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Es werde Licht

Die Einheit von Geist und Materie in der Quantenphysik

AutorChristine Mann, Frido Mann
VerlagS. Fischer Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783104902821
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Christine Mann, Tochter von Werner Heisenberg, und Frido Mann, Enkel von Thomas Mann, zeigen in ihrem gemeinsamen Buch ?Es werde Licht. Die Einheit von Geist und Materie in der Quantenphysik?, wie der Umbruch in den Naturwissenschaften durch die Quantentheorie gravierende - und gute - Folgen für unser Denken und Handeln hat: Der Gegensatz von Idealismus und Materialismus wird überwunden, eine ganzheitliche Sicht der Welt und des Menschen wird möglich. Eine verständliche Erklärung der bahnbrechenden Einsichten der Quantentheorie und ein eindringlicher sowie persönlicher Aufruf zu einem neuen Menschenbild in der Naturwissenschaft.

Frido Mann, geboren 1940 in Monterey/Kalifornien, arbeitete nach dem Studium der Musik, der Katholischen Theologie und der Psychologie viele Jahre als klinischer Psychologe in Münster, Leipzig und Prag. Er lebt heute als freier Schriftsteller in München. Zuletzt sind von ihm erschienen ?An die Musik. Ein autobiographischer Essay? und, zusammen mit Christine Mann, ?Es werde Licht. Die Einheit von Geist und Materie in der Quantenphysik?. Als zweitjüngste Tochter des Physikers Werner Heisenberg befasste sich Christine Mann schon früh mit dem Verhältnis von Physik und Theologie. Nach einigen Semestern Theologiestudium in Tübingen und Heidelberg wechselte sie zum Studium der Pädagogik und Psychologie und leitete schließlich eine Schulpsychologische Praxis.

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Leseprobe

Sackgasse oder neue Wege?


Im Lauf der Lektüre dieses Buches wird sich zeigen, dass der Wissenschaftsbetrieb sowie das Handeln und die Grundeinstellung des einzelnen Wissenschaftlers abhängig sind von dem in unserer Gesellschaft vorherrschenden Weltbild und den damit verbundenen Grundwerten. In den anstehenden Kapiteln werden wir deutlich zu machen versuchen, dass die vorhin exemplarisch beschriebene, von unkommunikativer Vereinzelung und Konkurrenzstreben bestimmte Arbeitsatmosphäre in dem betreffenden biologischen Forschungsinstitut durchaus dem Mainstream heutiger naturwissenschaftlicher Denkweise entspricht.

In dieser dominiert nach wie vor eine grob materialistische Anschauung von der Beschaffenheit unserer Natur. Mit dieser Anschauung einher geht, dass geistige Werte und ethische Normen nur als losgelöst von diesem materialistischen Weltbild gesehen werden und daher innerhalb naturwissenschaftlicher Forschung nicht thematisiert werden. Dieses heute weitverbreitete dualistische Denken ist das Ergebnis einer sich über Jahrtausende hinziehenden, unterschiedlichen Ausprägung des wissenschaftlichen und vorwissenschaftlichen Weltbilds, in dem das Pendel wiederholt zwischen den beiden extremen Alternativen »nur Geist« oder »nur Materie« ausgeschlagen hat.

Das heutige materialistische Weltbild ist eine Reaktion einer am Anfang der Neuzeit einsetzenden Emanzipation aus der jahrhundertelangen kirchlichen Bevormundung unseres Denkens. Diese fußte auf einem idealistischen, insgesamt aufklärungs- und naturwissenschaftsfeindlichen theologischen Weltbild, welches im Mittelalter durch scharfe Sanktionen gegen allzu eifrig naturwissenschaftlich forschende Linienabweichler gestützt wurde. Dieses Primat des geistig Religiösen wiederum hatte von der jungen christlichen Kirche im Altertum und vor allem in den frühesten christlichen Gemeinden mit hohem Blutzoll gegen das antireligiöse und rationalistisch pragmatische Machtdenken des Römischen Reichs und der griechischen Kultur hart erkämpft werden müssen. Auf diese Weise lässt sich die Kulturgeschichte des Abendlands noch weiter rückwärts verfolgen und schließlich zu einem Bild formen, welches sich bis heute mit einer Art Spiralbewegung, eines epochalen Wechsels zwischen Gegensätzen mit einer in jeder neuen Phase differenzierteren Sichtweise vergleichen lässt.

