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Erzherzog Ferdinand II. Landesfürst von Tirol

Sein Leben. Seine Herrschaft. Sein Land

AutorMichael Forcher
VerlagHaymon
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl260 Seiten
ISBN9783709937884
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
LEBEN UND SCHAFFEN EINER AUßERORDENTLICHEN HERRSCHERPERSÖNLICHKEIT 1567 kehrt Ferdinand II. nach seiner Zeit als böhmischer Statthalter in Prag nach Innsbruck zurück und übt von nun an als Regent einer der bedeutendsten europäischen Herrscherdynastien entscheidenden politischen und religiösen Einfluss aus. Michael Forcher wendet sich anlässlich des 450. Jubiläums des Einzugs nach Innsbruck der Geschichte dieses vielseitigen Herrschers zu und legt die erste umfassende und moderne Biografie zu Erzherzog Ferdinand II. von Tirol vor. Ferdinand II. von Tirol verteidigt in der Gegenreformation einerseits den Katholizismus mit strenger Hand, andererseits führt seine heimliche Hochzeit mit der bürgerlichen PHILIPPINE WELSER zu einem großen Skandal. In der Hofburg kann Philippine nicht bleiben, deshalb baut Ferdinand für sie das Innsbrucker Schloss Ambras zu einem der bedeutendsten Renaissancebauwerke Europas. Dort versammelt er europäische Künstler um sich und trägt wesentlich zur Verbreitung der Renaissance in Mitteleuropa bei. Er erneuert Verwaltung, Schule und Wirtschaft. Seiner Liebe zur Kunst verschafft er in seiner KUNST- UND WUNDERKAMMER AUF SCHLOSS AMBRAS Ausdruck, einer riesigen Sammlung an Porträts, Waffen, Münzen, Schriften und Meisterwerken des Kunsthandwerks - eine der bedeutendsten dieser Art überhaupt. Seine Feste sind legendär, die Liebe zu seiner Frau Philippine Welser brachte ihm in der Tiroler Bevölkerung große Sympathie ein. MICHAEL FORCHER - der Garant für lustvolle Wissensvermittlung - geht den Spuren dieses humanistisch gebildeten und kunstsinnigen Landesfürsten nach. Kompetent und mitreißend zeichnet er nicht nur ein fundiertes und mannigfaltiges Bild von Ferdinand II., sondern auch seines Landes und seiner Residenzstadt Innsbruck: Lebendig erzählt Michael Forcher vom Habsburgerreich des 16. Jahrhunderts, führt uns in die Geschicke von Ferdinands Regentschaft ein und geht der Frage nach, was nach seinem Tod von ihm blieb.

MICHAEL FORCHER - der Garant für lustvolle Wissensvermittlung - geht den Spuren dieses humanistisch gebildeten und kunstsinnigen Landesfürsten nach. Kompetent und mitreißend zeichnet er nicht nur ein fundiertes und mannigfaltiges Bild von Ferdinand II., sondern auch seines Landes und seiner Residenzstadt Innsbruck: Lebendig erzählt Michael Forcher vom Habsburgerreich des 16. Jahrhunderts, führt uns in die Geschicke von Ferdinands Regentschaft ein und geht der Frage nach, was nach seinem Tod von ihm blieb.

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Leseprobe

DES NEUEN LANDESFÜRSTEN ANKUNFT IN TIROL


äre es als böses Omen gesehen worden, Erzherzog Ferdinand II. hätte gleich wieder umkehren müssen. Allzu viel ging schief, als der neue Landesfürst am 17. Jänner 1567 in seine zukünftige Residenzstadt Innsbruck einzog.

Am nördlichen Innufer, auf der Brücke und vor dem Inntor war alles für den festlichen Empfang vorbereitet. Man hatte die Straße vom Unterinntal herauf, die erst seit einigen Jahrzehnten auch zwischen Mühlau und der Anpruggen (St. Nikolaus) am nördlichen Innufer entlang führte, von Eis und Schnee befreit und geschmückt. Ein Aufgebot von fünf Fähnlein mit 2200 Bewaffneten säumte den Weg. Am »Saggenfelde« drüben standen Geschütze aufgereiht und gaben Salutschüsse ab. An der Biegung zur Innbrücke, wo die Straße weiter innaufwärts führt, und an der Fleischbank auf der anderen Seite hielten Wachmannschaften mit langen Speerstangen und Hellebarden die Massen der herandrängenden Schaulustigen zurück. Als Fanfarenklänge das Nahen des fürstlichen Zuges ankündigten und der Jubel anschwoll, stellten sich die vornehmsten Vertreter des Adels und der Geistlichkeit dort auf, wo die Gasse nach Hötting hinauf führt. Alles genau nach der Absprache zwischen dem Erzherzog und seinem Vertrauten in Innsbruck, dem aus Prag vorausgeeilten Hofkaplan und Beichtvater Giovanni Cavalieri. Die Herren von Trapp, Trautson und Spaur trugen als Erbhofmeister, Marschall und Schenk die Embleme ihrer Würde, Landeshauptmann Wilhelm von Wolkenstein führte als oberster Ständevertreter die Mitglieder der anderen Adelsgeschlechter an.

