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Es wird eine lange Zeit in Frieden und Wohlstand kommen - und sie wird eingeleitet von den Frauen

Die essentielle Rolle der Frauen beim Finden persönlicher und planetarer Lösungen

AutorAnne Wilson Schaef
Verlagepubli
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl530 Seiten
ISBN9783746745367
Altersgruppe18 – 99
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis18,99 EUR
Die amerikanische Bestsellerautorin Anne Wilson Schaef zeigt auf, dass wir Frauen des 21. Jahrhunderts dank unserer couragierten Vorreiterinnen zwar manches erreicht haben, unser volles Potenzial jedoch noch nicht einbringen. Sie verweist auf die Symptome der Dysfunktionalität auf allen Ebenen und ermutigt uns, unseren Anteil an der physischen, geistigen und spirituellen Zerstörung der Schöpfung anzuschauen. Es sind die Frauen mit ihrer spezifisch weiblichen Intelligenz, ihren besonderen Talenten und Fähigkeiten, die vortreten und den notwendigen Paradigmenwechsel auf allen Ebenen einleiten und anführen müssen.

Anne Wilson Schaef ist eine international anerkannte spirituelle Lehrerin, Autorin, Heilerin und Älteste der indianischen Cherokee. Sie hat eine wissenschaftliche Ausbildung in Psychologie und Medizin und lehrt weltweit den von ihr entwickelten ganzheitlichen Heilungsansatz 'Leben im Prozess'. Sieist mit vielen spirituellen Lehrerinnen und Lehrern der indigenen Völker befreundet, die ihre uralte Weisheit mit ihr teilen.

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Leseprobe

Kapitel II


Eine kurze persönliche Geschichte der feministischen Phasen


Ein kurzer Blick auf die Situation der Frauen auf diesem Planeten mit einem besonderen Fokus auf den Feminismus im 20. und 21. Jahrhundert

 

Wenn man in die Zukunft schauen will, ist es von entscheidender Bedeutung, zunächst einmal zurückzublicken. Mit absoluter Ehrlichkeit und Offenheit. Zurückzublicken und sich darüber klar zu sein, dass Fehler gemacht und Lektionen gelernt wurden und manches unabgeschlossen blieb.

 

Als ich dieses Buch konzipierte, stellte ich mir vor, ich würde sehr viel Recherche betreiben (was ich auch tat) und dieses Kapitel in einem eher „an- erkannten“, akademischen/wissenschaftlichen Stil schreiben, mit vielen Berichten über unsere Geschichte und den Feminismus, insbesondere darüber, wie sich diese Geschichte auf die Entwicklungsphasen des Feminismus im 20. und 21. Jahrhundert auswirkte. Also begann ich mit meiner Recherche und dem Lesen der Analysen über diese Phasen.

Was für eine großartige Übung!

In der Tat erhielt ich Informationen darüber, wie manche Feministinnen die- se Phasen definieren. Dabei stieß ich sofort auf folgende Aussage: „Als ‚Postfeministinnen‘ wird jene Gruppe junger, konservativer Feministinnen bezeichnet, die sich ausdrücklich gegen die Feministinnen der zweiten Phase definiert und diese kritisiert.“ Meine spontane Reaktion war: „Um Himmels willen! Haben wir nichts gelernt? Wann werden wir lernen, zusammenzuhalten und aus Unter- schieden Schlussfolgerungen zu ziehen?“

Aus echter, vorurteilsloser feministischer Fairness und Neugier heraus las ich weiter – und weiter – und weiter – ein Buch nach dem anderen – einen Artikel nach dem anderen – ermutigt durch Bücher wie Marilyn Frenchs vierbändigem Werk A History of Women in the World. Wie sehr identifizierte ich mich mit ihrem Anliegen! Von ihren Motiven war ich sogar noch mehr angetan als von den geschilderten Tatsachen, die schockierend, wichtig, faszinierend, schmerzlich sind, – und es ist notwendig, sie zu kennen und zu verarbeiten.

Wie Margaret Atwood in ihrer Einführung zu Frenchs kraftvollem Werk schreibt, bestand deren Absicht darin, eine Frage, die sie schon lange gequält hatte, zu beantworten. Die Frage war: Wie konnte es geschehen, dass Männer am Ende all die Macht hatten – und insbesondere all die Macht über Frauen?