Derzeit befinden wir uns erneut an einer Weggabelung. Die in den heutigen Naturwissenschaften verbreitete, noch aus der frühen Neuzeit stammende Vorstellung von Elementarteilchen als kleinen Materiekrümelchen unserer Natur droht inzwischen ähnlich zu verkrusten wie am Ende des Mittelalters das lückenlos in sich geschlossene und von der kirchlichen Inquisition überwachte Theoriengebäude der spätscholastischen Theologie. Gegen das heute immer noch hartnäckig unseren Wissenschaftsbetrieb beherrschende, einseitig materialistische Weltbild stehen die diesem diametral entgegengesetzten, neuen Erkenntnisse der Quantenphysik. Obwohl im frühen zwanzigsten Jahrhundert experimentell voll bestätigt, ist die Quantenphysik in ihrer physikalischen und philosophischen Tragweite heute immer noch in weiten Kreisen unverstanden geblieben und scheint in Anbetracht ihrer herausfordernden und gedanklich unbequemen abstrakten Struktur auch gern abgewehrt oder ignoriert zu werden.

Das zentrale Thema des Buches wird sein, den durch die Quantentheorie herbeigeführten Umbruch in der Naturwissenschaft und die daraus resultierenden Folgen für unser Denken und Handeln aufzuzeigen. Dabei wird die sowohl weltanschauliche als auch technische Bedeutung der Quantenphysik in unserer Gesellschaft zu erörtern sein. Diese Reflexion soll nach Möglichkeit dazu beitragen, den falschen dualistischen Gegensatz zwischen »Idealismus« und »Materialismus« aufzulösen.

Seit Beginn der Philosophie haben sich viele bedeutende Philosophen über die Frage den Kopf zerbrochen, wie Geist und Materie, wie Leib und Seele zusammenhängen. Es gab immer die verschiedenen Lager: Die einen, die meinten, dass der Leib aus Materie geformt, der Geist, das Leben aber den Lebewesen von Gott eingehaucht sei und dass Materie und Geist damit zwei völlig verschiedene, unabhängig voneinander existierende Entitäten sind. Dagegen standen andere Philosophen, wie etwa Platon, der darlegte, dass die Grundlage der Welt geistig sei, dass wir aber nur einen Schatten dieses Geistigen wahrnehmen könnten und dies als die Wirklichkeit deuten würden. Mit Beginn der Neuzeit entstand die Naturwissenschaft, die Methoden entwickelte, die Natur genauer, großenteils durch Experimente, zu erforschen und zu berechnen. Dadurch konzentrierten sich die Menschen immer stärker auf die beobachtbare Materie. Und da diese Art Forschung zu vorher unvorstellbaren Fortschritten in Technik und Medizin führte, entstand die Überzeugung, dass diese Weltbetrachtung richtig und alles eigentlich nur Materie sei. Diese Sichtweise dominiert mehr oder weniger bis heute die Forschungsmethoden und die Art der Interpretation empirischer Untersuchungsergebnisse innerhalb der Naturwissenschaften, z.B. in den verschiedenen Zweigen in der gegenwärtigen Biologie. Diese betrachtet Geist und Bewusstsein mehrheitlich immer noch als Epiphänomen neurobiologischer Vorgänge. Dementsprechend gilt in der biologischen Wissenschaft ein materialistisches Weltbild als vorherrschendes Prinzip. Zu den Axiomen der Naturwissenschaften gehört der sogenannte Methodische Atheismus, d.h. Gott darf weder als Lückenbüßer für noch nicht vollständig passende physikalische Gesetze noch als Ursache von empirischen Ereignissen genutzt werden. Jede zusätzliche Suche eines Biologen nach einem inneren Sinn und nach einer geistigen Werteorientierung oder gar nach religiösen Glaubensinhalten wird in diesem System eines materialistischen Monismus gern auf eine mit naturwissenschaftlichen Wahrheiten letztlich unvereinbare Privatsache des einzelnen »unbelehrbaren« Forschers reduziert. Und da die Wissenschaft aufgrund ihrer unbestreitbaren Erfolge für die Weiterentwicklung unserer Welt große Autorität genießt, hat auch ihre Ablehnung jeglicher Art von Transzendenz einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Denken der Menschen in unserer Gesellschaft allgemein. Nicht nur werden die Menschen dann in ihrer geistigen Orientierung verarmt, sondern auch die Wissenschaft verliert leicht ihre grundlegende Zielrichtung aus dem Auge, mit ihrer Wahrheitsfindung und dem technischen Fortschritt dem Wohl der Menschen zu dienen. Und sie erliegt schließlich der Gefahr, sich aus einem kurzsichtigen, sich oft verwerflich auswirkenden Fortschritts- und Erfolgsdenken heraus bei ihrer (etwa gentechnologischen) Forschungstätigkeit skrupellos über oberste moralische Prinzipien hinwegzusetzen mit der Bereitschaft, zugunsten ihrer wissenschaftlichen Erfolge gewisse Grundprinzipien der Menschenwürde zu verletzen.

