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E-Book

Es war eine schwere Geburt

Wie schmerzliche Erfahrungen heilen

AutorViresha J. Bloemeke
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783641160630
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Jede 7. Geburt wird als traumatisch erlebt. Die Schwangerschaft verlief harmonisch, die Geburt war gut vorbereitet - doch dann kam alles anders ... Dieses Buch hilft den vielen Frauen, die nach einer Geburt enttäuscht, wütend, traurig sind und es schwer haben, ihr Kind anzunehmen oder zuversichtlich ins Familienleben zu starten. Mit vielen Übungen und großem Serviceteil, komplett überarbeitet und aktualisiert.

Viresha J. Bloemeke, geb. 1951, ist Hebamme mit langjähriger Erfahrung in Wochenbettbegleitung. Die Heilpraktikerin für Psychotherapie arbeitet als Körper- und Traumatherapeutin in eigener Praxis in Hamburg.

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Leseprobe

2 Welche Folgen können schmerzliche Erfahrungen haben?

Psychische Belastungen

Psychische Belastungen, die als Folge schmerzlicher Erfahrungen auftreten, sind zunächst Überlebenshilfen für den betroffenen Menschen. Wenn sie fortbestehen nehmen sie jedoch störenden Einfluss auf die Fähigkeit, Freude am Leben zu empfinden und wohltuende Beziehungen einzugehen.

Häufigste Zeichen solcher Lebenskrisen sind verstärkte Ängste, depressive Stimmungen, Probleme bei der Bewältigung der täglichen Aufgaben und Verlust von früher als liebevoll empfundenen Beziehungen. Oft reagiert auch der Körper mit Schwäche und Erschöpfung, Schmerzen oder ständigen unterschiedlichsten Erkrankungen.

Was hilft?

Das Wiederbeleben eigener bereits erprobter Methoden, mit denen es bisher möglich war, den Herausforderungen des Lebens zu begegnen, oder gute Kontakte zu Mitmenschen zu pflegen, ist heilsam.

Zunächst bedarf es der Ruhe, ausreichender Zeit und eines Gegenübers, das zuhören und nachfragen kann. Manchmal reicht das Tagebuch oder besser eine gute Freundin, um den Schmerz zu benennen und genauer zu formulieren, was fehlt. Mit den bewährten Methoden gelingt es dann oft, wieder anpacken zu können und die Lebensfreude zurückzuerobern.

Möglicherweise ist das Erlernen neuer Strategien wichtig oder zusätzlich auch fachliche Unterstützung: Naturheilkunde, Körpertherapie, Psychotherapie oder ärztliche Hilfe.1 Denn die Erfahrung, mit den Belastungen nicht alleingelassen zu sein, vermittelt Sicherheit in einer Lebenskrise.

Oder war es ein Trauma?

Das Wort »Trauma« kommt aus dem Griechischen und heißt »Wunde«. Es wird sowohl bei starken körperlichen Verletzungen als auch bei seelischen Erschütterungen benutzt.

Man spricht von einem psychischen Trauma, wenn jemand mit einem bedrohlichen Ereignis konfrontiert war, auf das er mit Entsetzen reagiert hat und in dem er weder kämpfen noch fliehen konnte, um sich in Sicherheit zu bringen.

Die unmittelbaren Folgen2

Als unmittelbare Reaktion auf so ein unfassbares Geschehen kann man bei den Betroffenen zunächst die Zeichen eines Schocks beobachten: Viele sind hellwach, wie alarmiert, und spüren nichts mehr, andere sind desorientiert, wissen nicht mehr, was geschehen ist, sind blass und zittrig. Diese Zustände können Stunden oder sogar Tage anhalten. Das Ereignis kann wie ein Film oder in Bildern immer wieder vor dem inneren Auge ablaufen, sodass auch der Schlaf gestört ist. Sie brauchen als erste Hilfe Beruhigung, einen stabilen Kreislauf, vor allem Schlaf und bald auch Menschen, mit denen sie sprechen können.

Posttraumatische Belastungsreaktion

Nach einem Trauma können sich längerfristige Symptome entwickeln, die durch die automatische Überlebensreaktion im Gehirn erklärbar sind (siehe auch 7-Geißlein-Trauma-Modell). Es sind sozusagen Strategien der Selbstheilungskräfte, die dem Menschen zunächst beim Überleben helfen und ihn vor der Gefahr der Wiederholung schützen. Sie haben aber auf Dauer eine starke Minderung der Lebensqualität zur Folge.

Die Symptome

Es werden folgende Symptome beschrieben, die auch einzeln oder sich in Phasen abwechselnd auftreten können:

Übererregung

Körper, Geist und Seele leben in einem unterschwelligen Alarmzustand, der Schreckhaftigkeit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen oder Ängste mit Schweißausbrüchen und unkontrollierbarem Zittern zur Folge haben kann.

Albträume

Nachts erschrecken furchtbare Bilder im Traum, am Tage tauchen unvermittelt Panik auslösende Erinnerungsbilder auf (flashbacks), sobald in einer Situation durch irgendeinen Sinnesreiz eine Gefühls- oder Gedankenverbindung mit dem schrecklichen Ereignis aufkommt (trigger).

Solche Situationen, die an das Ereignis erinnern könnten, werden – wenn irgend möglich – vermieden. Dadurch schränkt sich der Lebensraum zum Teil erheblich ein.

Innere Starre

Das Erlebte war zu bedrohlich, um es zu ertragen. So verbannt das Bewusstsein die Erinnerung ins Unbewusste und hilft dadurch anscheinend beim »Vergessen«.

