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Erziehen mit Gelassenheit

Zwölf Kraftquellen für das Familienleben

AutorChristiane Kutik
VerlagVerlag Freies Geistesleben
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl154 Seiten
ISBN9783772543807
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Auf der Grundlage von Klarheit, Selbstachtung und Verlässlichkeit können sich Kinder sicher fu?hlen, und es wird wieder möglich, auch die erfreulichen Seiten des Miteinanders zu pflegen. Christiane Kutik schildert im Besonderen zwölf Bereiche, die unsere Aufmerksamkeit als Eltern und Erzieher verdienen: Rollenklarheit, Respekt, Regeln, Rhythmus, Rituale, Resonanz, Ru?ckhalt, Raum, Ruhe, Religio, Regeneration und Reflexion. Christiane Kutik, erfahrene Erzieherin und Elterncoach, zeigt in ihrem Buch zwölf konkrete Wege zu einem stressfreien, beglu?ckenden Leben mit Kindern.

Christiane Kutik ist Erzieherin, Trainerin und Coach fu?r Eltern und pädagogische Fachkräfte. Sie ist Autorin mehrerer sehr erfolgreicher Bu?cher, u.a. 'Das Jahreszeitenbuch', 'Das Kinderfestebuch', 'Entscheidende Kinderjahre', 'Spielen macht Kinder stark' und zuletzt 'Herzensbildung'.

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Leseprobe

WENN KINDER DAUERND GEFRAGT WERDEN


Dieser Bub weint nicht wegen des Buggys. Er weint, weil er völlig überfordert ist. Mit seinen zwei Jahren kann er noch gar nicht so abwägen wie ein Erwachsener. Auch mit vier, fünf, sechs Jahren können Kinder das noch nicht.

Das weist unter anderem Anna Jean Ayres in ihren grundlegenden Untersuchungen nach. Sie kommt zu dem Schluss: «Höhere intelektuelle Fähigkeiten entwickeln sich erst nach dem Alter von sieben Jahren.»1

KINDER SIND KEINE PARTNER


Kinder sind auch keine Bestimmer, keine Kumpel, sondern auf dem Weg, eigene Fähigkeiten zu entwickeln. Damit dies gelingt, brauchen sie – ebenso wie ein Lehrling den Meister braucht – Eltern, die führen und anleiten und spiegeln.

Deswegen ist es wichtig, unbedingt davon wegzukommen, das Kind in eine Machtposition zu hieven, der es nicht gewachsen ist. Weg von der ständigen Fragerei: «Willst du dies oder lieber das?» Weg vom dauernden Erklären und Überzeugen – auch wenn es Mode ist, bereits mit den Kleinsten alles auszudiskutieren.

Wir können es ja selbst beobachten: Die Folge ist immer Stress – für alle. Erwachsene ärgern sich, wenn ein Kind nicht «weiß», was es will. Und das Kind wird nervös, unsicher und «schwierig», wenn es bei uns Erwachsenen keinen Halt findet. Auf dem Weg zum «Erziehen mit Gelassenheit» hilft nur eine klare Verteilung der Rollen.

ROLLENKLARHEIT


Es ist unsere Aufgabe als Erwachsene, unsere «Erziehungsrolle» klar anzunehmen und Verantwortung zu ergreifen, anstatt ein Kind zu allem und jedem zu befragen. Im Gegensatz zu einem Kind verfügen wir über Lebenserfahrung, die uns nützt, eine Sache situationsgerecht einzuschätzen und das Kind anzuleiten. Tun wir dies, so geben wir ihm das, worauf es angewiesen ist: das Gefühl, dass die Großen wissen, wo es langgeht. Das gibt ihm Halt und Sicherheit. Das ist tätige Liebe. Denn jetzt muss das Kind seine Lebenskräfte nicht permanent für Nebensächlichkeiten verausgaben. Es kann Kind sein und sich an uns als Vorbild orientieren.

