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Erziehungsberatung und sozialer Wandel: Die Auswirkungen familiärer Veränderungen auf die Erziehungsberatung

AutorPascal Eßer
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783959343671
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Unsere Welt ist in einem stetigen Prozess der Wandlung und Veränderungen. Unter anderem versuchen BiologInnen, HistorikerInnen, TheologInnen, GeologInnen, SoziologInnen, PsychologInnen, diese Veränderungen zu verstehen und zu erklären. Dabei können sich die je nach Profession zu untersuchenden Gegenstände stark voneinander unterscheiden oder aber miteinander in Verbindung stehen oder sich gar überschneiden. Einer dieser zu untersuchenden Gegenstände ist der des sozialen Wandels, welcher eines der 'Ur-Themen sozialwissenschaftlicher Theorie und Empirie' darstellt. Dabei steht die Frage, wie und warum sich Strukturen in der Gesellschaft verändern, im Mittelpunkt, um Prognosen für die Zukunft treffen zu können oder Lösungsansätze für aktuelle Probleme und Veränderungen zu finden. Veränderungen wie der Klimawandel, Wirtschaftswachstum, und Krisen in der Welt lassen sich schwer prognostizieren. Dennoch können deren Auswirkungen die Strukturen einer Gesellschaft gravierend mitgestalten. Auch aktuelle Krisen, wie z.B. der Ukrainekonflikt zeigen uns, wie brüchig der Frieden in Europa ist. Spätestens seit der Veröffentlichung von Ulrich Becks 'Risikogesellschaft' im Jahr 1986 sind globale Risiken wie Umweltverschmutzung und Nuklearkatastrophen wie in Fukushima und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft stärker in den Fokus der Wissenschaft gerückt. Aber wie wirken sich solche Veränderungen auf die deutsche Gesellschaft aus? Welche Auswirkungen haben Globalisierung, Krisen und Veränderungen der Wirtschaftssysteme aber auch Phänomene wie Individualisierung, Pluralisierung und Enttraditionalisierung auf die Gesellschaft und das einzelne Individuum? Welche Folgen zeigen sich in gesellschaftlichen Bereichen wie der Familie und welche Hilfen und Unterstützungen gibt es für Menschen und Familien, um mit derartigen Veränderungen zurechtzukommen?

Pascal Eßer wurde 1989 in Pforzheim geboren. Im Jahr 2015 schloss er sein Studium in Erziehungs- und Bildungswissenschaft (M.A.) in Marburg ab. Er ist seit 2015 verheiratet und erhält in seinen verschiedenen pädagogischen Tätigkeiten tiefen Einblick in Familien, familiäre Konstellationen und die Probleme, die mit diesen Veränderungen einhergehen. Er ist fasziniert von dem Ansatz der systemischen Beratung und möchte in naher Zukunft eine Ausbildung zum systemischen Berater absolvieren, um damit Familien in ihren Konflikten unterstützen zu können.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2 Erziehungsberatung: Wie Kapitel 1 zeigt, unterliegen auch Institutionen und Professionen dem sozialen Wandel oder sind Reaktionen und Antworten auf diesen. Ob dies auch auf die Erziehungsberatung zutrifft, was genau Erziehungsberatung ist, auf welcher rechtlichen Grundlage sie arbeitet und welchen Wandel sie in den letzten Jahren vollzogen hat, soll in diesem Kapitel näher beleuchtet werden. Die Darstellung soll dazu dienen, ein besseres Verständnis für den Bereich der Erziehungsberatung zu erhalten, um anschließend mit dem Blick aus der Praxis anzuknüpfen. Das Kapitel beginnt mit einer Einführung in den allgemeinen Bereich der Beratung, bevor es um Erziehungsberatung gehen wird und welche Aufgabe diese heute zu erfüllen hat. Danach findet ein Blick in die Vergangenheit und Entwicklung der Erziehungsberatung statt, um den Zusammenhang zwischen sozialem Wandel und institutioneller Veränderungen zu verdeutlichen und um aktuelle Kontroversen besser verstehen zu können. 