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'Erste am Feind'

Bordflugzeug und Küstenaufklärer Heinkel He 60

AutorChristian König
VerlagHelios Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl135 Seiten
ISBN9783869331942
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
In den 1920er Jahren entstanden in Deutschland Flugzeug­schleudern, um Postflugzeuge von Bord zu starten. Auf Kriegsschiffen wurden daraufhin Bordflugzeuge als Aufklärer eingesetzt. Sie erweiterten den aufzuklärenden Bereich weit über jenes Blickfeld hinaus, das bislang den besten Augen im Krähennest vorbehalten war. Wie an Land die Späher waren die Beobachter in den Bordflugzeugen oft 'Erste am Feind'. Die Reichs- und Kriegsmarine setzte für diese Aufgabe von 1935 bis 1940 den Doppeldecker Heinkel He 60 ein. Die vorliegende Monographie beginnt bei den geheimen Vorarbeiten 1928/29, die zum Entwurf der Heinkel HD 60 führten. Über deren Erprobungen bei der E-Stelle (See) in Travemünde, die Einführung und Nutzung der ersten zehn Heinkel He 60 C spannt sich der Bogen zur anschließenden Serienfertigung der Baureihen D und E bei Heinkel, Arado und Weserflug. Ihrer Verwendung vor allem als Bordflugzeug entsprechend liegt der Schwerpunkt der Fotografien auf den Jahren 1933 bis 1940. Dem Leser eröffnen sich einzigartige Einblicke in die Ausbildung und den Einsatz der He 60 bei den Seefliegern im Frieden, im Spanischen Bürgerkrieg und schließlich im 2. Weltkrieg. Extrakapitel gehen auf die Exporte nach Spanien und Bulgarien, die Versuchsmuster für Reihentriebwerke und die bekannten Verluste ein. Zahlreiche Skizzen und Zeichnungen geben wertvolle Hinweise für ernsthafte Modellbauer.

Christian König veröffentlicht seit über 25 Jahren Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeiten zur Luftfahrzeugtechnik. Unter anderem ist er Fachmitarbeiter der Magazine Jet & Prop, FlugzeugClassic und Wetnotes, Autor und Co-Autor von Flugzeug-Monographien (Arado Ar 196, Focke Wulf Fw 190, Junkers Ju 52/3m) und Fachbüchern zur Flugzeugarchäologie. Christian König lebt in Köln und setzt seine Arbeiten in diesem Bereich fort.

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Leseprobe

Der an der rechten Rumpfinnenseite des Beobachterplatzes angebrachte Sicherungskasten C beherbergte den Stromkreis IX, der mit 30 Ampere abgesichert den Notsende-Betrieb der F. T.-Anlage ermöglichen sollte. Sämtliche Geräte der Funk-Telegraphie-Anlage waren im Beobachterraum platziert worden. Zu den Geräten gehörte werkseitig eine Anodenbatterie, um auch bei stehendem Triebwerk die Funkanlage einsetzen zu können.

Batterie.

Nach dem Ausformen des Rohrrahmengerüsts und dem Einbau der mechanischen und elektrischen Geräte konnte die Zelle der He 60 für die Bespannung mit Stoff vorbereitet werden. Dazu waren alle Holme mit einem Gemisch aus 50 % Paraffin, 30 % Stearin und 20 % Wachs zu streichen, welches insbesondere an den unteren Holmen und Gurten „reichlich stark“ aufgetragen werden musste.38 Anschließend waren alle Holme mit Wickelband zu verkleiden, welches vor dem Anbringen in das eingangs genannte Wachsgemisch zu tränken war. Die Verkleidung der Metallrohre mit Wickelband und der Formgebungsprofile mit Flanellstreifen sollte einem Durchscheuern der aufzubringenden Stoffbespannung entgegenwirken.

Zwischen den Knotenpunkten 9-9 und 10-10 waren die benötigten Schottwände aus Stoff festzunähen und durch mehrmaligen Farbanstrich zu konservieren. Die Stoffbespannung des Rumpfgerüsts musste zugeschnitten und an der Unterseite zusammengenäht werden, bevor sie über das hintere Rumpfende nach vorne aufgezogen werden konnte.39 Sobald die Bespannung an den Formgebungsbögen plan zum Aufliegen kam, konnte diese mit Stahlstiften angeheftet, und dann über den unteren und seitlichen Teil der Flugzeugzelle hinweggezogen werden. Später zugänglich zu machende Einbauten waren mit provisorischen Ausschnitten zu versehen, bevor die Bespannung mit kleinen Nägeln an den Formgebungselementen angenagelt wurde. All jene Stellen, wo die Bespannung mit Nägeln oder Stiften befestigt worden war, wurden anschließend mit einem Zackband überklebt. Wartungsöffnungen und die Bodenluke für die Bobachterkamera40 konnten nachträglich in die Bespannung geschnitten und dann mittels Leder-, Sperrholz- oder Metallverschlüssen temporär verschlossen werden. Die Stoffbespannung wurde mittels Avionorm-Grundtränkung rot 5592 a und Avionorm-Spann- und -Decklacken haltbar gemacht.41

4-poliger Sicherungskasten A

Stromkreis I

6 Ampere

Verteiler für Führerraum:

Steckdose am Brandschott, Anschluß für Revi, Gerätebrettlampe, Kompasslampe

Stromkreis II

6 Ampere

Staurohrheizung

 

Stromkreis III

6 Ampere

Verteiler für Beobachter:

Steckdose für Handlampe, Gerätebrettlampe, Kompasslampe, Dreilampengerät

Signallampen für Antenne (Führer)

Stromkreis IV

6 Ampere

Kennlichter:

Hecklicht, rechte und linke Seite

4-poliger Sicherungskasten B

Stromkreis V

15 Ampere

Anlasser und Kupplungsmagnet

Stromkreis VI

10 Ampere

Nebelgerät

Stromkreis VII

25 Ampere

Generator

Stromkreis VIII

25 Ampere

Bildgerät

Der Führerraum wurde nach der Bespannung mit einer gebogenen Führerhaube aus Leichtmetallblech abgedeckt, in die auch die Kopfstütze für den Flugzeugführer eingefügt wurde. Über dem Beobachterraum wurde hingegen ein Ringblech aufgeschraubt, auf dem sich je nach Verwendungszweck nachträglich eine Drehringlafette für ein Maschinengewehr aufsetzen ließ. Vor der Beobachtergerätetafel ließ sich ein Abdeckblech für einen Kartentisch und die Gerätetafel anschrauben. Auf den Haubenblechen über dem Führer- und Beobachterraum wurden Windschutzscheiben befestigt.42

Aufbau des Motorgerüsts, mit dem Heinkel ein schnell wechselbares Triebwerk realisierte.

Triebwerksrohrleitungen und Lage der Außenbordverschlüsse am Beispiel einer Heinkel He 60 C.

Triebwerk und Nebengeräte der Heinkel He 60 wurden in ein gesondertes Motorgerüst aus Stahlrohr eingebaut. Dieses Motorgerüst konnte nach dem kompletten Zusammenbau an entsprechenden Knotenpunkten der Zelle befestigt werden. Es stellte einen frühen Versuch einer wartungsfreundlichen Kombination der beiden Komponenten dar. Im günstigsten Falle (Bordeinsatz) hielt man mehrere vollständig aufgebaute Motorgerüste vor, und wechselte bei Motorproblemen kurzerhand diese Sektionen aus. Die Einsatzbereitschaft der Heinkel 60 profitierte von diesem Ansatz, dessen Weiterentwicklung in den Einheitstriebwerken BMW 132 und BMW 801 mündete. Die technischen Handbücher und die L. Dv. 365 beschrieben explizit Wartungsarbeiten, bei denen die Triebwerkssektion komplett von der restlichen Zelle getrennt und separat aufgebockt wurde.

Durchdrehen der Luftschraube einer Heinkel He 60 C bei der Seeübungsstaffel Warnemünde, Herbst 1933.

Wenngleich der Austausch einer kompletten Triebwerkskombination angestrebt wurde, sah Heinkel selbstredend den Aufbau dieser Baugruppe aus Einzelteilen vor. Zunächst war das Motorgerüst – welches ebenfalls baureihenabhängig Aussparungen für Bordwaffen aufwies − an den Knotenpunkten der Zelle zu befestigen, bevor der Schmierstoffkühler von unten in das Gerüst einzuhängen war. Nun konnte die rechte Strebe des Motorgerüsts entfernt und der BMW VI von oben seitlich mittels Flaschenzug in das Motorgerüst hineingeschwenkt werden. Danach war die vorher ausgebaute rechte Strebe wieder einzubauen. Jetzt konnten die Luftansaugschächte, sämtliche Leitungen und die Auspuffstutzen montiert und der Anbau der Wasserkühlerabdeckung vorgenommen werden, bevor die Triebwerks-Rohrleitungen43 eingezogen wurden. Bei den Kühlstoffleitungen war auf entsprechende Radien zu achten. Danach konnten die Entlüftungsleitungen und die Triebwerksgestänge montiert werden; mithin Voraussetzungen für das Anbringen der Triebwerksverkleidungsteile.

BMW-Werkszeichnung des BMW VI 6,0 ZU-Zwölfzylinders mit einer Standard- und einer Ruppnabe, wie sie bei der He 60 Verwendung fand.

Draufsicht auf den BMW VI 6,0 ZU. An der Vorderseite (rechts im Bild) sitzt das Getriebe.

Motorverkleidung von vorn (He 60 C/D).

8-60_040. Übersicht der Abdeckbleche der Triebwerksverkleidung am Beispiel einer He 60 E.

1932/33 entstand diese Aufnahme der HD 60 b (V-3), Werknummer 418, Zulassung D-2325 beim Katapultstart.

Die erste He 60 C (W. Nr. 431) flog als D-2486 „Seeschwalbe“ ab März 1933 bei der E-Stelle (See). Bereits am 6.3.1934 ging sie über der Lübecker Bucht verloren.

Unter Rückgriff auf andere Entwicklungen, etwa die HD 38, wurde die He 60 weitestgehend mit Stoff bespannt. Lediglich bei der Triebwerksverkleidung griff man auf eine Metallkonstruktion zurück. Die Verkleidungsbleche waren erst anzubringen, nachdem der Triebwerkseinbau im Motorgerüst vollständig abgeschlossen worden war. Zur Befestigung der Verkleidungsbleche waren Schnellverschlüsse vorgesehen, die in entsprechende Verschlussträger griffen. Das obere Haubenteil sowie die beiden seitlichen Klappen wurden mittels Scharnierstiften an den Scharnierstreifen aufgehängt. Angeschellte Abstützstreben und Drahtseile erlaubten es, die Klappen sicher in einer geöffneten Position zu fixieren. Die Montage der Abdeckbleche folgte einer klaren...

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