ES RECHT MACHEN WOLLEN


«Aber ich frage mein Kind, weil ich es ihm doch recht machen will», lautet ein häufiges Argument. Doch beobachten wir einmal, wie das dauernde Befragen – «Willst du dies oder lieber das?» – auf die Kinder wirkt. Sind sie dadurch etwa entspannt, gelassen, glücklich? Im Gegenteil. Sie sind ständig gefordert, ihre Notsignale auszusenden – wie Schreien, Weinen, Zetern. Und warum ist das so?

Kleine Kinder leben von Augenblick zu Augenblick. Sie sind genauso unstet wie ein Schmetterling: Da glitzert etwas, hier bewegt sich etwas, dort duftet etwas – ständig kommt ihnen etwas anderes in den Sinn, das ihr Interesse weckt. Kinder wollen alles. Das ist ihre Natur. Deswegen ist Ärger vorprogrammiert, wenn wir von ihnen klare Entscheidungen erwarten.

«Was willst du denn heute zum Mittagessen?», fragt die Mutter ihren Dreijährigen im Supermarkt. «Magst du Brokkoli? Wir könnten aber auch Nudeln essen. Oder magst du lieber Pfannekuchen?» Hin und her. Stress. «Brokkoli», sagt das Kind endlich. Die Mutter kauft ihn und bereitet ihn zu. Doch bei Tisch gibt’s auf einmal Krach, weil Lukas den Teller wegschiebt. «Aber das hast du dir doch gewünscht», klagt die Mutter, und sie ärgert sich, weil ihr Kind wieder mal «nicht weiß, was es will».

DIE MAGISCHE RÜSTUNG


Solcher Ärger ist definitiv vermeidbar, wenn wir uns etwas Grundlegendes klarmachen: Ein Kind ist ein Kind und kein Kumpel. Einem Kumpel kann ich sagen: «Du, ich koch dir heute was Schönes. Worauf hast du denn Lust?» Wünscht er sich etwa «Brokkoli mit einer leckeren Gorgonzola-Sahnesoße», so können wir sicher sein: Er freut sich, wenn es das Gewünschte dann auch gibt. – Mit Kindern funktioniert das so nicht. Daher: Ein Kind Kind sein lassen und endlich den Mut haben, selbst zu entscheiden, statt bei allem und jedem seine Zustimmung zu erheischen.

Wie tief das Verlangen der Kinder nach Orientierung ist, beschreibt Jacques Lusseyran sehr treffend.2 Als «das Glück meiner Kindheit» bezeichnet er «dieses wunderbare Gefühl, noch nicht auf eigene Rechnung zu leben, sondern sich ganz, mit Leib und Seele, auf andere zu stützen, welche einem die Last abnehmen». Er nennt das «die magische Rüstung, die, ist sie einem erst einmal umgelegt, Schutz gewährt für das ganze Leben».

Auch unsere Kinder brauchen diese «magische Rüstung» – und wir geben sie ihnen, indem wir ganz klar die Verantwortung übernehmen. Schließlich legt auf einem Schiff ja auch nicht der Matrose den Kurs fest, sondern der Kapitän.

«ABER WENN ES MEINEM KIND NICHT SCHMECKT?»


Was tun, wenn ich mein Kind nicht frage und es sagt: «Schmeckt mir nicht»?

Sich der eigenen Vorbildrolle bewusst sein, denn das Kind schaut alles von uns ab. Lecker kochen – das geht auch ohne großen Aufwand: Einfache Gerichte herstellen, die wenig Arbeit machen, zum Beispiel ein schöner goldgelber Safranreis. Die Kinder keinesfalls aus der Küche wegschicken, «weil’s dann schneller geht» (siehe hierzu auch das Kapitel «Raum» auf Seite 91 ff.), sondern Sie von klein auf einbeziehen und auf Kinderweise mittun lassen: Kartoffeln waschen, Gemüse schneiden, Salatsoße umrühren.