2.1 Einführung in die Beratung: Beratung hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Beratungsstellen für verschiedene Lebensbereiche, wie die Erziehungsberatung, Paarberatung, Schwangerschaftsberatung usw., haben sich etabliert und sind in den letzen Jahren stetig gewachsen. Dabei lässt sich dieser Trend nach Heike Schnoor auf zwei Phänomene zurückführen. Das eine ist der, in Kapitel 1 beschriebe gesellschaftliche Wandel, durch welchen sich oftmals eine unübersichtliche 'Vielfalt potentieller Lebensperspektiven' ergeben. In diesen Entscheidungsprozessen wird Beratung 'zu einer Dienstleistung, die Menschen in unterschiedlichen Lebensabschnitten und mit wechselnden Fragestellungen in Anspruch nehmen, um passagere Überforderungen zu mildern, individuelle Lebensentwürfe zu hinterfragen oder Krisensituationen abzufangen'. Das zweite Phänomen zeigt sich in den Aufgaben und dem Verständnis der Pädagogik, welches sich ebenfalls in den letzten Jahren gewandelt hat. '[I]n dem Maße, in dem Pädagogen von einer mündigen Klientel ausgehen, die autonom und selbstorganisiert über die Belange ihres Lebens entscheidet und deshalb nicht erzogen oder bevormundet, sondern unterstützt und beraten werden kann', gewinnt auch die Profession der Beratung an Bedeutung. Dabei beschränkt sich die Beratung nicht nur auf den Bereich der Pädagogik, sondern ist auch in verschiedenen anderen Disziplinen wie der Psychologie verankert. Wenn von Beratung im professionellen Kontext gesprochen wird, ist eine klare Abgrenzung der professionellen Beratung von der Alltagsberatung wichtig. Beratung ist auf der einen Seite eine 'eigenständige Methode, praktiziert in Beratungsstellen und Sprechstunden oder in aufsuchenden Angeboten' und auf der anderen Seite 'zieht sich Beratung auch als `Querschnittsmethode` durch nahezu alle an anderen Hilfeformen wie Betreuung, Pflege, Einzelfallhilfe etc.'. Dabei lässt sich festhalten, dass: 'Beratung [...] zunächst eine Interaktion zwischen zumindest zwei Beteiligten [ist], bei der die beratende(n) Person(en) die Ratsuchende(n) - mit Einsatz von kommunikativen Mitteln - dabei unterstützt, in Bezug auf eine Frage oder auf ein Problem mehr Wissen, Orientierung oder Lösungskompetenz zu gewinnen. Die Interaktion richtet sich auf kognitive, emotionale und praktische Problemlösung und -bewältigung von KlientenInnen oder Klientensystemen [...] sowohl in lebenspraktischen Fragen wie auch in psychosozialen Konflikten und Krisen.' Dabei geht es nicht darum, den Klienten einen Rat zu erteilen, sondern diese auf ihrem Weg anzuleiten, eine Entscheidung selbst zu treffen. Es geht um einen Austausch, bei welchem Klienten durch Reflexion und Interaktion lernen sollen, eigenen 'Bewältigungskompetenzen' (neu) zu entdecken und zu fördern, damit sie lernen, ihre Probleme selbst zu lösen. Allgemein lässt sich also formulieren, dass Menschen sich vor allem in aktuellen Krisensituationen an Beratungsstellen wenden, wenn 'ihre eingespielten und bis dato gewährenden Konfliktmuster versagen oder zu versagen drohen'. Da sich Beratung auf verschiedene Disziplinen und Schulen beruft, sind die Methoden, Vorgehensweise und Definitionen sehr unterschiedlich. Die Deutsche Gesellschaft für Beratung e.V. (DGfB), welche versucht, 'der Fachöffentlichkeit, der Politik und dem Verbraucher einen Orientierungsrahmen für die Qualität von Beratungsleistungen zu bieten', hat einen Flyer veröffentlicht, in welchem sie Richtlinien und Merkmale festlegt, an denen `gute