Oder die Verletzung wird wie aus der Ferne betrachtet und die dabei erlebten Gefühle werden eingefroren, sodass der Schmerz nicht mehr empfunden werden muss. Dabei entstehen eine allgemeine Gefühllosigkeit und eine Gleichgültigkeit den Mitmenschen gegenüber, die zur Isolierung führen können. Die Zukunft erscheint nicht mehr bedeutsam, es werden keine Pläne mehr geschmiedet, die dem Leben wieder Sinn und Richtung geben könnten.

Zusätzliche Erkrankungen

Es können sogenannte psychosomatische Beschwerden, Depressionen, Essstörungen oder Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängigkeit entstehen.

Wenn wir uns die Schreckensstarre als tiefes Zusammenziehen der Lebensenergie vorstellen (»es ist mir in die Glieder gefahren«, »ich war starr/sprachlos vor Schreck«, »ich war außer mir vor Angst«), so sind oben beschriebene Symptome Hilferufe. Der Mensch erinnert sich an seinen früheren Zustand, bei dem Ausdehnung, Aktivität, Besinnlichkeit und Entspannung einander angenehm abwechselten. Er hat Sehnsucht danach, aber noch zu viel Angst. Das Gefühl der Sicherheit auf der Welt und das Vertrauen in andere Menschen und in den eigenen Körper sind noch nicht wieder spürbar.

Nach ca. zwei Wochen klingt die körperliche Erregung meist ab, aber die Gedanken kreisen noch fast ausschließlich um den Vorfall. Im Wachzustand tauchen noch die erschreckenden Erinnerungsbilder auf. Die Menschen können entweder depressiv und abwesend oder schreckhaft und unkonzentriert wirken. Im Gespräch suchen sie nach Verstehen und fühlen sich oft schuldig. Ihre Gefühle schwanken zwischen Leere, Traurigkeit oder großer Unruhe. Tagsüber funktionieren sie »wie ein Roboter« und nachts schlafen sie schlecht und schrecken aus Albträumen hoch.

Allmählich, nach etwa vier Wochen, kehrt mehr Ruhe in ihr Leben zurück. Das Ereignis nimmt zwar noch viel Platz in den Gedanken ein und ist noch oft Gesprächsthema, die beteiligten Gefühle sind aber nicht mehr von solch überschwemmender Intensität. Durch zusätzliche Anforderungen im Alltag entstehen jedoch weiterhin Überforderung oder gar Angstattacken.

Nach etwa einem Vierteljahr ist dann unter guten Bedingungen zunehmend mehr Kraft vorhanden, die Erfahrung kann mit neuen Augen betrachtet werden und für die kommende Zeit entwickelt sich wieder ein positiver Blickwinkel.

Posttraumatische Belastungsstörung PTBS

Manche Menschen schaffen nach so einem bedrohlichen Erlebnis die Verarbeitung ohne Hilfe nicht in ausreichender Form.

Die Symptome bleiben bestehen und können sogar chronisch werden und zu einer Persönlichkeitsveränderung führen. Dann spricht man von einer posttraumatischen Belastungsstörung, der PTBS3, die die Gesundheit und das Wohlgefühl auf der Welt erheblich beeinträchtigt.

Diese psychische Belastung ist nach dem Vietnamkrieg bei Soldaten beobachtet, klar definiert und endlich ernst genommen und erforscht worden. So ist festgestellt worden, dass sowohl nach Naturkatastrophen und Unfällen als auch nach sexuellen und anderen durch Menschen verursachten Gewalterfahrungen dieselben Symptome auftreten können.4 Erst seit kurzer Zeit werden auch die Geburt und ihre Folgen in diesem Zusammenhang gesehen.

Das Ausmaß und die Stärke der Folgen eines Traumas und die damit einhergehende Beeinträchtigung sind abhängig von den Umständen, unter denen das Ereignis stattfand:

Hinweis

Im Allgemeinen kann man sagen, dass ein einmaliges und nicht von Menschen verursachtes Trauma leichter selbst bewältigt wird als ein länger dauerndes, wiederholtes oder von Menschen zugefügtes Trauma.

Traumafolgen-Erklärungsmodelle

Es gibt verschiedene bildhafte Erklärungsmodelle, um den Zustand zu verstehen, in dem ein Mensch nach einem psychischen Trauma lebt.

Peter A. Levine schreibt in seinem Buch »Trauma-Heilung« von einer »Bruchstelle in der Reizschwelle« und von der Entstehung eines »Traumawirbels«. Er benutzt als Bild für unsere Aufmerksamkeit einen Fluss, der in seinem Flussbett fließt. Durch ein Trauma wird die Uferbegrenzung (Reizschwelle) an einer Stelle durchbrochen und ein Teil des (Aufmerksamkeits-)Stromes wirbelt dort nach außen. Durch diesen Wirbel steht uns ein Teil unserer Aufmerksamkeit nicht zur gewohnten Verfügung, sondern wird zu diesem »Leck« abgezogen.

Wilhelm Reich5 führt das Bild der Amöbe an, die sich rhythmisch zusammenzieht und ausdehnt. Wird sie mit elektrischen Reizen wiederholt irritiert, überwiegt bald der Zustand der Kontraktion, ein Abkugeln zum Kern hin, und es entstehen allgemeine Störungen ihres biologischen Gleichgewichts. Das gleiche Prinzip trifft auch auf den Menschen nach einem Trauma zu.

Reich beschreibt auch den harmonischen Rhythmus, der in allen lebendigen Prozessen beständig schwingt: Spannung – Ladung – Entladung – Entspannung. Bei einem Trauma wird der Lebens-Rhythmus jäh unterbrochen und braucht einen...

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