So sind sie schon mal mit allen Sinnen dabei, riechen den leckeren Duft, wenn beispielsweise Zwiebeln in Butter angeschmurgelt werden. Die Magensäfte fließen zusammen. Anschließend alles nett anrichten und mit einem liebevoll gedeckten Tisch gleichzeitig den Schönheitssinn wecken.

Und dann beim Essen weiter Vorbild bleiben. Selbst mit Freude essen – genussvoll: «Hm, die Salatsoße schmeckt ja heute besonders gut. Herrlich, mit den frischen Kräutern und der Zitrone!»

Und wenn das Kind immer noch sagt: «Schmeckt mir nicht»? Kinder sagen das oft, um zu testen, was passiert. Merken sie dann: «Immer, wenn ich das sage, sind die Erwachsenen so richtig aufgeregt. Und ich kann das machen», so ist das ein faszinierendes Erlebnis von Eigenmacht.

Humor löst die Sache leichter, als gleich gekränkt zu sein. Wir können einfach sagen: «Schade, dass es dir nicht schmeckt.» Und dann unbeirrt genussvoll weiteressen.

Lassen wir außerdem das Nötigen: «Probier halt, wenigstens ein Stück.» Kinder richten sich an dem aus, was wir selbst tun und vorleben. Darauf dürfen wir vertrauen. Die besten Motivatoren für unsere Kinder sind daher nicht Worte und Argumente – wirksam ist vielmehr unser Vorbild.

«Wir brauchen unsere Kinder nicht zu erziehen, sie machen uns ja doch alles nach!» Dieser treffende Satz war in einer S-Bahn-Unterführung zu lesen.

KINDER BRAUCHEN KLARHEIT


Kinder akzeptieren den Erwachsenen, der in seiner Rolle eindeutig ist. Der klar sagt, wo es langgeht – und wie es geht. Erstaunlich rasch verstehen sie auf einmal, was gemeint ist.

Unterwegs in der Straßenbahn. An der ersten Tür hinter der Fahrerkabine steigt ein Vater mit seinem etwa dreijährigen Sohn im Kinderwagen zu. Der Bub klettert aus dem Wagen und trommelt gegen die Fahrerkabine. Der Vater: «Magst du einen Keks?» Der Kleine guckt kurz und trommelt mit beeindruckender Lautstärke weiter. Der Vater: «Magst du was trinken?» Er reicht dem Kind die Trinkflasche. Doch es macht weiter.

Die Straßenbahn hält. Der Schaffner kommt aus seiner Kabine. Er blickt dem Kind in die Augen und sagt: «So, du bist jetzt still, sonst kann ich nicht Straßenbahn fahren.»

Das Kind schaut mit großen Augen an dem Mann hoch. Augenblicklich ist es ruhig.

ANLEITEN STATT ABLENKEN


Wieso akzeptiert das Kind diesen Erwachsenen? Er tut etwas sehr Wesentliches: Er sagt ihm, was er jetzt im Moment von ihm erwartet: «So, du bist jetzt still …»

Das ist eine klare Handlungsanweisung. Die hätte bestenfalls bereits der Vater geben sollen, denn Kinder können nicht riechen, was, wo, wann, wie gilt.

Anzuleiten statt abzulenken ist die Elternaufgabe. Hier leitet der Schaffner an. Es sind nicht nur seine Worte, die wirken. Es ist seine vollkommene Präsenz. Auch die Art, wie er dasteht. Keine Spur von Unsicherheit. Sein Blick, seine Gesten sprechen eine eindeutige Sprache. Das Kind weiß sofort, woran es ist. Und darum geht es. Kinder wollen wissen, woran sie sind.

ROLLENKLARHEIT IST DER SCHLÜSSEL


Rollenklarheit ist der Schlüssel zur Erziehung mit mehr Gelassenheit. Wir...

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