Dann war es soweit. Der Landesfürst mit seinem Gefolge erreichte die Brücke, machte Halt und blickte huldvoll auf die Versammelten. Der Weihbischof von Brixen, Biagio (Blasius) Aliprandini, trat vor und begann gemäß dem Protokoll mit seiner Begrüßungsrede – auf Italienisch. Doch der Erzherzog wollte deutsch begrüßt werden. Allseits Verlegenheit. Der zweithöchste geistliche Würdenträger des Tiroler Bistums war des Deutschen nicht mächtig! Der Inhaber des Bischofstuhls, Kardinal Cristoforo Madruzzo, der zugleich Bischof von Trient war, hatte es nicht als notwendig empfunden, in Innsbruck zu erscheinen. Er weilte ja nur selten in seiner Diözese und überließ das seelische Wohl eines großen Teils der Tiroler Bevölkerung seinem aus Welschtirol stammenden Generalvikar und Weihbischof. Immerhin wurde Ferdinand auf diese Weise schon frühzeitig mit einem der kirchlichen Missstände in Tirol konfrontiert. Wenige Augenblicke später sollte er einen weiteren kennenlernen, denn auch der zweite Programmpunkt entfiel, weil die anwesenden Geistlichen nicht fähig waren, den vorgesehenen Psalm zu singen – ein deutliches Schlaglicht auf den Bildungsstand des Klerus, selbst dessen höchster Vertreter.

Letztlich beschränkte sich die Begrüßungszeremonie an der Innbrücke darauf, dass Weihbischof Aliprandini dem Erzherzog ein silbernes Reliquienkreuz zum Kuss reichte. Und schon ritt man weiter. Es ist nicht überliefert, ob der Habsburger sich über den missglückten Empfang ärgerte. Über die Unfähigkeit der hohen Geistlichkeit in seinem neuen Herrschaftsgebiet milde lächeln zu können, dürfte jedenfalls nicht seinem Naturell entsprochen haben. Dazu war ihm auch das Anliegen Kirchenreform zu wichtig. Und hier hatte man ihm gleich den Beweis ihrer dringenden Notwendigkeit geliefert. Es gab viel zu tun in dem Herrschaftsgebiet, das ihm durch die Länderteilung zwischen den habsburgischen Brüdern zugefallen war. Aber leicht war auch seine bisherige Aufgabe als Statthalter in Böhmen nicht gewesen. Dort sollte nun der zum Kaiser gewählte ältere Bruder Maximilian als der Zweite dieses Namens regieren, außerdem waren diesem die an der Donau liegenden Länder zugefallen. Der Jüngste, Erzherzog Karl, hatte Innerösterreich erhalten, grob zusammengefasst die Steiermark, Krain und ein Stück Küstengebiet an der Adria.

Die schriftlichen Anweisungen des Erzherzogs für seinen Empfang in Innsbruck wurden durch diese Skizze ergänzt: An der »pruckhen« (Innbrücke) ist der »platz zu Empfahung« (Platz für den Empfang) eingezeichnet. Die auf dieser Seite des Inn weiter flussaufwärts zum Schießstand (heute Mariahilf) führende Straße (»gasse auf die schieshütten«) sollte gesperrt werden, bei der Auffahrt nach Hötting (»Hettingergassen«) der »Prelatenstandt« (Podium der hohen Geistlichkeit) aufgebaut sein.

Bisher hatte Erzherzog Ferdinand bei seinem Einzug in Tirol nur positive Eindrücke gewonnen.

