Tabelle 3: Empfehlungen für die Ernährung von Schulkindern

 

Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass die tägliche Aufnahme von pflanzlichen Lebensmitteln, Milchprodukten und Getränken im Vordergrund steht. Die empfohlenen Lebensmittel liefern für Kinder 80% der benötigten Energie und der Nährstoffbedarf ist damit abgedeckt.[28] Wenn die Ernährung der Kinder diesen Empfehlungen entspricht, erreichen sie eine ausgewogene Mischkost, die aus den notwendigen Nährstoffen Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße, Vitamine und Mineralstoffe besteht.

 

Nährstoffe[29]

 

Kohlenhydrate: Sie sollen etwa 50-60% der täglichen Energiezufuhr ausmachen. Sie sorgen für den Ablauf des normalen Stoffwechsels und versorgen die Nerven- und Gehirnzellen mit Energie. Da sie leicht verdaulich sind und vom Körper schnell in Energie umgesetzt werden können, sind sie für Kinder besonders wichtig. Der Bedarf wird am besten durch solche Kohlenhydrate gedeckt, die zusätzlich wertvolle Vitamine und Ballaststoffe enthalten (in Vollkornbrot, Kartoffeln, Haferflocken, Obst und Gemüse). Andere Kohlenhydrate, die aus Weißmehl und Zucker bestehen (Weißbrot, Süßigkeiten, Teigwaren), enthalten derartige Stoffe nicht und führen zu keiner Sättigung. Gleichzeitig fördert der reichliche Verzehr solcher „leeren“ Brennstoffe die Körperfettbildung.

 

Fette: Nahrungsfette sind wichtige Energielieferanten, besonders für Kinder. Ein sparsamer Umgang und die Verwendung der richtigen Fette (essentielle Fettsäuren wie in Olivenöl) sind dabei wichtig. Sichtbare (Öl, Butter) und versteckte (Fleisch, Wurst, Käse, Milch) Fette sind einzuschränken, da eine zu hohe Fettzufuhr eine Gewichtszunahme bedeutet.

 

Eiweiß: In der Wachstumsphase ist eine ausreichende Zufuhr von Eiweiß wichtig, da es als Aufbaustoff der Zellen ein lebenswichtiger Bestandteil der Nahrung ist. Empfehlenswert ist bei Kindern ein ausgewogenes Verhältnis von tierischen (Fleisch, Fisch, Ei, Milch) und pflanzlichen (Getreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchte) Eiweißen.

 

Vitamine: Sie sind lebensnotwendige Substanzen für die Stoffwechselvorgänge im Körper, die für Wachstum (A), Knochenaufbau (D), Schutz gegen Infektionskrankheiten (C), für Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit (B1) usw. lebensnotwendig sind.

 

Mineralstoffe: Die Mineralstoffe Calcium, Natrium, Kalium, Magnesium, Phosphor, Eisen, Jod, Fluor, Selen und Zink sind unverzichtbare Bestandteile bei allen Stoffwechselvorgängen. Ein besonders wichtiger Mineralstoff für Kinder ist das Calcium. Es sorgt für gesunde Knochen und Zähne, beeinflusst aber auch die Erregbarkeit der Nerven und Muskeln und ist notwendig für die Blutgerinnung. Milch und Milchprodukte eignen sich in jedem Lebensalter als beste Calciumquelle.

 

Bedeutung des Frühstücks

 

Der kindliche Organismus ist noch nicht in der Lage, große Reserven anzulegen, um längere Pausen der Nahrungsaufnahme zu überbrücken. Daher ist es wichtig, öfter Zwischenmahlzeiten zu sich zu nehmen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt fünf Mahlzeiten am Tag mit drei Hauptmahlzeiten (Frühstück, Mittag, Abendbrot) und zwei Zwischenmahlzeiten.[30] Für Schulkinder ist ein ausreichendes Frühstück (s. Kapitel 4.4.1) besonders wichtig, da über Nacht abgebaute Energiereserven dadurch wieder aufgefüllt werden. Zahlreiche Studien belegen, dass Kinder kognitive Aufgaben und Aufmerksamkeitsleistungen besser erledigen, nachdem sie gefrühstückt haben. Diese Schüler sind in den Morgenstunden oft leistungsfähiger, reaktionsschneller und ermüden nicht so schnell wie Kinder, die nicht oder nicht ausreichend gefrühstückt haben.[31] Doch nicht alle Kinder starten gleichermaßen hungrig in den Tag. Für Kinder, die morgens noch nichts essen, ist es notwendig, ein ausgewogenes Frühstück (5-Sterne-Frühstück, s. Kapitel 4.4.1) in die Schule mitzunehmen. Aber auch für die Kinder, die bereits zu Hause etwas gegessen haben, kann das Schulfrühstück dem Leistungsabfall vor der Mittagspause entgegenwirken. Die Leistungskurve (Abbildung 1) zeigt den biologischen Tagesrhythmus des Körpers.

 

 

Abbildung 1: Leistungskurve mit Mahlzeiten[32]

 

Diese Leistungskurve kann durch die Ernährung beeinflusst werden. Es wird deutlich, wie wichtig ein Frühstück zu Hause oder in der Schule ist. Dieses mildert einen Leistungsabfall am Vormittag. Der Blutzuckerspiegel, d.h. die Konzentration von Glucose, spielt dabei eine Rolle, da Gehirn und Nervenzellen ihre Energie aus der Verwertung von Glucose gewinnen. Über längere Esspausen sinkt der Blutzuckerspiegel, eine verminderte Leistungsbereitschaft ist die...

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