Beratung` erkennbar ist, unabhängig von methodischem Hintergrund. Grund für diese Veröffentlichung ist unter anderem, dass der Begriff Beratung rechtlich nicht geschützt ist und sich somit jede Person, Berater/in nennen kann. Um dem Bereich der Beratung somit einen Rahmen zu geben, formuliert die DGfB ethische Grundsätze, welche auf der Basis der fachlichen Standards erfolgt. Diese lauten: 'Beratung ist bestimmt von Achtung und Wertschätzung. Beratung unterstützt Menschen dabei, Antworten auf ihre Fragen zu finden, für Konflikte und Probleme die eigene Lösung zu entwickeln oder auch die Fähigkeit zu erlernen, mit Schwierigkeiten zu leben. -Beratung erfolgt auf der Basis einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Ratsuchende werden entsprechend fachlicher Standards und ohne Voreingenommenheit oder Vorurteile dabei unterstützten, ihren eigenen Weg zu gehen. -Beratung steht Ratsuchenden unabhängig von ihrer weltlichen, politischen oder religiösen Überzeugung, ihrem Alter und Geschlecht, ihrer sexuellen Identität oder ihrem kulturellen Hintergrund offen. -Beratung erfolgt im Respekt vor der Eigenverantwortlichkeit der Ratsuchenden. Sie ist zugleich dem Wohl der Ratsuchenden als auch dem Wohl anderer Menschen im sozialen Kontext verpflichtet. Das bezieht auch diejenigen mit ein, die ihre Interessen noch nicht oder nicht mehr selbst zu verstehen geben können. -Beratung basiert auf Vertraulichkeit und unterliegt der Schweigepflicht. -Beratung schließt private Kontakte zwischen Ratsuchenden und Berater bzw., Beraterin aus.' Diese Merkmale sollen dabei helfen, bei der Vielzahl von Beratungsangeboten die Professionalität zu erkennen oder diese im Beratungsprozess abzugleichen und zu reflektieren. Neben den schon erwähnten verschiedenen Schulen, Disziplinen, Methoden und Techniken, ist ein weiteres Merkmal von Beratung die Fülle von verschiedenen öffentlichen und privaten Trägern, religiösen und politischen Anschauungen und Leitbildern. Diese Vielfalt soll dabei helfen, dass möglichst jeder Mensch mit seinen verschiedenen Problemen, Anschauungen und Werten, ein für sich passendes Angebot finden kann. Diese Bandbreite ist ein weiteres Indiz für die wachsende Bedeutung von Beratung. Somit ist Vielfalt heute der Kern der Konzeptionsdiskussion innerhalb des Beratungsdiskurses und der Beratungseinrichtungen. 'Die Pluralität der Lebensverhältnisse, die Heterogenität von Zielen und Lebensentwürfen, die Notwenigkeit, sich flexibel auf Veränderungen einzustellen, sind die Aufgabenstellungen einer modernen Beratungsarbeit geworden. Wenn sich die Klientel immer mehr verändert, wenn die Lebensentwürfe, die Wahl-möglichkeiten und Entscheidungen für Menschen immer vielfältiger werden, so müssen auch die Einrichtungen der Jugendhilfe sich auf diese Vielfalt einstellen'. Diese Vielfalt ist nicht nur eine Notwenigkeit, welche von Fachkräften gefordert und umgesetzt wird, sondern sie ist im Falle der Erziehungsberatung auch Teil der Forderungen der Gesetzgeber und somit ein Rechtsanspruch. In §3 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KHJG) heißt es, dass '[d]ie Jugendhilfe [...] gekennzeichnet [ist] durch die Vielfalt von Trägern unterschiedlicher Wertorientierungen und die Vielfalt von Inhalten, Methoden und Arbeitsformen'. Auch wenn dies nicht komplett umsetzbar ist, so muss dennoch versucht werden, dies durch eine Vielzahl an Trägern und Leitbildern abzusichern und weiter voranzutreiben, wie beispielsweise die Beratung für Menschen aus anderen Kulturen und Ländern, bedingt durch Migration oder Asyl in Deutschland.
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