Grundsätzlich anders sieht es aus mit der die Biologie und Chemie und damit jede Naturwissenschaft grundlegenden modernen Physik. Hier haben sich zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts vor allem durch die Revolution der Quantenphysik neue Türen geöffnet. Deswegen konnte auch unser Vater/Schwiegervater begeistert davon berichten, dass die Grundlage unserer Welt eben nicht kleine Materieteilchen seien, die Atome, sondern dass unsere Materie letztlich aus Geistigem, aus wunderschönen mathematischen Strukturen besteht. Darüber hinaus konnten im Laufe der Weiterentwicklung der Quantenphysik bis in das 21. Jahrhundert hinein neue Wege beschritten werden, auch die Entstehung von Bewusstsein und Psyche, also das Geistige, naturwissenschaftlich zu erklären.

Die von der Quantenphysik wieder entdeckte enge Zusammengehörigkeit von Materie und Geist ist an sich nicht neu. Vielmehr wurde schon Jahrtausende lang in den Hochkulturen des Mittelalters und der Antike diese Auffassung immer wieder von einzelnen Persönlichkeiten, darunter auch experimentierfreudigen Theologen und Philosophen vertreten, auf die wir an gegebener Stelle zurückkommen werden. Deswegen währte, streng genommen, die Unterbrechung dieser ganzheitlichen Sichtweise zwischen der beginnenden Neuzeit und dem Paradigmenwechsel der Quantenphysik im beginnenden Atomzeitalter also nur wenige Jahrhunderte.

Auf diesem Hintergrund soll der grundlegende Aufbau der vorliegenden Schrift folgendermaßen aussehen:

Als Erstes werden wir die wechselhafte Geschichte des Verhältnisses von Wissenschaft und Religion bzw. des Verhältnisses von Natur- und Geisteswissenschaft überblicksweise von den Hochkulturen des Altertums bis heute nachzeichnen und dabei zeigen, wie stark dieses Wechselverhältnis die Kultur bis heute geprägt hat. Danach werden wir uns den neuen theoretischen Grundlagen der Quantenphysik des 20. und 21. Jahrhunderts zuwenden, die eine Basis ist für eine neue Zusammenschau von Materie und Geist. Aus dem Weltbild der Quantenphysik als der Physik der Möglichkeiten und der Beziehungen ergeben sich weitere spezielle Aspekte. Sie betreffen einmal die Naturwissenschaften selbst. Zum anderen erscheinen bei der Analyse der Wechselwirkung zwischen Gehirn und Bewusstsein unter quantenphysikalischem Aspekt bestimmte Phänomene menschlichen Erlebens, menschlicher Wahrnehmung und Erinnerung sowie gewisse individuelle und zwischenmenschliche Tiefenerfahrungen in einem neuen Licht. Auch bei der Reflexion weiterer existentieller Bereiche unseres Lebens wie etwa die Frage nach einer möglichen Weiterexistenz nach dem Tode oder die nach der Willensfreiheit, kann die Einbeziehung quantenphysikalischer Vorgänge neue Perspektiven eröffnen. Aus unseren Erörterungen folgen am Ende des Buches Forderungen nach sinnvollen...

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