 

Hatte es dieses Ungleichgewicht schon immer gegeben? (Indigene Völker hätten ihr dazu eine andere Perspektive geben können!) Da Frauen in den meisten Geschichtsbüchern einfach nicht vorkommen, wollte French die Lücken ausfüllen.

Ich fände es wunderbar, wenn jede Frau alle vier Bände lesen würde – mit einem offenen Geist. Und wenn auch nur zur Information. Wie jede von Ihnen damit umgeht, wie Sie sie deuten und darauf reagieren, bleibt natürlich jeder Einzelnen überlassen – und mit diesem Buch ist es ebenso.

Seit Jahrhunderten haben wir männlich definierte weibliche Klone. Nach meiner Überzeugung würde sich keine Feministin, die etwas taugt, einfach nur eine neue Gruppe anders „geklonter“ Frauen wünschen, seien sie nun durch Männer oder durch uns selbst geklont. Es ist zu hoffen, dass wir Frauen mit all unserer Unterschiedlichkeit unzählige verschiedene Möglichkeiten für ein geistig gesundes Leben in der Welt entwickeln werden, wenn wir mehr Informationen und mehr Selbsterkenntnis und Klarheit gewonnen haben.

Wie Edmund Burke sagte: „Wer die Geschichte nicht kennt, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen.“

Wie wenig wissen wir über die Geschichte von uns Frauen auf diesem Planeten! Wie genau kennen wir die grausame chinesische Praxis, allen Frauen von Stand die Füße zu binden? Wie viel wissen wir über die indische Sitte, die Ehefrau eines Toten auf seinen Scheiterhaufen zu werfen? Wie viel wissen wir darüber und wie sehr kümmert es uns, dass die akzeptierte und systematische brutale Vergewaltigung und Folter von Frauen ein fester Bestandteil vergangener und gegenwärtiger Kriegsführung sind?

Begreifen wir das volle Ausmaß der Tatsache, dass unsere Großmütter, Ur- großmütter und Ururgroßmütter in den meisten Teilen der Welt per Gesetz 1. Haus und Hof nicht ohne ihre Ehemänner oder die Genehmigung dieser Ehemänner verlassen konnten; 2. keinen Besitz haben konnten – selbst ererbter Besitz ging bei Heirat an ihre Ehemänner über; 3. kein Recht auf ihre eigenen Kinder und auch kein Recht darüber hatten, was mit ihnen geschah und ihnen angetan wurde; 4. nicht wählen durften und im Grunde keine juristische und politische Macht oder ein Mitspracherecht hatten, bis sich die Feministinnen der ersten feministischen Phase organisierten?

Selbst Karl Marx sagte: „Jeder, der sich auch nur ein wenig mit Geschichte auskennt, weiß, dass große gesellschaftliche Veränderungen unmöglich sind, wenn sich nicht auch die Frauen erheben. Gesellschaftlicher Fortschritt kann exakt an der gesellschaftlichen Lage des schönen Geschlechts, einschließlich der Hässlichen (sic!) gemessen werden.“

Es ist ja so wahr – selbst Weisheit wird durch die Zwänge ihrer Zeit vergiftet! Ich empfehle also, dass wir alle Marilyn Frenchs vier Bücher lesen, damit wir informiert sind und uns erinnern. Damit wir nicht vergessen und nicht zulas- sen, dass wir unsere weibliche Geschichte durch das gegenwärtige Geschehen aus dem Gedächtnis verlieren. Warum das Rad neu erfinden, wenn ein so perfektesfür uns alle gefertigt worden ist?