Am 2. Jänner war er mit großem Gefolge in Prag aufgebrochen. Über Pilsen war man ins westböhmische Bischofteinitz (heute Horšovský Týn) gelangt, wo man die erste Rast einlegte und das Dreikönigsfest feierte. Nächste Stationen waren Straubing, Landshut und Rosenheim. Am 14. Jänner wurde die Tiroler Landesgrenze erreicht. Hier erwartete ihn eine Schar junger Tiroler Adeliger, die dem neuen Landesherren entgegengeritten waren und von nun an sein zahlreiches Gefolge weiter vermehrten. Von der Festung Kufstein herab grüßten die Kanonen. Immer wieder musste der stattliche Zug Halt machen, um Bürgervertretungen und Abgeordneten des Landvolks die Gelegenheit zu geben, den Fürsten untertänigst willkommen zu heißen. Zwischen den Bergwerkstädten Rattenberg und Schwaz bildeten 3400 in weiße Kittel gekleidete Knappen mit ihren typischen Werkzeugen und 1300 bewaffnete Bauern ein beeindruckendes Spalier.

In Hall versammelte sich die Bürgerschaft in Kriegsrüstung – »in Harnisch und Wehr ganz wohl geziert«, wie es der Organist Franz Schweyger in seiner Chronik der Stadt ausdrückt – am Milser Tor, an der Spitze der Stadtrat (»ein ehrsamer und weiser Rat«), um seine Durchlaucht zu erwarten und zu begrüßen. Die Ansprache hielt nicht der Bürgermeister, sondern der wohl redegewandtere Stadtschreiber Hans Forcher. Er überbrachte die Glückwünsche des Rates, der Bürgerschaft und der Inwohner – so nannte man die Einwohner ohne Bürgerrecht –, empfahl die Stadt der Gnade des neuen Landesfürsten und überreichte ein vergoldetes, mit Münzen gefülltes Trinkgefäß. »Seine fürstliche Durchlaucht hat dieses Geschenk huldvoll und mit Wohlgefallen persönlich angenommen und mündlich versichert, er wolle der Stadt ein gnädiger Fürst und Herr sein und ihre Freiheiten schützen. Auf seinem Ritt durch die Stadt begleiteten ihn von der Ringmauer und allen Tortürmen herab Freudenschüsse aus großen und kleinen Büchsen und Geschützen.« So beschließt Stadtchronist Schweyger (in heutiges Deutsch übertragen) seine Schilderung des denkwürdigen 17. Jänner 1567.

In Innsbruck war der Stadtrat in die Begrüßungszeremonie nicht eingebunden. Das bürgerliche Element blieb gegenüber der Funktion der Stadt als Residenz und Regierungssitz im Hintergrund. Der von Sängern der Hofkapelle und Hofmusikern begleitete Einzug durch das Inntor zur Pfarrkirche erfolgte in neuer Ordnung: Jetzt ritt ein Herold im goldglänzenden Prunkgewand voraus, ihm folgten Adel und Klerus. Das Zentrum des feierlichen Zuges führte Erbmarschall Balthasar von Trautson an, der ein blankes Schwert trug. Hinter ihm fungierten junge Adelige als Träger eines Brokatbaldachins, wie wir ihn als »Himmel« heute noch von kirchlichen Prozessionen kennen. Darunter ritt der Erzherzog auf einem prächtig aufgeputzten Schimmel. Vor der Kirche wurde Ferdinand von seinen unverheiratet gebliebenen Schwestern Magdalena und Helena begrüßt, den Gründerinnen des Haller Damenstifts, das in den nächsten zwei Jahren am Gelände des Ansitzes Sparberegg errichtet werden sollte. Margarethe, die dritte in Innsbruck gebliebene Schwester und Mitbegründerin des Damenstifts, war damals schon krank – sie starb zwei Monate später – und konnte deshalb nicht zum Empfang erscheinen. Nach dem feierlich gesungenen »Te Deum laudamus« in der St.-Jakobs-Kirche, dem heutigen Dom, zog sich Erzherzog Ferdinand in die für ihn hergerichteten Gemächer der alten Hofburg zurück.

Trompeter der Hofmusik gehörten zu jedem festlichen Einzug (aus L. Fläxls »Lobspruch des Fuerstlichen Freischießens zu Inßbruck«, 1569).

Auf den Einzug in die Residenzstadt folgte am nächsten Tag die Erbhuldigung der Ständevertreter im Rahmen eines eigens dazu einberufenen Landtags. Der Adel und die hohe Geistlichkeit, Bürger und Abgeordnete der Landgemeinden waren versammelt. Der Landesfürst entbot ihnen seinen Gruß und versprach, die Freiheiten des Landes zu erhalten, auf gute Ordnung und Frieden zu achten und die Landesbistümer zu schützen. Die Vertreter seiner Untertanen leisteten daraufhin im eigenen Namen und im Namen der gesamten Bevölkerung Tirols den Eid auf Treue und Gehorsam. Dass sie gleichzeitig einige Bitten und Beschwerden vortrugen, gehörte zur Praxis ständischer Politik. Es waren großteils alte...

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