Ich selbst wollte jedoch verstehen, worum es bei all diesen Entwicklungsphasen des Feminismus ging und wie und wann sie stattfanden. Also las ich wei- ter, erstaunt über die Tatsache, dass die Schriften von Feministinnen (Menschen wie du und ich) so langweilig und ermüdend sein konnten wie die der Männer, wenn sie auf männliche Weise und in männlicher Sprache geschrieben worden waren. Warum akzeptieren wir noch immer, dass wir, um anerkannt zu sein, in einer Form schreiben und analysieren, die für das vorherrschende weiße, männlich dominierte wissenschaftliche Paradigma akzeptabel ist (nämlich objektiv und akademisch)? (Ich betrat neulich eine wunderbare Buchhandlung in Auckland, Neuseeland, und wollte Bücher von einigen, auch neuer, Maori-Schriftstellerinnen und neuseeländischer Feministinnen kaufen. Ich war schockiert und traurig zu hören, dass die einzigen „feministischen“ Bücher, die veröffentlicht worden waren, akademische Studien über Frauen waren! Wie sehnte ich mich nach dem reichen Schatz feministischer Schriften, den wir Feministinnen der zweiten Phase in den 1960er, den 1970er und den 1980er Jahren besaßen!)

Ich las über die Feministinnen der ersten Phase. Ich habe sie immer bewundert. Meine Urgroßmutter war auf ihre eigene Weise eine solche Feministin. Wie unbeirrt ging sie ihren Weg als Medizinfrau, als Frau des späten viktorianischen Zeitalters, als Pionierin. (Sie bestand sogar darauf, dass ich mich wusch und weiße Handschuhe anzog, bevor wir uns draußen auf dem Land zum Kramerladen aufmachten – es war nicht leicht, sich innerhalb von Minuten von einem schmutzigen Wildfang in eine Lady zu verwandeln. Doch sie vermittelte mir in ihrer ruhigen Art, dass ich eine große Vielfalt an Möglichkeiten besaß und die Freiheit hatte, so viele wie möglich auszuprobieren.)

 

Ich habe die erste Phase des Feminismus nicht durchlebt. Als ich aufwuchs, habe ich nicht einmal davon gehört. Was diese Feministinnen taten, war besten- falls eine Fußnote wert und wurde in meinen Geschichtsbüchern nicht besonders hervorgehoben. Doch meine Mutter und meine Urgroßmutter setzten sich ein und kämpften empört für Menschen- und Bürgerrechte (und die Rechte von allen und jedem, auch für die Rechte von Tieren und der Natur), bevor diese Begriffe (soweit ich das weiß) überhaupt geprägt wurden.

Als ich Näheres über die „Feministinnen der ersten Stunde“ herausfand, er- kannte ich, dass ich ihnen dankbar sein musste für all die Vorteile, die ich als Mädchen und als Erwachsene in meinem Land hatte, denn ich stand sozusagen auf ihren Schultern. Erst später, als ich viel älter war, befasste ich mich mit den Einzelheiten der Belange, für die sie sich einsetzten (jene Frauen der nachviktorianischen Zeit! – toll!). Wie meine Mutter hatte ich das Recht auf Scheidung, auf den Besitz von Eigentum, ich war frei und ungebunden und konnte gehen, wohin und wann ich wollte. Mein Vater gab ihr nie „die Erlaubnis“ dazu. Sie und ich wurden in unserer Cherokee-Familie als gleichwertig behandelt. Jene Feministinnen der ersten Stunde hatten dafür gesorgt, dass ich hier in den USA jene Rechte unhinterfragt wahrnehmen konnte. Sie setzten sich für Rechte ein, doch ich bezweifle, ob sie bereit waren, sich gegen das System aufzulehnen.

Ich glaube, ich brauchte viele Jahre, um zu erkennen, dass die Rechte der Frauen in den USA erkämpft und erworben werden mussten – sie waren nicht, wie bei weißen Männern, durch die amerikanische Verfassung garantiert.

Als ich bei meinem ersten Besuch in Australien erfuhr, dass die australischen Ureinwohner erst in den 1960er Jahren als menschliche Wesen anerkannt wurden, war ich entsetzt. Doch hatte ich nicht wahrgenommen, dass Frauen erst nach dem Aufstand der ersten Feministinnen die vollen Menschenrechte zugesprochen wurden und dass dies in vielen Kulturen gängige Praxis ist, und oft immer noch die Realität in meinem eigenen Land, den Vereinigten Staaten von Amerika.

Jene erste Phase war also eine Flutwelle und wir werden viele weitere große Wellen brauchen, wenn wir als Menschheit irgendeine Chance haben...

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